Nordseeidylle und endloser Sandstrand

Nach dem selbst zubereiteten Frühstück, heute etwas üppiger mit Bacon, erfolgt unser Aufbruch nach Brielle. Diese kleine, etwas verschlafene Stadt, die sich als erste von der spanischen Herrschaft befreien konnte, ist historisch bedeutsam und wird als Wiege des niederländischen Freiheitskampfes bezeichnet.

Nach obenBrielle

Brielle, Sint Catharijnekerk

 

Brielle, Voorstraat

 

Brielle, oder auch Den Briel, wie die Stadt früher hieß, war eine der wichtigsten Städte in Holland und sehr gut befestigt. Die alte Befestigungs­anlage zählt heute zu den besterhaltenen in den Niederlanden und ist außerdem ein sogenanntes Reichsmonument, steht also unter Denkmalschutz.

Vom Parkplatz, an dem wir unser Mietauto abstellen, schlendern wir in Richtung St. Katherinenkirche, die als Keimzelle des Ortes gilt. Sint-Catherijnekerk war einst als größte Kirche des Landes geplant, wurde aber nie fertiggestellt. Für eine Besichtigung sind wir aber noch zu früh dran, denn alles ist fest verschlossen und beim Tor prangt ein Schild, das uns 10:30 als Öffnungszeit nennt.

Insgesamt scheint die Stadt hier erst später in die Gänge zu kommen, denn irgendwelche anderen Geschäfte haben auch noch zu bzw. bieten die wenigen, welche um diese für hier scheinbar nachtschlafene Zeit doch geöffnet haben, ihre Ware derart „konservativ” dar, dass Window Shopping auch keine Option für den Zeitvertreib ist.

Brielle, Sint Catharijnekerk
IconBrielle, Sint Catharijnekerk

 

Brielle, Sint Catharijnekerk
IconBrielle, Sint Catharijnekerk

 

Wir gehen also auf 2 Cappuccino und 1 Apfelkuchen in ein Café, das wir auf unserem Rundgang geöffnet finden. Sicherlich nicht die übelste Art, um die Zeit tot zu schlagen.

In der Kirche werden wir später freundlich empfangen und auf deutsch informiert. Der Eintritt beläuft sich auf €1,- pro Person inkl. Turm­besteigung. Dafür bekommt man ein A4 Blatt mit Erklärung der wesentlichen Schätze der Kirche – darunter das Grab des einzigen Gefallenen der Wassergeusen während des Befreiungskampfes von den Spaniern - und eben das Erklimmen des Turmes, von dessen oberster Plattform aus man einen guten Überblick über das Städtchen samt seinen Befestigungsanlagen hat.

Obwohl nicht übermäßig hoch dürften es durchaus einige Stufen sein, die man da rauf und runter klettert. Gut fürs Herzerl und für die Linie, besonders nach dem Apfelkuchen-Zeitvertreib.

Brielle, Seeleute Heim
IconBrielle, Seeleute Heim

 

Brielle, Seeleute Heim

 

Brielle, Seeleute Heim

 

Als wir vom Turm wieder unten sind, machen wir noch eine kleine Runde durch das Städtchen. Am Asylplein liegt das ehemalige Heim für alte und gebrechliche Seeleute, also eine Seemannsmission. In der großzügigen Grünanlage, die von den Gebäudeflügeln teilweise eingeschlossen und wunderhübsch mit Rosenbögen bepflanzt ist, steht mittig die Bronzestatue „Die Nymphe“. Sie symbolisiert eine Freiheitsstatue in Form einer aus dem Meer auftauchenden Nymphe und Brielles Motto am Sockel zu ihren Füßen: „Libertatis Primitiae” (Erstling der Freiheit).

Durch historische Straßenzüge mit Kopfsteinpflaster und hübschen Häusern zu beiden Seiten schlendern wir wieder retour zum Parkplatz.

Nach obenRenesse

Renesse, Strand
IconRenesse, Strand

 

Nun geht es weiter Richtung Zierikzee. Der geteilte Apfelkuchen ist schon eine Weile her, unsere Mägen melden sich, also wollen wir unterwegs etwas zu Mittag essen. Dabei verfahren wir uns aber. Wir stehen plötzlich vor einem Schlagbaum. Hier würde man uns zwar passieren lassen, erklärt uns auch, wo wir etwas essen könnten. Auf die Frage, ob es gut ist und empfohlen wird, schickt uns der junge Mann aber aufrichtig woanders hin smiley.

Wir landen schließlich in Renesse, einem Dorf, von dem Karin in irgendeiner unserer zahlreichen Reiseapps gelesen hat. Soll ein ehemaliges Nordseebad und jetziger Badeort sein, der besonders junge Leute und Individualisten anzieht.

Erst einmal fahren wir in Richtung Dünen, da wir eigentlich gerne casual mit Blick aufs Meer essen würden. Blick aufs Meer, Dünen und endlos lange Sandstrände mit kaum Menschen gibt es in Hülle und Fülle. Wir stapfen ein wenig in den Dünen umher, machen Fotos und genießen die frische Luft. Micro Peeling durch feinsten Sand, den einem der Wind ins Gesicht bläst, inklusive.

Renesse, Strand
IconRenesse, Strand

 

Auf einer Schleich-Einbahnstraße mit Fahrrädern und Hunden wagen wir uns im Schritttempo weiter. Da muss es doch irgendwo etwas zu essen geben. Wir finden ein Hotel in Strandnähe, das kann aber in Bezug auf Restaurant und Aussicht gar nix.

Na schön, dann also wieder auf den Hauptplatz. Wir finden einen erlaubten Parkplatz in einer Kurzparkzone und fallen in Lokal namens Vischmarkt (nein, das schreibt sich wirklich so) ein. 2 Bier, einmal Fisch-Tapas für eine Person zu zweit geteilt. Dauert zwar etwas, schmeckt aber gut. Und statt Meer gibt es eben Aussicht auf die Jakobuskirche.

Das Zahlen gestaltet sich dann doch sehr mühsam. Keine Kreditkarten, nur Bankomat oder bar. Die Kellnerin würde mit dem Kartenleser an den Tisch kommen, meint sie. Als uns das Warten zu dumm wird, gehen wir an den Tresen… nur, um dort weiter zu warten. Auch, dass wir nicht holländisch sprechen, wird geflissentlich ignoriert. Was wir gegessen oder wo wir gesessen haben, wurde in der Zeit vom Verlassen des Tisches bis die Dame dann am Tresen erschien, ebenfalls vergessen. Resümee: Essen gut, Wartezeit geht gerade noch, Service schrammt knapp an Katastrophe vorbei.

Auf geht’s jetzt weiter nach Zierikzee!

Nach obenZierikzee

Zierikzee, Sint Lievensmonstertoren
IconZierikzee, Sint Lievensmonstertoren

 

Zierikzee, Havenpark
IconZierikzee, Havenpark

 

Bei der Hafenstadt mit reicher Geschichte handelt es sich wirklich um ein hübsches und äußerst gepflegtes Städtchen. Am Parkplatz ist der Parkometer kaputt, daher ist das Parken hier derzeit kostenfrei. Sehr freundlich!

Am Hauptplatz lassen wir uns im Gastgarten des Restaurants De Beuze auf 2 Cappuccino nieder und verschaffen uns erst mal mit Hilfe der wieder­gefundenen App Triposo einen Überblick. Hier gibt es so viele schöne, alte Häuser rundherum.

Wir beginnen mit der Gasthuiskerk, deutsch Hospitalskirche, einer spätgotisch reformierten Pfarrkirche, die ursprünglich eine Kapelle aus dem 15. Jahrhundert war. Bemerkenswert ist von außen eine Galerie oberhalb der Börse, die 1651 zur Vergrößerung an der Südseite zum Havenplein hin angebracht wurde.

Vorbei am Notarishuis, geht es zum ´s-Gravensteen, dem ehemaligen Amtsgebäude der Grafen von Holland, in dem unter anderem auch Gericht gehalten wurde. Das erste Stockwerk diente sogar eine Zeit lang als Gefängnis.

Zierikzee, Havenpark
Statue Jon Baster

 

Zierikzee, alter Hafen

 

Die Statue des Botanikers Job Baster, der sein gesamtes Leben dem Studium der Medizin und Naturkunde widmete, steht in einen Fischteich, aus dem die Fischlein zu dem Wissenschaftler aufblicken.

Bis zum Alten Hafen mit Blick auf das Zuidhavenpoort und die Zugbrücke schlendern wir und dann wieder retour durch das gepflegte Grün des Havenpark.

Da wir an einer Apotheke vorbei kommen, besuchen wir diese, um Alexanders Tablettenvorrat gegen seinen Heuschnupfen aufzustocken. Ohne langes Herumfackeln bekommen wir das Gewünschte und sind beruhigt. Wirklich sehr freundlich und hilfsbereit ist man hier!

Das Stadhuis, also das Rathaus von Zierikzee, hat einen hohen, achteckigen Turm mit einer zwiebelförmigen Spitze. In ihm befindet sich das älteste noch spielende Glockenspiel der Niederlande und seit einigen Jahren nun auch das Museum über Geschichte der Stadt und des Umlandes.

Zierikzee, Meelstraat
IconZierikzee, Meelstraat
Turm Stadhuismuseum

 

Zierikzee, Nobelpoort
IconZierikzee, Nobelpoort

 

Zierikzee, Platz Plein Montmaertre
IconZierikzee, Platz Plein Montmaertre

 

Zufällig kommen wir an einem etwas versteckten, kleinen Platz mit Frosch­brunnen, bunter Wand­malerei und kleinen Geschäften und Lokalen vorbei. Der Platz nennt sich Plein Montmaertre und es soll hier immer wieder Märkte und künstlerische Veran­staltungen geben.

Zwar erinnert der Name an den Montmartre in Paris und auch das künstler­ische Flair passt voll und ganz dazu, tatsächlich geht der Name aber auf das holländische Wort „maer” zurück, das Fleisch­abfall bedeutet. Mehr zum Platz und der dahinter­stehenden Stiftung kannst Du auch auf dieser Website nachlesen.

Zierikzee, Havenpark
IconZierikzee, Havenpark

 

Zierikzee, Havenpark

 

Weiter führt uns der Weg vorbei an der Windmühle „De Hoop”, die 1850 bzw. 1875 errichtet wurde. Eine schlanke Steinmühle, in der Getreide gemahlen wurde und welche die umliegenden Häuser hier am Rande der Innenstadt überragt.

Sie liegt an der Lange Nobelstraat, die wir nun entlang schlendern, bis wir beim Nobelpoort ankommen. Das Nobel-Tor, so der deutsche Name, ist eines von drei noch erhaltenen Stadttoren von Zierikzee und stammt aus der Mitte des 14. Jahrhunderts.

Zierikzee, Nobelpoort
IconZierikzee, Nobelpoort

 

Zierikzee, Havenpark
IconZierikzee, Havenpark

 

Zierikzee, Mol

 

Was daran so nobel ist, also woher genau der Name kommt, weiß man nicht so genau. Es gibt eine Legende, nach der zwei Schwestern mit dem Familiennamen Nobel über den Bau der Türme gestritten haben sollen. Infolge des Zwists hat der rechte Turm dann auch mehr Facetten bekommen und steht leicht schief.

Tatsächlich, so geht aus österreichisch-burgundischen Berichten hervor, gab es einen Grundbesitzer namens Pieter Nobel Jacobsz. und einen Symon Pieter Nobelsz., der dort in den 1930er und 1940er lebte.

Zierikzee, Havenpark
IconZierikzee, Havenpark
weiße Gans

 

Wo auch immer der Name herkommen mag, das Nobel-Tor sieht jedenfalls mit seinen 2 Türmen wie ein kleines Schloss aus. Ursprünglich war auch noch eine Zugbrücke vor dem Tor, das noch bis 1866 allabendlich geschlossen wurde. Sehr hübsch!

Unseren kleinen Spaziergang führen wir am Wasser entlang fort und landen schlussendlich wieder retour am Parkplatz beim Monstertoren. Was sich übrigens so monströs anhört ist nur eine sprachliche Ableitung von Münster. Obwohl, Monster als Parkwächter wären sicher auch nichts Schlechtes.

Durch die malerische Deich-Landschaft fahren wir gemächlich zurück nach Rotterdam. Als wir oben in unserem Apartment ankommen, erleben wir eine erfreuliche Überraschung: Wow, Zimmermädchen war da!

Nach obenRotterdam bei Nacht

Rotterdam, Witte Huis
IconRotterdam, Witte Huis

 

Rotterdam, Alter Hafen (Oudehaven)
IconRotterdam, Alter Hafen (Oudehaven)
Kubushaus

 

Rotterdam, Erasmusbrücke (Erasmusbrug)
IconRotterdam, Erasmusbrücke (Erasmusbrug)

 

Das Apartment wurde gereinigt. Nicht, dass es schmutzig oder un­ordent­lich gewesen wäre, aber das Bett ist neu be­zogen, es gibt frische Hand­tücher, der Kaffee ist aufgestockt, ebenso die Tabs für den Geschirr­spüler etc. Super Service, wir sind be­geistert.

Für den Einkauf von Eiern und Milch für unser morgiges Frühstück gehen wir zu Albert Hijn vis-a-vis. Heute Abend steht noch etwas Abendessen auf dem Programm - dazu gehen wir in das moderne Asia-Restaurant Umami, welches uns gestern aufgefallen ist - und danach Ausrücken mit Stativ für Nachtfotos.

Morgen und übermorgen sind dann für Rotterdam selbst vorgesehen. Mal sehen, wohin uns treibt. Bis morgen!

zu den FAQs und den Kommentaren
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