Lima

Inti Raymi, Blick von unserem Balkon in Richtung Meer

 

Inti Raymi, Haupthaus

 

Somewhere over the Rainbow singt Izzy und kündet damit vom neuen Tag. Die Nacht haben wir zwar der Zeitverschiebung entsprechend, aber doch gut verbracht. Meist haben wir gedöst, manchmal auch richtig geschlafen und nur eine Bio-Pause pro Person sowie die hohen Wellen, die am nahen Strand aufklatschen, haben die Ruhe unterbrochen.

Duschen und Anziehen geht mangels Auswahl an Garderobe sehr schnell. Im Bad amüsieren wir uns noch ein wenig über die kleinen Wasserfontainen, die aus dem mit buntem Leukoplast zusammen gehaltenen Brausekopf kreuz und quer heraus spritzen. Hellbrunn á la Peruana!

Das Frühstück, das wieder im Speisesaal serviert wird, ist ausgezeichnet. Wir bekommen Tee oder Kaffee, weiches Ei, Käse, Wurst, frische „Staubsemmerln”, Marmelade aus Physalis und noch eine weitere aus Holler ähnlichen Beeren. Außerdem gibt's noch frisch gepressten Papaya-Saft. Obwohl die Auswahl sehr kontinental ist, versichert uns Linda, dass es sich hierbei um ein typisch peruanisches Frühstück handelt. Egal, uns schmeckt's und wir langen alle tüchtig zu.

Für den heutigen Tag steht eine Besichtigung von Perus Hauptstadt Lima auf dem Programm und wir klettern bald gestärkt und erwartungsfroh in den Bus, der uns abholen kommt. Der bereits gestern gewonnene Eindruck, dass die in Lima vorherrschenden Farben zumindest jetzt im Winter Nebelgrau und Wüstenbraun sind, bestätigt sich auch bei Tageslicht.

Nach obenVon Lurin nach Lima

Bebauten Sanddünen, Pueblos Jovenes ('Junge Dörfer')
IconBebauten Sanddünen, Pueblos Jovenes ('Junge Dörfer')

 

Auf unserer Fahrt von Lurin, das ein Vorort von Lima ist, in Richtung Stadtzentrum, kommen wir an sogenannten Pueblos Jovenes oder jungen Dörfern vorbei. Was idyllisch klingt ist trauriges Zeugnis der peruanischen Landflucht. Arme Leute, meist handelt es sich um andinische Bauern, verlassen ihren kargen Lebensraum und hoffen in der Metropole Perus auf Chancen und eine glücklichere Zukunft.

Sie landen dann in einem dieser Viertel, wo das Vorhandensein einer gemauerten Wand schon fast einen Palast bedeutet, kein Wasseranschluss und oft auch kein Strom vorhanden sind. Die Anwohner verdingen sich als Hilfsarbeiter am Bau oder auf Märkten oder sie sammeln Altstoffe.

Dass jemand so ein Armenviertel wieder verlässt oder gar einen sozialen Aufstieg macht, kommt so gut wie nicht vor. Weiss man das, wird man beim Anblick der bunten Wellblechhütten eher traurig, als dass einen die leuchtenden Farben im Wüstengrau gefallen.

Nach obenMuseo Manos Peruanas

Museo Manos Peruanas
IconMuseo Manos Peruanas

 

Museo Manos Peruanas
IconMuseo Manos Peruanas

 

Museo Manos Peruanas

 

Unsere erste Anlaufstelle in Lima ist das Museo Manos Peruanas, ein Museum der Inti-Gruppe, in welchem die schönsten Kunsthandwerksstücke der letzten Jahre gesammelt und ausgestellt sind. Wie der Name schon vermuten lässt, wurde alles von Hand gefertigt.

Wir streunen durch das einstöckige Gebäude und betrachten die ausgestellten Gegenstände. Viel „Heiliges” ist unter den Exponaten, jedoch durchaus in naivem Stil. Hauptsächlich sind es Arbeiten in Keramik, bei denen Erdfarben dominieren. Aber auch schöne Webteppiche oder bunte Holzschnitzereien gibt es zu sehen.

Besonders auffallend sind die Retablos, kleinere oder auch etwas größere Kästchen, hinter deren Türen historische, christliche oder alltägliche Szenen dargestellt sind, welche für die indigene Bevölkerung von Bedeutung sind. Retablos sind typisch für mittel- und lateinamerikanische Kulturen, gehen aber wahrscheinlich auf die tragbaren Altäre spanischer Kreuzritter zurück.

Manche der Retablos sind für uns besonders makaber, da die Darsteller der oft fröhlichen und lebendigen Szenen allesamt Skelette sind.

Nach rund einer halben Stunde kommt Nellida, unsere Reiseführerin hier in Lima. Sie ist eine kleine Limena, die Deutsch am Goethe-Institut gelernt hat und es ausgezeichnet spricht. Während wir in unserem Bus zum „Park der Liebenden” fahren, erzählt Nellida ein wenig über die Stadt.

Museo Manos Peruanas
IconMuseo Manos Peruanas

 

Museo Manos Peruanas, Knotenschnur Quipu
IconMuseo Manos Peruanas, Knotenschnur Quipu

 

Museo Manos Peruanas

 

Schon bevor die Spanier hierher kamen war Lima eines der am dichtesten besiedelten Gebiete an der peruanischen Küste. 1535 gründete Pizarro am Südufer des Flusses Rimaq die Stadt der Könige, Ciudad de los Reyes. Für seine Standortwahl waren strategische Gründe ausschlaggebend.

Der Name Lima geht wahrscheinlich ebenfalls auf den Fluss Rimaq zurück, den wir heute nur als kleines Rinnsal zu sehen bekommen. Das Wort entstammt der Sprache der Qechua und war den Spaniern wohl zu schwer auszusprechen, sodass es zur Verstümmelung Lima kam.

Waren zu Beginn nur eine Handvoll Eroberer die Einwohner der Stadt, so wurde sie schon 1542 zur Hauptstadt des Vizekönigreiches Peru mit prachtvollen Kolonialbauten, zu deren Errichtung Indios in Sklavenarbeit vergattert wurden. 1551 wurde mit San Marcos in einem Dominikanerkloster die erste Universität des südamerikanischen Kontinents gegründet.

Bis Ende des 17. Jahrhundert bleibt Lima dann in jeder Hinsicht Zentrum der kolonialen Staaten in Südamerika und wird von den Inka mit Edelmetallen versorgt, welche diese als Lösegeld an ihre Eroberer abliefern. Das bringt nicht nur die Stadt zum Erblühen sondern lockt auch schillernde Persönlichkeiten zweifelhaften Rufes wie den englischen Weltumsegler, Vizeadmiral und „Piraten Ihrer Majestät” Sir Francis Drake.

Museo Manos Peruanas
IconMuseo Manos Peruanas

 

Museo Manos Peruanas, Figurengruppe am Balkon

 

Erst 1820 kann eine Rebellenarmee unter der Führung von Jose de San Martin die immer noch herrschenden Spanier besiegen und verhilft Peru im Jahr darauf zum Status einer unabhängigen Republik mit Lima als Hauptstadt. Auf die Bedeutung von San Martin werden wir wenig später nochmals aufmerksam gemacht werden.

Trotz verschiedener Unruhen und widriger Situationen - bspw. der Salpeterkrieg Ende des 19. Jahrhunderts, der Terror des „Leuchtenden Pfades” (Sendero Luminoso) in den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhundert und die der Landflucht - wächst und wächst Lima. Heute hat die Stadt an die 10 Millionen Einwohner und ist unbestritten eine Metropole.

Vordringlichste Probleme der Stadtverwaltung sind die Schaffung von Infrastruktur und öffentlichen Verkehrsmittel, Verringerung der Luftverschmutzung sowie die Müllbeseitigung.

Nach obenPark der Liebenden & Huaca Pucllana

Park der Liebenden
IconPark der Liebenden

 

Park der Liebenden
IconPark der Liebenden

 

Als wir im Park der Liebenden ankommen, bemerken wir eine deutliche Änderung zum Grau-braun, welches Lima bisher für uns optisch geprägt hat. Hier gibt es Rasen, ein paar Palmen und eine alles dominierende moderne Skulptur eines sich innig küssenden Paares. Eingefasst ist der Park von einer gewellten Mauer mit Trencadis-Mosaik, sodass man sich sofort an Gaudis Parque Güell in Barcelona erinnert.

Hübsch sind die Ausblicke auf den Pazifik, die es da und dort über und auch durch die Mauer gibt. Auch das Gourmetrestaurant „La Rosa Nautica”, welches in einem Pavillion auf Stelzen am Ende eines langen Piers im Wasser steht, können wir von hier aus gut sehen. Natürlich sind Meeresfrüchte und frischer Fisch die Spezialitäten des Hauses.

Unter der Skulptur sind große Tafeln, auf denen herzergreifende Sprüche ähnlich wie „Liebe ist das Licht des Lebens” zu lesen sind. Wen wundert's da, dass der Park beliebte Fotokulisse für frisch vermählte Paare ist.

Nicht nur weil es hier so schön grün ist laufen wir herum und fotografieren ausgiebig, sondern auch, weil uns das Beine vertreten sehr gefällt und die Meeresbrise äußerst erfrischend ist.

Park der Liebenden
IconPark der Liebenden

 

Park der Liebenden

 

Park der Liebenden

 

Doch Nellida sammelt uns schließlich alle wieder ein und wir fahren weiter zum nächsten Punkt unserer Stadtbesichtigung, dem Huaca Pucllana.

Eine Huaca konnte im alten Peru entweder ein Fluss, ein Baum oder auch ein Berg sein, dem magische Kräfte zugeschrieben wurden. Diese Zauberkräfte hatte der Ort inne, weil in bzw. an ihm eine Gottheit oder ein Ahne wohnte. Man muss bedenken, dass Animismus die vorherrschende Religion der indigenen Bevölkerung war (und teilweise immer noch ist) und die umgebende Natur als belebt und heilig angesehen wurde. Es gibt Bestrebungen, Huacas auch in den Städten zu konservieren, sodass solche Orte mitten im urbanen Trubel ausgespart werden.

Die Huaca Pucllana umfasst ein 5 Hektar großes Gelände, auf dem die Reste eines aus kleinen Adobe-Ziegeln erbauten Prä-Inka Tempel stehen. Hier dürfte einst ein Zentrum der Lima Kultur gewesen sein, von dem aus Priester die Täler Chancay, Chillón, Rímac und Lurín steuerten.

Der Komplex besteht aus 2 Zonen: einer 23m hohen Pyramide, die für kultische Zwecke erbaut wurde und einem urbanen Gebiet, wo heute noch Rampen, Lagerräume und Terrassen zu sehen sind.

Huaca Pucllana oder Huaca Juliana in Miraflores

 

Huaca Pucllana oder Huaca Juliana in Miraflores

 

Leider ist das Museum und somit das gesamte Gelände sonntags geschlossen, sodass wir nur einige wenige Fotos durch die Gitterstäbe des Zaunes machen können.

Auf unserem weiteren Weg durchqueren wir Botschaftsviertel und das Wohnviertel San Isidro, welches Lima von seiner exklusiveren Seite präsentiert. Häuser aller Stilrichtungen, vom schweizer Chalet bis zur Villa im Tudor-Style, lugen hinter hohen Mauer oder dichten Hecken hervor.

Dazwischen gibt es Olivenhaine, wo teils hundert Jahre alte Bäume von knorrigem Wuchs stehen. Oliven wurden einst von den Spaniern nach Lima gebracht und gedeihen wegen ihrer Genügsamkeit recht gut hier.

Nach obenPlaza San Martin

Plaza San Martin, Mann am Fahrrad samt peruanischen Nackthund
IconPlaza San Martin, Mann am Fahrrad samt peruanischen Nackthund

 

Plaza San Martin

 

Plaza San Martin, Reiterstandbild General Jose de San Martin

 

An der Plaza San Martin halten wir erneut und steigen aus. Von hier geht eine Einkaufstraße weg, in welcher verschiedene Wechselstuben zu finden sind. Begleitet von Nellida gehen die meisten unserer Gruppe, darunter auch Alexander, erst einmal einen Teil der mitgebrachten US$ in peruanische Soles tauschen. Als dies erledigt ist, widmen wir uns gemeinsam dem Platz.

Benannt ist die Plaza nach Jose de San Martin, der Peru 1820 aus der spanischen Herrschaft befreite. Sein Reiterdenkmal schmückt die Mitte des Platzes und ist links und rechts von ein wenig Grün flankiert.

Gut gefallen haben uns die Straßenlaternen vor dem Teatro Colon gleich ums Eck sowie das Leben am und um den Platz. So sehen wir beispielsweise einen Mann auf einem Fahrrad, der einen ziemlich hässlichen Hund mit grüner Sonnenbrille auf der Stange stehend chauffiert. Sehr witzig!

Zu Hause erfahren wir dann, dass es sich bei dem wenig ansprechenden Haustier um einen peruanischen Nackthund (gibt's wirklich!) handelt. Diese auch unter dem Namen Viringo bekannte Hunderasse entstand vermuteter Weise bereits vor rund 2000 Jahren und gilt als nationales Kulturgut in Peru. Wir möchten trotzdem keinen als „besten Freund”.

Nach obenRund um die Plaza de Armas

Plaza de Armas
IconPlaza de Armas

 

Plaza de Armas
IconPlaza de Armas

 

Plaza de Armas
IconPlaza de Armas

 

An der Plaza de Armas oder auch Plaza Mayor klettern wir erneut aus dem Bus und sehen uns um. Hübsch ist es hier! Ein Springbrunnen plätschert fröhlich in der Mitte, rund herum gibt es ein paar Palmen und viele schöne Gebäude.

Allen voran sei der Erzbischöfliche Palast mit barocken Elementen und geschnitzten Balkonen aus Zedernholz genannt. Der Bau ist eine beinahe originalgetreue Rekonstruktion aus dem Jahr 1924. Er schließt gleich an die Kathedrale an, in welche wir nun hineingehen.

Es ist gerade Messe, sodass wir nur im Seitenschiff leise und langsam entlang gehen. Ein schönes Chorgestühl aus dem 17. Jahrhundert gibt es zu sehen und die angebliche Mumie Pizarros kann man auch bewundern.

Ansonsten ist das Gotteshaus, das seit 1555 auf diesem Platz steht, sein heutiges Aussehen aber erst nach dem schweren Erdbeben 1746 erhalten hat, zwar groß, aber nicht von herausragender Schönheit oder Besonderheit. Langsam und leise entfernen wir uns also bald wieder.

Wir erkunden noch ein wenig die Plaza Mayor und schlendern dann durch die Fußgängerzone entlang des Jiron de la Union bis zum Puente del Piedra. So bekommen wir ein bisschen etwas vom sonntäglichen Straßenleben der peruanischen Metropole mit und sehen auch noch das eine oder andere Bemerkenswerte.

Kathedrale von Lima
IconKathedrale von Lima

 

Kathedrale von Lima
so volle Gotteshäuser sieht man bei uns sehr selten

 

Kathedrale von Lima
IconKathedrale von Lima

 

Neben Menschen, von deren lebendigen Gesichtern wir fasziniert sind, gehört auch die Zentralpost dazu. Das Gebäude in rosa mit weißer Stuckverzierung hat in der Mitte einen breiten Gang, der mit schön geschwungenen Eisengittern überdacht ist. Händler bieten hier Postkarten aber auch Landkarten, Filme und Stofftiere feil.

Der Puente del Piedra ist Limas älteste Brücke und überquert den Fluss Rimac. Auch hier ist er momentan nur ein kaum sichtbares Rinnsal, in der Regenzeit aber soll er zu einem mächtigen Strom anschwellen. Etwas befremdlich sind die schwer bewaffneten Polizisten, die hier auf der Brücke auf und ab patroullieren.

Nach einem Blick auf die mit bunten Häusern bebauten Sanddünen am jenseitigen Ufer des Rimac, kehren wir wieder zurück auf die Plaza Mayor, um rechtzeitig kurz vor 12 Uhr zum Wachwechsel beim Regierungspalast zu sein. Der findet denn auch wie jeden Mittag statt, allerdings leider hinter einem Zaun mit dicken Gitterstäben, sodass die Sicht recht eingeschränkt ist.

Central Post Office
IconCentral Post Office

 

Plaza de Armas, Wachablöse
IconPlaza de Armas, Wachablöse

 

Kathedrale von Lima

 

Dank Alexanders ordentlichem Tele gelingen ihm trotzdem ein paar nette Aufnahmen. Karin schaut sich währenddessen die Leute an, die nun den Platz bevölkern und findet das auch sehr interessant.

Nach dem Spektakel vor dem Regierungspalast, das rund ¼ Stunde dauert, wird nun sowohl der mittäglichen Stunde als auch dem leiblichen Wohl Rechnung getragen - wir gehen essen. Nellida empfiehlt ein alteingesessenes Lokal in der Innenstadt, das für seine Schinkensandwiches berühmt ist. Ein leichtes Mittagessen, das auch unsere zeitverschobenen Mägen gut vertragen werden.

Wenige Schritte später betreten wir die Bar El Cordano, die schon seit 1905 Speisen und Getränke an mehr oder weniger illustre Limenos sowie Touristen verkauft. Das Innere ist das einer klassischen Bar mit viel Holz und braun gefließtem Boden. Nellidas Empfehlung folgend bestellen wir Sandwich mit Schinken, den es in salziger oder süßer Ausführung gibt. Dazu Getränke wie Bier, Wasser und Cola.

Bar el Cordano

 

Bar el Cordano
IconBar el Cordano

 

Jr de la Union
IconJr de la Union

 

Die Sandwiches werden frisch an der Bar zubereitet. In ein etwas größeres und etwas weicheres Langsemmerl werden Scheiben vom eingespannten Beinschinken gehobelt. Die süße Fleischvariante scheint noch mit einer Honigkruste versehen zu sein. Schmeckt gut und saftig, nur stellenweise ein kleines bisschen zu fett - aber das kann man ja übrig lassen.

Am Nachbartisch trinken Annelore und Hartmut ein giftig aussehendes Getränk in grellgelb. Ob wir kosten wollen? Na klar, bitte! Schmeckt wie flüssiges Gummibärli - was ist denn das? Inca Kola, die peruanische Konkurrenz zu Coca Cola, die sich noch dazu sehr hartnäckig hält.

Hauptbestandteil und auch für den süßlich-zitronigen Geschmack verantwortlich ist Hierba Louisa, der Zitronenstrauch. Daher auch die quietschgelbe Farbe, damit man weiß, was einen erwartet. Die Lindley Corp., Erfinder und Vertreiber von Inca Kola, füllt in Peru auch Coca Cola ab, aber die Peruaner mögen lieber ihre lokale Version. Hm, wir eher nicht so sehr .

Nach obenConvento San Franciso

Franziskanerkloster, Innenhof
IconFranziskanerkloster, Innenhof

 

Franziskanerkloster
IconFranziskanerkloster

 

Gestärkt geht es bald weiter zum nahe gelegenen Convento San Franciso, den wir uns ansehen wollen. Kloster und Kirche stammen aus dem 16. Jahrhundert, wurden aber nach einem Erdbeben 1657 bis 1687 im Barockstil neu errichtet und zählen zu den schönsten kolonialen Gebäuden in Lima.

Links von der Hauptfassade der Kirche treten wir durch einen Eingang und befinden uns in einer anderen Welt. Von einem Kreuzgang umrahmt liegt ein stiller Klostergarten im Sonnenschein vor uns. Ein Brunnen blätschert und der Duft von Engelstrompeten zieht sacht an uns vorüber.

Die Wände des Kreuzganges sind mit schönen Azulejos geschmückt, die allesamt eine Besonderheit aufweisen: das Datum 1620 und der Name La Cartuja sind auf ihnen zu lesen. Die meisten der schönen Fliesen wurden also im Jahr 1620 in der Keramikmanufaktur La Cartuja in Sevilla hergestellt und haben einen weiten und damals auch gefährlichen Transportweg hinter sich.

Kein Wunder also, dass man heute mit allen Mitteln trachtet, diese Kleinodien zu restaurieren oder zu erhalten und uns Touristen das Fotografieren hier nur an ganz wenigen Stellen gestattet ist.

Im Stiegenhaus macht uns Nellida auf den hier vorherrschenden Mudejar-Stil aufmerksam. Auch das ist spanisches Erbe, denn diese Kunstform, welche orientalisches Dekor mit Elementen aus Gotik und Renaissance kombiniert, nahm im 13. Jahrhundert bei den Morisken Südspaniens ihren Anfang.

Franziskanerkloster, Bibliothek
IconFranziskanerkloster, Bibliothek

 

Franziskanerkloster, Arkaden
IconFranziskanerkloster, Arkaden

 

Franziskanerkloster, Knochen

 

Unter der Decke, die einen Sternenhimmel symbolisiert, steigen wir die Treppen zur Bibliothek hinauf. Diese ist wahrlich prachtvoll! In Regalen, die bis an die Decke reichen, sind alte Bücher in teilweise reich verzierten Einbänden zu sehen und in den hinteren Ecken des Raumes führen zwei hölzerne Wendeltreppen dicht unter den Plafond.

Im 17. Jahrhundert, als die Bibliothek angelegt wurde, galt sie als eine der modernsten und umfangreichsten ganz Südamerikas.

Heute darf man dieses Glanzstück des Klosters leider nicht mehr betreten und so müssen wir uns mit einem Blick auf die beiden Folianten, welche ganz nahe bei der Brüstung ausgestellt sind, begnügen.

Ein weiteres Highlight des Conventos finden wir in den Tiefen des Gebäudekomplexes. Es handelt sich um die Katakomben des Klosters, die zur makaberen Touristenattraktion mutiert sind. Was in den ersten Jahrhunderten Limas Hauptfriedhof und letzte Ruhestätte für etwa 70.000 Tote war, wird heute von Besucherströmen frequentiert, bestaunt und mehr oder weniger respektvoll abgelichtet.

vor dem Franziskanerkloster
Iconvor dem Franziskanerkloster

 

vor dem Franziskanerkloster

 

Damit es auch schöne Motive fürs Erinnerungsfoto gibt, wurden einige der Gruben geöffnet und man sieht die säuberlich übereinander gestapelten Haufen aus Schädeln oder Oberschenkelknochen in sonnengleichen Mustern angeordnet.

Auch uns drängt es nun wieder an die Sonne und wir verlassen das Kloster, um noch einen Blick in die daneben gelegene Kirche zu werfen. Selbige ist leider bumm-fest zu und so können wir nur das Portal betrachten. Tauben gibt es hier en mass und das Säubern der Fassade käme beinahe schon Guano-Abbau gleich, mit dem Unterschied, dass diese Schei* hier dem Boden wohl eher weniger zur Fruchtbarkeit gereichen würde.

Zu allem Überfluss werden die Tiere auch noch mit käuflich erwerbbaren Körndelmischungen angelockt und gefüttert. Venedig in Ehren, aber man muss ja nicht jede Unsitte von prosperierenden Touristenhochburgen übernehmen!

Nach obenGoldmuseum - Museo de Oro del Peru

Gold Museum, Museo de Oro del Peru

 

Kreuzung, Zeitungsverkäuferin
IconKreuzung, Zeitungsverkäuferin

 

Ein paar Gassen von San Francisco entfernt klettern wir wieder in unseren Bus, der uns nun zum letzten Programmpunkt unseres heutigen Limabesuches bringt - zum Goldmuseum. Der Name erinnert schwer an die „Goldtempel” in Theben, wie die touristischen Schmuckgeschäfte dort gerne genannt werden und erzeugt erst einmal lange Gesichter. Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine Sammlung verschiedener Funde andiner Hochkulturen.

Diese reichen von goldenen Ornamenten aus prä-inka Zeiten, über Grabbeigaben und Schmuck, bis hin zu Textilien und Gegenständen des täglichen Gebrauchs. Viele der Ausstellungsstücke stammen aus zweifelhaften Quellen und sind daher leider ohne historische Zuordnung, interessant ist das Museum jedoch allemal.

Nellida lässt uns hier relativ viel Freiraum, was uns einerseits erlaubt, alles in unserem eigenen Tempo anzusehen, andererseits wären ein paar Erklärungen zu der Fülle an Dargebotenem auch ganz nett.

Im Anschluss an die Ausstellungsräumlichkeiten gibt es noch Souvenirshops, für deren Besuch wir ebenfalls reichlich Zeit zur Verfügung haben. Obwohl die Teddys und Decken aus Alpakafell ultraseidig und eine große Versuchung für Karin sind, erstehen wir nichts außer Cashewkerne und Kaffeebohnen in dunkler Schokolade. Es ist doch erst der Beginn unserer Reise und wenn wir uns jetzt schon das Gepäck vollstopfen, müssen wir das alles auf dem weiteren Weg mitschleppen!

Inti Raymi

 

Inti Raymi

 

Wir verabschieden uns mit einem Trinkgeld als Dankeschön von Nellida und unser Bus bringt uns wieder zurück nach Lurin. Gegen 16 Uhr kommen wir im Inti Raymi Guesthouse an und verbringen den restlichen Nachmittag mit Bier trinken, plaudern und Warten auf das Abendessen und auf unser Gepäck.

Ersteres trifft um 18:30 Uhr ein und ist heute frisch gefangener Fisch, zweiteres nicht.

Wir telefonieren mit Linda ob sie etwas über den Verbleib unserer Reisetaschen weiß. Nein, aber es sei noch viel zu früh. Das Gepäck kommt mit 80%iger Sicherheit aber nicht vor 21, 22, 23 Uhr. Ahja, danke ... und um 05:30 Uhr geht's morgen ab in den Amazonas. Wir werden langsam nervös.

Um 20:45 Uhr erfahren wir, das unser Zeugs zwischen 21 und 22 Uhr in Lima sein soll und anschließend von einem privaten Taxi hierher nach Lurin gebracht wird. Unser Hoffnungspegel steigt auf 90%. Wir sitzen schon ohne Unterwäsche und Socken (aber selbstverständlich mit Überbekleidung) bei Tisch, damit unsere spärliche Garderobe gewaschen werden kann.

Inti Raymi
IconInti Raymi

 

Inti Raymi
IconInti Raymi

 

Die Verwendung eines zum Verkauf im Wohnzimmer aufliegenden Alpaka-Stirnbandes als Unterwäschenersatz für Karin mutiert zum running Gag des Abends.

Nach 2 Pisco Sour ist die Stimmung in der Gruppe schon recht gehoben und wir amüsieren uns abwechselnd über den Ausdruck „sexuell motivierte Grenzüberschreitung” sowie Missverständnisse über die empfohlene Mitnahme von wasserfesten Socken und langer Skiunterwäsche in den Amazonas.

Nach der besonderen Ehre des gemeinsamen Vernichtens von Mathias Restvodkabestandes, gehen unsere Mitreisenden schlafen, während wir beide es uns auf der Terrasse gemütlich machen, um auf unsere Reisetaschen zu warten.

Im Verlaufe des weiteren Abends durchleben wir ein Wechselbad der Gefühle, was unser Gepäck anbelangt: Zuerst heißt es, die Koffer kommen zwischen 21:00 und 22:00 ins Museo und dann mit dem Taxi zu uns nach Lurin. Als wir um 22:30 noch immer keine Neuigkeiten hören und auch niemand unsere Reisetaschen gebracht hat, sinkt der Hoffnungspegel wieder. Schließlich erklärt uns Linda am Telefon, das Gepäck sei nun doch nicht ins Museo gebracht worden und käme wohl erst morgen.

Wir sind entnervt! Es bleibt uns nur ins Bett zu gehen und auf den nächsten Tag zu hoffen - gute Nacht.

zu den FAQs und den Kommentaren
Auf der letzten Seite dieses Reiseberichtes findest Du die Fragen unserer Besucher:innen, welche uns im Laufe der Zeit erreichten und hast selbst die Möglichkeit einen Kommentar zu diesem Reisebericht zu hinterlassen.
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