Das Geheimnis der Knochen

korinthischer Tempel
Iconkorinthischer Tempel

 

Gut haben wir geschlafen im ehemaligen Kloster. Nach dem Frühstück - wird sind wieder einmal die Ersten - treibt es uns hinaus in die Stadt. Gleich außerhalb unseres Hotels befindet sich der Templo Romano bzw. das, was von ihm heute noch übrig ist. Er wurde im 2. Jahrhundert als korinthischer Tempel erbaut und vermutlich der Göttin Diana geweiht.

Unser Weg führt uns bald weiter in Richtung Stadtzentrum von Evora - dem Praca do Giraldo. Die Straßen und Wege sind noch recht verlassen. Hie und da begegnen wir Einheimischen, welche noch etwas schlaftrunken am Weg zu ihren Geschäften sind. Ja, hier beginnt das Leben etwas später.

Nach obenSe - die Kathedrale von Evora

im Inneren

 

am Dach der Kathedrale
Iconam Dach der Kathedrale

 

Schon von außen wirkt die Kathedrale imposant und macht uns Lust aufs Eintreten. Da derzeit auch noch kaum andere Besucher zu sehen sind, beginnen wir hier unsere Stadtbesichtigung. Rasch erwerben wir Eintrittskarten für Innenraum, Turm und Kreuzgang und schon kann es losgehen.

Als erstes führt uns der vorgezeichnete Besichtigungsweg in den Hochchor. Er ist ganz aus dunkler Eiche und über und über verziert. Die Schnitzereien schreibt man Renaissance-Künstlern aus Antwerpen zu. Neben Darstellungen von Jagdszenen und aus dem bäuerlichen Leben finden wir auch Abbilder, die uns etwas befremden: Hasen, die einen Menschenbraten am Spieß drehen!

Da wird uns doch etwas mulmig und wir lassen den Blick lieber weiter schweifen. An der Orgel bleibt er schließlich hängen. Sie befindet sich ebenfalls hier im Hochchor und soll die älteste Europas sein.

Als nächstes folgt die Kletterpartie auf Dach und Turm. Beides ist nicht sehr hoch und die noch herrschende Morgenkühle lässt uns den Aufstieg ohne große Anstrengung bewältigen. Lustig, dass man sich auf dem Dach quasi frei bewegen darf. Nur hin und wieder, wenn die Absturzgefahr mangels Geländer allzu groß scheint, befindet sich ein Schild mit der Aufschrift „Danger” an manchen Stellen. Bei näherem Betrachten fällt uns auf, dass die Schilder wie Autonummerntafeln aussehen.

Blick in den Innenhof des Kreuzganges

 

im Inneren

 

Von hier oben sehen wir über die Stadt und natürlich auch auf unser Zimmer im Kloster Dos Loios nebenan. Ein paar Tropfen Regen treiben uns vom Dach in den Kreuzgang, den wir ebenfalls schon von oben betrachten konnten.

Der Kreuzgang ist gotisch, wirkt jedoch ziemlich massiv, da er aus Granit gebaut ist. Durch die Rundbögen ergeben sich hübsche Ansichten auf den Turm der Kathedrale und den Innenhof, der mit einem Brunnen, ein paar Büschen und Orangenbäumchen versehen ist. In den Ecken befinden sich kleine Steintreppen, die auf die Terrasse des Kreuzganges führen. Auch von hier kann man wieder die erhöhte Aussicht auf die umliegenden Häuser genießen.

Zu guter Letzt widmen wir uns noch dem Inneren der Kathedrale, wo uns besonders die Trompenkuppel mit ihrem achteckigen Grundriss auffällt, aus deren Mitte ein kristallener Kandelaber herunter hängt. Mit ein paar - erlaubten! - Fotos verlassen wir die erste Station unserer Besichtigungstour.

Eintritt Kathedrale: € 3.- pro Person

Nach obenPraca do Giraldo

Praca do Giraldo
IconPraca do Giraldo

 

Der weite Platz mit seinen Arkaden und dem Marmorbrunnen aus dem 18. Jahrhundert von Afonso Alvares lädt uns zu einem kleinen Halt ein. Wir trinken 2 Galao beim Kaffeehaus in der Platzmitte und betrachten das stetig wachsende Touristenaufkommen. Von allen Seiten strömen sie herbei, um am heutigen Tag möglichst viel zu sehen.

Ganz im Widerspruch dazu stehen unter den Arkadenbögen viele ältere Männer und unterhalten sich. Einige versuchen Lose zu verkaufen, der Großteil aber scheint keiner Tätigkeit nachzugehen. Auch nach längerem Beobachten erkennen wir keine andere Beschäftigung als stehen und plaudern - ein schönes Leben.

Das Wetter ist heute ein wenig durchwachsen. Nicht, dass es kalt ist, aber am Himmel wechseln sich dunkle Wolken und strahlend blauer Himmel fast minütlich ab. Wird es heute regnen?

Nach obenCapela dos Ossos und die Universidade

Capela dos Ossos

 

Capela dos Ossos

 

Am Weg zur Capela dos Ossos sehen wir in einer Seitengasse die Fassade der Igreja do Convento da Graca aufblitzen. Wau! Das möchten wir näher betrachten. Hier sitzen je 2 Männer an jeder Ecke und im Hintergrund ist eine riesige Kugel zu sehen. Das Innere der Kirche entpuppt sich aber als wenig berauschend. So setzen wir unseren ursprünglichen Weg wieder weiter fort.

Als wir die Capela dos Ossos betreten bleibt und fast der Atem weg. Nicht, dass hier so viele Leute sind - den großen Ansturm auf diese Kapelle erleben wir Gott sei Dank erst beim Verlassen - nein, es sind die Tausende von menschlichen Skeletten, welche die Wände der Knochenkapelle „zieren” - etwas beklemmend aber wirklich sehr eindrucksvoll.

Errichtet wurde die Kapelle von einem Franziskaner im 16. Jahrhundert, welcher seine Mitbrüder durch die vielen Knochen zur Meditation anzuhalten versuchte. Ob ihm dies gelungen ist, wissen wir leider nicht. Auch über die Herkunft der Knochen sind sich die Forscher nicht ganz einig. Einige meinen, es seien Knochen von Mönchen, andere wieder behaupten, es seien die Gebeine von Soldaten. Makaber bleibt es allemal.

Eintritt Capela dos Ossos: € 1.- pro Person + € 0,25 für die Fotografiererlaubnis

Bibliothek
IconBibliothek

 

Innenhof
IconInnenhof

 

Unterhalb des Hügels mit dem Templo Romano finden wir die Universidade von Evora. Mit Hilfe eines sehr freundlichen Einheimischen - er erklärt uns mit Händen und Füßen, wo sich der öffentliche Eingang befindet - gelingt uns nun der Eintritt ins barocke Hauptgebäude.

Die im 16. Jahrhundert gegründete Jesuitenuniversität gehörte bis zu ihrer Schließung im 18. Jahrhundert zu den wichtigsten in Portugal. Erst 1979 wurde der Lehrbetrieb wieder aufgenommen. Wir sind auf der Suche nach der Bibliothek. So durchstreifen wir die ehrwürdigen Gänge und erfreuen uns an den vielen Azulejos, welche die Lehrstätte schmücken.

Bibliothek

 

Wir biegen um eine Ecke und stehen plötzlich vor einem Schild das so ähnlich lautet wie „Bibliothek zum Heiligen Geist”. Von dieser Bibliothek haben wir doch schon einmal etwas gehört? Als wir die beiden Studentinnen beim Eingang um Erlaubnis fragen, ob wir anschauen dürfen, ernten wir ein freundliches Nicken.

Der Anblick ist denn auch wirklich lohnenswert! Die Decke ist über und über mit bunten Fresken bemalt, auch die Wände sind teilweise verziert. Mit den beiden noch verbliebenen alten Bücherschränken - die übrigen sind schon modern - und den darin befindlichen ebenso alten Folianten, ergibt sich ein stimmungsvolles Bild antiker Gelehrsamkeit.

Nach ein paar Fotos und etwas Umherwandern mit angehaltenem Atem - pssst! nur nicht stören - verlassen wir die Uni durch das Schülertor.

Nach obenGuadalupe - Cromleque de Almendras

Für den heutigen Nachmittag haben wir uns einen Ausflug außerhalb Evoras vorgenommen. Knapp 20 Minuten von Evora entfernt liegt das kleine Dorf Guadalupe, wo es Hünengräber und prähistorische Steinkreise zu bewundern gibt. Karin ist begeistert - also auf ins Obelix-Land!

Cromleque de Almendras
IconCromleque de Almendras

 

Der Weg ist einerseits gut beschrieben, andererseits gibt es zwischen den Korkeichenwäldern auch nicht viel anderes, sodass wir auf Anhieb beim ersten Parkplatz der Cromeleque de Almendras ankommen. Wir schnappen unsere Fototaschen, versperren das Auto und folgen der Beschilderung.

Einen engen Weg entlang, der links und rechts von ca. 2 m hohem Gitterzaun gesäumt ist, geht es ein Stückchen bergauf. Wir fragen uns, wer hier von wem getrennt werden soll und fühlen uns ein bisschen wie Vieh, das durch ein Gatter getrieben wird. Zum Glück ist sonst kaum jemand hier, sonst könnten wir glatt Platzangst bekommen!

Wir gehen den ausgewaschenen Pfad entlang, links nichts, rechts ein Bauernhof und plötzlich steht er da - der Menhir. Wir schauen in der näheren und weiteren Umgebung umher aber es bleibt bei diesem einen Stück. Na, da haben wir uns eigentlich ein bisserl mehr vorgestellt.

Cromleque de Almendras
IconCromleque de Almendras

 

Wieder beim Auto folgen wir der Beschilderung noch ein paar Kilometer durch Korkeichenwälder bis zum zweiten Parkplatz. Ah, das ist jetzt, was wir uns vorgestellt haben! Vor uns auf der leicht abschüssigen Wiese liegt ein großer Steinkreis, der stellenweise sogar ein Doppelring zu sein scheint.

Die Sonne kommt ein bißchen zum Vorschein und taucht die Landschaft in ein freundliches Licht. Wir wandern von Stein zu Stein auf der Suche nach prähistorischen Verzierungen. An einem der Menhire finden wir Kreise, sonst jedoch leider nichts. Wahrscheinlich sind unsere Augen zu ungeübt, um die Verzierungen zu erkennen.

Karin muss lachen, weil sie vor ihrem geistigen Auge den wildschweinjagenden Obelix zwischen den Menhiren Slalom laufen sieht während Idefix an die nächste Korkeiche pinkelt. Es lebe die Phantasie!

Unsere Mägen rufen uns zurück in die Wirklichkeit - Hunger! Auf dem Rückweg nach Evora kaufen wir wieder ein bisschen Lebensmittel ein und lassen den Tag bei einem Glas Rotwein in unserer Klosterzelle ausklingen.

zu den FAQs und den Kommentaren
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