Agra & Fatehpur Sikri

unterwegs auf den Strassen Indiens
Iconunterwegs auf den Strassen Indiens

 

Um 05:00 Uhr läutet heute schon unser Wecker. Draußen ist es noch dunkel und ruhig, sogar die Affen scheinen um diese Zeit ausnahmsweise noch zu schlafen. Nach der Morgentoilette geht es ohne Frühstück los, denn wir wollen heute einen ganz besonderen Augenblick erleben: den Sonnenaufgang beim Taj Mahal.

In der Lobby treffen wir Parvasi, unseren Guide für den heutigen Tag. Er ist schon ein wenig gesetzter - wir schätzen so um die 60 Jahre - gehört der gehobeneren Mittelschicht an und ist stolzer Vater zweier Kinder im Alter von 14 und 16 Jahren, so erzählt er uns auf dem Weg zum Taj Mahal.

Nach obenTaj Mahal bei Sonnenaufgang

Taj Mahal
IconTaj Mahal

 

Taj Mahal

 

Schon beim Eintritt in die Anlage des Taj Mahal bemerken wir den Unterschied zu unserem gestrigen Führer - wir werden voraus geschickt damit wir nicht so lange warten müssen während Parvasi die Tickets und Wasser für uns besorgt. Sehr zuvorkommend!

Beim Betreten der Anlage wird man peinlichst gefilzt. Rucksäcke, auch solche, in denen Kamera und Objektive verstaut sind, werden eigentlich gar nicht zugelassen. Für Karin mit dem kleinen Bauchtascherl kein Problem, allerdings hebt der Wachebeamte, der Alexander kontrolliert schon zu längeren Diskussionen an. Parvasi erkennt die Situation, wartet bis der Beamte abgelenkt ist und verwirrt ihn dann selbst auch noch, sodass er Alexander schließlich nur noch durchwinkt samt seinem Fotorucksack. Glück gehabt!

Nach einem kurzen Fußmarsch während dessen uns Parvasi einige geschichtliche Informationen gibt, treten wir durch ein reich verziertes Tor und sehen sie vor uns, die traurige Liebeserklärung aus weißem Marmor, den Taj Mahal. Der Anblick dieses erhabenen Bauwerks flößt wohl jedem beim ersten Gegenüberstehen Ehrfurcht ein. So geht es auch uns und wir halten den Atem an.

Taj Mahal

 

Taj Mahal

 

Taj Mahal

 

Der Mogulherrscher Shajahan ließ 1631 mit dem Bau dieses Mausoleums zur Erinnerung an seine Lieblingsfrau beginnen. Mumtaz Mahal war mit nur 38 Jahren bei der Geburt ihres 14. Kindes gestorben und hinterließ einen völlig verzweifelten Herrscher.

20 Jahre nahm der Bau des Grabmales in Anspruch und 20.000 Arbeiter hatten hier zu tun. Er verschlang sämtliche Reichtümer des Kaisers und trieb das Reich in den Bankrott. Sein eigentliches Vorhaben, ein genau gleiches Mausoleum nur aus schwarzem Marmor für sich selbst am gegenüberliegenden Ufer des Yamuna erbauen zu lassen und es mit einer silbernen Brücke mit dem seiner Frau zu verbinden, ließ sich schon aus finanziellen Gründen nicht verwirklichen. Der zweite Grund war, dass Schahjahans Sohn aufgrund der enormen Ausgaben den Vater für verrückt erklärte und des Throns sowie der Freiheit beraubte.

Taj Mahal
IconTaj Mahal
Die ersten Sonnenstrahlen kämpfen sich durch die Wolken hindurch und lassen den Taj Mahal leicht glitzern.

 

Taj Mahal
IconTaj Mahal

 

Wir schlendern ein wenig durch die weitläufige Anlage, einem Glanzstück mogulischer Gartenkunst, und fotografieren den Taj Mahal aus allen möglichen und unmöglichen Perspektiven. Langsam klettert die Sonne höher und der weiße Marmor des Bauwerks fängt an der Kuppel zu glitzern und zu funkeln an wie mit Diamanten übersät.

An der vordersten Terrasse des Taj Mahal treffen wir wieder mit unserem Guide zusammen. Parvasi hat einige optische Besonderheiten des Gebäudes auf Lager, die er uns jetzt demonstriert. So sehen wir z.B., dass das Mausoleum sich gegengleich zu uns bewegt - gehen wir darauf zu, so weicht es vor uns zurück, weichen wir zurück so folgt es uns. Toll!

Taj Mahal

 

Taj Mahal
IconTaj Mahal

 

Während wir mit Parvasi vor und zurück marschieren nähern sich uns zwei Mädels mit ganz unglücklichen Gesichtern. Ja was ist denn passiert? Ob man hier irgendwo Batterien kaufen kann, denn die für ihre Digikamera sind leider alle. Nein, kann man nicht, hier herinnen sind keine Geschäfte.

Das Unglück auf den Gesichtern wird noch etwas größer. Doch der stets gut ausgerüstete Alexander hat passende Reservebatterien in seinem Fotorucksack, die er den beiden schenkt. Das Lächeln der Mädels, das darauf folgte, hättet Ihr sehen sollen!

Taj Mahal

 

Taj Mahal

 

Taj Mahal
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Parvasi überreicht uns nun dünne Überschuhe, die wir vorsichtig über unsere Sandalen stülpen. Es geht jetzt ins Innere des Taj Mahals. Dunkel ist es hier herinnen und wir brauchen eine Zeit lang, uns an die veränderten Lichtverhältnisse zu gewöhnen.

Auch Innen ist das Mausoleum über und über verziert mit Einlegearbeiten und Reliefs. Die dominante Farbe ist weiterhin das Weiß des Marmors, jedoch wurden auch Halbedelsteine wie z.B. Achat für Pflanzenblätter und -stiele, sowie Lapislazuli oder Karneol für Blüten verwendet und setzen dezente farbige Akzente.

Taj Mahal
IconTaj Mahal
im Inneren nur ein schnelles Foto, damit die Wächter nichts sehen

 

Taj Mahal
IconTaj Mahal
Affenwäsche

 

Mit einer Taschenlampe gehen 1-2 Einheimische umher und zeigen die Besonderheiten der Steine: der Marmor ist stellenweise lichtdurchlässig während der Karneol im Licht zu glühen beginnt wie von einem inneren Feuer. Wunderschön!

Ebenfalls bemerkenswert ist das Echo, das mit ziemlicher Verzögerung von der verschlossenen Kuppel zurückgeworfen wird. Wenn wir zu Hause wieder einmal „Inside the Taj Mahal” von Paul Horn hören, werden wir uns sicher an diesen magischen Ort zurückversetzt fühlen.

In der Mitte des Mausoleums steht Mumtaz Grabmal, etwas links versetzt das von Shahjahan. Beide jedoch ohne die tatsächlichen sterblichen Überreste, denn diese befinden sich in Sarkophagen in einer Krypta unterhalb des Raumes.

Taj Mahal
IconTaj Mahal

 

Taj Mahal

 

Taj Mahal
IconTaj Mahal

 

Als wir wieder draußen sind, läuft gerade ein großes Affenrudel quer durch den Garten des Taj Mahal. Sie scheinen hier ein morgendliches Bad in den Kanälen und Springbrunnen zu nehmen. Besonders lustig sind die kleinen Affen anzusehen, die wie Menschenkinder Anlauf nehmen und mit lautem Platschen und wildem Spritzen ins Wasser springen. Dazu gibt es natürlich auch ein rechtes Gekreisch!

Nach einigen Minuten ist der Schabernack vorbei und wir schlendern schweren Herzens zum Ausgang zurück. Tage könnte man hier verbringen und immer wieder Neues entdecken, doch es warten noch so viele andere Sehenswürdigkeiten auf uns.

Nach obenDas rote Fort

Rotes Fort

 

Rotes Fort
IconRotes Fort

 

Rotes Fort
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In Delhi war das Rote Fort geschlossen aber hier in Agra gibt es ein ebensolches, dem wir nun einen ausgiebigen Besuch abstatten.

Während wir den steilen Weg vom Eingangstor hinauf gehen erzählt uns Parvasi, dass nur ¼ des Forts zur Besichtigung freigegeben ist. Der Rest wird vom Militär genutzt und ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Wir sind erstaunt über die Schönheit der Festung, die neben dem Taj Mahal üblicherweise wenig bis gar keine Erwähnung findet. Akbar, Jahangir und Schahjahan waren die Herrscher, die in diesen Gemäuern residierten. Akbar ließ das Fort Mitte des 16. Jahrhunderts auf den Überresten von Hindu-Gebäuden errichten. Seine Nachfolger bauten um und an, sodass schließlich eine prachtvolle Palastanlage hier am Ufer des Yamuna entstand.

Rotes Fort
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das Gefängnis des Schahjahans

 

Rotes Fort

 

Wir sehen jene Gemächer, die 7 Jahre lang Schahjahans Gefängnis waren, da er hier von seinem Sohn festgehalten wurde. Sie sind sehr schön, waren einst mit Edelsteinen reich verziert, die jedoch längst geplündert wurden.

Ein Hof liegt vor uns, der einen typischen Mogul-Garten repräsentiert. Rote Sandsteinbegrenzungen bilden ein regelmäßiges Sternenmuster. Darin wurden niedrige, buntlaubige Pflanzen gehalten, sodass der Eindruck eines dichten, bunten Teppichs entstand.

Hier befindet sich auch das Zimmer einer der vielen Maharanis, welches ebenfalls den nomadischen Ursprung nicht leugnen kann. Zwar ist es reich verziert und ausgeschmückt, seine Abmessungen sind bis auf die spitz hochgezogene Decke jedoch winzig. Auf dem kühlen Steinboden sollen einst dicke Teppiche und Kissen gelegen haben. Alles in allem erinnert der Raum also sehr stark an ein Zelt.

Rotes Fort
Das Arbeitszimmer der Astrologin

 

Rotes Fort
IconRotes Fort

 

Rotes Fort
IconRotes Fort

 

Ein paar Zimmer und Ecken weiter haben wir nun einen herrlichen Blick auf den Taj Mahal. Wie eine Fata Morgana erhebt sich das Mausoleum in sanften Farben aus dem Dunst, der über dem Yamuna liegt. Fast scheint das unwirklich schöne Gebäude zu schweben - bereit, sich jetzt und jetzt vor unseren Augen aufzulösen.

Wir stehen hier im Zimmer der Astrologin und genießen den Ausblick. Rings um uns ist alles mit wunderschönen Steinmetzarbeiten verziert. Durch die durchbrochenen Fenster und Wände ist es kühl und angenehm luftig. So ein nettes Büro möchten wir auch gerne haben!

Nachdem wir im Taj Mahal und auch beim Roten Fort viel an Marmorintarsien gesehen haben, bringt man uns jetzt zu einer Marmor-Manufaktur, wo wir bei der Herstellung zusehen können. Empfang und Erklärungen sind sehr interessant und nett.

beim Steinmetz

 

Rotes Fort

 

Vor allem die Hornhaut am Ringfinger eines Steinmetzes ist beeindruckend und zeugt von harter Arbeit. Der weiße Marmor kommt übrigens aus Makrana in Rajasthan.

Wir erstehen 2 Teller und ein durchbrochenes Döschen für ein Teelicht, das mit jenem glühenden Karneol verziert ist. Statt eines Rabattes gibt es ein Geschenk, damit wir uns immer an unseren Aufenthalt hier erinnern. Guter Schmäh, auf den man kaum was sagen kann.

Wir wollen schon gehen, als man uns an 27 Verwandte weiterreicht, die auch alle tolle Sachen herstellen und verdienen wollen. Zufällig reihen sich ihre Geschäfte eines nach dem anderen auf dem Weg zum Ausgang und jeder will zeigen und erklären. Bitte nein! Schluss, genug, wir wollen nur mehr raus hier.

Nach obenFatehpur Sikri

Fatehpur Sikri

 

Fatehpur Sikri

 

Fatehpur Sikri
IconFatehpur Sikri

 

Die Entstehung der Paläste von Fatehpur Sikri geht wie so vieles im Orient auf eine Legende zurück. Akbar schien unfruchtbar zu sein, da er obwohl mehr als 300 Frauen in seinem Harem waren, noch immer keine Nachkommen hatte.

Der kinderlose Herrscher unternahm daraufhin eine Art Pilgerreise zu einem Sufi-Eremiten, der in einer Höhle am Berg Sikri lebte. Diesen bat er um Rat für sein Problem und war erfreut zu hören, dass ihm eine seiner Frauen bald einen Thronerben gebären würde.

Als dies wundersamer Weise tatsächlich geschah (ob das so plötzlich nach jahrelangen vergeblichen Versuchen mit so vielen verschiedenen Frauen nun wirklich sein Sohn war?), errichtete Akbar 1569 aus Dankbarkeit Fatehpur, die Stadt des Sieges, nahe dem Berg Sikri.

Fatehpur Sikri
IconFatehpur Sikri

 

Fatehpur Sikri
IconFatehpur Sikri

 

Der Herrscher hat sich stets bemüht, alle Religionen in seinem Reich zu vereinen und auch selbst einen eigenen Glauben gegründet. Dieser starb jedoch mit ihm und wird schon lange nicht mehr praktiziert. In der Architektur der Palastanlage ist diese Vereinigung ebenfalls zu bemerken, da die verschiedensten Stilelemente zu einem harmonischen Ganzen zusammengefügt wurden.

In einem Innenhof befindet sich ein Pachisi-Spielfeld am Boden. Das Spiel ist so etwas wie der indische Vorläufer des Mensch-ärgere-Dich-nicht. Die Figuren, die sich zwischen den Spielfelder hin und her bewegten, waren einst die Hofdamen.

Die Musikanten hatten ein Podest in einem Teich im großen Innenhof, damit ihre Musik sich im Wasser reflektiert, zum Himmel aufsteigt und als Regen wieder auf die Erde fällt - sagt Parvasi zumindest und wir finden die Geschichte hübsch.

An den Seiten des Innenhofes befinden sich verschiedene Räumlichkeiten. So auch das so genannte „Zimmer der Träume”. Hier gibt es ein „Wasserbett”, eine erhöhte, steinerne Liege, die zur Kühlung von Wasser umspült war. Feuchte Grasmatten und große Fächer taten dann noch ein übriges um ein angenehmes Klima und süße Träume zu bescheren.

Fatehpur Sikri
IconFatehpur Sikri

 

Fatehpur Sikri
IconFatehpur Sikri

 

In einem weiteren Hof sehen wir, dass den unterschiedlichen Vorlieben jeder einzelnen Königin Rechnung getragen wurde. So liebte eine Dame z.B. Steinmetzarbeiten, die andere Malereien, die dritte Einlegearbeiten und die vierte Reliefs. All diese verschiedenen Kunsthandwerke wurden genutzt, um das Zimmer der jeweiligen Maharani entsprechend ihrem Geschmack zu verzieren.

Im angrenzenden Hof befinden sich ein Sommer- und Winterpalast mit einer Moschee in deren Mitte. Beide Paläste haben ein Dach aus Türkis. Der Halbedelstein reflektiert die Sonne und kühlt daher im Sommer. Gleichzeitig speichert Türkis aber auch Wärme und wärmt daher im Winter. Na so was, ein richtiger Tausendsassa dieser Stein!

Nach diesem ausführlichen Rundgang durch Fatehpur Sikri wird es langsam Zeit, uns auf den Weg zu machen. Wir bedanken uns bei Parvasi, der alleine zurück nach Agra fahren muss und treten unsere lange Fahrt nach Jaipur an.

Nach obenSamode Haveli

Die 5 ½ Stunden Fahrzeit werden zwischendurch von einem Stopp unterbrochen. Wir halten wieder bei einer staatlichen Raststation. Diesmal gibt es Indisches auf der Speisekarte und wir wählen Thali, das auch wirklich gut schmeckt.

unser Badezimmer
Iconunser Badezimmer

 

unsere Suite im Samode Haveli
Iconunsere Suite im Samode Haveli

 

Das WC ist auch hier sauber, aber die einheimische Häuselfrau bzw. der Häuselbub sind wirklich aufdringlich. Wir können schon alleine aufs Töpfchen gehen und geben trotzdem ein bisschen Bakschisch!

Nach weiteren Stunden auf holprigen Strassen erreichen wir am frühen Abend Jaipur. Unser Hotel für die nächsten 2 Tage, das Samode Haveli ist ganz süß. Es ist ein 400 Jahre alter ehemaliger Stadtwohnsitz und hat sehr viel Flair.

Auf dem Weg zu unserer Suite folgen wir dem Hotelpagen treppauf, treppab durch zig Innenhöfe. Alles ist liebevoll dekoriert mit Antiquitäten und alten, handcoloriereten Schwarzweiß-Fotos. Wir sind entzückt!

Später auf unserem Weg zum Restaurant, verirren wir uns tatsächlich in diesem Labyrinth aus Höfen und Treppen und finden erst beim zweiten Anlauf den richtigen Weg. Das Restaurant entschädigt aber sowohl mit Ambiente - alles ist über und über bemalt, jede Wand mit einem anderen Muster - als auch mit ausgezeichneter Küche. Hier werden wir nach dem Abendessen sicher himmlisch schlafen. Bis morgen!

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