Neu-Delhi

Neu-Delhi
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Die hier üblichen Verkehrsmittel: Tuktuks und Mopeds

 

Gemütlich sitzen wir beim Frühstück und verzehren Omelettes und Früchte, trinken schwarzen, süßen Tee mit Milch und Mangolassi als plötzlich unser Guide für den heutigen Tag zu uns stößt. Äh, eigentlich war doch 10:00 Uhr ausgemacht und es ist doch erst 09:15? Na macht nichts, wir sollen in Ruhe fertig essen und er wartet draußen.

Hurtig gehen wir nach dem Frühstück noch auf unser Zimmer und holen Traveller Cheques zum Wechseln. Als wir bei der Rezeption sitzen kommt die Dame vom lokalen Reiseveranstalter und will uns alles erklären, das Programm und die Vouchers übergeben. Ganz offensichtlich kennt sie ihren Kollegen, den Reiseleiter nicht und so machen wir die beiden miteinander bekannt.

Die Übergabe der Reisedokumente entpuppt sich dann als ewig langes, sich ständig wiederholendes Herbeten der zu besichtigenden Sehenswürdigkeiten und gebuchten Hotels. Hmpf! Danke genug - nach 15 Minuten können wir's dann schon fast auswendig.

Nach obenQutb Minar (Quatar Minar)

Qutb Minar
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Qutb Minar
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Unser erster Halt ist dieses monumentale Bauwerk Delhis, dessen Sinn und Zweck nicht so ganz geklärt ist. 1200 wurde es vom ersten Sultan der Stadt erbaut und ist weithin sichtbar. Man könnte vermuten, dass es als Minarett gedacht war, jedoch ist der Turm so hoch, dass man unmöglich die Stimme des Muezzins von da oben hören kann.

Oh ja, wir sind in Indien angekommen! Das macht uns einerseits die schwüle Hitze bewusst, die uns den Schweiß aus den Poren treibt und andererseits Sameer, der für die wenigen gesicherten Fakten solch blumenreiche Worte findet, dass seine Ausführungen glatt 15 Minuten beanspruchen. Unser Kennenlernen von Land und Leuten, das Eintauchen in eine fremde Kultur mag hiermit beginnen.

Qutb Minar
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Qutb Minar
IconQutb Minar

 

Laut Sameer waren an dieser Anlage mehrere Baumeister zugange. Das erkennt man unter anderem daran, dass jeder eine eigene Schicht gestaltet hat, die sich in Ausführung und Verzierung von den übrigen unterscheidet.

An dem Minarett soll auch erstmals ganz zaghaft ausprobiert worden sein, ob sich der rote Sandstein gut zu weißem Marmor macht und ob sich die beiden Steine auch miteinander verarbeiten lassen. Dementsprechend ist auch nur ein „Stockwerk” ganz oben am Minarett in dieser Art gestaltet. Da es aber gut funktioniert hat und auch hübsch aussieht, sieht man das fortan vielerorts an Gebäuden.

Wir gehen ein Stückchen weiter in die Anlage hinein und betrachten die Reste einer Art Säulenhalle. Stelen sind hier ausgestellt und schön verzierte Säulen.

Vis-a-vis steht ein großer Neem-Baum mit ausladender Krone. Rings um seinen Stamm ist eine steinerne Bank angebracht und so nehmen wir im Schatten des Baumes Platz.

Qutb Minar

 

Qutb Minar
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Qutb Minar
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Sameer setzt zu einer weiteren wortreichen Erklärung über die Vorzüge des Neem-Baumes an und ist etwas erstaunt, dass Karin diese kennt. Auch bei uns wird Neem mittlerweile als natürliches, systemisches Pestizid verwendet.

Weiter geht es zu großen Torbögen, die über und über mit Schriftzeichen und Ornamenten bedeckt sind, sowie zu weiteren Säulengängen mit detailreicher Verzierung.

Auch in Indien beginnt im September die Schule wieder und so treffen wir auf viele Schulklassen, die einen Ausflug hierher als willkommene Einstimmung auf das neue Schuljahr begrüßen. Schülerinnen und Schüler tragen hier alle Uniformen und vor allem die Mädchen, die wir oft mit roten Stutzen und roten Haarschleifen sehen, finden wir ganz entzückend.

Qutb Minar
IconQutb Minar

 

Qutb Minar
IconQutb Minar

 

Wir schlendern noch ein wenig durch die gepflegte Grünanlage, die Sameer anscheinend zu Begeisterungsstürmen hinreißt, da er ständig von einem „wunder-wunderschönen” Garten schwärmt.

Am Parkplatz, wo unser Fahrer schon mit dem Auto auf uns wartet, kaufen wir bei einem kleinen Kiosk noch Trinkwasser. 3 Flaschen Wasser á 20 Rupie, wovon Sameer sich selbst ungefragt eine Flasche gegönnt hat. Eigenartig?! Aber gut, Hitze macht durstig und es ist ja kein Geld.

Nach obenRegierungspalast und India Gate

Regierungspalast
IconRegierungspalast

 

Regierungspalast
IconRegierungspalast

 

Der britische Architekt Lutyens, der Neu-Delhi plante, hatte nicht viel übrig für hinduistischen oder moslemischen Baustil. So kommt es denn auch, dass die von ihm entworfenen Regierungsgebäude, zu welchen auch der Regierungspalast zählt, überwiegend in Neoklassizismus gehalten sind.

Das eine oder andere Zwiebeltürmchen, welches Gnade vor den Augen des Architekten gefunden hat, ist aber dennoch zu sehen.

„Was werden das für schöne Ruinen sein!” soll angeblich Clemenceau ausgerufen haben, als er des Regierungsviertels ansichtig wurde. Nun, schön ist Geschmacksache und von Ruinen kann nicht die Rede sein. Beeindruckend sind die Prachtbauten in diesem weitläufigen Areal allemal.

Regierungsgebäude

 

vor dem Regierungspalast

 

Die vielen Grünflächen und Bäume machen einen fast vergessen, dass es sich hier nicht um ein teilweise gerodetes Waldgebiet handelt, sondern die Briten jeden Stein und jeden Baum herbringen ließen, um den öden Landstrich nach ihren Vorstellungen zu gestalten.

Vom Regierungspalast, der hinter einem schönen, jedoch hohen und vor allem fest verschlossenen Gitter liegt, sieht man nicht besonders viel. Einige alte Kanonenrohre zieren den Platz davor und erinnern uns an Mr. Beans Ausspruch: „Oh, look at all the guns!”

India Gate
IconIndia Gate

 

Die Rajpath, eine breite und schnurgerade Prachtstraße mit einem überfüllten Kreisverkehr in ihrer Mitte, verbindet den Regierungspalast mit dem India Gate. Es handelt sich bei letzterem um ein Denkmal für die 90.000 indischen Soldaten, die im 1. Weltkrieg gefallen sind. Ihre Namen bedecken die Wände dieses Triumphbogens.

Kurz vor dem Kreisverkehr steigen wir aus dem Auto, überqueren die Strasse an einer geregelten Kreuzung - alles andere käme einem Selbstmord gleich - und gehen zum Fotografieren ein paar Schritte auf das Denkmal zu.

Es gibt hier eine Absperrung, mit irgendeiner für uns unverständlichen Erklärung in Hindi. Die Einheimischen scheint dies allerdings nicht sonderlich zu beeindrucken, da jeder über ein Blumenbeet in den Rasen hüpft und eben dort weiter geht.

Auf dem Rückweg zum Parkplatz umschwärmen uns viele Händler, die uns ganz unbedingt Ansichtskarten vom India Gate verkaufen wollen. Nein danke, wir haben selbst Fotos gemacht und unsere Post verschicken wir per E-Mail.

Nach obenGuru Dwara Bangla Saheb (Sikh) Tempel

Armenausspeisung
IconArmenausspeisung

 

Trinkwasserausgabe
IconTrinkwasserausgabe

 

Unseren nächsten Halt legen wir bei einem Tempel ein, der eigentlich gar nicht auf unserem Programm steht. Natürlich vergisst Sameer nicht, uns dies mehrfach und eindringlich mitzuteilen. Er möchte uns ja schließlich etwas bieten und das „echte” Indien zeigen und nicht nur, was das Reisebüro für uns vorgesehen hat.

So klettern wir also gespannt vor einer großen Tempelanlage aus dem Wagen. Gleich zu Beginn befindet sich auf der linken Seite eine Stelle, wo Trinkwasser ausgegeben wird. Reiche Leute schenken unentgeltlich Wasser an die Gläubigen aus, um sich ein gutes Karma zu sichern. Eine Weile beobachten wir das nasse Treiben und gehen dann ein Stückchen weiter.

Guru Dwara Bangla Saheb (Sikh) Tempel
IconGuru Dwara Bangla Saheb (Sikh) Tempel
Die Schuhverwahrung ist hier genau geregelt. Es gibt In- und Out- Reihen, damit ja kein Stau entsteht.

 

Guru Dwara Bangla Saheb (Sikh) Tempel

 

Um die Ecke gibt es eine Armenausspeisung, die den gleichen Zweck verfolgt: gute Taten für ein gutes Karma. Es ist kurz vor Mittag und eine größere Menschenmenge hat sich bereits in der Halle eingefunden und wartet geduldig auf die Mahlzeit. Auffällig ist, dass sie alle ihren Kopf bedeckt haben.

Was es mit der Kopfbedeckung auf sich hat, erfahren wir gleich selbst. Bevor wir näher zum Tempeleingang dürfen, müssen nämlich auch wir ein orangefarbenes Leihkopftuch umbinden. Freundlicherweise gibt uns der austeilende Inder - bekommt er dafür auch ein gutes Karma? - Fetzerln, die noch ein bisschen weniger angeschwitzt scheinen, als die am Tisch zur Entnahme liegenden.

Guru Dwara Bangla Saheb (Sikh) Tempel
IconGuru Dwara Bangla Saheb (Sikh) Tempel

 

Guru Dwara Bangla Saheb (Sikh) Tempel
IconGuru Dwara Bangla Saheb (Sikh) Tempel

 

Der Sikh-Tempel selbst - um einen solchen handelt es sich nämlich - sieht wie ein Palast aus einem orientalischen Märchen aus. Wir steigen über die Schutzgeister an der Türschwelle und betreten das Innere. Die Weihrauch geschwängerte Luft wird von mehreren Ventilatoren in kühlende Bewegung versetzt und dankbar lassen wir uns auf den dicken Teppichen ein wenig nieder.

Musikanten mit Tablas und Harmonium spielen eine hypnotische Melodie, die sie auch mit Gesang begleiten. Hinter ihnen befindet sich ein Tisch, an dem Spenden angenommen werden. Übrigens werden hier auch sämtliche Kreditkarten akzeptiert.

Nach einigen Minuten verlassen wir den Tempel wieder - jedoch nicht, ohne an einem Heiligen Buch und vor allem dessen Bettstatt, in dem es über Nacht aufbewahrt wird, vorbei zu gehen. Für uns eher ein wenig befremdlich, dass ein Buch ein eigenes Bett hat, während manche Menschen auf der Strasse schlafen müssen.

Guru Dwara Bangla Saheb (Sikh) Tempel
IconGuru Dwara Bangla Saheb (Sikh) Tempel

 

Die Treppen beim Tempelausgang führen hinunter zu einem großen Teich. In ihm schwimmen Hechte und große Goldfische und er scheint für rituelle Waschungen gedacht zu sein. Bei unserer Umrundung finden wir jedenfalls ein eigens abgeschirmtes Frauenbad vor.

Der Boden ist mit verschiedenen Mosaiken verziert, die jedoch teilweise von einem Kokosläufer bedeckt sind. Der ist auch dringend notwendig, da die Fliesen stellenweise so heiß sind, dass man kaum barfuss auf ihnen laufen kann.

Sameer erzählt uns noch von den 5 Ks der Sikhs, die jedoch nur in Hindi wirklich Ks entsprechen. Es handelt sich dabei um die 5 Dinge, welche die Grundprinzipien der Sikhs repräsentieren: ein Kamm, das lange Haar, leichte Unterhosen, ein Armband und ein Dolch. Heutzutage sind ungefähr 2 Prozent der indischen Bevölkerung Sikhs. Sie sind relativ leicht an ihrem spitzen Turban zu erkennen und meist durchaus einflussreiche Kaufleute oder gar Wirtschaftsmagnaten.

Nach obenMittagessen und die 2 Teppiche

Als vorletzten Programmpunkt werden wir gefragt, ob wir beim Teppichknüpfen zusehen möchten. Ok, schauen wir uns das halt an. Man bringt uns zu einem großen Teppichhändler, der bei unserer Ankunft gleichzeitig das Licht und sein strahlendstes Lächeln aufdreht. Nachdem man uns Tee serviert hat, geht die Vorstellung los.

auf der Strasse
Iconauf der Strasse

 

An einem kleinen Schauwebstuhl wird uns die Knüpftechnik gezeigt und einiges zu den unterschiedlichen Wollqualitäten und Mustern erklärt. Anschließend breitet man verschiedenste Teppiche vor uns aus. Das Entrollen machen die Jungs wirklich mit dramatischem Effekt und so erwarten wir fast schon, dass Kleopatra vor unsere Füße rollt. Die Teppiche sind auch wirklich wunderschön und wir entschließen uns, zwei der Stücke zu erstehen.

Künftig wird ein blauer Teppich aus Yak-Wolle unter unserem Couchtisch liegen und ein überwiegend in gelb gehaltenes Meisterstück aus Seide die Wand in unserem Wohnzimmer zieren. Beide Stücke gefallen uns wirklich gut und wir freuen uns auf diese Bereicherung unseres Zuhauses.

Alexander macht auch privat einen guten Job als Einkaufschef und verhandelt tüchtig. Die beiden Teppiche sollen in der letzten Septemberwoche mit DHL zu uns nach Hause geliefert werden. Na hoffentlich, wir sind gespannt.

Während der Rikschafahrt durch Alt-Delhi
IconWährend der Rikschafahrt durch Alt-Delhi

 

Wieder im Auto passiert etwas, das wir durchaus bemerkenswert finden: Sameer bedankt sich artig für unseren Einkauf, da er vom Teppichhändler Provision bekommt. Schau, schau - da ist mal jemand ehrlich.

Als letztes Highlight schlägt unser Guide ein gemeinsames Mittagessen vor. Ja gerne, ein wenig melden sich unsere Mägen ohnehin schon. Wenig später sitzen wir in einem Lokal, das offensichtlich gerne von Guides und ihren Gästen frequentiert wird.

Sameer empfiehlt uns frisches Sweet Lime Soda als Getränk sowie 2 Tandoori und 1 Curry Speisen. Dazu gibt es Reis und Naan. Alle 3 Speisen schmecken uns ausgezeichnet und sind von der Schärfe her durchaus erträglich. Auch das Sweet Lime Soda ist gut und mal etwas anderes als Coke. Bezahlt haben wir 1.120,- Rupien für alles, wobei sich unser lieber Sameer wieder einmal einfach eingeladen hat. Aber auch diesmal - was soll's!

Mit reichlich gefülltem Bäuchlein und dem Kopf voller Erlebnissen fahren wir zurück in unser Hotel. Hier verbringen wir den Spätnachmittag mit einem Nickerchen, ein paar Stichworten für unseren Reisebericht und einem späten Abendessen. Morgen geht es weiter nach Agra und wir freuen uns schon, mehr von Indien zu sehen.

zu den FAQs und den Kommentaren
Auf der letzten Seite dieses Reiseberichtes findest Du die Fragen unserer Besucher:innen, welche uns im Laufe der Zeit erreichten und hast selbst die Möglichkeit einen Kommentar zu diesem Reisebericht zu hinterlassen.
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