Ein suchender Mönch

Blick aus unserem Zimmer
IconBlick aus unserem Zimmer

 

Blick aus unserem Zimmer

 

Guten Morgen - heute geht es nach Iona. Genau auf jene berühmte Insel der Inneren Hebriden auf der im Jahr 563 Colum Cille (Columban von Iona) ein Kloster gründete. Seit dieser Zeit hat die Insel einen wichtigen Platz in der Geschichte des Christentums.

Ihre Bedeutung wurde im 13. Jahrhundert bekräftigt, als die Benedektinerabtei von Reginald, dem Sohn des Somerled, des König der Hebriden, gegründet wurde. 800 Jahre später wurde die Bedeutung der Insel erneut bestätigt, als die Gebäude der Abtei restauriert wurden und eine aktive Gemeinde sie wieder bewohnte.

So, genug im Reiseführer geblättert. Bis zu unserer Schiffsreise ist noch ein wenig Zeit. Zuerst einmal wird jetzt gefrühstückt.

So wie gestern Abend serviciert uns wieder die nette und immer gut gelaunte Bedienung aus Botswana. Mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen werden wir gefragt „How are you today?” und kaum haben wir mit „Thanks, fine.” geantwortet und noch bevor wir eine Gegenfrage über das eigene Befinden äußern können, sprudelt sie schon „Me too - I'm alive!” in unsere Richtung. Sehr erfrischend die Dame.

Nach obenBusfahren ist öde - Die Insel Mull

während der Fahrt zur Insel Mull

 

Oban

 

Auf unserem Weg nach Oban lassen wir das Navi ausgeschaltet. Alexander meint, dass die Hauptstraße sicher in die Stadt führen wird und schon 10 Minuten später erreichen wir wirklich Oban. So und wo ist jetzt der kostenlose Parkplatz? Hat die Damen an der Rezeption nicht gesagt am ersten Kreisverkehr links abbiegen? Ist damit wirklich schon dieser hier gemeint? Alexander ist anderer Meinung fährt weiter. Also wo sind wir jetzt? Nächste Kreuzung links abbiegen - schau da vorne steht ein Schild „Free Car Park” - gefunden!

Kurzer Blick auf die Uhr - passt, wir haben noch genug Zeit bis zum Ablegen der Fähre. So schlendern wir ein wenig durch die Altstadt von Oban und landen mit immer noch ausreichendem Zeitpuffer bei der Fähre. Derzeit wird das Hafengelände gerade umgebaut und so ist der Weg zum Schiff etwas verschlungen. „Schau Mal, da stellen sich schon so viele Leute an. Wenn wir in der ersten Reihe sitzen wollen, müssen wir uns glaub ich auch bald anstellen.” Gesagt getan und nach weiteren 20 Minuten sitzen wir erste Reihe fußfrei und genießen den Ausblick über das weite blaue Meer.

während der Fahrt zur Insel Mull
Castle Duart

 

während der Fahrt zur Insel Mull

 

Heute ist uns nicht ganz so kalt auf der Überfuhr zu den Orkneys. Teilweise scheint sogar ein klein wenig die Sonne. Die Überfahrt nach Craignure (Insel Mull) dauert ca. eine  ¾ Stunde. Nebst viel Meer, ein paar wirklich sehr dünn besiedelten Inseln und Castle Duart (auf der linken Seite, wenn man Mull anfährt) gibt es nicht viel Erwähnenswertes.

Die See ist angenehm ruhig und wenn nicht immer wieder (größtenteils ältere) Personen meinen würden, sie müssten sich unbedingt vor uns an der Reling häuslich einrichten, gäbe es für uns nichts zu tun.

In Craignure bewegt sich der Tross an Touristen langsam in Richtung der bereits wartenden Busse. Kann mir bitte jemand sagen, warum es den Anschein hat, als würden jene Pensionisten, welche am schlechtesten zu Fuß sind, immer voran „gehen” wollen und so hinter sich ein mittleres Drängelchaos erzeugen? Alexander ist genervt - Karin nimmt's leichter.

Insel Iona
IconInsel Iona

 

Insel Iona

 

So, wir sitzen jetzt im Bus und die Fahrt nach Iona startet. Bereits nach kürzester Zeit verengt sich die zweispurigen Hafenstraße zu einer typisch schottischen Einspurigen. Schade - hoffentlich ändert sich das bald. „No” - auf ganz Mull gibt es kaum zweispurige Straßen. Stopp - Go - rumpel links - rumpel rechts - beschleunigen und danach gleich wieder abbremsen - wechseln einander kontinuierlich ab.

Unserer Fahrer bemüht sich sehr und plappert in einem fort. „Hier sehen sie normalerweise Hirsche - heute leider nicht.”, „Während der letzten Eiszeit war dieses Tal noch vollkommen mit Geröll aufgefüllt.” und so weiter und so fort. Sicher alles sehr wissenswert, aber kann man bitte das Gebläse aufdrehen? - es ist fürchterlich heiß hier drinnen. Ahso - nein, denn sonst hört man die Erklärungen des Fahrers nicht mehr - schade, dann schwitzen wir eben weiter.

Apropos Erklärungen: Hinter uns sitzt ein älterer Vater samt erwachsener Tochter, der - so scheint es - der englischen Sprache nicht sehr mächtig ist. Auf alle Fälle übersetzt seine Tochter relativ simultan, was für uns zu leichten Verständnisproblemen führt: rechts von uns sitzt die Reiseleiterin der 13 köpfigen Studiosus Reisegruppe die wieder ihre Schützlinge versucht mit einer anderen deutschen Übersetzung zu servicieren - hinter uns die Tochter - über uns die Buslautsprecher - ein babylonisches Sprachgewirr sondergleichen.

Nach obenColumbans Flucht - Die Insel Iona

Iona Abbey
St. Martins Kreuz

 

Iona Abbey
IconIona Abbey
Georg Douglas VIII., Duke of Argyll (1823 - 1900)

 

Iona Abbey
IconIona Abbey

 

Von Fionnphort (Mull) nach Baile Mor (Iona) führt eine 2. Fährverbindung. Hier gilt es zu entscheiden: zuerst Mittagessen und dann übersetzen oder übersetzen und auf Iona Mittagessen oder gleich übersetzen, zuerst besichtigen und erst danach Mittagessen. Wir entscheiden uns für die 3. Variante. 10 Minuten später betreten wir die Insel Iona.

Schon kurz nach der Landung stoßen wir auf die Ruine des Nonnenklosters (Nunnery). Es wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts erbaut und während der Reformationszeit wieder aufgegeben. Die Umstand, dass das Kloster in diesem Zustand belassen und nicht durch Restaurierung künstlich „verschönert” wurde, macht sicher den besonderen Reiz des lieblichen Ortes aus.

Alexander positioniert sich für ein nettes Foto, als ihn ein Tross Pensionist:innen vor die Kamera läuft. Keinem fällt auf, dass er mitten im Bild steht - dafür zücken sie Ihre eigenen Kameras und knipsen, was das Zeug hält. Ok, wir haben Zeit und warten.

Kaum setzt sich der eine Tross in Bewegung kommen auch schon die nächsten. Wieder warten - aber es ändert sich nichts. Immer wieder kommen andere Leute. Alexanders Nerven liegen bald blank. Zermürbt verlassen wir das Nonnenkloster und hoffen bei unserer Rückkehr bessere fotografische Bedingungen vorzufinden.

Iona Abbey
Kreuzgang

 

Iona Abbey
IconIona Abbey
Kreuzgang

 

Iona Abbey
IconIona Abbey
Kreuzgang

 

Bei der Abbey angekommen heißt es wieder: anstellen um eine Eintrittskarte zu erhalten. Die Abbey gehört zu Historic Scotland und so ist der Eintritt für uns frei bzw. mit unserer Mitgliedschaft schon abgedeckt. Um die Gründung der Abtei rankt sich wieder eine hübsche Geschichte.

Der Sage nach flüchtete der irische Mönch Columban mit einigen Getreuen in einem kleinen Schiff aus Irland. Die genauen Umstände seiner Flucht sind nicht ganz geklärt - einige Schriften schreiben von verbotenem Buchkopieren, einer der ersten Urheberrechtsverletzungen quasi.

Als er der Meinung war, weit genug von Irland entfernt zu sein, landete er auf der nächst gelegenen Insel, bestieg einen Berg und schaute in Richtung seiner alten Heimat. Da er diese noch sah, ging die Reise wieder weiter. Von Insel zu Insel spielte sich die gleiche Prozedur ab: Landung, Berg, Irland in Sichtweite, zurück ins Boot und weiter weg fahren.

Erst auf der Insel Iona - er landete in der später nach ihm benannten Columban's Bay - bestieg er einen Berg und sah Irland nicht mehr. „Hier gründe ich mein Kloster!” PS: Prinzipiell kann man Irland von Iona aus sehr wohl sehen, nur als Culumban dies probierte, lag Irland gerade im Nebel versteckt .

Iona Abbey
IconIona Abbey

 

Iona Abbey

 

Iona Abbey

 

Viele vermuten, dass auf Iona die Anfänge des weltberühmten und mit prächtigen Miniaturen einzigartig ausgestatteten Evangelienbuch Book of Kells im 7. oder 8. Jahrhundert lagen. Auch fanden im angrenzenden Friedhof viele schottische und irische Könige ihre letzte Ruhestätte.

Zuerst schlendern wir ein wenig rund um die Abbey. Da das imposante über 4 m hohe Steinkreuz des St. Martin, dort Teile der alten Fassade, hier die kleine St. Oran's Chapel (erbaut im 12. Jahrhundert und damit das älteste Gebäude auf der Insel) - viel gibt es hier zu bestaunen. Nach ein paar kurzen Blicken ins Inneren der Kirche hören wir von einer bald beginnenden kostenlosen Führung - Treffpunkt Martinskreuz. Ok, schauen wir mal hin.

Nach etwa der Hälfte der Zeit verlassen wir die Führung wieder - die detaillierten geschichtlichen Hintergründe sind uns doch etwas zu viel. Noch einmal das Innere der Abbey bestaunen, noch einmal rund um die Abbey schlendern, dann ist leider eh schon wieder Zeit zur Rückkehr - wir wollen doch unseren Bus nicht versäumen.

Eintritt Iona Abbey: £ 4.50 pro Person

Während der Überfahrt
IconWährend der Überfahrt

 

Während der Überfahrt

 

die Ruine des Nonnenklosters

 

Am Rückweg halten wir wieder beim Nonnenkloster. Als wirklich menschenleer kann man den Ort leider wieder nicht bezeichnen - ein älteres Paar hat sich auf einer Parkbank mitten im alten Kreuzgang niedergelassen und schmaust genüsslich seine Jausenbrote.

Zugegeben für die beiden sicher sehr idyllisch und appetitanregend - aber als Fotomotiv denkbar ungeeignet. Die Kamera ein wenig schrägstellend und geschickt vorhandene Mauerreste bzw. Stauden als Abdecker ausnutzend, gelingen uns trotzdem nette „menschenleere” Fotos.

Nach dem Verzehr von ein paar mäßig schmeckenden Sandwichs, allerdings mit grandioser Aussicht auf türkisblaues Wasser und strahlend weiße Sandbuchten, landen wir pünktlich bei unserem Bus. Dieses Mal verschont uns der Fahrer mit seinen Erklärungen - das Gebläse bleibt trotzdem auf kleinster Stufe. Alexander hofft auf zumindest einen kurzen Ausflug nach Tobermory, zu Glengorm Castle oder Castle Duart (war 1999 Drehort des Filmes Verlockende Falle mit Sean Connery und Catherine Zeta-Jones). Leider nein, wir fahren direkt zurück zum Hafen in Craignure. Sehr, sehr schade.

Oban
Es heißt doch „Don't drink and drive” - Was macht dann das Gefährt links neben dem Eingang?

 

Oban
IconOban

 

Auf der Fähre sichern wir uns wieder 2 Plätze in einer vorderen Reihe, lassen uns den Wind um die Ohren blasen und genießen die Ruhe an Deck. Als einige Touristen beginnen, die uns begleitenden Möwen zu füttern, kommt leichte Hektik auf. Jeder Fotograf zückt sein Kamera und die Luft wird von unaufhörlichem Klick-klick-klick erfüllt. Einige Minuten später ist das Spektakel auch schon wieder vorbei. Wir sind eigentlich ganz froh darüber, da wir uns noch recht gut an unser Erlebnis mit der „Durchfall-Möwe” in San Francisco erinnern. Muss nicht noch einmal sein!

Fazit: Erstmals auf unserer Schottlandrundreise empfinden wir ein Missverhältnis zwischen Anfahrtsweg und der Zeit, die zum Betrachten der Sehenswürdigkeiten vorhanden ist. Nicht, dass jetzt bei Dir der Eindruck entsteht die Abbey von Iona wäre nicht sehenswert - ganz im Gegenteil - aber 2 Stunden zum Betrachten versus mehr als 8 Stunden herumsitzen und warten - ist etwas zu lange.

zu den FAQs und den Kommentaren
Auf der letzten Seite dieses Reiseberichtes findest Du die Fragen unserer Besucher:innen, welche uns im Laufe der Zeit erreichten und hast selbst die Möglichkeit einen Kommentar zu diesem Reisebericht zu hinterlassen.
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