Queen Mum's Technik

am Rand von Thurso

 

Alexander hat heute Nacht nicht so gut geschlafen. Mit lautem Krächzen auf sich aufmerksam machende Krähen und die ungewohnte Helligkeit vor dem Fenster haben ihn immer wieder geweckt. Dafür läutet der Wecker jetzt viel früher als geplant. Na auch gut, stehen wir halt auf.

Heute gibt es für Karin zum Frühstück poached Haddock - sie ist wieder mal abenteuerlustig und greift zu Local Food. Alexander bleibt seiner Linie treu und bestellt Gewohntes: Eier und Speck. Nach dem Frühstück legen wir uns noch ein wenig nieder, da das Castle of Mey erst um 10:30 aufsperrt. Fensterläden zu, Wecker stellen und gute Nacht.

Pünktlich läutet der Wecker - ja jetzt sind wir bestens ausgeruht. Schnell noch das Handgepäck geschnappt, die Rechnung bezahlt und wir sind schon am Weg nach Mey. Das Wetter ist heute sogar etwas besser als gestern - fein.

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Castle of Mey
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Castle of Mey
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Castle of Mey

 

Das Castle of Mey liegt sehr hübsch am Meer gelegen und hat einen wunderbaren Walled Garden. Doch halt - so sah es hier nicht immer aus. Alles schön der Reihe nach.

George Sinclair, der 4. Earl of Caithness (1533-1582) gründete 1566 bis 1572 hier seinen Familiensitz. Die Sinclairs nannten ihr Anwesen Castle Barrogil. Im Laufe der Jahrhunderte wurde am Schloss viel erweitert aber auch wieder zerstört. Leider verlor das Schloss später an Bedeutung und verfiel zusehends. Bis, ja bis ...

Man schrieb das Jahr 1952, Queen Elizabeth - The Queen Mother - war gerade Witwe geworden und suchte nach einem passenden, etwas abgeschiedenen Wohnsitz. Wie es der Zufall wollte, hörte sie von einem befreundeten Ehepaar (Commander und Lady Doris Vyner) von Castle of Mey, welches zum Verkauf stand.

Ihre Kindheit verbrachte Queen Mum auf Glamis Castle (dem schottischen Stammsitz der Familie Bowes-Lyon), daher waren ihr Land und Leute gut bekannt. Vielleicht dachte sie sich „Ein schottisches Castle ist weit weg von London und dem Buckingham-Palast. Das Castle kauf ich mir!” Warum auch immer, das Castle of Mey gefiel und wechselte 1952 in königlichen Besitz.

Castle of Mey

 

Castle of Mey
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Castle of Mey war zu dieser Zeit in völlig desolatem Zustand. Queen Mum ordnete umfangreiche Renovierungs- und Restaurierungsarbeit an (oder war diese Aufgabe und Abwechslung vielleicht der Grund des Kaufes?) und Stück für Stück entstand das heutige Juwel.

Es ist erst 10:15 - also eine ¼ Stunde zu früh zum Schlossbesuch - aber der angrenzende Walled Garden kann bereits besichtigt werden. Na dann nichts wie hin. Der Garten ist nicht nur Zier- sondern zum Großteil auch Nutzgarten. Hier wachsen vielerlei Obst- und Gemüsesorten.

Eine Mauer schützt die Pflanzen vor den rauen Winden, welche oft vom Meer her wehen. Schau, die Sonne kommt gerade durch - sieht alles gleich noch ein wenig charmanter aus.

Gerade als wir ins Schloss gehen wollen, tuckert ein altes Rolls-Royce Cabrio um die Kurve. Wau! Nettes Fotomotiv. Warte, da kommt noch einer. Und noch einer! Ist da irgendwo ein Nest? Lauter toll gepflegte Oldtimer, die alle vor dem Castle of Mey parken. Grandiose Fotomotive!

Castle of Mey

 

Castle of Mey
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Castle of Mey
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Sowohl Fahrer wie auch die anderen Insassen sind alle wie für eine Nordpolexpedition angezogen: dicke Hauben und dunkle Brillen, aber auch lange Mäntel und Fäustlinge. Nach vielen, vielen Fotos verlassen wir den Vorplatz und betreten das Schloss.

Hier erinnert vieles an Queen Mum, denn man hat zahlreiche persönliche Dinge aus dem Alltagsleben der Monarchin für uns Besucher:innen in den Räumen zusammengestellt. Die Guides - fast in jedem Raum steht jemand - haben viele Anekdoten über Queen Mum auf Lager. So viele, dass wir uns leider nur einen kleinen Bruchteil davon merkten.

Da wäre z.B. das karierte Nessi-Monster oben auf einem Gobelin, die Festtags- und Alltags-Garderobe, ihre Essgewohnheiten, ihre Einkaufsvorlieben und noch ganz viel mehr.

Queen Mum war z.B. leidenschaftliche Besucherin lokaler Art-Galleries und kaufte auch immer das eine oder andere Bilder, das ihr gefiel. Ganz anders macht es Prinz Charles. Er kommt auch jedes Jahr nach Mey und geht ebenfalls gerne in die Art-Galleries - soweit die Übereinstimmung - allerdings kauft er hier nix, sondern stellt seine eigenen Bilder zum Verkauf aus.

Castle of Mey
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Castle of Mey
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Noch ein paar Storys über Queen Mum gewünscht? Ok! Ihr Fernseher und der Videorecorder wurden jedes Jahr aufs Neue gemietet. Nicht jedes Jahr ein neues Model, no - immer das gleiche alte Modell, da Queen Mum technisch nicht sehr fortschrittlich war. Der Fernsehtechniker soll schon nahe der Verzweiflung gewesen sein und ernsthaft überlegt haben, in die alte Hülle ein neues Innenleben einzubauen.

Auch in der Küche regierte Queen Mum kräftig mit. Sie war der Meinung, dass „handgemacht” viel besser schmeckt als etwas, das maschinell hergestellt wird. Arme Küchenmannschaft - hier wurden kein Mixer, kein Saftpresser und keine Friteuse verwendet. Gerade mal einen Toaster tolerierte die Königin Mutter.

Ihr Radio - natürlich ebenfalls ein uraltes Modell - stand immer unter dem Tisch, da auf dem Tisch kein Platz dafür war. Dort lag ihre Korrespondenz über die gesamte Fläche verteilt.

Am Ende unseres Rundganges besuchen wir nochmals den schönen Shop. Karin ist ganz verliebt in das wunderbare Teeservice aus feinstem Porzellan mit dem zarten Motiv aus bunten Blumen. Allerdings ist es sehr teuer und da dann auch noch die Shipping-Gebühr hinzu käme ... nein, leider doch nicht.

Eintritt Castle of Mey: £ 7.50 pro Person / Fotografieren in den Innenräumen verboten.

Schottland
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Bitte wir sind hungrig. Vielleicht finden wir in Thurso ein nettes Fish & Chips Lokal. Leider nein, dafür aber einen Supermarkt bei dem wir unseren Mittagsimbiss kaufen können. Ok und wo genießen wir unser Mahl? Ein paar Gassen weiter finden wir ein Bankerl mit Ausblick aufs Meer. Passt! Sandwichs und Diet Coke mit Citrus- und Cherry-Geschmack munden mit dieser Aussicht doppelt gut.

Weiter geht unsere Reise entlang der Nordküste Schottlands westwärts. Die Landschaft ist hier ganz wunderbar und einsam. Hochlandmoore, Seen, Heidekraut auf der anderen Seite - auf der anderen das tosende Meer und dann noch dieser Sonnenschein - traumhaft. Aber wie man sich hier fühlt, wenn es gerade heftig regnet, wollen wir uns erst gar nicht vorstellen.

Die Einsamkeit und Weite des Landes hat auch seine Schattenseiten - selbst bei Sonnenschein. Die Tanknadel nähert sich stetig dem „E” was nichts Gutes bedeutet. Erleichtert finden wir nach kurzer Zeit eine offene Tankstelle in einem winzigen Kaff. „Klar können Sie bei uns mit Kreditkarte bezahlen” tönt der Tankwart „Dort drüben im Greißler vis-a-vis, der meiner Schwester gehört.” Beide dunkelrote Haare und Sommersprossen - richtig schottische Geschwister.

Nach obenDurness - Smoo Cave

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Nächster Halt Smoo Cave in Durness. Durness ist ein eher kleines Dorf (so ca. 500 Einwohner:innen) an der Meerenge Kyle of Durness in den Highlands von Schottland. Die Hauptattraktionen hier ist Smoo Cave, eine Höhle mit kleinem Fluss und unterirdischen Wasserfall.

Gleich neben dem Eingang zu Smoo Cave befindet sich ein kleiner Parkplatz, auf dem wir sogar den letzten freien Platz ergattern. Kameras gepackt und los geht's zum Abstieg in die Höhle. Wir wählen die steile Treppe als Ab- und den längeren geschwungenen stufenlosen Pfad als Aufstieg.

Überall kreisen Möwenfamilien über unseren Köpfen, die sich über uns Besucher lautstark aufregen. Am Boden angekommen betreten wir die Höhle. Aha, das Schild besagt, Eintritt frei - fein - und wer will kann auch eine zu bezahlende Schlauchbootstour buchen - danke nein.

Durness - Smoo Cave
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Durness - Smoo Cave
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Durness - Smoo Cave
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Wenige Meter nach diesem Schild ist es mit dem Begehen der Höhle auch schon wieder vorbei. Kleiner Platz mit Blick auf den Wasserfall und aus. Ab hier ist ein Weiterkommen nur mehr mit dem Boot möglich. Na dann schießen wir noch ein paar Fotos und verlassen den Höhleneingang wieder.

Zurück geht es zum Auto. Herunter ging es eindeutig mit weniger Anstrengung, aber da das Wetter wolkenlos und sonnig ist, präsentieren sich Meer und Wiesen in strahlenden Farben. Fein, dass ein wenig der Wind bläst so kommen wir nur wenig ins Schwitzen.

Unsere Reise führt uns weiter entlang der Nordküste. Ein wenig entfernt könnten wir Cape Wrath - die nordwestlichste Landspitze des britischen Festlandes - besuchen, lassen sie aber doch lieber rechts liegen um bei Zeiten in Achiltibuie im Summer Isles Hotel anzukommen.

Achiltibuie
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Achiltibuie
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Die Landschaft in der Grafschaft Sutherland wird immer schöner. Hinter jeder Biegung stößt einer von uns beiden ein lautes „Schau!” oder „Wau!” aus, um den anderen die gerade auftauchenden landschaft­lichen Schön­heiten aufmerksam zu machen.

Auf einem winzigen Straßerl fahren wir das letzte Stück zu unserem heutigen Hotel. Nur eine Fahrbahn und hin und wieder ein Passing Place, der aber kaum ein Ausweichen zulässt. Ganz anders ist die Landschaft hier: einsame weiße Buchten, bemooste Eichenwäldchen, Farne und violetter Fingerhut wechseln einander regelmäßig ab. Ein wahrliches Feenreich. Klar, dass wir dauernd zum Fotografieren stehen bleiben müssen.

Im Summer Isles Hotel haben wir ein sehr nettes Zimmer, hauptsächlich weiß mit ganz wenig Meergrün und Sandbeige. Hübsch! Auch das Abendessen spielt alle Stückchen. Jeder Gang zergeht auf der Zunge. Vor allem die Nachspeisen: der Croissant-Schoko-Auflauf ist ein Gedicht und der Käsewagen erst - kaum zu beschreiben. Von allen Nachspeisen kann man so oft haben, wie man will. Wir platzen fast! Gute Nacht!

zu den FAQs und den Kommentaren
Auf der letzten Seite dieses Reiseberichtes findest Du die Fragen unserer Besucher:innen, welche uns im Laufe der Zeit erreichten und hast selbst die Möglichkeit einen Kommentar zu diesem Reisebericht zu hinterlassen.
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