Bed and Breakfast |
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Zufällig gesehen auf unserer heutigen Etappe |
Heute läutet uns wieder Karins Wecker aus den Federn. Es ist 06:00, denn wir wollen heute extra ein bisschen mehr Zeit in der Früh haben. Gestern waren wir beide einfach zu müde für irgendwelche Aktivitäten.
Weder die Fotos wurden mit sprechenden Namen versehen (DSCxyz oder IMGxyz ist nur wenig aussagekräftig), noch haben wir uns gestern ein paar Stichworten für diesen Reisebericht notiert.
Der Nebel zieht tief ins Land herein und dieser ganz feine Nieselregen benetzt die Fenster wie mit einem Blumenspritzerl besprüht. Rasch ein Gebet an die Wetterheiligen, die uns die letzten Tage auch geholfen haben.
Lieber St. Columban, St. Patrick, Hl. Petrus und wer da oben sonst noch zuständig ist, bitte schiebt doch die Wolken weg - vielen Dank. Doch die Herren scheinen heute auch Sonntag zu halten und rühren keinen Finger.
Bed and Breakfast |
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Ein paar Wortspenden für den Reisebericht, Fotos von den Speicherkarten transferieren/umbenennen und unsere Koffer wieder schließen - geht sich alles nebst der Morgentoilette vor dem Frühstück gut aus. Dass selbiges gleich fertig sein wird, tut uns wieder das monotone Brummen des Küchenlüfters kund, der so um 07:30 angeworfen wird.
Alexander nimmt wieder Speck mit Spiegelei, diesmal allerdings gleich 2 Eier. Karin möchte noch einmal von den köstlichen Scrambled Eggs mit Räucherlachs. Beides schmeckt genauso gut wie bisher jede Mahlzeit hier. Nach dem Frühstück schleppt Alexander unsere Koffer die steile Treppe wieder hinunter und lädt sie in unseren Peugeot, während Karin beim Hausdrachen die Rechnung begleicht und noch ein paar freundliche Worte wechselt. Ein Lob für die wirklich ausgezeichnete Küche ist selbstverständlich auch darunter.
Unser erster Stopp heute soll uns zu Schottlands meistfotografiertem Schloss führen: Eilean Donan Castle. Die Fahrt dorthin verläuft ereignislos. Natürlich kommen wir wieder durch wunderschöne Landstriche mit dichten Eichenwäldern, Farnkraut und Fingerhut. Es ist wirklich bemerkenswert, wie unberührt alles vor uns liegt.
Kurz vor einer Brücke, die über das letzte Zipfelchen von Kyle of Lochalsh zu Dornie führt, kommt rechter Hand ein Altstoffsammelplatz mit großem Parkplatz. Hier quietschen wir uns ein und tun es einigen anderen gleich: wir gehen in die Knie und knipsen wie verrückt Eilean Donan Castle mit seiner romantischen kleinen Bogenbrücke, wie es sich samt Nebelschwaden im Wasser spiegelt.
Eilean Donan Castle |
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Beim Betreten des Schlosses gehören wir zu den ersten Besuchern des heutigen Tages. Außer uns sind noch nicht sehr viele andere Gäste da. Treppauf treppab bewegen wir uns durch die Burg über Wendeltreppen durch die engen Gänge. Alt und/oder dick waren wohl Eigenschaften, die das Wohnen oder Arbeiten hier so gut wie unmöglich gemacht haben.
In der großen Festhalle sehen wir einen lateinischen Spruch über dem Kamin. Karin fragt den Guide, was das denn heißen könnte. Uih! Dieser Schotte nimmt das Wasser des Lebens wohl schon in aller Frühe zum Gurgeln zu sich. Und weil's was kostet schluckt er es wahrscheinlich auch gleich runter oder betupft sich zumindest kräftig die Ohrläppchen damit. Jedenfalls riecht der freundliche Herr stark nach Whiskey.
Eilean Donan Castle |
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Nichts-desto-trotz teilt er freundlich seine ganz persönliche Übersetzung des mittelalterlichen Spruches mit uns und bedankt sich, dass er nicht noch so einen langweiligen Tag wie gestern erleben muss, an dem gar niemand mit ihm gesprochen hat. Armer Kerl!
Eilean Donan, die Insel des Hl. Donan, wurde höchstwahrscheinlich nach einem irischen Bischof benannt, der im 6. hier gelebt haben soll. Die Burg selbst wurde 1220 von Alexander II. als Verteidigungsanlage gegen die Vikinger errichtet und später durch seinen Nachkommen, Alexander III. an Colin Fitzgerald, einen Sohn des Earl of Desmond and Kildare als Belohnung für seine geleisteten Dienste in der Schlacht von Largs weitergegeben. Auch Robert the Bruce soll hier Zuflucht vor den englischen Truppen genommen haben.
Während der Jakobitenaufstände verschanzten sich spanische Truppen die den Schotten behilflich waren in der Burg. Aus diesem Grund lagerten sie 343 Pulverfässer in der Burg. Als die Engländer dies erfuhren, schickten sie am 10. Mai 1719 die drei Fregatten Worcester, Enterprise und Flamborough in den mit dem Meer verbundenen Loch Duich und benutzen die versteckten Pulverfässer, um Eilean Donan Castle in Schutt und Asche zu legen.
Die heutige Burganlage wurde erst 1912-1932 aufgebaut. Der Legende nach soll Farquhar McRae, nachdem er im Traum eine Vision der einstigen Burg hatte, seinen Clanchief John McRae-Gilstrap dazu überredet haben, das Castle wieder herzustellen. Leider ist das Fotografieren in den Innenräumen nicht gestattet.
Eintritt Eilean Donan Castle: £ 4.95 pro Person.
Weiter geht unsere Reise in Richtung Fort William - genauer gesagt zum Glenfinnan Viadukt. Genau zu jenem Viadukt, welches in einer Filmszene „Harry Potter und die Kammer des Schreckens” (2002) - mit dem dampfbetriebenen Hogwart's Express - schon zu Berühmtheit gelangte. Laut Wikipedia, wurden auch andere Filme und Fernsehserien, vor dem Viadukt gedreht: Die Liebe der Charlotte Gray, Monarch of the Glen und 3 Harry-Potter-Verfilmungen.
Auf der Ebene zwischen Viadukt und dem Ufer des Loch Shiel steht das Glenfinnan Monument, welches sich seit 1938 in der Obhut des National Trust for Scotland befindet. Es erinnert an den Jakobiten-Aufstand von 1745, der von hier aus seinen Ursprung nahm.
Für uns hat das Monument auch eine zweite Funktion: Von oben muss man eigentlich einen perfekten Ausblick auf die Brücke haben, oder? Also nichts wie hinauf. Die bei der Kassa angekündigte Überraschung in Form einer winzigen Luke vor dem Ausstieg stimmt. Die Luke ist wahrlich so klein, dass ein Durchkommen mit einem Rucksack am Rücken unmöglich ist. Auch wer ein bisschen mehr der schottischen Küche zugesprochen hat, kommt da gar nicht mehr durch!
Glenfinnan Viadukt |
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Der Ausblick auf das Loch Shiel ist sehr nett, auf das Viadukt leider etwas weniger, denn der Parkplatz im Vordergrund stört gewaltig. Also klettern wir den Berg hinter dem Visitor Center hinauf zum Viewpoint und hoffen von hier aus eine makellose Sicht auf das Viadukt zu erhalten.
Fast! Der Parkplatz ist jetzt nicht mehr im Weg, dafür ein deutlich sichtbarer Wellblechschuppen. Zum Glück gibt es hier aber Bäume und Farnkraut, welche bei guter Platzierung der Kamera den Schuppen gnädig verdecken. Den weiteren Aufstieg über saure Wiesen hätten wir uns sparen können, denn leider ist der Ausblick weiter oben auch nicht besser.
Unten wieder angekommen hören wir uns im Visitor Center die Geschichte von Glenfinnan und Prince Charles Edward Stewart („Bonnie Prince Charlie”) - sogar auf Deutsch - an. Wahrlich sehr ergreifend wie plötzlich 700 Clansmen in Röcken und mit Dudelsackspielern über die Hügel herunterkommen, während der arme Charlie schon ganz mutlos und verzweifelt fast ganz alleine in der weiten Ebene steht und mit seinem Schicksal hadert. Snief! Mit einem Tränchen der Rührung im Auge steigen wir wieder in unser Auto und verlassen diese historische Stätte und setzen unseren Weg nach Oban fort.
Eintritt Glenfinnan Monument: £ 3.- pro Person
während der Überfuhr von Corran nach Ardgour |
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während der Überfuhr von Corran nach Ardgour |
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Einige Zeit später - wir sind gerade in der Nähe von Corran - meldet unser Navi „Biegen Sie in 100 m links ab”. Wohin sollen wir? Das muss sich jetzt aber um einen technischen Irrtum handeln, oder? Links neben uns ist Wasser - keine Brücke, nur Wasser. Aber das Navi bleibt konsequent und schickt uns nach links. Alexander ignoriert dies - fährt gerade weiter - wird aber gleich auf seinen Fehler hingewiesen „Drehen Sie wenn möglich um”.
Zwischen Corran (A8611) und Ardgour (A82) verkehrt eine kleine Autofähre und genau diese sollen wir nehmen. Andernfalls müssten wir das Loch Linnhe großräumig umfahren. OK das Navi hat gewonnen - wir kehren um und stellen uns an. Fein, dass derzeit nur wenige Autos auf die nächste Fähre warten. Eine ¼ Stunde später stehen wir mit unserem Auto an Board und wieder eine ¼ Stunde später geht unsere Reise auf der anderen Seite auf der A82 weiter.
Castle Stalker |
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Während der Weiterfahrt halten wir auf einem kleinen Parkplatz (ein wenig die Beine vertreten und so) als Alexander zu Karin meint: „Du, steig einmal aus und riech”. Karins spontane Reaktion nachdem sie tief eingeatmet und geschnuppert hat: „Hier riecht es wie Klospray!” - nach Pinien, Wacholder, Holz - Mmmmh!
Es ist jetzt ½ 3 vorbei und das Knurren unserer Mägen lässt sich nicht mehr überhören. Die Abzweigung zum Café „Castle Stalker View” klingt viel versprechend, dort kehren wir ein. Zwei BLT-Baguettes - reichlich Speck, Paradeiser (für unsere des Österreichischen nicht mächtigen Leser:innen: Tomaten) und Salat im Ciabatta-Brötchen plus zwei Diet Coke sind rasch geordert und munden sehr gut. Zum Abschluss fotografieren wir noch Castle Stalker samt Insel. Danach setzten wir die Reise nach Oban weiter fort.
PS: Besichtigen konnten wir Castle Stalker leider nicht. Die Ruine ist nur an wenigen Tagen des Jahres geöffnet.
Wir wollen uns morgen die Inseln Mull und Iona ansehen - daher fahren wir zuerst zum Hafen um Tickets für die morgige Fähre zu besorgen. Denkste - leider nein. Alles bis 12:05 ist ausgebucht. Aber wenn wir erst mittags übersetzen, dann bleibt für eine vernünftige Besichtigung zu wenig Zeit. Also buchen wir eine Tour mit Bus und Führung. Der Mann beim Tourschalter ist echt nett und der Schmäh läuft hin und her.
Er entpuppt sich sogar als halber Oban-Reiseleiter und preist neben lokalen Gaststätten auch das Kolosseum an, welches wir aber wegen des momentanen Regens dann doch nicht anschauen. Also was essen wir heute Abend? Zuerst wollen im Supermarkt noch einkaufen, aber da heute Sonntagabend ist, ist dieser schon sehr abgestiert. Es gibt keine fertigen Sandwichs mehr, selbst das Brot ist schon ausverkauft. Ok das ist nix. Wir fahren lieber zum Hotel und entweder bekommen wir dort eine Kleinigkeit oder wir fahren wieder zurück nach Oban auf Fish & Chips.
Rundreise Mull & Iona: £ 31.40 pro Person
Den Weg zum Knipoch House Hotel führt uns das Navi wieder über die einsamen und unmöglichen Straßen in der Umgebung von Oban. Alexander ist schon sauer wegen ständig einspuriger Straßen mit Passing Places. Muss denn das sein? Aber wie immer hat jedes Ding seine 2 Seiten und so kommen wir an einem absolut spiegelglatten Waldsee mit einem Schwan und einer Möwe auf einem Sprießerl vorbei - Romantik pur - selbstverständlich mit Fotostopp.
in der Nähe von Oban |
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... hätten wir diese hier nie gesehen |
Das Knipoch House Hotel liegt sehr einsam und ruhig am Ufer des Loch Feochan in der Grafschaft Argyll. Unser Zimmer ist groß, aber nicht so exquisit dekoriert. Ähnlich dem Forss House Hotel. Wir sind beide sehr happy.
Karin erinnert der Blick aus unserem Zimmerfenster auf das stille Wasser im Abendlicht ganz fatal an eine alte Whisky-Werbung aus ihren Kindertagen: „Der Tag geht, Johnnie Walker kommt”. Dabei sieht man einen Gentleman, die Hand grüßend am Zylinder, wie er an einem schönen Landsitz mit abendlich erleuchteten Fenstern vorbei eilt. Diese gemütliche, ur-schottischen Stimmung werden wir hier sicherlich noch ausgiebig genießen.
Nach den üblichen Formalitäten - welche von einer echten Perle an der Rezeption abgewickelt werden (der netteste Empfang auf unserer bisherigen Reise) - gibt es noch die Frage des Abendessens zu klären. „Natürlich können Sie auch nur eine Vorspeise und/oder Nachspeise bei uns essen.” Fein, da bleiben wir.
Nach ein bisschen Unterhaltung mit einem deutschen Ehepaar, welches so wie wir die vorherige Nacht im Toravaig House Hotel verbracht hat, lassen wir uns Vorspeise und Nachspeise - beides hervorragend - gut schmecken. Morgen essen wir hier sicher 3 Gänge zum Abendessen!
Nach dem Kaffee in der Lounge darf es gerne noch ein Whisky zum Abschluss sein. Natürlich nur der Stimmung wegen! Die Bar ist bestens ausgestattet. Wir entscheiden uns hier für etwas „Exotischeres”, das bei uns daheim nicht ganz so bekannt ist und bestellen einen Talisker, der auf der Isle of Skye hergestellt wird.
Nach dem Digestif plaudern wir noch ein wenig mit der netten Dame an der Rezeption über unser morgiges Programm. „Da gibt es einen kostenlosen Parkplatz - kaum 10 Minuten Fußweg vom Hafen entfernt.” Sehr fein & danke! Schnell gute Nacht, damit wir morgen für den Ausflug ausgeruht sind.