Fliegende Hühner

Das Frühstück können wir im hellen Wintergarten einnehmen. Prinzipiell ist es hier angenehm ruhig - nur ein anderes älteres Ehepaar genießt ebenfalls sein Breakfast - wären da nicht die laut krächzenden Krähen . Die Natur lebt!

Orkney

 

Ein umfangreiches Buffet gibt es nicht - nur ein paar frische Früchte, Joghurt & 2 frisch gepresste Säfte - dafür darf man von der Karte alles bestellen, was das Herz begehrt. Wir ordern Übliches: Ham, Eggs, Tee, Toast, Marmelade, ... - alles frisch und hausgemacht.

Während wir so unser Frühstück genüsslich verzehren, schreitet ein Fischer in voller Montur (Arbeitskleidung mit Gummistiefeln bis zur Hüfte), über und über bepackt mit Ausrüstung an uns vorbei. Er ist wohl auf dem Weg zum Forellenbach gleich am Ende des Grundstücks, dessen kleinen Wasserfall wir von hier aus tosen hören können. Für uns Nichtfischer jedenfalls ein Anblick zum Schmunzeln.

Heute stehen die Orkney Inseln auf unserem Programm. Übersetzen wollen wir in Scrabster mit den Northlink Ferries. Das Navi lotst uns brav zum Hafen, aber Vorort sind wir ein wenig verwundert. Hier ist es leer und fast wie ausgestorben. Sind wir wirklich richtig?

Nirgends ist eine wartende Fähre zu sehen. Gehen wir mal zum Ticketcounter - geschlossen. Nur ein einsamer Imbissbudenmann ist zu sehen. „Entschuldigung, wo können wir den Tickets für die Fähre zu den Orkney Inseln kaufen?” - „Hier drüben, aber erst wieder in ein paar Stunden. Die Fähre legte vor einer ¼ Stunde ab. Die nächste fährt erst nach Mittag.”

Ohje - wir sind zu spät dran - was machen wir jetzt? „Vielleicht geht sich noch die Fahrt mit den Pentland Ferries in Gills Bay aus?” - „Diese legt später ab, aber das schaffen Sie nicht mehr zeitgerecht.” Bleibt nur mehr als letzte Chance die John O'Groats Ferries in - 3x darfst Du raten - John O'Groats.

Nach obenJohn O'Groats

John O'Groats
IconJohn O'Groats

 

John O'Groats
IconJohn O'Groats

 

Quietsch, wir sind in John O'Groats angekommen. Jetzt noch die Karten für Bus und Fähre (Highlights Day Tour) kaufen und wir haben es geschafft. Gerade noch, denn als wir unsere 2 Karten bezahlt haben, streicht die Verkäuferin auf einem kleinen Zettel die Zahl 4 durch und notiert darunter eine 2. Heißt das, dass für heute nur mehr 2 Karten verfügbar sind? Wir wollen es gar nicht so genau wissen.

Bis zur Abfahrt ist noch eine gute ½ Stunde Zeit. Was tun mit der Zeit? Hier ist nicht viel los. Ein Parkplatz, ein altes aber schon vor einiger Zeit geschlossenes Hotel (John O'Groats House Hotel), ein Wegweiser „Land's End” und ein paar Geschäfte gibt es hier zu sehen.

John O'Groats
IconJohn O'Groats

 

Vielleicht finden wir für Karins ewig kalte Hände ein paar Handschuhe. Man würde uns so manche Wollware gerne verkaufen, aber Handschuhe sind leider keine dabei. Dann halt nicht.

Auf einem Schild lesen wir woher dieser Ort seinen Namen hat: Der Name John O'Groats soll sich von dem Holländer Jan de Groot herleiten, der 1496 auf Geheiß König James IV. den ersten regulären Fährdienst nach Orkney in Betrieb nahm. Aha - auch interessant, was mach' ma jetzt?

So wie uns geht es allen hier - lauter wartende Touristen. Jeder steht mehr oder weniger lustlos herum und wartet darauf, dass die Fähre zu den Orkney Inseln endlich kommt und mit uns an Board wieder ablegt.

Ticket John O'Groats Highlights Tour: £ 35.- pro Person

Nach obenOrkney Inseln

Die Überfahrt
IconDie Überfahrt

 

Wir ergattern 2 Sitze in erster Reihe und freuen uns auf die Überfahrt. Pünktlich legt das Fährschiff ab und wir bewegen uns in Richtung der Orkney Inseln. Hat auch seine Vorteile einmal nicht mit dem Mietauto selbst zu fahren, sondern mit dem Bus kutschiert zu werden. Wir freuen uns beide auf den heutigen stressfreien Tag.

Während der Überfahrt friert Karin fast ein. Stimmt - das Wetter ist wenig berauschend - uns ist kalt (Karin viel mehr). Die wärmende Alternative im Schiffsinneren ist aber wegen der verbrauchten Luft auch nicht verlockender. Frieren oder miefeln? OK, dann frieren!

An Land wartet bereits der Bus samt Fahrer und die Rundreise geht los. Unser Fahrer ist eine nette Plaudertasche. Hier kennt er eine Begebenheit, da eine Geschichte seiner Landsleute, dann wieder eine Anekdote aus längst vergangenen Tagen - so vergeht die Zeit im Flug. Die nachfolgende lustige Story haben wir uns gemerkt.

Die Zeit: Anfang des 2. Weltkrieges - ein Großteil der englischen Flotte bunkert zwischen den Inseln. Um die „Zwischenräume” zwischen den einzelnen Inseln zu schließen und so fremden U-Booten das Eindringen zu erschweren, versenkt man alte Schiffe in den Zufahrten.

Kirkwall

 

Kirkwall
IconKirkwall

 

Diese Maßnahme erwies sich aber als unzureichend. Schon wenige Tage nachdem die Barrieren aufgebaut waren, drang ein deutsches U-Boot unbemerkt ein, versenkte das englische Kriegsschiff HMS Royal Oak (833 Mann der Besatzung kamen ums Leben) und floh ohne aufgegriffen zu werden. Also musste eine solidere Abschottung her.

Premierminister Winston Churchill gab den Bau der 4 Churchill Barriers in Auftrag. Nur wer sollte diese Mordsarbeit tun? Etwa 1300 italienische Kriegsgefangene wurden zwangsverpflichtet und zur Errichtung der Sperren genötigt. Erst am 12. Mai 1945 wurden die Barriers vollendet und hatten daher kaum militärische dafür aber auch heute noch infrastrukturelle Bedeutung für Orkney.

Für die hier ansässigen Fischer war die Bedeutung aber noch eine ganz andere. Vor dem Bau war es für sie möglich mit ihren Fischerbooten ungehindert ins offene Meer zu fahren und dort zu fischen. Jetzt, nach dem Bau der Sperren nicht mehr. Der Umweg über den offenen Zugang war viel zu unwirtschaftlich. Sie mussten umsattelten.

Aus Fischern wurden sehr erfolgreiche Hühnerzüchter, welche gedeckt durch Abnahmeverträge halb Schottland mit frischen Eiern aus Skapa Flow versorgten. Das Ganze lief ca. 11 Jahre perfekt. Bis Mitte Jänner 1952 ein mächtiger Orkan über die Inselgruppe blies.

Kirkwall - St. Magnus Cathedral
IconKirkwall - St. Magnus Cathedral

 

Kirkwall - St. Magnus Cathedral

 

Menschen kamen kaum zu Schaden, für das Federvieh ging die Sache jedoch leider wesentlich schlechter aus. Die gesamte Population nebst Aufzuchtanlagen erlitt das Schicksal „gone with the wind”. Vereinzeltes Gegackere und Kikeriki wurden noch Tage später von Fischer auf der Nordsee vernommen und in Norwegen wurden tiefgefrorene Hühner aus dem Wasser gefischt.

Von diesem Schlag erholte sich die Eier-Produktion auf Orkney nie mehr. Die schottischen Farmer am Festland belieferten längst den Markt im Vereinigten Königreich mit ihren Produkten. Wieder musste umgesattelt werden. Dieses Mal wählten sie Schafzucht - Schafe können nicht so leicht verblasen werden.

So gleiten wir vorbei an satt grünen Wiesen, vielen Schafen und vereinzelten Hügeln. Die Fahrt im Bus ist recht kurzweilig. Knapp bevor wir Kirkwall erreichen, fahren wir noch an der nördlichsten Whiskeybrennerei Schottlands Highland Park vorbei. Zum Testen des „Wassers des Lebens” haben wir leider keine Zeit, aber unser Fahrer preist die Qualität sehr anschaulich an.

Nach obenKirkwall

In der Hauptstadt Kirkwall werden wir noch im Bus über die wichtigsten Orte informiert: das nächste kostenlose WC ist dort im Cafe, die Einkaufsstraße führt direkt zum Hafen, St. Magnus Cathedral, Earl's Palace & Bishop's Palace sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und in 1 Stunde fahren wir hier pünktlich wieder ab. Danke, na dann los, lass uns Kirkwall erkunden.

Kirkwall - Earl's Palace

 

Kirkwall - Earl's Palace
IconKirkwall - Earl's Palace

 

Wir schlendern durch die Bridge Street in Richtung Hafen, schauen in so manche Auslage, finden aber nix, was uns rasend zum Kaufen animiert. Hübsch anzusehen sind die bunten Fischerboote im Hafen. Ein, zwei Fotos später drehen wir um und gehen wieder zurück in Richtung der 3 Sehenswürdigkeiten.

„Bitte Hunger!” - Alexanders Magen rebelliert. Fish & Chips wäre jetzt super und passende Lokale gibt es hier auch genug. 20 Minuten später verlassen wir gut gesättigt das Lokal. Jetzt wollen wir uns St. Magnus Cathedral ansehen.

St. Magnus wurde aus rotem und gelbem Sandstein in außergewöhnlich kurzer Zeit (in nur etwa 60 Jahren) errichtet und gilt darum als „stilrein”. Ein wenig Zeit bleibt uns die Kirche zu betrachten, dann heißt es schon wieder weiter gehen, denn in 5 Minuten fährt der Bus ab und wir wollten doch auch Earl's & Bishop's Palace wenigstens von Außen kurz sehen.

Beide Ruinen Bischof's und Earl's Palast wecken von außen Neugier, aber leider ist die 1 Stunde viel zu schnell verflogen. Wir müssen weiter - leider.

Nach obenSkara Brae & Skaill House

Skara Brae

 

Skara Brae
IconSkara Brae

 

Skara Brae - das ca. 5.000 Jahre alte Steinzeitdorf - war lange Zeit unter einer Sanddüne versteckt. Erst ein heftiger Sturm im Jahre 1850 legt diese Siedlung wieder frei.

Besichtigt kann fast das ganze Dorf werden. Aber nicht nur die ehemaligen Häuser, sondern auch Gegenstände des täglichen Gebrauchs werden ausgestellt - Schränke, Vorratsnischen in den Wänden, Kistenbetten, kleinen Wasserbecken um Fisch frisch zu halten ... und das alles natürlich aus Stein.

Eine Wohnung wurde zur Illustration samt Einrichtung nachgebaut. Das Dach besteht aus Walknochen, welche mit Tierfellen und Erde bedeckt wurden. Über einen kleinen Eingang betreten wir geduckt die Wohnung. Unter Berücksichtigung, dass Menschen vor 5000 Jahren (3000 Jahre vor Christi Geburt!) diese errichtet haben, ist der Komfort für uns erstaunlich. Sogar an ein „externes” WC haben sie gedacht. Man fühlt sich hier fast wie ein Jungsteinzeitmensch!

Wir spazieren zum nahe gelegenen Skaill House weiter (auch hier ist der Aufenthalt nur 1 Stunde und daher hurry up! Das Skaill House ist ein typisches Herrenhaus. Obwohl oft umgebaut, geht die dreiflügelige Anlage im Kern auf des 17. Jahrhundert zurück.

Skaill House

 

Skara Brae
IconSkara Brae

 

Von Zimmer zu Zimmer - ausgerüstet mit Audioguides - werden wir geleitet und auf so manch nettes Detail aufmerksam gemacht. Ob das Tafelgeschirr wirklich von der Bounty ist und von Captain Cook benutzt wurde, bezweifeln wir ein wenig aber wer kann schon das Gegenteil beweisen . 20 Minuten später verlassen wir das Skaill House wieder und spazieren zurück zum Parkplatz.

Perfekt - in 5 Minuten fährt der Bus wieder weiter - da kaufen wir uns noch schnell 2 Coffee To Go und genießen sie während der Fahrt. Darauf hätten wir lieber verzichten sollen. Zuerst gibt es Ärger mit der Tresen-Bedienung.

Was macht denn die Dame da so lange? Wird jetzt jede Bohne einzeln geröstet, oder? Ungeduldig steigt Alexander von einem Bein auf das andere. Der Bus will gleich abfahren! Bezahlen und ... Autsch! Diese wunzigen Becher sind ***heiß, wie kann man denn die ohne Brandblasen zu bekommen tragen?

Eintritt Skara Brae & Skaill House: £ 6.50 pro Person / Fotografieren in den Innenräumen des Skaill House verboten.

Nach obenRing of Brodgar

Ring of Brodgar

 

Ring of Brodgar
IconRing of Brodgar

 

Ring of Brodgar
IconRing of Brodgar

 

Endlich sind wir am Parkplatz angekommen. Die kurze Fahrt hat eh nur eine ¼ Stunde gedauert, aber der heiße, immer wieder überschwappende Kaffee, der unsere Finger so angenehm verbrüht hat, ist zum aus der Haut fahren. Raus aus dem Bus und wo ist bitte der nächste Mistkübel zur Entsorgung?

Das kann's aber jetzt nicht sein! Kein Mistkübel weit und breit zu sehen. Na aber am Weg zum Ring of Brodgar wird sicher ein Kübel kommen. Wir schütten den Kaffee in die Wiese und tragen brav den Plastikbecher weiter.

Der jetzige Parkplatz ist etwas weiter vom Ring of Brodgar entfernt. Nicht, dass sich die Orkadier Sorgen um die mangelnde Bewegung Ihrer Touristen machen - nein, bei der Vorbereitung zur Erweiterung des alten Parkplatzes fanden sie neue alte Steine und daher wurde ein neuer weiter entfernter Parkplatz gebaut und der alte vorsichtig abgetragen.

Der Ring of Brodgar (oder auch Ring of Brogar - man findet beide Schreibweisen) ist ein Steinkreis mit einem Durchmesser von ca. 104 Metern, welcher ursprünglich aus 60 Steine bestand. 27 Steine stehen heute noch. Sie sind zwischen 2 und 4 ½ m hoch.

Ring of Brodgar

 

Der Ring of Brodgar wurde vermutlich zwischen 2500 und 2000 vor Christi Geburt errichtet und ist komplett von einem Graben umschlossen. Man schätzt weiters, dass die Errichtung dieses Bauwerkes etwa 10.000 Mann-Tage dauerte. Aber welche Funktion hatte der Steinkreis?

War er ein Observatorium? Ein Platz für unbekannte Zeremonien? Niemand weiß es wirklich. Immer noch die Plastikbecher in der Hand haltend erreichen wir den Ring. Majestätisch - beeindruckend - mystisch stehen die Steine still da und wir ebenso davor. Jeder hat so seine eigenen Gedanken beim Anblick der Steine. Foto rechts - Foto links - Foto mit möglichst wenigen fremden Leuten drauf. Wir müssen zurück zum Bus. Leider. Hier einen Sonnenuntergang erleben zu können wäre sicher etwas Besonderes!

Klar, wenn am Hinweg kein Mistkübel zu finden ist, ist am gleichen Rückweg auch kein Kübel zu sehen. Endlich in der hintersten Ecke des Parkplatzes - vom Bus verdeckt - entdeckt Karin einen Mülleimer. Geschafft! Endlich sind wir die Undinger wieder los.

Eintritt Ring of Brodgar: frei

Nach obenThe Italian Chapel

Zurück am Festland
IconZurück am Festland

 

The Italian Chapel
IconThe Italian Chapel

 

Zum letzten Mal während unserer Rundreise auf den Orkney Inseln halten wir bei der Italian Chapel. Sie wurde während des 2. Weltkriegs von den italienischen Kriegsgefangenen (welche die Churchill Barriers errichtet haben) erbaut. Alle gehen hinein - ah! - oh! - alle kommen heraus und besteigen wieder den Bus. Ist nett aber wir sind schon ein wenig müde.

Eintritt The Italian Chapel: frei

Die Überfahrt zurück aufs Festland verbringen wir wieder am Oberdeck - leicht frierend aber dafür bei guter Luft. Zurück im Hotel zieht es uns nach einer heißen Dusche so wie gestern in die Bibliothek - einen Whiskey & die Speisekarte bitte - weiter ins Speisezimmer und danach zurück ins eigene Zimmer. Wir sind hunde-müdeeeeeee. Gute Nacht und bis morgen! Da ruft als Highlight das Castle of Mey.

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