Bootsfahrt durch die Lagune |
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Als unser Wecker heute läutet, ist es draußen noch stockdunkel. Um 03:15 heißt es heute schon Aufstehen, da eine laaaange Fahrt durch Belize auf uns wartet. Schnell unter die Dusche, anziehen und die Koffer vor die Türe, von wo sie auch sogleich abgeholt werden. An der Rezeption warten Kaffee oder Tee in Thermoskannen und ein paar trockene Kekserln auf uns. Das restliche Frühstück gibt's in verdächtig unverdächtigen braunen Papiersackerln zum Mitnehmen.
Wortkarg und noch ziemlich verschlafen klettern wir in den Bus, wo die meisten von uns schon nach wenigen Minuten wieder dösen. Auf Wiedersehen Villa Maya!
Der Morgen vergeht mit viel Nebel und viel Schlafen während der Busfahrt. Die Grenzformalitäten in Belize sind einfach lachhaft! Sämtliche Gepäckstücke und alle Insassen müssen aus dem Bus raus. Dann darf jeder sein Gepäck händisch und einzeln über die Grenze schleppen. Zur Identifikation und zur Belustigung der unfreundlichen Grenzbeamten. Als Don Pedro etwas fragt bekommt er auf Spanisch die Antwort „Das war Deine letzte Frage”. Sehr nett!
Bootsfahrt durch die Lagune |
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Belize, das ehemalige Britisch Honduras, ist bei uns wenn überhaupt entweder als Steueroase oder wegen seiner intakten Fauna und Flora wie beispielsweise das Barriereriff bekannt.
Es gibt hier aber auch bedeutende Maya-Stätten. Eine Kombination aus beidem steht heute auf unserem Reiseprogramm, denn wir werden eine Bootsfahrt nach Lamanai machen. Doch bis dahin haben wir immer noch ein schönes Stückchen Fahrt vor uns.
Unterwegs meldet sich bei manchen ein menschliches Bedürfnis und so legen wir eine kurze Rast bei einer privaten Toilettanlage ein. Dort herrschen allerärgste Zustände.
Bootsfahrt durch die Lagune |
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In kleinen Hütteln in einem Hof sind Betonringe in den Boden eingelassen, die als Toilettenmuscheln dienen. Wasser gibt es keines. Alexander hat als Mann wieder mal den unschätzbaren Vorteil, des im Stehen Könnens.
Karin muss glücklicherweise nicht und so bleibt ihr wohl einiges erspart. Fluchtartig verlassen wir diesen ungastlichen Ort.
Während wir weiterfahren schauen wir ein bisschen aus dem Fenster hinaus. Nur wenige hübsche Häuser mit gepflegten „englischen Vorgärten” säumen die Straße, welche unser Bus nicht verlassen darf. Ist Vorschrift so und wird bei Zuwiderhandlung polizeilich geahndet. Der Rest der Gegend sieht ziemlich herunter gekommen aus. So auch die Bootanlegestelle am New River, bei der wir wenig später ankommen.
Maskentempel (N9-56) |
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Helconia |
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In einem langgezogenen Boot, das glücklicherweise einen Baldachin gegen die mittlerweile unbarmherzige Sonne hat, fahren wir mit einem einheimischen Guide den Fluss entlang. Der New River, von den Maya Dzuluinicob - fremde Menschen genannt, bildete eine der Hauptverkehrsadern, welche von den erobernden Spaniern und missionierenden Mönchen gleichermaßen auf dem Weg ins Landesinnere benutzt wurden. Sein einheimischer Name spricht Bände.
90 Minuten dauert die Bootsfahrt durch die Lagune des Flusses. 1½ Stunden, in denen wir Krokodile und Reiher, Schildkröten, Schlangen und viele Vögel sehen. Seerosen bedecken stellenweise die Uferzone und von den Bäumen fallen Orchideenblüten der Dancing Ladies (Oncidium Grower Ramsey) in goldgelben Schauern.
Unser Guide legt das Boot in die Kurve und eine Wasserfontaine spritzt hinter uns auf. Die Sonne, die auf die Tropfen trifft, bildet einen bunten Regenbogen. Der Fahrtwind weht uns die Haare aus dem Gesicht und kühlt uns angenehm. Na, wenn das nur keinen Sonnenbrand gibt.
Hauptpyramide (N10-43) |
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Als sich der Fluss fast zu einem See weitet, drosselt unser Guide die Geschwindigkeit. Im Schilf stehen Reiher und über unseren Köpfen zieht ein Schwarm unbekannter Wasservögel hinweg. Langsam schaukeln wir auf einen Steg zu und legen an.
Zwischen Heliconien hindurch geht es zunächst einmal zum kleinen Museum, welches ebenfalls zum Lamanai Archaeological Reserve gehört, und zu den sauberen(!) Toiletten. Nach einer kurzen Einführung im Museum folgen wir unserem Guide in den Dschungel.
Lamanai, ursprünglich Lama’an ayin, was soviel wie untergetauchtes Krokodil bedeutet, war 3.000 Jahre lang durchgehend besiedelt und seine abgeschiedene Lage in den Urwäldern Belizes trug dazu bei, dass es wesentlich länger bewohnt blieb, als viele andere Maya Stätten. Eine Besiedlung wurde zumindest bis 1650 n.Chr. festgestellt. Lamanai wurde niemals wiederentdeckt, da es niemals aufgegeben wurde - sagt unser Guide.
Dieses zweitgrößte Mayazentrum der Präklassik weist eine Besonderheit auf, die sehr zum Erhalt der Ruinen beitrug: es wurde hier in Schichten gebaut. Die Nachfolger überbauten jeweils die Tempel und Paläste ihrer Vorgänger, sodass diese konserviert wurden und nun Schicht um Schicht die Geschichte freigelegt werden kann.
Adelspalast (N10-17 bis 29) |
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Insgesamt ist das Gebiet von Lamanai einschließlich der Wohngebiete 385 Hektar groß. Auf 1,3 Quadratkilometer konzentriert sich das Zentrum mit den wichtigen sakralen Gebäuden. Der große Haupttempel befindet sich hier, der das größte bekannte Maya-Bauwerk der Präklassik darstellt.
Auf dem Weg zum Haupttempel bückt sich unser Guide plötzlich und stochert mit einem Stöckchen am Boden herum. Karin vermutet schon irgendeine abgefahrene Mutprobe, als er einen dicken, rosa Wurm in die Höhe hält. Doch nein, er zeigt uns eine - zum Glück bereits tote - Baby-Korallenschlange. Noch ist die ansonsten sehr auffällige, gebänderte Zeichnung nicht zu sehen und doch wäre ein Biss der kleinen Schlange bereits tödlich.
Korallenschlangen, die jedoch nicht aggressiv sind und im Gegensatz zu anderen Artgenossinnen Menschen nicht angreifen sondern nur zur Verteidigung beißen, gehören zu den Giftnattern. Ihr Gift ist ein Neurotoxin, ein Nervengift, das unter anderem auch die Atmung lähmt und in der Regel zum Tod führt, wenn nicht innerhalb weniger Stunden ärztliche Hilfe eingeholt werden kann. Na sehr super, jetzt schlendern wir aber ganz beruhigt weiter durchs Dickicht!
Adelspalast (N10-17 bis 29) im Hintergrund Jaguartempel (N10-9) |
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Jaguartempel (N10-9) |
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Beim Haupttempel angelangt lässt Karin sich im Schatten einer Palme nieder, während Alexander mit Arne und den Mädels eine Klettertour unternimmt. Als die 3 oben angekommen sind knackt es plötzlich ganz laut und ein riesiges Palmblatt geht krachend neben Karin zu Boden.
Arne meint vom Tempel „Lissi, lass die Palmen in Ruhe!”, was auch hier unten deutlich zu verstehen ist. Das bringt uns gleich dazu, die vielgerühmte Akustik auszuprobieren. Und wirklich, sie funktioniert auch hier und wir unterhalten uns von Tempelspitze zu Vorplatz und retour.
Auf unserem weiteren Weg durch den Urwald sehen wir Maskentempel, Jaguartempel und andere Strukturen, während über unseren Köpfen eine Brüllaffenmutter ihr Kleines am Rücken trägt. Palmenblätter zeichnen interessante Schatten auf den fruchtbaren Dschungelboden und schwarze Orchideen leuchten dunkel zu unseren Füßen.
Unser Rundgang schließt wieder bei der Bootanlegestelle, von der aus wir gestartet sind. An überdachten Tischen wird nun das mitgebrachte, landestypische Mittagsmahl serviert. Es gibt kaltes, gebratenes Huhn, eine Art Coleslaw, Reis in Kokosmilch und scharfes Gemüse.
Dazu Cola oder Sprite aus Dosen, die dank Aufbewahrung in Kühltruhen eine erfrischende Temperatur haben. Wir sind angenehm überrascht, wie gut alles schmeckt und Alexander ist froh, dass Karin immer noch keine volle Portion isst. So bleibt ihm mehr!
Mit dem Boot geht es über den New River wieder zurück. Auch auf der Retourfahrt sehen wir verschiedene Tiere und genießen den angenehmen Fahrtwind. Manche von uns haben doch tatsächlich einen ordentlichen Sonnenbrand aufgezogen.
Der Bus bringt uns nun zur mexikanischen Grenze, wo es Abschiednehmen von Don Pedro heißt. Mit einer kleinen Rede über die schöne Zeit, die wir miteinander im Grünen unter dem Blauen verbracht haben (in Anlehnung an einen Auszug aus dem Popol Vuh, dem heiligen Buch der Quiche-Maya), überreichen wir unser Dankeschön. Ein Schluck Bier noch zum Runterspülen und schon müssen wir unser Gepäck aus dem Bus nehmen und über die Grenze von Belize rollen. Tschüss Peter, es war eine super Reise mit Dir!
Bootsfahrt durch die Lagune |
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Hinter dem Maschendrahtzaun im Niemandsland warten schon unser nächster Reiseleiter und sein Fahrer. Der Anblick des letzteren sorgt kurze Zeit für Aufregung unter uns Damen, da es ein Indianer mit langem, dunklem Haar ist. Beim Näherkommen müssen wir dann aber erkennen, dass sein Geburtsjahrgang doch schon jenseits unseres Interesses liegt.
Bei der Einreise in Mexiko werden nach dem Zufallsprinzip Koffer für eine Durchsuchung ausgewählt. Jeder Einreisende drückt selbst auf einen Knopf und bei wem er rot aufleuchtet, der darf sein Hab und Gut ausbreiten. Und… bei uns leuchtet es natürlich auf. Glücklicherweise haben wir gut gepackt, sodass uns beim Öffnen nichts entgegen fällt und die Zollbeamtin ist auch nur mäßig an unserer Schmutzwäsche interessiert. Na fein, hätten wir das auch erledigt.
Alfred heißt unser Leiter für diesen letzten Abschnitt unserer Rundreise und kommt eigentlich aus der Kölner Gegend. Was ihn hierher nach Mexiko verschlagen hat? „Nun, die Senorita war schöner als der Dom.” meint er und jubelt sich damit in unser Herz.
Nur noch ein kleines Stückchen fährt uns Weiße Feder, unser Fahrer mit dem langen Haar, mit dem Bus und schon sind wir in Chetumal, wo wir heute übernachten werden. Nach dem Einchecken und Zimmer beziehen treffen wir uns in einem Lokal vis-a-vis zum Abendessen.
Es ist sauber, modern, klimatisiert und bietet sehr gute Fajitas. Wir beide sind recht angetan, Birgit fehlt ein bisschen das Ambiente, um das Essen wirklich zu genießen. Naja, man kann nicht von allem haben.
Nach dem Essen beschließen einige noch die Hauptstraße bis zum Meer vor zu bummeln, während wir lieber wieder ins Hotel zurück gehen. Es war ein sehr langer Tag und wir sind rechtschaffen müde. Gute Nacht, bis morgen!