Bougainvillea |
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Trg Republike |
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Uah, guten Morgen! Die Nacht war unruhig. Zuerst hören wir die Gäste des Italieners nebenan, als würden sie ihr Bier direkt an unserem Bett trinken. Dann rüttelt es mehrmals an der Eingangstür, weil wahrscheinlich noch ein paar hilflose Touristen versuchen, in ihr Nachtquartier zu gelangen.
Alexander wird von Schnupfen geplagt und dreht mehrmals das Licht auf, um ins treppab gelegene Bad zu finden und jedes Mal, wenn er sich in unsere eine Decke kuscheln will, deckt er Karin ab. Irgendwann reicht es ihr und sie rumort erbost im Wohnzimmer herum, bis sie zwei Tuchenten aus dem Sofa heraus gewurschtelt hat. Erst dann wird der Schlaf ein erholsamer.
Doch jetzt taucht die Morgensonne dieses Viertel von Split in ein verzauberndes Licht und wir freuen uns auf unser zweisames Frühstück in der Küche. Zwar nicht in einer Weinlaube, dafür wenigstens mit Blick auf eine gegenüber.
Schinken, Käse, Paradeiser und Oliven sind rasch angerichtet, wir schlüpfen in Jeans und gehen zum Bäcker um frisches Brot. Dort duftet es schon verführerisch und wir erstehen einen Wecken mit Sonnenblumenkernen.
Die 3 Schritte wieder zurückgelegt, schneidet Alexander 2 Scheiben ab, während Karin Tee kocht. Das dalmatische Frühstück mundet uns wunderbar.
Kirche Sveti Martin |
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Kirche Sveti Martin |
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Danach gehen wir noch mal in die Stadt. Zuerst am Prokurative oder Trg Republike vorbei, der wirklich sehr an den Markusplatz erinnert. Hier stehen die ehemaligen Prokuratsgebäude und hier werden auch des öfteren Konzerte und Theaterstücke aufgeführt. Dass die Venezianer auch in Split waren, lässt sich spätestens beim Anblick des Platzes nicht leugnen.
Dann spazieren wir entlang der Riva, der Uferpromenade, wo wir uns die vielen hübschen Cafés anschauen. Später wäre vielleicht ein Campari nett hier? Der Diokletianspalast hinter dieser Flaniermeile bietet eine malerische Kulisse. Schade nur, dass überall die Stangeln der Schatten spendenden Markisen im Weg sind.
Wir tauchen wieder hinein in die Altstadt und lassen uns treiben im Gewirr der Gassen. Als wir bei den Katakomben vorbeikommen, stehen hier ganz viele Leute angestellt. Wollen die alle die Keller besichtigen? Wir versuchen es lieber später.
Eine enge Treppe führt hinauf zum kleinen Kirchlein von St. Martin. Ein Messingschild an der Hauswand kündigt zwar an, dass sich hier überhaupt eine Kapelle befindet, doch leider ist die Türe bummfest zu. Alexander fragt im Restaurant vis-a-vis nach und bekommt den Tipp, dass wir fest klopfen sollen. Vielleicht wird dann ja geöffnet.
im Diokletianspalast |
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Wir wollen es versuchen. Gerade, als wir uns umwenden, geht zufällig ein junges Paar in das Haus und lässt uns ebenfalls eintreten. Während wir uns in der Kirche aus dem 11. Jahrhundert umsehen und den steinernen Altar sowie das ebenfalls in Stein gehauene Flechtwerk bewundern, kommt eine Dominikanerin aus dem angrenzenden Kloster.
Auf Kroatisch erklärt sie uns, dass es sich um den Hl. Martin handelt, der hier verehrt wird. Karin arbeitet brav mit - schließlich hat sie ja etliche Jahre Klosterschule hinter sich - und deutet die Mantelteilung an. Für soviel religiöse Bildung wird sie sehr gelobt. Wir lassen ein paar Kuna im Opferstock der schlichten, ursprünglichen Kapelle und gehen wieder.
In der Gasse unterhalb der Treppe angelangt, steht uns der Sinn nach einem Vormittagskaffee. Gleich ums Eck ist im Gewirr aus Häusern, winkeligen Straßen und Treppen ein kleiner Platz, gerade groß genug für ein Café. Hier sitzen Einheimische und Touristen dicht an dicht und auch wir lassen uns auf einen Cappuccino nieder. Zwischen den alten Steinen herrscht eine ganz besondere Atmosphäre, die wir sehr genießen. Dass der Kaffee dann auch noch stilecht mit einem Glas Wasser serviert wird, ist quasi das Sahnehäubchen obendrauf.
Jupitertempel |
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Jupitertempel |
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Etwas später schlendern wir wieder weiter, immer auf der Suche nach lohnenswerten Sehenswürdigkeiten und schönen Fotomotiven. Beides finden wir im Jupitertempel vereint. Ursprünglich als Andachtsstätte zu Ehren des Gottes Jupiter erbaut, wurde der Tempel später zur Taufkapelle umgewidmet und Sv. Ivan, also dem Hl. Johannes dem Täufer geweiht.
Das Gebäude beherbergt Schätze von hohem historischen Wert, darunter das original erhaltene Deckengewölbe, das mit einem Relief aus floralen Ornamenten und grotesken Gesichtern verziert ist. Mit ihm buhlt das mittelalterliche Taufbecken um die Aufmerksamkeit der Besucher:innen, auf dessen einer Seite man das Abbild eines kroatischen Königs bewundern kann.
Bei unserem Eintreten in den Tempel sind erst Mal ur-viele Leute mit uns gemeinsam in dem Raum. Die Decke wird bewundert, das Taufbecken aus dem 12. Jahrhundert und auch die Statue vom Hl. Johannes, die der zeitgenössische Künstler Ivan Mestrovic gestaltet hat. Dann haben wir Glück und es gibt einige Augenblicke, in denen der Tempel uns fast ganz alleine gehört und wir nach Herzenslust fotografieren können.
Als die Massen wieder herein strömen, verlassen wir den Jupitertempel und setzen unseren Spaziergang fort. Wir gehen einmal in der Altstadt rundherum, bis wir beim Peristyl auf einem kleinen Lavendelmarkt wieder hinaus kommen.
Fischmarkt |
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Alles, was man sich an Säckchen und Döschen nur vorstellen kann, ist mit den aromatischen Blüten gefüllt. Seifen, Sträußerln, Öl, Essig, Salz … es gibt nichts, was man mit Lavendel veredeln könnte und das hier nicht von kroatischen Frauen angeboten würde.
Gegenüber dem Ort der Wohlgerüche befindet sich eine Kirche, in der moderner Stil mit barocken Elementen kombiniert ist. Zwar birgt dies eine große Spannung, macht sich aber trotzdem nicht sonderlich reizvoll.
Als Kontrast zum Lavendelduft gehen wir nun den Fischmarkt besuchen. Drinnen in der Halle ist der Geruch schon sehr intensiv und selbst Karin, die Fisch und Meeresfrüchte auf ihrem Teller liebt, ist froh, wieder draußen zu sein. Im Freien geht es olfaktorisch angenehmer zu, doch ist der Fischmarkt insgesamt nicht sonderlich spannend, sodass wir uns alsbald in Richtung Nationaltheater aufmachen.
Leider kommen wir nicht weiter als ins Foyer, denn das Theater ist außerhalb der Vorstellungen nicht zu besichtigen. Nichts desto trotz ist das 1893 errichtete Gebäude sehenswert mit seiner schönbrunnergelben, von kleinen Balkonen verzierten Fassade.
Wir verlassen den Trg Gaja Bulata, folgen der Marmontova bis an ihr Ende und wenden uns dann nach rechts der Halbinsel Marjan zu. Auch diese Gegend wollen wir erkunden und so steigen wir einige breite Treppen mit netteren Villen und Aussicht hinauf.
Am Telegrin, dem mit 175 Metern höchsten Hügel der Halbinsel, oben angekommen, finden wir ein Terrassencafé vor. Wir organisieren uns einen Platz, was bei den vielen anderen Besucher:innen, welche hier vor allem nur sitzen und schauen wollen, gar nicht einfach ist und genießen alsbald Campari und Bier mit Panorama.
Langsam ziehen Wolken auf, unsere Gläser sind leer und wir wollen uns schon aufmachen, als Alexander noch angesprochen wird, ob er bitte ein paar Aufnahmen machen kann.
Kann er natürlich und die befreundete Gruppe aus Deutschland bekommt ihre Erinnerungsfotos vor der Kulisse des unten am Meer liegenden Split. Unter Lachen, Hallo und dem kurzen Austausch von bisher Erlebtem werden die Aufnahmen begutachtet und artig bedankt. Bitteschön, gern geschehen!
Bulata Nationaltheater |
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Noch ein paar kleinere Stiegen führen uns hinauf zu Sv Nikolaj. Dabei handelt es sich um ein winziges Steinkirchlein zwischen Zypressen, Myrten und Oleander - idyllisch aber leider zu.
Früher grüßten die Seeleute im Vorbeisegeln den Berg und so bekam dieser ihnen zu Ehren das Kirchlein mit dem Heiligen der Seefahrer.
Durch Park, der rund 400 geschützte Pflanzenarten beherbergt und einen Großteil der Halbinsel bedeckt, folgen wir einem Schotterweg bergab und anschließend andere Stufen wieder hinunter. Langsam wird es Mittagszeit und unsere Mägen würden gerne gefüllt werden.
Diokletianspalast, Eisentor |
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Trg Brace Radica (Platz der Gebrüder Radic) |
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Wir sehen einige nette Lokale, aber eines bietet nur Frühstück und Kleinigkeiten, ein anderes hat nur im Lokalinneren freie Plätze und nicht im Schanigarten und ein drittes bietet nur Speisen, die zwar dem einen von uns schmecken, der anderen aber nicht zusagen. Nun gut, dann müssen wir eben noch ein wenig weitersuchen.
Die Suche führt uns wieder in den Diokletianspalast hinein, direkt auf den entzückenden Trg Brace Radica. Er wird auch Vocni trg, Obstplatz, genannt. In der Mitte des Platzes steht das Denkmal für Marko Marulic. Wieder einmal ist der Schöpfer des Denkmals der in Kroatien sehr bekannte Bildhauer Ivan Mestrovic. Er hat den in Split geborenen Humanisten und Begründer kroatischer Literatur hier verewigt.
An der südlichen, dem Meer zugewandten Seite des Platzes, steht der Wehrturm des städtischen Kastells, das Anfang des 15. Jahrhunderts erbaut wurde. Die Nordseite des Platzes schließt das barocke Palais Milesi aus dem 17. Jahrhundert ab.
Durch das Eisentor betreten wir den Diokletianspalast wieder, folgen der Straße ein Stückchen und steigen schließlich ein paar Treppen hinauf auf eine Galerie. Mh, hier riecht es aber gut und eine kleine Stiege führt noch weiter hinauf zu einer offenen Türe.
Diokletianspalast, Eisentor, Turmuhr |
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Alexander folgt den Wohlgerüchen und steht alsbald in einer privaten Küche, aus der ihn die Köchin etwas ungehalten wieder hinauskomplimentiert. Hihi, was lässt sie in dieser Touristengegend auch ihre Tür sperrangelweit offen.
Wir lehnen uns auf die Brüstung der Galerie, sehen dem Treiben in den spiegelnden Gassen unter uns zu und hängen unseren Gedanken nach. Wie muss das Leben hier wohl zu Diokletians Zeiten ausgesehen haben? Wer ist durch Gassen gegangen und hat Treppen erklommen? Was war zu hören?
Hinter Sv. Ivan finden wir dann endlich eine gemütliche in Konoba, in der wir auf Cevapcici für Alexander und einen Salat Marinero für Karin einkehren. Dazu gibt's ein kühles Bier und das Leben ist gut zu uns.
Gestärkt und ein wenig ausgeruht gehen wir nun den Besuch der Katakomben an. Mal sehen, ob noch immer so eine lange Schlange vor den Ticketschaltern vorhanden ist. Nein, glücklicherweise hat sie sich fast gänzlich aufgelöst und so stehen wir schon bald in den Podrumi, den Kellern unter dem Palast.
Diokletianspalast, Katakomben |
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Ein weitläufiges Gewirr aus Gängen und Räumen breitet sich vor uns aus und wir durchschreiten richtige Hallen mit teilweise außergewöhnlicher Raumhöhe. Über Platzmangel zur Unterbringung von Vorräten konnte sich Diokletian wahrlich nicht beschweren. Trotzdem sind wir nicht ganz so entzückt von den Podrumi wie so manch anderen Besucher:innen. Wer die Katakomben von St. Stephan vor der Türe hat, den können Keller - und seien sie noch so alt - eben doch nur mäßig hinreißen.
Beim Hinausgehen schlendern wir noch durch die vielen Stände mit Souvenirs und Kunsthandwerk, die hier unabhängig vom Wetter ihre Waren feilbieten. Ein kleines Bildchen mit einem kunterbunten Kugelfisch hat es uns angetan und wird erstanden. Zu Hause kommt es zu unserer Sammlung von Miniaturen, die unsere Essecke ziert und an viele schöne Reisen erinnert.
Wir sind ein bisschen müde, das Wetter ist nicht allzu einladend und so beschließen wir, heute entgegen unserer sonstigen Gewohnheiten einmal ein Nachmittagsschlaferl zu halten. Am Abend wollen wir dann noch auf ein Getränk in Altstadt gehen und vielleicht noch irgendwo ein wenig Musik hören.
So vergeht der Nachmittag im klimaanlagen gekühlten Schlafzimmer, wo wir tief und herrlich schlafen. Als wir aufwachen wird geduscht, ein wenig aufgebrezelt und wir freuen uns auf eine Nacht in Split.
Die Beleuchtung lässt die Altstadt im wahrsten Sinne des Wortes in einem anderen Licht erscheinen. Am Peristyl kehren wir in ein Lokal ein, wo jeder ein Glas Weißwein bestellt und wir eine Platte mit Käse und dalmatischem Rohschinken teilen. Wirklich Hunger haben wir nicht. Das ist auch gut so, denn was nach eeeeeewiger Wartezeit serviert wird, ist sehr übersichtlich. Egal, es sollte ja ohnehin nur eine Kleinigkeit zum Wein werden.
Während wir also Rohschinken knabbern und über unsere Tageshighlights plaudern, hören wir, dass beim Café Luxor wieder Musik gespielt wird. Jemand singt Hallelujah von Leonard Cohen. Das gefällt uns! Wir zahlen und verlassen das Lokal, um uns auf den Polstern auf den Stufen vorm Luxor hinzuknotzen.
Als die Bedienung kommt bestellen wir 2 Espressi, was aber von der quirligen Kellnerin kurzerhand mit „no, too boring” abgelehnt wird. Gut, dann nehmen wir halt 2 Mai Tai. Das wird genehmigt und alsbald serviert. Wir prosten uns zu und nippen am Rumcocktail. Mh, schmeckt gut!
Der Abend gefällt uns sehr: tolle Atmosphäre, tolle Musik, tolle Kulisse und ganz tolle Gesellschaft. Der heutige Live-Auftritt wird von einem Gitarristen mit Konzertgitarre und Sängerin mit Cowboyboot, schwarzen Hüftjeans und rotem Slip bestritten. Nur zur Klarstellung: etzterer lugt über dem tiefen Hosenbund hervor und ist ob der leuchtenden Farbe einfach nich tzu übersehen.
Die junge Dame hat eine gute Stimme, etwas dunkel und mit viel Volumen. Auch die Songs, die sie mit eigener Interpretation vorträgt, treffen unseren Geschmack. Heart of Gold, Urban Cowboy, Bridge over troubled Water, … einer nach dem anderen werden die guten alten Folksongs gesungen und vom Publikum mitgesummt. Karin tauft das Konzert hier ihr „Splitstock” in Erinnerung an das legendäre Folkfestival, auf dem viele der Lieder aus der Love, Peace und Flowerpower Generation vorgetragen wurden.
Nach den Mai Tai bestellen wir doch noch 2 Espressi, was jetzt auch für unsere Kellnerin OK ist. So ein Glück für uns!
Plötzlich sind wir von einem Schwarm segelnder Holländer-Buben umzingelt. Huch das sind aber viele und sie sind ziemlich nahe! Die jungen Männer trinken Raki und haben laut hörbar viel Spaß. OK, sie sind eh friedlich also entspannen wir uns wieder.
Zum Abschluss trinken wir noch ein Glas Rotwein, summen die Folkhymnen mit und gehen dann schließlich heim.
Im Bett liegend muss Karin dann den Fuß auf den Boden stellen, damit sich die Ruhestatt nicht so schnell dreht wie ein Karussell. Gute Nacht Splitstock!