Balloons over Bagan |
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Heute heißt es schon wieder früh aufstehen (4:30), denn heute ist unsere Ballonfahrt. Tja, wer den Sonnenaufgang über den Pagoden erleben will, muss ein wenig leiden .
Planmäßig sollten wir um 5:15 vom Hotel abgeholt werden. 5:25 wird es dann wirklich, als der umgebaute Bus aus Holz, welcher wohl früher einmal ein Jeep war, uns aufnimmt. Zuerst klappern wir noch einige andere Hotels ab, immer in der Hoffnung, rechtzeitig zum Sonnenaufgang bereits in der Luft zu sein. Endlich ist es soweit und unser Bus landet bei den Ballons.
Nach der Einteilung aller Touristen zu den 3 Ballons (je 8 Personen und der Pilot) und einer kurzen Einweisung in die wichtigsten Verhaltensregeln, werden wir mit Tee oder Kaffee und Kuchen versorgt. In der Zwischenzeit macht die Crew die 3 Ballons startklar. Noch ist die Sonne nicht aufgegangen, aber es ist schon bedrohlich hell.
Die 3 Piloten verstehen ihr Handwerk und die Crew ist schwer auf Zack. Kaum 5 Minuten vergehen und aus 3 flach und unscheinbar am Boden liegenden Stück Stoff erheben sich majestätische Ballons. Rasch in den Korb klettern, die vorher festgelegten Plätze einnehmen und schon feuert unser Pilot Lee kräftig.
Wir 8 Fahrgäste sind ein bunter Haufen. 2 kommen aus Russland, 1 aus Los Angeles, 3 aus Deutschland und wir 2 aus Österreich. Ganz sanft und kaum merklich verlassen wir den Boden und steigen in die Höhe über Bagan.
im Ballon über Bagan |
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Leichter Nebel liegt noch über dem Boden als Lee uns in perfektem Englisch - kein Wunder er ist Brite - mit den Worten „Look, the sun is just rising!” auf den gleich stattfindenden Sonnenaufgang aufmerksam macht. Alle Kameras klicken wie wild. Jeder will diesen erhebenden Moment möglichst mit mehreren Bildern einfangen und für spätere Zeiten konservieren.
Unser Ballon schwebt langsam höher. Lee versucht währenddessen mehrmals unsere 3 Ballons beim Tower von Bagan anzumelden, aber er erhält nie Antwort. Nach dem fünften erfolglosen Versuch meldet er sich noch ein letztes Mal und gibt unsere Position mit den Worten „Good morning Bagan Tower. This is hot air balloon Alpha Hotel - ... It seems we're experiencing a communication problem.” und zu uns gewendet fügt er noch mit einem Grinsen hinzu „It's better when they sleep.”
im Ballon über Bagan |
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im Ballon über Bagan |
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im Ballon über Bagan |
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Nach dem Sonnenaufgang lichten sich langsam die morgendlichen Nebelschwaden und die ganze Pracht der Landschaft wird für uns sichtbar. Unzählige, rot schimmernde Pagoden in üppig grünen Feldern. Ein Märchenland!
Immer wieder variiert Lee die Höhe, um uns möglichst alle Perspektiven der Landschaft zu zeigen. Er erklärt uns so manchen Namen und die Bedeutung der Pagoden (merken konnten wir uns leider nur Bruchteile davon).
Wo wir auch hinsehen entdecken wir ein Detail, welches unbedingt auch noch fotografiert werden muss. Am Ende der leider nur einstündigen Fahrt sammeln sich so mehr als 180 Fotos an.
Sekt zum Abschluss |
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im Ballon über Bagan |
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Auch die Landung erfolgt perfekt und butterweich. Unser Korb streift wohl einen Akazienbaum eines Bauern - dieser regt sich fürchterlich auf und keppelt zum Ballon hinauf. Lee winkt hinunter und antwortet britisch trocken mit einem freundlichen „Good morning to you too!”
Nach der Landung werden ganz traditionell einige Flaschen Sekt geköpft und die sofort herbei eilenden einheimischen Trödel-Verkäuferinnen mit einer Seilabsperrung ein bisschen auf Distanz gehalten.
Nach ein wenig Plauderei mit den anderen Reisenden und einer Urkunde für die neuen Gräfinnen und Grafen der Lüfte, geht es ebenso gut organisiert wieder zurück ins Hotel, wo das Frühstück auf uns wartet. Dass es ein wunderschönes Erlebnis war, ist deutlich an dem strahlenden Lächeln auf unseren Gesichtern abzulesen.
Markt von Nyaung Oo |
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Hier ist ein Treiben! Der Markt von Nyaung Oo ist gleichermaßen für Touristen wie auch Einheimische interessant. Den Ersteren versucht man verschiedene Souvenirs oder Kleidungsstücke zu verkaufen. Die Zweiteren suchen sich ihre Waren - Obst und Gemüsesorten aller Art, Gegenstände des täglichen Bedarfs, wie Scheren, Schminke vom Tanakabaum, etc. - lieber selber aus.
Auf alle Fälle herrscht hier ein Schieben und Drängen in alle Himmelsrichtungen. Zwischen den vielen unterschiedlichen Ständen kommen uns die kleinen Teestuben wie Oasen der Ruhe vor. Hier verweilen nur Einheimische. Nach, vor oder zwischen ihren Einkäufen gönnen sie sich lokale Köstlichkeiten und natürlich eine oder gleich mehrere Schalen Tee.
ein Burmese |
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Für uns bleibt heute leider nicht genug Zeit, auch Tee zu genießen, denn Soe sieht wieder einmal verstohlen auf seine Uhr. Das signalisiert uns, dass es Zeit ist, wieder zum Auto zurückzukehren und zum nächsten Ziel aufzubrechen.
Shwezigon Pagode |
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Shwezigon Pagode |
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So, jetzt geht's los! Soe entschuldigt fast bei seiner Ankündigung, dass wir jetzt viele Pagoden besuchen werden. Ist aber überhaupt nicht notwendig. Angestachelt durch unsere heutige Ballonfahrt sind wir ganz wissbegierig und wollen die Heiligtümer sehr gerne aus der Nähe sehen.
Die trockene Ebene von Bagan mit ihren über 2000 (lt. Soe sind es 2217) Monumenten ist eine einmalige Kulturlandschaft. Für die Birmanen bedeutet dieser Ort aber noch viel mehr: Sie verbinden mit ihm ihre kulturelle Identität.
Shwezigon Pagode |
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Shwezigon Pagode |
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„Die Shwezigon Pagode gilt als der Prototyp eines eigenständigen birmanischen Stils” erfahren wir als erstes von Soe. Sie wurde im Jahre 1059 vom König Anawrahta begonnen und im Jahr 1090 unter Kyanzittha vollendet.
König Anawrahta lag viel daran, die wichtigsten Reliquien Buddhas hier zu vereinen. Daher liegen hier ein Stirnbein Buddhas und eine Kopie der Zahnrelique (aus Sri Lanka - Kandy). Den optimalen Platz fand der König durch einen weißen Elefanten, welcher losgeschickt wurde und am Platz, wo er stehen blieb, ließ er die Pagode errichten.
Wir umrunden gemächlich (es ist wieder einmal ur-heiß) das Pagodengelände und Soe hält immer wieder an, um uns mit weiteren geschichtlichen Daten oder abergläubischen Legenden zu versorgen.
Htilominlo Tempel |
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Htilominlo Tempel |
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Der nächste Tempel auf unserer Besichtigungstour durch Bagan ist der Htilominlo Tempel. Dieser ist der letzte große Tempel im birmanischen Stil. 1211 wurde er von König Nadaungmya errichtet. Der Name des Tempels „vom Schirm bevorzugt, vom König bevorzugt” bezieht sich auf die Auswahl Königs Nadaungyma.
Sein Vater Narapatisithu ließ durch das Fallen eines weißen Schirmes bestimmen, welcher seiner 5 Söhne seine Nachfolge antreten sollte. Zusammen mit seinen Brüdern gründete er einen Rat zur Erledigung der Staatsgeschäfte, aus dem sich später der Hluttaw - der Ministerrat entwickelte.
Der Htilominlo Tempel ist eines der größeren Gebäude in Bagan und hat eine Höhe von 150 Fuß (ca. 46 m). 4 Buddha-Figuren sind im Erdgeschoß nach allen 4 Himmelsrichtungen ausgerichtet. Sehenswert sind auch die gut erhaltenen Wandmalereien und auch noch einige Horoskope, welche das Bauwerk beschützen sollten.
Auf unserem Rundgang treffen wir auf eine Handvoll frecher Eichhörnchen, welche keck von den Backsteinzinnen herunterschauen. Kaum nähern wir uns aber, verlassen sie schnell ihren Platz und springen gleich ein paar Meter weiter hinauf.
Ananda Tempel |
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Ananda Tempel |
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Einen eindrucksvollen Tempel hat Soe als nächste Besichtigung ausgewählt - den Ananda Tempel. Der vermutlich 1090 fertig gestellte Bau wurde von König Kyanzittha in Auftrag gegeben und bedeutet übersetzt „unendliche Weisheit”. Außergewöhnlich ist die Grundform des Tempels. Er gleicht einem griechischen Kreuz.
Innerhalb des Tempels verlaufen 2 Korridore. In alle 4 Himmelsrichtungen schauen wieder 4 Buddha-Figuren, wovon aber nur mehr 2 im Original erhalten geblieben sind. Die anderen beiden sind Nachbildungen.
Besonders beeindruckt haben uns während des Rundganges die 80 Sandsteinreliefs. Sie stellen Buddha von der Geburt bis zur Erleuchtung dar. Dann verlassen wir den Tempel und widmen uns der Außenanlage.
Karin und Soe, sind wegen der drückenden Hitze ein wenig müde und suchen Schutz unter einem schattigen Tamarindenbaum. Alexander kann es wieder einmal nicht lassen und wandert unaufhörlich fotografierend durch die Anlage. Der 51 m hohe Tempel bietet unendlich viele Motive.
Als kleine Abwechslung zeigt uns Soe nun eine Lackfabrik. Davon, dass dies auch keine einfache Tätigkeit ist, können wir uns bei der Besichtigung überzeugen. Hier wird alles Mögliche als Lackware hergestellt - Gebrauchsgegenstände, wie Möbel, Becher oder Schalen, uva. stehen am Programm. Als Grundmaterial wird entweder Holz oder Bambus und Rosshaare (wegen der Elastizität) verwendet.
Die Anfertigung einer Lackware ist ein zeitaufwendiges Unterfangen. Nach der Grundkonstruktion wird eine erste Schicht Lack zur Festigung aufgetragen. Nachdem dieses Gebilde in trockener und kühler Luft 1 Woche lang getrocknet wurde, folgt nun die Feinmodellierung mit einer Paste aus Holzmehl, Asche und Reiswasser.
Nun wird dem Gegenstand wieder ausreichend Zeit zum Trocknen gegeben. Danach wird solange mit Steinstaub feingeschliffen und wieder mit Lack überzogen bis die Form optimal ist. Jetzt erst werden, je nach Verwendung, Farbe oder Goldplättchen zur Verzierung aufgebracht.
Dem Zauber des Ausstellungsraums können wir uns auch nicht entziehen. Wir erstehen als Mitbringsel für unsere Eltern eine Vase und einen Teller. Auch für unser eigenes Heim nehmen wir einen kleinen Teller zum Andenken mit (Kosten gesamt 10 USD).
Dhammayangyi Tempel |
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Dhammayangyi Tempel |
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„Als Sühne für den Mord an seinem Vater hat Narathu diesen Tempel errichten lassen” beginnt Soe seine Ausführungen an diesem stimmungsvollen Ort. Auch hier ist die Grundform einem griechischen Kreuz ähnlich. Die 2 abgeschrägten Dächer und die 4 Terrassen lassen den Tempel wie eine Pyramide erscheinen.
König Narathu wollte einen ganz besonderen Tempel errichten und war deshalb zu seinen Baumeistern besonders streng. Die Ziegelsteine mussten exakt aufeinander passen. Narathu soll so grausam gewesen sein, dass er die Arbeiter hinrichten ließ, wenn er auch nur eine Nadel zwischen die Ziegel stecken konnte. Ein wahrlich „netter” Zeitgenosse!
Wir bewundern die perfekte Bauarbeit - es passt wirklich keine Nadel zwischen die Ziegel - und schlendern durch den Tempel. Leider ist der innerste Teil des Tempels zugemauert und lässt keinen Blick zu. Schade - selbst Soe kennt den Grund dafür nicht.
Nun ist es aber Zeit weiter zu fahren, denn für den krönenden Abschluss des Tages - den Sonnenuntergang auf der Shwesandaw Pagode - müssen wir die Pagode rechtzeitig erreichen.
Sonnenuntergang über Bagan |
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Soe hat wie immer recht. Die Shwesandaw Pagode ist ein beliebter Sonnenuntergangstreffpunkt. Einige Busse sind bereits hier und die Touristen kämpfen sich die steile Treppe empor. Rasch aussteigen und schnell noch einen Platz in der ersten Reihe ergattern. Geschafft! Wir sitzen sogar ganz vorne auf der Brüstung.
Langsam senkt sich die Sonne und taucht die Pagoden in ein warmes Licht. Wir kommen - so wie allen anderen Touristen, die es bis jetzt hier herauf geschafft haben - aus dem Staunen nicht heraus. In allen möglichen Sprachen hören wir „Ahhhs” und „Ohhhs”.
Erst als die Sonne vollständig hinter dem Berg verschwunden ist, verlassen wir unsere Plätze und steigen vorsichtig die hohen Stufen hinab. Unten werden wir von Soe und dem Auto (der Fahrer parkt wieder direkt vor den Stufen) bereits erwartet. Es geht zurück zum Hotel.
Marionetten-Theater |
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Marionetten-Theater |
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Soe führt uns zum Abendessen in ein Restaurant mit traditioneller burmesischer Küche. Anschließend wohnen wir auch einer Marionetten-Vorführung bei. Das Essen schmeckt köstlich (Bohnensuppe, Fisch-Curry, von dem wir den Koriander dezent runterklauben, Rindfleisch-Curry, gebratenes Gemüse, Limonensalat, scharfer Chili, Kokos-Reis und Obst als Nachspeise) und wir unterhalten uns köstlich beim gebotenen Schauspiel.
Zum Abschluss wandern die Artisten mit einer Puppe (genau so eine, wie Karin gekauft hat) durch das Publikum und erbitten eine kleine Spende. Die Spendenden werden natürlich separat und ausführlich bedankt. Die Damen mit Küsschen, die Herren mit einer Verbeugung. Eine sehr nette Art, um eine zusätzliche Anerkennung zu bitten. Ein wahrlich würdiger Abschluss für einen märchenhaften Tag.