Um 07:30 gibt es im La Granjita Frühstück, wir haben also noch genug Zeit, als Iz zu singen beginnt. Duschen, anziehen und die kaum ausgepackten Taschen wieder zu machen geht ruck-zuck.
Hotel la Granjita |
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Das Frühstück findet im gleichen Restaurant statt, in dem wir gestern das Abendessen ausgelassen haben. Auch der morgendliche Imbiss ist „lustig”. Wir kosten uns durch die diversen Säfte durch, die allesamt naja schmecken, nur um dann erst wieder zum ersten zurück zu kommen. Zum Essen wählen wir beide frisch zubereitetes Omelette mit Käse und Gemüse - den kubanischen Schinken kennen wir ja schon, der muss nicht unbedingt sein. Zu Toast und Marmelade sagen wir danke nein, und auch bei Kaffee oder Tee heißt es danke nein.
Bei einem offensichtlich einheimischen Reiseleiter, der sich einen Platz etwas abseits, nahe einem geöffneten Fenster gesucht hat, beobachten wir, dass er sein Glas genauestens prüft, gegen ein anderes tauscht und auch dieses im T-Shirt sauber wischt. Aha, der Herr kennt sich hier aus? Interessiert schauen wir, was der Kenner auf seinem Teller hat und sehen, dass er Kuchen isst. Den gehen wir auch probieren - und 2 Espressos zu je CUC 1.- gönnen wir uns auch noch. Beides ist in Ordnung, sodass wir nun satt sind. Danke, das war's, verlassen wir nun den Ort der kulinarischen Herausforderungen.
Beim Auschecken will man uns CUC 0,25 für ein Taxi verrechnen. Was für ein Taxi denn bitte? Ahso, das ist der erfolglose Reservierungsversuch im Florida Center gestern Abend! Na soll sein, ist nicht die Welt und auf Kuba gibt's ja wirklich kaum was geschenkt.
Zunächst haben wir vor, Santa Clara bei Tageslicht einen Besuch abzustatten. Ein wenig haben wir davon ja schon bei unserem gestrigen Besuch zum Abendessen gesehen. Wir finden einen mehr oder weniger öffentlichen Parkplatz hinter einem abgerissenen Haus.
Ein netter älterer Mann gibt den Parkplatzwächter und verspricht, auf unser Auto ganz besonders gut aufzupassen - gegen CUC 1.-.
Den entrichten wir gerne und schlendern im Anschluss zum Park Vidal, der dem Hauptplatz entspricht. Aus einem Café tönt erst laute Musik, dann eine Art Ansprache und dann offensichtlich die Nationalhymne. Alle bleiben stehen, die Herren nehmen ihre Hüte ab und machen ernste Gesichter. Was ist heute los, ist irgendein besonderer Tag? Wir finden es leider nicht raus.
Wir gehen einmal um den Park Vidal herum und betrachten die Gebäude, die ihn säumen. Da ist einmal das Hotel Central aus dem Jahr 1929, dem aber der Sieg der Revolucion scheinbar nicht so gut bekommen ist.
Cafeteria und Restaurant sind hinter vor Schmutz blinden Fensterscheiben gähnend leer und im Stock darüber flattert Wäsche auf dem Balkon, die nicht nach Gästen aussieht.
Durch den Park, den ebenfalls ein Musikpavillon sowie ein Bronzespringbrunnen, der einen Buben mit löchrigem Stiefel zeigt, zieren, geht es nun zu einem Bau mit mächtigen, klassizistischen Säulen davor. Was ist denn das? Neugierig schauen wir hinein und stellen fest, dass es sich um die Bibliothek Jose Marti handelt, die im ehemaligen Rathaus von Santa Clara untergebracht ist.
Bibliothek Jose Marti |
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Es gibt einen großen, alten Saal mit ebenfalls alten aber trotzdem wesentlich jüngeren Büchern. Ein wenig plaudern wir mit dem Vizerektor, einem jungen Mann, der auch die Ausstellung eines zeitgenössischen kubanischen Künstlers in einem der Säle leitet. Er spricht gut englisch und ist sehr aufgeschlossen. Es tut uns wirklich leid, dass wir weder Kulis noch USB-Sticks als Gastgeschenk mitgebracht haben. Aber Spenden werden auch in anderer Form angenommen.
Wir dürfen uns überall frei bewegen, nur bitte leise sein. Natürlich, das gehört sich ja vor allem in den Lesesälen so! Wir schauen hierhin und dorthin und landen schließlich in etwas, das fast wie eine Asservatenkammer anmutet: Regale voller Broschüren, ein älterer PC, ein Ventilator und über allem ein Leopard mit Halsband. Wirklich eine besondere Ansammlung.
Wir winken dem Vizerektor freundlich zu und verlassen die gastliche Bibliothek wieder.
Am unteren Ende des Parks steht das Teatro La Caridad. Es ist eines der wenigen erhaltenen kolonialen Theater Kubas und gehört zu den Nationaldenkmälern. 1885 errichtet ist es, wie auch das Teatro Terry von Cienfuegos, eines der 8 Gran Teatros und auch hier stand Enrico Caruso auf der Bühne. Leider ist das Theater nicht für Besuche geöffnet und so müssen wir uns mit der Außenansicht bescheiden.
Gleich daneben befindet sich das Museo de Artes decorativos, bei dem wir aber ebensowenig Glück haben. Es ist auch geschlossen und nur ein kurzer Blick in den Innenhof und zwei, drei kostenlose Fotos sind uns vergönnt und auch diese nur vorbei an einer leicht verkniffenen Museumswärterin.
Im Anschluss setzen wir uns auf die Stufen eines der kolonialen Gebäude und schauen einfach nur dem Treiben in diesem lebendiges Städtchen zu. Pferdekutschen fahren ebenso an uns vorüber wie gepflegte alte Ami-Schlitten, dafür ist die Einwohnerschaft eindeutig jugendlich, da die Student:innen auf den Straßen deutlich überwiegen.
Monumento al Tren Blindado |
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Als wir uns ausgeruht und satt gesehen haben, geht es weiter zum Tren blindado, jenem Zug, den Che mit seinen Rebellen-Freunden gekapert hat. Der gepanzerte Sonderzug, der neben mehr als 370 Soldaten auch noch mit Waffen, Munition und Proviant für zwei Monate beladen war, konnte zum Entgleisen gebracht werden. Die Mannschaft musste schließlich der Hitze der Molotowcocktails weichen, die Che und seine Freunde eifrig warfen.
Dies alles geschah in den letzten Tagen der Revolution im Dezember 1958. Auf die Eroberung des Zuges erfolgte die der Stadt Santa Clara und somit der letzten großen Stadt Kubas. Batista verlor daraufhin völlig den Mut und floh im Jänner 1959 in die Dominikanische Republik.
Monumento al Tren Blindado |
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Auf dem parkähnlichen Gelände stehen vier restaurierte Waggons verteilt, die man - nach Entrichtung einer geringen Eintrittsgebühr - begehen kann. Drinnen gibt es Originalgegenstände, Waffen und historische Fotos zu betrachten. Auch ein Bulldozer befindet sich übrigens im Park.
Auch hier sind heute massig Leute und es gibt sogar eine Kranzniederlegung. Gegenüber stehen an einer Mauer Schulkinder aufgefädelt und bejubeln den Direktor nach entsprechender Einpeitschung durch die Lehrerinnen. Auch das ist Kuba.
Auf dem Rückweg zu unserem sorgsam bewachten Auto kommen wir an einem Supermarkt vorbei, der besser sortiert ist als alles, was wir in Habana Vieja gesehen haben. Begeistert kaufen wir 2 große Flaschen Sprite, 2 große Wasserflaschen, 3 Dosen Cristal und 2 Packungen Kekse „Cocina”, die wie trockene Kokosbusserln schmecken. Endlich ein bisschen Verpflegung, die auch schmeckt. Wir sind glücklich.
Che Guevara-Denkmal |
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Che Guevara-Denkmal |
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Che Guevara-Denkmal |
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Ein klein wenig außerhalb, aber untrennbar mit Santa Clara verbunden, liegen Mausoleum und Museum von Ernesto Guevara de la Serna, genannt Che. Selbstverständlich ein Ort, den man einfach besuchen muß, wenn man hier ist und natürlich machen auch wir uns mit dem Auto dorthin auf den Weg.
Che ist wirklich ein Mythos und begleitet einen überall auf Kuba. Seinen Spitznamen hat er übrigens von der typisch argentinischen Angewohnheit, das kleine Wörtchen „che” überall dran zu hängen. Es entspricht in etwa dem „gell?”, dass wir in Österreich ganz gerne verwenden.
Doch hier beim Nationaldenkmal von Che ist gar nichts klein! Ein riesenhafter Platz mit einer ebenso riesenhaften, jetzt leider zum Teil eingerüsteten Statue des Revolutionshelden liegt vor uns, flankiert von aufmunternden Werbeplakaten wie „Seremos como el Che!” („Lasst uns sein wie Che!”) oder „Patria o muerte” („Vaterland oder Tod”). Beschallt wird das Ganze auch noch mit patriotischen Chorälen.
Groß wie der Platz und die Statue ist auch die Ehrfurcht, für die notfalls auch noch bewaffnete Aufseher sorgen. Ins Mausoleum kommt man nur ohne Fotoapparate, ohne Rucksäcke und mit andächtiger Miene.
1967 wurde der Commandante in Bolivien festgenommen und anschließend exekutiert, als er dort einen bewaffneten Guerillaaufstand anzetteln wollte. Seine, sowie die Überreste sechs seiner Kampfgefährten, wurden in Bolivien gefunden und 1997 zurück nach Kuba gebracht, wo sie mit allen Ehren beigesetzt wurden.
Das Mausoleum zeigt eine Ausstellung mit Fotos, Schriften und persönlichen Gegenständen Ches auf der einen Seite, das einer Höhle nachempfundene Grabmal auf der anderen.
Es macht ein wenig traurig zu erfahren, was aus den idealistischen Studenten von einst geworden ist: exekutiert wie Che oder ihrer Träume teils beraubt, teils sie verratend wie Fidel. Patria o muerte.
Als wir das Mausoleum und Santa Clara verlassen, spüren uns aufgrund unseres Touristenkennzeichens drei Buben auf ihren Fahrrädern auf und lotsen uns unter Lachen und Winken aus dem Gewirr aus Gassen und Schotterwegen zur Hauptstraße. Für diesen freundlichen Dienst gibt es auch gerne CUC 1.- für jeden.
Hanabanilla |
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Karin hat in unserem Reiseführer gelesen, dass es in der Umgebung und auf dem Weg in Richtung Trinidad ein lohnendes Ausflugsziel geben soll - den Lago Hanabanilla. Der künstlich aufgestaute See mitten in der malerischen Sierra del Escambray versorgt Santa Clara und Cienfuegos mit Wasser und ein kleines Kraftwerk erzeugt Strom für die Gegend. Na das klingt doch vielversprechend!
Wir folgen also den Humpel-Bumpel-Straßen immer in Richtung eines Ortes namens Manicaragua. Das scheint irgendwie die einzig nennenswerte Ansammlung von Häusern in der Nähe des Stausees zu sein und von dort ist dann Hanabanilla auch nicht mehr weit.
Nach einer doch recht langen Fahrzeit und schon ziemlich großer Unsicherheit parken wir schließlich vor einem monumentalen Propaganda-Hotel im gar nicht dezenten UDSSR-Stil. Etwa 150 Zimmer wird das Hotel wohl haben, aber jetzt sind kaum Gäste hier am künstlichen Stausee.
Hotel Hanabanilla |
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Wir betreten die große Lobby und durchqueren sie in Richtung Garten. In allen Sprachen (auch Deutsch!) sind Annehmlichkeiten wie Pool, Snackbar, Wasserfall, Angelausflüge etc. angeschrieben. Wir sind etwas fassungslos über diese Dimensionen am A* der Welt.
Das Restaurant ist ebenso riesig wie triest und leer. Man würde uns sogar etwas aus der Speisekarte zubereiten, doch wir hätten's gerne ein bisschen unkomplizierter. So essen wir schließlich 2 Stück Käsepizza, die wir bei anderen Touristen gesehen haben, an der Poolbar. Dazu trinken wir 2 Corona. Salz, um welches wir bitten, damit die Pizza auch ein bisschen nach etwas schmeckt, wird uns einem Wegwerfbecher nachgereicht.
Hotel Hanabanilla |
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Dieses Mittagsmahl schmeckt ganz gut und macht satt. Die äußerst bescheidene Rechnung macht CUC 4,85 für uns beide zusammen aus. Ein Bettel!
Wir gehen noch eine Runde durch die Anlage, betrachten den abblätternden Verputz in Eiscremefarben und fragen uns, wer wohl hierher auf Urlaub kommt. Kubaner werden sich's nicht leisten können und wohlhabende Touristen werden sich's nicht leisten wollen. Also für wen sind die Zimmerfluchten hier?
Nach diesem Ausflug ins verlassene Urlaubsparadies von einst, führt uns die Rumpelpiste wieder retour nach Manicaragua und weiter über Topes de Collantes bevor es nach Trinidad geht.
Topes de Collantes, Aussichtsturm |
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Topes de Collantes, Aussichtsturm |
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Topes de Collantes, Aussichtsturm |
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Die Topes de Collantes sind die zweithöchste Bergkette Kubas, gleich nach der Sierra Maestra und erheben sich aus der Sierra del Escambray. Sie sind als Naturpark für ihre schönen Wandermöglichkeiten, sowie für viele endemische Pflanzen und Tierarten bekannt.
Die Straße, die auf die Gipfel führt, ist in wirklich argem Zustand, mit vielen Schlaglöchern, Auswaschungen und Asphaltbeulen. Das Fahren kann man nur als Dahinschleichen bezeichnen und Alexander, der den Chauffeur macht, ist sehr arm bei dieser Schaukelei.
Vorbei geht es an Palmen, Bananen und Mangobäume, hin und wieder ist die Ruine einer Zuckerfabrik versteckt im Grün auszumachen. Idyllisch!
Bei einem arg rostigen, aufgelassenen Aussichtsturm machen wir Halt. Unvorsichtigerweise erklimmen wir das Relikt aus Tagen, wo hier noch Besucherströme die Gipfel hinaufstürmten. Karin wird mit jeder Stufe bewußter, dass die Plattform aussieht wie rostige Spitze und dreht schließlich vorsichtig um.
Topes de Collantes, Aussichtsturm |
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Alexander meint, dass man Mut nicht kaufen kann und klettert weiter. Karin steht einstweilen unten, schaut mit klopfendem Herzen hinauf und betet ein Ave Maria, dass der Schatz nicht durchbrechen möge. Einige Minuten später ist Alexander wieder herunten auf sicherem Boden. Gut ist's gegangen, nichts ist geschehen.
Wir schaukeln weiter hinauf und bleiben ein zweites Mal stehen bei einer Art Aussichtscafe, wo auch Holzarbeiter gerade eine Rast machen. Die muskelbepackten Männer bieten an, ein Foto von uns beiden vor dem schönen Panorama zu machen. Als Alexander dankend und freundlich lächelnd ablehnt meint einer der Amigos ähnliches wie: „Geh, wenn sie sich davor stellen, ist ja die ganze Aussicht verdeckt”. So ein Scherzkeks!
Oben am Gipfel angekommen, finden wir eine echt arge Propaganda-Burg aus der Batista-Zeit vor. Das Lungensanatorium mit mehr als 250 Betten erinnert uns in seinem stalinistischen Baustil an den Film „Die Herren der purpurnen Flüsse” oder das Center aus der Serie „The Pretender”.
Beides Orte, an welchen von einem selbstherrlichen Regime Übermenschen mit perfekten Fähigkeiten gezüchtet werden sollten.
Was 1954 als Heilanstalt für Tuberkolose begann - es heißt Batistas Frau litt an dieser Krankheit und bewegte den Diktator zur Errichtung des Sanatoriums und des anschließenden kleinen Dorfes - war in den 1970er Jahren eine Schule und ist jetzt wieder ein Kurhotel.
Angeblich das beste (und wahrscheinlich eines der wenigen für die Allgemeinheit leistbare) in ganz Lateinamerika und lang im Voraus ausgebucht. Trotzdem ist es mitten im Nirgendwo und man kann hier gar nichts anderes tun als gesund werden!
Am Weg über die holprige und kurvige Straße hinunter nach Trinidad befindet sich ein Mirador mit Blick auf die Stadt und die Lagune. Die kleine Anlage ist hübsch gepflegt und lädt zu einem Fotostopp ein. Wir klettern die Natursteinstufen nach oben auf eine Aussichtsplattform. Während Alexander eifrig fotografiert, liegt Karin am Rücken, schaut den Geiern beim eleganten Flug zu, blickt in die grünen Hügel und freut sich des Lebens.
Playa Ancon, Club Amigo Costasur |
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Playa Ancon, Club Amigo Costasur |
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Nach dieser kurzen Rast geht es in Serpentinen vom Gebirge hinab ans Meer, wo wir anschließend in der Lagune vor Trinidad eine ganze Weile kreuezn, bis wir endlich unser Hotel Club Amigo Costasur finden. Unser All-inclusive Strandressort stellt sich als sozialistische 3 Sterne-Anlage heraus . Wir haben einen kleinen Bungalow am Strand, die beste Zimmerkategorie, die das Hotel zu bieten hat.
Zum Eingewöhnen und da wir nach dem vielen Autofahren sicher im Hotel bleiben möchten, gehen wir an die Bar. Der Cuba libre schmeckt ok, der Mojito ist mehr naja, Daiquiri geht nur nach den ersten beiden und Pina Colada gibt's eh nicht.
Vor unserem Bungalow stecken wir die Füße ins Badewannenmeer und schauen zum Horizont. Wir machen einen kleinen Spaziergang ans Ende der Anlage und lernen so das Spezialitätenrestaurant für Meeresfrüchte kennen. Man ist freundlich, aber zurückhaltend: Dinner nur nach Reservierung und gegen 12,- CUC gibt's auch Langusten hier. Na schauen wir zuerst einmal, was das Abendessen kann, wir haben ja schließlich All-inclusive.
Playa Ancon, Club Amigo Costasur |
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An der Rezeption erfragen wir die Safemiete - CUC 2.- pro Tag - und die Gebühr für ein Taxi down-town - CUC 8.- pro Weg. Aha danke, wir behalten Pässe und Bargeld doch lieber am Mann und das Taxi merken wir uns für morgen Abend vor.
Das Buffet im Hauptrestaurant sieht wenig einladend aus, also werden es wohl doch die Langusten. Hand in Hand schlendern wir zwischen leicht zerzausten Thujen, während es langsam zu dämmern beginnt. Das Restaurant hat eine große und erstaunlicherweise völlig leere Terrasse mit Meerblick. Wir lassen uns nieder, genießen den Ausblick auf den Sonnenuntergang, die nette Gesellschaft und ein Gläschen zu kalten Weißwein. Mui romantico aber leider auch muchos mosquitos!
Jetzt kennen wir den Grund, warum hier sonst keiner sitzt. Also nehmen wir unsere Gläser und gehen ebenfalls hinein, bevor wir von den Stichen der ausgehungerten Biester völlig zugeschwollen sind. Kaum haben wir uns im eisgekühlten Speisesaal einen Tisch gefunden, kommt auch schon unser Gourmetmenü.
Der Schrimpscocktail besteht aus einem Dutzend ebensolcher, mariniert im eigenen Auftauwasser da sie tiefgefroren waren. Angerichtet sind sie mit einem Tupfer Senf, einem Zacken Ketchup und einem Esslöffel … äh Cocktailsauce? Nach dieser Dekoration könnte man das Gericht „Schrimps Che Guevara” nennen .
Dann kommt der Hauptgang in Form eines halbierten und vorausgelösten Lobstertails. An seiner Seite 2 Kugeln weißer Reis (weiß, nicht braun und ganz ohne schwarze Bohnen) und ein Esslöffel Krautsalat. Dazu noch zerlassene Butter mit Knoblaucharoma aus dem Packerl in einer Sauciere. Mahlzeit! Der Weißwein schmeckt gut und wird immer wieder nachgefüllt. Haben wir hier free refills?
Ein kubanisches Trio singt einschmeichelnd „Mujer, si puedes tu con Dios hablar…” und will die erstgebrannte CD an uns verkaufen. Obwohl die Jungs schön musizieren, lehnen wir dankend ab.
Evelio hat uns ja schon in Havanna darüber aufgeklärt, dass jede Band die erste CD gratis brennen kann. Wie gut oder schlecht sie auch immer sein mögen. Danach verkauft sich ihre Musik entweder oder sie müssen selber schauen, wie sie weitere CDs publizieren, was dann meist zu sehr zweifelhafter Qualität führt.
Als wir mit dem Langustenschwanz a la Fidel fertig sind, kommt der Kellner auf ein Schwätzchen an unseren Tisch. Woher wir kommen? Ah, aus Österreich! War Hitler nicht Österreicher? Und gibt es in Österreich heute auch noch faschistische Parteien? Wir sind etwas überrascht, aber diskutieren gerne ein paar Minuten mit ihm über die politische Lage in unserer Heimat, bevor wir das Luxusrestaurant verlassen.
Zurück in unserem Bungalow stellen wir fest, dass die vorhandene Klimaanlage entweder blasen kann, was Kälte und Zug bedeutet, oder eben nicht, was Hitze und Schwitzen heißt. Immerhin hat man die Wahl und kann sich aussuchen, warum man schlecht schläft. Alexander ist das noch zuwenig Auswahl, er zieht Durchfall vor. Glücklicherweise aber nicht allzu heftig.
Na dann gute Nacht und schauen wir, wie's morgen geht und was das Frühstück kann.