Landschaftsaufnahmen

So wie viele von Euch, lesen wir beide im Urlaub gerne Bücher. Bei Karin ist die bevorzugte Literatur Krimis und Romane, Alexander liest lieber Zeitschriften oder Sachbücher. Genau so ein Buch hat Alexander zu dieser Seite inspiriert.

Das Buch National Geographic - Der große Fotoguide Landschaftsaufnahmen von Robert Caputo war seine Urlaubslektüre. Größe und Umfang des Buches eignen sich optimal für ein kurzweiliges Lesen am Strand. Die Kapitel sind kurz und prägnant und so stöberte er jeden Tag einige Seiten dieses Buches durch. Die folgenden Zeilen sind ein Sammelsurium aus Alexanders langjährigen Erfahrungen mit der Fotografie, neu Erlerntem aus dem oben beschrieben Buch und Gelesenem aus diversen anderen Quellen.

Nach obenWarum werden manche Landschaftsaufnahmen nur mittelmäßig?

Möglicherweise hast Du dies auch schon einmal erlebt: Du kommst an einen Dir bisher unbekannten Ort und bist von der Stimmung fasziniert. „Das muss ich fotografieren!” Ein Foto folgt dem anderen und Du freust Dich bereits auf das Staunen und die großen Augen der Betrachter, wenn Du Deine Fotos zu Hause vorführst. Doch zu Hause ist die Stimmung weg. Die Bilder sind nett aber von der Großartigkeit keine Spur mehr zu sehen. Warum passiert dies?

Die Gründe dafür sind leider vielfältig:

Um die Atmosphäre einer Landschaft einzufangen versuche ich mir vor dem Fotografieren vorzustellen, warum ich dieses Bild machen möchte. Ist es der mächtige Baum, welcher einsam in der Landschaft steht, der mich fasziniert? Oder ist es die Eigenheit des Lichtes, wie es auf den See trifft? Oder ist es der üppig blühende Blumengarten mit seinen tausenden Farben, der meinen Blick magisch anzieht? Oder, oder, oder … Auch bei Landschaftsfotos gilt die Regel: Konzentriere Dich auf das Wesentliche + Wichtig ist ein „Eyecatcher”.

Immer sind es ganz besondere Charakteristika, welche mich beeindrucken und die besondere Stimmung einer Landschaft ausmachen. Wenn mir klar geworden ist, was es ist, das diesen Ort so einzigartig macht, dann erst fotografiere ich dieses Detail möglichst so, dass es seine Einzigartigkeit voll entfaltet, streng nach dem Grundsatz „Weniger ist mehr!”

Nach obenEin weiterer Blickwinkel

zum Reisebericht Sri Lanka und Malediven:Der weiße Buddha in Asgiriya
wieder anders

 

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anderer Blickwinkel

 

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"normal" Blickwinkel

 

Wenn wir an einen neuen Ort kommen, dann kennen wir diesen natürlich noch nicht - sonst wäre er ja nicht neu . Ich habe mir daher angewöhnt, von ein und dem selben Objekt mehrere Fotos zu schießen. Oft ergibt sich schon durch eine kleine Veränderung des Standortes ein ganz anderer Eindruck der Landschaft.

Zu Hause ist dann genug Zeit, die beste/n Aufnahme/n auszuwählen und - Dank der digitalen Fotografie - entstehen dadurch auch keine zusätzlichen Kosten mehr. Probiere es einfach aus! Du wirst vom Ergebnis überrascht sein!

Die Bilder wurden während unserer Rundreise durch Sri Lanka in Kandy gemacht.

Nach obenDer Bildaufbau

Das eigentliche Ziel eines Fotos ist es, die Stimmung oder die Tatsache (oder beides) zu übermitteln. Daher sollten Deine Bilder genau dies auch aussagen. Frage Dich „Wo ist der Mittelpunkt des Interesses?” Dort muss der Blick des Betrachters automatisch hingeführt werden. Fotos mit vielen oder zu kleinen Motiven verwirren den Betrachter. Wohin soll er sehen?

Das Platzieren des Motivs in der Mitte des Fotos ist der zweite mögliche Kardinalfehler. Unsere Augen finden solche Fotos langweilig. Sie erscheinen statisch, weil sie direkt zum Mittelpunkt wandern und danach keine interessante Umgebung mehr finden. Betrachte einmal die Titelseiten verschiedener Zeitschriften oder Fotos, welche Dir gut gefallen. Fast immer wirst Du feststellen, dass die Motive außerhalb der Mitte gesetzt sind.

zum Reisebericht Sri Lanka und Malediven:Polonnaruwa
Motiv nicht mittig

 

zum Reisebericht Sri Lanka und Malediven:Polonnaruwa
Motiv mittig

 

Wohin gehört dann das Motiv? Unterteile Dein Foto in 3 gleich große horizontal und vertikal Abschnitte. Dies nennt man auch Bilddrittelung. Auf den dadurch entstehenden 4 Schnittpunkten ist der ideale Punkt, um das Motiv zu platzieren.

Betrachten wir ein Beispiel. Du möchtest einen See fotografieren. Platzierst Du den See in die Mitte des Fotos, dann sieht der Betrachter kaum etwas von der Umgebung. Befindet sich der See auf Deinem Foto aber auf einem der 4 Schnittpunkte, dann sieht der Betrachter auch noch die Landschaft hinter dem See - z.B. die hohen Berge dahinter (See auf der unteren Linie) oder die Landschaft vor dem See - z.B. die bunte Blumenwiese (See auf der oberen Linie platziert).

Genau so verhält es sich auch mit der Umgebung links und rechts des Sees. In jedem Fall bekommt der Betrachter des Bildes viel mehr von der Stimmung am See mit und das Foto wird ihn genauso fesseln, wie Dich als Du an dem Ort warst. Vergleiche einmal die beiden Bilder. Welches gefällt Dir besser?

Nach obenBlickführungslinien und Umrahmungen

Fotos sind zweidimensional. Wir sehen aber dreidimensional. Dieses Manko kannst Du durch Einschließen von natürlichen Blickführungslinien oder Rahmen mildern. Oft ist es möglich (vielleicht durch Veränderung Deines Standortes?), dass Flüsse, Baumreihen, Zäune, Straßen, usw. mit im Bild sind. Wenn diese Linien den Betrachter zum Motiv führen, verstärken sie einerseits die Aussage Deines Bildes und andererseits wirkt das Foto dreidimensionaler.

Wenn Du mit Deiner Kamera dann noch die Schärfentiefe variieren kannst (z.B. Vordergrund unscharf) wird der dreidimensionale Effekt noch zusätzlich verstärkt.

Genau so verhält es sich mit Rahmen. Durch platzieren eines geeigneten natürlichen Rahmens (z.B. Zweig eines Baumes, Blick durch ein Fenster oder einen Torbogen, usw.) wirkt Dein Bild dreidimensional und viel interessanter für den Betrachter.

Nach obenDer Maßstab

„Die Bergwand war so steil, aber auf dem Foto sieht man es gar nicht?” - Wie soll der Betrachter Deines Fotos die Höhe des von Dir fotografierten Berges erkennen, wenn nur der Berg auf dem Foto ist? Das geht nicht. Um dem Betrachter Hilfe bei Größe und Dimension des Motivs zu geben, ist es hilfreich ein bekanntes Objekt (z.B. Menschen oder Tiere) mit auf dem Bild zu haben. Dadurch ist die Größeneinschätzung bei unbekannten Motiven viel einfacher.

Nach obenDie richtige Tageszeit

Eine goldene Regel der Landschaftsfotografie besagt, dass für professionelle Ergebnisse nur die Morgendämmerung (ca. ½ Stunde vor und 60 Minuten nach Sonnenaufgang) oder die Abenddämmerung (jeweils ½ Stunde vor und nach dem Sonnenuntergang) in Frage kommen.

Klar, schöne Motive bieten sich auch zu anderen Tageszeiten. Doch morgens und abends herrscht ein weiches, warmes Licht vor und auch die Schatten sind entsprechend weich. Wenn Du genug Zeit hast, dann such Dir Deine Motive tagsüber und fotografiere Sie am Abend/Morgen zur blauen Stunde.

Um Dir die Jagd nach dem optimalen Licht ein wenig zu erleichtern, empfehle ich Dir das kostenlose Programm The Photographer’s Ephemeris. The Photographer’s Ephemeris basiert auf Google Maps, lässt Dich nach einer Location suchen und zeigt dann jeweils die Position von Sonnenauf- und -untergang, sowie Mondauf- und -untergang an.

Nach schlechtem Wetter darf Deine Kamera gerne eingeschalten werden. Direkt nach einem Regenguss besteht die beste Möglichkeit, Blätter und Bäume in Szene zu setzen. Da es meist noch wolkig und damit etwas dunkler ist, wirkt Gras gesättigter und die Regentropfen auf den Pflanzen vermitteln Frische und Leben.

Gerade sommerliche Regengüsse zeigen oft ein Phänomen von besonderem fotografischen Reiz: ein Regenbogen. Mithilfe eines Polfilters kannst Du die Farben wunderbar herausarbeiten. Drehe solange bis die Farben des Regenbogens am brillantesten leuchten. Noch einen weiteren Vorteil hat die Verwendung des Polfilters: der Himmel wird tiefblau.

Nach obenKurztipps zu Landschaftsfotos

Objekte im Vordergrund: Landschaftsfotos ohne ein Objekt im Vordergrund wirken oft langweilig. Mit einer geschlossenen Blende (große Blendenzahl) erreichst Du einen großen Schärfentiefebereich.
Spiegelungen, parallele oder zusammenlaufende Linien sind oft Motive für ein erfrischend anderes Foto.
Natürliche Rahmen: Bäume, Steinbögen, Blätter, Äste, … alles eignet sich zum Einfassen Deines Fotos.
Fotos im Hochformat: Klassisch werden Landschaften im Querformat fotografiert - nicht umsonst heißt das Querformat im Englischen: Landscape. Auch hier lohnt es sich manchmal von der Grundregel abzuweichen.
Fließendes Wasser: Mit einem Stativ und Belichtungszeiten länger als 1 Sekunde verwandelt sich ein Fluss, das Meer, ein Kornfeld, eine Wiese,   in ein ungewohntes Bild. Bei zu viel Licht den ND-Filter (Neutrale Dichte) verwenden. Ein 1,5 ND-Filter (Faktor für die Belichtungszeit: 32x) ist eine gute Wahl.
Farbkontraste: Ein roter Tupfer in der grünen Landschaft ist ein perfekter Eyecatcher. Komplementärfarben werden daher gesucht: Rot - Hellblau, Grün - Violett, …
Damit das Fließen des Wassers samtig weich erscheint, ist eine lange Belichtungszeit (mind. 1 Sekunde oder länger) notwendig.

 

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Nach obenBisher gibt es für diese Seite 4 Kommentare

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Markus Mörth
schrieb am 13. Oktober 2007

Also ich finde diese Seite mehr als einfach nur nützlich. Es stehen viele Tipps hier, auf die man einfach so nur schwer kommt bzw. nur dann wenn man viel Geld für Bücher oder Kurse ausgibt.

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Klaus (E-Mail-Adresse bekannt)
schrieb am 20. März 2009

Seit meiner Kindheit beschäftige ich mich mit Fotografie, aber erst seit ich mir eine EOS 400D gekauft habe, beschäftige ich mich sehr intensiv damit. Für mich sind die Beiträge wesentlich verständlicher dargestellt, wie in einschlägiger Literatur. Danke!
Klaus

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Mike
schrieb am 12. Dezember 2009

Super Seite.Endlich einer der nicht Fachchinesisch spricht. Mach mal Landschaftsaufnahmen mit geringer Farbtemperatur. Danke für die super Seite. Mike

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Antonio
schrieb am 18. Jänner 2014

Ich finde deine Erläuterungen und Tipps auch extrem gut! Einfach schön geschrieben und äusserst praktisch. Und wie die Vorredner geschrieben haben; besser als in manchem Buch! Danke u. Gratulation! Antonio aus der Schweiz

 

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