Moritzburg

Moritzburg, Schloss
IconMoritzburg, Schloss

 

Moritzburg, Schloss

 

Dresden, Bahnhof Neustadt

 

Einen wunder­schönen guten Morgen! Schon beim ge­mein­samen Frühstück über­raschen wir heute die Familie mit einem Vorschlag für einen Ausflug etwas außerhalb Dresdens: wie wäre es mit einem Besuch von Schloss Moritzburg, dem Schlosspark und der Umgebung?

Tja, die Begeisterung der übrigen Familien­mitglieder brandet uns nicht gerade entgegen, aber in Ermangelung tagesfüllender Alternativ­vorschläge gewinnt unsere Initiative sozusagen mit haushohem Vorsprung. smiley

Vom bereits bekannten Bahnhof Neustadt bringt uns diesmal allerdings ein Bus und nicht wie zuletzt die Schnellbahn in die Marktgemeinde Moritzburg. Nur knapp eine ½ Stunde dauert die Fahrt und schon sind wir in einer wunderbaren Garten­landschaft mit Märchen­schloss!

August der Starke, König von Polen und Kurfürst von Sachsen, hat auch hier in Dresdens Umland gewirkt. Auf dem Gemäuer eines ehemaligen Renaissance­gebäude­komplexes ließ er sich ein Jagd- und Lust­schloss erbauen, das sich sehen lassen kann.

Bei traumhaft schönem Wetter empfangen uns Garten und das Schloss, das sich wunderbar im ihn umgebenden Teich spiegelt. Das ist ja schon fast Postkartenkitsch!

Moritzburg, Schloss
IconMoritzburg, Schloss

 

Moritzburg, Schloss

 

Moritzburg, Schloss

 

Der Name Moritzburg geht auf Herzog Moritz zurück, der in den Jahren 1542-46 sein hier befindliches Jagdhaus, welches damals noch Dianenburg genannt wurde, mit Jagdtrophären und Dekorationen im Renaissance-Stil ausstatten ließ. Die vier dicken Rundtürme und die Wehrmauer rings herum waren auch damals schon Bestandteil des Anwesens. Später wurde das Jagdhaus Verwaltungssitz, es wurde eine Kapelle hinzugefügt und schließlich folgte die Erweiterung zum Schloss.

Was August der Starke Ende des 17. Jahrhunderts begann, setzte sein Enkel Friedrich August III. von Sachsen um 1800 fort. So bezog dieser die Umgebung stärker in die Landschafts­gestaltung ein, ließ das Fasanen­schlösschen, das Marcolinihaus, den Venus­brunnen, Hafen und Leucht­turm mit Mole errichten.

Das Haus Wettin ist mit seiner über 1000-jährigen Familiengeschichte eines der ältesten Geschlechter des deutschen Hochadels und für die Bundesländer Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Bayern von historischer Bedeutung. Bis in die Neuzeit gehen mehrere Monarchen aus den Wettinern hervor, darunter auch Königin Elisabeth II. von Großbritannien und Nordirland.

Die Moritzburg gehörte ebenfalls den Wettinern und Ernst Heinrich, Prinz von Sachsen hatte von 1933 an in ihr seinen festen Wohnsitz, bis das Haus Wettin 1945 enteignet wurde. Zuvor gelang es noch, mehrere große Holzkisten voll wertvoller Gegenstände im Schlosspark zu vergraben. Leider wurden diese jedoch größtenteils von sowjetischen Truppen gefunden und abtransportiert.

Moritzburg, Kutschenfahrt

 

Moritzburg, Figur vor dem Fasanschlösschen

 

Moritzburg, Fasanschlösschen
IconMoritzburg, Fasanschlösschen

 

Erst 1996 gelang es Hobby-Archäologen einen Teil des übrig gebliebenen Schatzes zu finden, welcher dem Wettiner Schatz zugeordnet wurde und wieder in den Vorkriegszustand versetzt werden konnte.

Schloss Moritzburg ist außen wie innen liebevoll restauriert worden. Besonders gruselig beeindruckend ist eine Sammlung von Rothirschgeweihen, welche zu den bedeutendsten der Welt gehört und von uns despektierlich als Krickerl-Zimmer bezeichnet wird.

Ebenso sehenswert die barocken Goldleder­tapeten aus Venedig und den Niederlanden, mit denen Kurfürst August der Starke sein Schloss ausstatten ließ. Wenn auch die Zeit ihre Spuren an den Stücken hinterlassen hat, so kann man doch immer noch die einstige Pracht erahnen.

Das alles erfahren wir während einer sehr interessanten Führung durch das Schloss, welche mit noch einem weiteren Highlight endet. Alle Welt kennt das Bernstein­zimmer zu St. Petersburg, doch hier gibt es das Federzimmer in der Moritzburg!

1720 bot ein gewisser Monsieur Le Normand aus London in einer Pariser Zeitung ein Paradebett mit Baldachin, Quasten und Verzierungen allesamt aus Federn zum Verkauf. In der Barockzeit war so ein Bett ein Muss für jeden Regenten und so erwarb der Kurfürst das flauschige Stück. Allerdings ließ er den Zierrat gleich abmontieren und den Baldachin in Wandbehänge umarbeiten, was den Raum zum Federzimmer machte.

Moritzburg, niederer Großteich

 

Moritzburg, Fasanschlösschen

 

250 Jahre Licht, Staub, Feuchtigkeit und Insekten machten dem Gefieder fast den Garaus, jedoch wurde es durch ein Vollbad in Wasser und anschließendes Trockenfönen unter Zuhilfenahme von Pinzetten doch noch gerettet. 1984 startete diese Rettungs aktion, die inklusive Nachfärben und Ergänzen 19 Jahre dauerte. Beachtlich!

Nach rund 1 ½ Stunden interessanter Führung verlassen wir das Schloss schließlich an dessen Rückseite.

Was nun? Das Frühstück war ausgiebig und eher spät, sodass wir trotz früher Mittagsstunde noch keinen Hunger haben. Außerdem haben die Anlagen rund um Schloss Moritzburg noch so viel zu bieten, was wir keinesfalls versäumen wollen und das Wetter ist auch so traumhaft. Waren da nicht Pferde­kutschen beim Eingang, als wir gekommen sind? Sicher bringt uns so ein Gefährt ganz gemütlich zum Fasanen­schlösschen!

Gesagt, getan und schon klettern wir alle 5 in den offenen Wagen. Von 2 munteren Pferden gezogen geht es in rund 20 Minuten zum Fasanenschlösschen, einem Rokoko-Kleinod, das ganz und gar sehenswert ist und auch ganz und gar winzig.

Moritzburg, niederer Großteich

 

Moritzburg, Kutschenfahrt

 

Moritzburg, Kanal
IconMoritzburg, Kanal

 

14 Meter mal 14 Meter ist das Lustschlösschen groß, das 1996 bis 2007 aufwändig restauriert wurde und nun in vollem Glanz erstrahlt. Kaum vorstellbar, dass Friedrich August III. und die Kurfürstin Maria Amalie Auguste diese winzigen Zimmerchen wirklich bewohnt haben sollen. Es ist so eng, dass man sich kaum umdrehen kann. Das erklärt auch, warum man sich umständlich für eine der auf nur wenige Personen limitierten Führungen anmelden muss.

Die Enge wird nochmals betont durch ein Sammelsurium an Kostbarkeiten, Ausgefallenem und Chinoiserien, die in den Kämmerchen untergebracht sind. Der Museumsführer, welcher uns mit weißen Baumwoll­handschuhen und Pfadfinder-Khakis angetan durch das Schlösschen schleust, erinnert uns fatal an John Candy, den Leiter eines Feriencamps in der US Zeichentrickserie Camp Candy.

John Candy – wir nennen ihn mal mangels Wissens um seinen tatsächlichen Namen so – ist sichtlich stolz uns durch dieses letzte im Original-Stil des Dresdner Rokoko erhaltene Schlösschen Sachsens zu führen. Exotisches und Einzigartiges gibt es hier zu bestaunen wie z.B. die Wand­bespannungen aus Federn, Stroh, Perlen und chinesisch anmutenden Stickereien, die wieder vollständig hergestellt werden konnten.

Die Gegenstände sind allesamt von hohem kunsthistorischem Wert und so ist es auch verständlich, dass John Candy uns Besucher mit Argusaugen bewacht und nimmer müde wird, uns zu ermahnen ja aufzupassen, nirgends hinzutreten und nichts zu berühren.

Moritzburg, Kanal

 

Moritzburg, Fasanschlösschen

 

Moritzburg, Kutschenfahrt

 

Diese Fülle an Kunst­gegen­ständen und hist­orischen An­ek­do­ten lässt die Führung übrigens länger dauern, als man vorerst vermuten würde.

Danach machen wir einen Abstecher an die Moritzburger Mole, wo Sachsens einziger historischer Leuchtturm steht. Mole, Hafen, künstliche Inseln und eine Fregatte entstanden im 18. Jahrhundert und dienten den Herrschaften am kurfürstlichen Hof als Kulisse für ihre Boots­ausflüge am Schlossteich. Die Fregatte wurde zur Inszenierung der Seeschlacht bei den Dardanellen genutzt. Damit wurde der Sieg Russlands über den Erzfeind Türkei im Russisch-Türkischen Krieg 1770 gewürdigt. Die Fregatte sowie die Inselchen und die Mole wurden sogar mit kleinen Kanonen bestückt, aus denen Feuerwerks­geschosse abgefeuert wurden. Was für ein Spektakel!

Unsere Mägen machen sich nun langsam doch bemerkbar und wir machen uns auf den Weg zur Churfürstlichen Waldschänke, einem Hotel- und Restaurationsbetrieb, wo für unser leibliches Wohl gesorgt wird.

Moritzburg, Churfürstliche Waldschenke

 

Moritzburg, Schloss

 

Moritzburg, Schloss

 

Gestärkt genießen wir noch einen Spaziergang durch den wunder­schönen Land­schafts­park, der jetzt im Mai mit jungem Grün und blühenden Wiesen aufwartet, bis zur Busstation. Zwar müssen wir etwas länger warten, doch Bankerln sorgen für Bequemlichkeit und die Natur für Kurzweil.

Nach diesem langen und ereignis­reichen Tag gibt es nur noch ein kleines, relativ spätes Abendessen und bald darauf sind wir alle in den Betten, um uns für den nächsten Tag auszuruhen. Gute Nacht!

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