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The High Line Park, Model |
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Good Morning, good Morning! Jeden Tag ist es aufs Neue erstaunlich, dass wir wieder auf die müden, wunden Sohlen auftreten können und uns die Füße sogar tragen - so auch heute. Nach dem ersten Wundern folgt der Blick aus dem Fenster - es gibt zwar Wolken, aber es regent zumindest nicht.
Waschen, anziehen, gut frühstücken und schon kann's losgehen. Unsere heutige Tagestour beginnt im Meat Packing District, jenes Viertel, wo einst Fleisch in mundgerechte Stücke zerhackt und anschließend verpackt wurde. Heute ist das Viertel hip. Es gibt Cafés, Restaurants, Designerläden, revitalisierte Apartments und seit kurzem auch ein besonderes Stückchen allgemein zugänglicher Natur.
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Empire State Building |
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In den 1930er Jahren fuhr die High Line durch den District. Eine Bahn auf einer Hochtrasse, ähnlich der Wiener Stadtbahn, welche die gefährlichen, schweren Güterzüge von der Straße weg brachte.
Das war im Zuge eines Stadtentwicklungsprogrammes genannt West Side Improvement. 1980 zog der letzte Zug 3 Wagenladungen voll Truthahn über die High Line und dann war Stille auf den Gleisen 30 Fuß über dem Boden.
Was abgerissen werden sollte, konnte durch eine Bürgerinitiative mit Namen Friends of the High Line gerettet und schlussendlich in einen öffentlichen Park umgewidmet werden, dessen erster Abschnitt im Juli 2009 eröffnet wurde. Keine Frage, dass Gartenfreundin Karin dieses grüne Projekt begutachten muss.
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The High Line Park |
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The High Line Park |
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Bei West 14th Street klettern wir ein paar Stufen hinauf und stehen kurz darauf im High Line Park. Es gibt helle Asphaltwege, stylische Holzbänke und -liegen, eine moderne und widerstandsfähige Bepflanzung und immer wieder tolle Aus- und Einblicke. Es ist absolut cool hier!
Außer uns finden das noch ein Model und sein Fotograf, die wohl für ein paar besondere Aufnahmen hierher gekommen sind, sowie einige Jogger und ein paar junge Leute, die mit iPod oder Buch bewaffnet auf den Liegen knotzen. Der erste Abschnitt ist leider noch nicht allzu lang, sodass wir bald bei einem Stapelparkplatz den Himmel verlassen und wieder zurück auf die Erde müssen.
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Chelsea, 20th Street |
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Chelsea, 21st Street |
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Chelsea |
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Gleich gegenüber befindet sich der Chelsea Historic District und die Cushman Row, eine Zeile mit besonders hübschen Backsteinhäusern. Ihren Namen haben die Häuser, die als gelungenes und gut erhaltenes Beispiel für den neoklassizistischen Stil in Chelsea bekannt sind, von dem Kaufmann Don Alonzo Cushman. Er ließ in den Jahren 1839/40 die Reihenhäuser von Clement Clarke Moore entwerfen.
Wir schlendern durch die Straßen, erfreuen uns an den gepflegten Vorgärten und bewundern die schmiedeeisernen Details, die es überall zu sehen gibt. Nicht nur die Zäune sind verziert, sondern auch die Mansardenfenster oder Eingangstüren. Über einer solchen sehen wir z.B. eine Eule, welche die Besucher willkommen heißt.
Auf einer der Eingangstreppen bietet sich ein lustiger Kontrast. Eine Gruppe Bauarbeiter, teilweise noch mit ihren Schutzhelmen auf dem Kopf, hat sich hier zum Gabelfrühstück niedergelassen. Als Alexander die Jungs fotografiert, entspinnt sich eine kleine Unterhaltung über Woher und Wohin.
Einer der Arbeiter schreibt uns sogar seine Mailadresse auf eine Jausenserviette, damit wir das Foto senden können. Leider haben wir das Papier aber später verloren und so bleibt nur die Erinnerung an die Schmausenden sowie das Foto.
Wir kommen am Empire Diner (seit 15. Mai 2010 geschlossen) vorbei, einem Lokal, dass unser Reiseführer als schick und sehenswert empfiehlt. Der Imbiss, den die Farben Schwarz und Weiß sowie Chrom dominieren, soll eine originalgetreue Nachbildung eines Art-Deco Diners von 1929 sein. Aha - wir finden an dem Lokal eigentlich nichts Besonderes. Vielleicht ist am Abend hier mehr los?
Von einem Gebäude in der 23rd Street scheint ein Mann hinunter zu springen und erweckt damit nicht nur unsere Aufmerksamkeit. Es handelt sich um die Skulptur Falling Man von Craig Kraft, die nach Ausstellungen in Puerto Rico, Mexiko und Südkorea, an der Fassade des Cell Theater seine Heimat gefunden hat.
Die lebensgroße Skulptur ist ein negativer Abdruck eines Mannes, was aus manchen Blickwinkeln einen beinahe dreidimensionalen Effekt erzeugt. Wie so oft bei Kunst scheiden sich die Geister der Nachbarn auch bei diesem Stück.
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Chelsea, 21st Street |
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Während es für die einen ein mutiger Fassadenkletterer ist, finden sich die anderen an die Tragödie von 9/11 erinnert, wo Menschen vor dem Feuer in die Tiefe sprangen. Für uns ist es jedenfalls ein interessantes und positives Stück moderner Kunst.
Ein weiteres Must See in diesem Viertel ist das legendäre Chelsea Hotel. Als eingefleischter Leonard Cohen Fan rezitiert Karin sofort: „I remember you well in the Chelsea Hotel, you were famous, your heart was a legend …”. Die Fassade der bekannten Herberge ist im Eingangsbereich über und über mit Metallplatten verkleidet, auf denen man nachlesen kann, welche Berühmtheiten wann hier logiert haben.
Auch in die Lobby wagen wir uns vor, wo sich jede Menge moderner, teilweise sehr bizarrer Kunstgegenstände finden. Der Kontrast zwischen dem eher altehrwürdigen Gemäuer und den bunten, abstrakten Bildern ist sehr spannend. Ob wir hier logieren wollten bezweifeln wir eher - die Straße ist sehr belebt und laut und wer weiss, wie groß oder klein die Zimmer sind.
Bei einem Starbucks um die Ecke legen wir eine kurze Rast auf Cappuccino und Walnut-Bananabread ein. Bei klassischer Musik sitzen wir 1. Reihe fußfrei und schauen durch die großen Fensterscheiben dem hektischen Treiben auf der Straße zu. So lässt es sich leben!
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Broadway, berittene Polizei |
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Broadway, Musical Mama Mia! |
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Nach dieser kleinen Stärkung geht es weiter durch den Theater District, vorbei am Time-Life Building mit der auffälligen blauen Skluptur davor und der Radio City Music Hall mit den schönen Jungendstil Schilden bis zum Rockefeller Center.
Klotzen statt kleckern ist hier die Devise. Die Beete und Gefäße sind mit tropischem Grün bepflanzt, es gibt überall blätschernde Wasserbecken und Bronzefiguren.
Vor dem großen Springbrunnen mit dem bekannten Prometheus gibt es derzeit einen Schanigarten des Boathouse-Café. Sicher ist es nett hier zu sitzen, aber die aufgespannten Sonnenschirme verdecken leider einen Gutteil der Ansicht.
Auch die Geschäfte werden hier eindeutig nobler und Karin hofft, vielleicht doch noch fündig zu werden. Bis jetzt hat sie nämlich kaum bei Kleidung zugeschlagen. Wir stöbern ein wenig in den Geschäften, schauen bei Brookstone nach Gimmicks, finden aber nichts, das unseren Geschmack trifft.
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Time-Life Gebäude |
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Die 5th Avenue entlang schlenderd kommen wir an einem Designerladen nach dem anderen vorbei. Wir gehen in einen Gant Store, der allerdings wie zuhause ist: sehr schön und sauteuer!
Weitere Läden, die wir abgrasen, sind ein Disney Store, in dem wir leider erfahren müssen, dass es für so große Jungs wie Alexander keine Tigger T-Shirts gibt und das berühmte Spielwarengeschäft FAO Schwarz, wo wir so etwas wie Bakterien zum Kuscheln sehen. Diese Viecher in wilden Farbkombinationen sehen wirklich aus wie Grippeviren unterm Mikroskop. Und das nehmen Kinder heutzutage mit ins Bett?
Zurück auf der Straße sehen wir einen Menschenauflauf. Ein Film wird hier gedreht und jemand spaziert gut ausgeleuchtet auf und ab, während eine Kamera folgt. Welcher Film, welche Stars? Die Fragen bleiben unbeantwortet.
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Rockefeller Center |
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Wo die 5th schon fast wieder auf den Central Park trifft, gibt es einen großen Apple Shop. Schon die Aufmachung ist großartig, der das gesamte Geschäft ist unterirdisch. Oben sieht man nur einen Glaswürfel mit dem Apfellogo von Apple und eine geschwungene Treppe, die nach unten führt. Wow!
Auf unsere Frage, ob es denn morgen den neuen iPod hier zu kaufen gibt bekommen wir die Antwort: „I honestly don't know”. Nun gut, dann müssen wir eben morgen nochmals vorbei schauen.
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Pier 17 |
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Ein Viertel, das wir bis jetzt noch gar nicht erkundet haben, ist der South Street Seaport Historic District. Mit der Metro machen wir uns auf den Weg, wieder etwas Neues zu entdecken.
Das South Street Seaport Viertel grenzt zwar unmittelbar an den Financial District, könnte aber unterschiedlicher kaum sein. Unter den behutsam restaurierten Häusern finden sich die ältesten Gebäude Manhattans. Läden und Restaurants sind in den Handelshäusern aus dem frühen 19. Jahrundert untergebracht und Museumsschiffe liegen im ursprünglichen Hafen von New York hier am East River vor Anker.
Am Eingang des Viertels, das uns ein wenig an die Fisherman's Wharf in San Francisco erinnert, steht das Titanic Memorial Lighthouse und scheint die Besucher:innen zu begrüßen. Der gepflasterten South Street folgend sind wir bald in einem Abercombie & Fitch Store verschwunden, wo wir einen kleinen Kaufrausch erleiden. Die Mode ist lässig, hat einen annehmbaren Preis und diesmal wird auch Karin fündig.
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Pier 17 & Woolworth Building |
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Schiff Peking |
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Bepackt mit unseren Einkäufen entschließen wir uns im Anschluss die beiden Museumsschiffe Peking und Ambrose zu besichtigen.
Die Peking ist eine Viermasterbark aus dem Jahr 1911. Ein Schiffstyp der wegen seiner Geschwindigkeit und sicheren Bedienbarkeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Hochseefrachter sehr verbreitet war.
Bei der Ambrose handelt es sich um ein Feuer- oder Leuchtschiff aus dem Jahr 1908. Der letzte Kapitän des Schiffes, Gustav Lang, hat es ewig und 3 Tage kommandiert. Kapitän Lang hatte Frau und 3 Kinder, die er einmal pro Monat gesehen hat, dabei fuhr er rund 50 Jahre zur See. Eine lange und glückliche Ehe war ihm dadurch beschieden .
Als wir genug von der historischen Seefahrt haben, verlassen wir das alte Hafenviertel und schauen zum Designer Outlet Century 21. Karin verschwindet gleich zu Beginn 25 Minuten in 2 Etagen voller Schuhe und taucht strahlend mit einem paar italienischer Reitstiefel wieder auf. Designerstiefel stark verbilligt - ein Paradies für Frauen! Alexander ist ein wenig sauer, weil er so lange alleine warten musste. Hmpf!
Als kleine Entschädigung widmen wir uns nun gemeinsam den Herrenschuhen sowie der Mode für Damen und Herren. Wir sind jedoch mittlerweile schon etwas müde und haben keine Lust mehr, uns hier nach Schnäppchen durchzuwühlen. Anders ist es aber nicht möglich, da die Sachen kunterbunt durcheinander sind - sowohl vom Stil her als auch was Größen anbelangt. Nein danke, das ist uns jetzt zu mühsam.
Bevor wir beim WTC den PATH nach Jersey City nehmen, kaufen wir noch Verpflegung ein. In einem ausgezeichneten Deli lassen wir uns Sandwiches nach Wunsch frisch belegen und kaufen Getränke ein.
Am Zimmer schaffen wir gerade noch das Abendessen, bevor wir wieder einmal völlig erledigt ins Bett fallen. Werden wir hier je lernen mehr Metro zu fahren und weniger zu Fuß zu laufen?