Bei relativ diesigem Wetter verlassen wir Wien, nachdem wir noch schnell unsere Wahlkarten frankiert und in einen Postkasten geworfen haben. Schließlich wollen wir trotz Urlaub von unserem Wahlrecht Gebrauch machen, zumal es jetzt so einfach geht.
Eine Überraschung beschert uns unser Navi, für welches Slowenien und Kroatien weiße oder besser gesagt schwarze Flecken auf der Landkarte sind. Kennt es nicht, weiß es nix drüber.
Naja, es wird wohl auch ohne gehen, da wir ohnehin bekannte Orte anfahren wollen, einen Reiseführer mit haben und es auch nichts macht, wenn wir uns verfahren. Uns hetzt nichts und niemand.
Seilartisten am Ban-Jelacic-Platz |
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Der Verkehr auf der Südautobahn hält sich sehr in Grenzen und so sind wir bald nahe Graz, wo wir bei einer Raststation eine Kaffeepause einlegen. Gerade als wir vom Händewaschen wieder in den Speisesaal gehen, kommt er uns entgegen. UHBP - Unser Herr Bundespräsident! Wie wir später im Radio erfahren, wird er 30 Minuten später die Grazer Herbstmesse eröffnen.
Wir halten uns nicht lange auf, nehmen einen Kaffee zum unterwegs Trinken mit und sind schon wieder dahin. So richtig gemütlich ist es hier nämlich eigentlich nicht.
Weiter geht's nach Marburg, wo wir gleich nach der Grenze den slowenischen Straßenbau sponsern. Es ist Vignettenpflicht, was wir ja von zu Hause kennen. Was wir allerdings nicht kennen ist, dass es nur eine ½ Jahresvignette zu € 35.- gibt und sonst nix. Für das kurze Stück, das wir hier auf der slowenischen Autobahn fahren werden ein recht stattlicher Preis.
Alexanders Magen meldet sich und so folgen wir einem Schild, das uns 500 m nach rechts ein Gasthaus verheißt. Mitten im Nirgendwo liegt es auch tatsächlich an einem kleinen Weiher recht idyllisch.
Drinnen ist irgendein Familienfest im Gange und wir glauben zuerst, dass heute geschlossene Gesellschaft ist. Doch nein! Wir können ruhig Platz nehmen und es gibt auch etwas zu essen, allerdings nur ein Menü.
Soll uns recht sein und so bestellen wir Suppe für beide und eben ein Menü. Gebracht wird ein ganzer Topf Nudelsuppe von dem wir uns in die Teller schöpfen können soviel wir wollen. Beim Abservieren nimmt die Frau Wirtin das Gefäß aber nicht bei den Griffen sondern hängt in hausfraulicher Manier den Daumen über den Rand. Wir müssen schmunzeln.
Das Menü besteht aus 2 Stück gefüllter Schweinsroulade, 2 Schöpfern Reis und einem großen Salat mit Kernöl. Es ist so viel, dass Karin mit Besteck und Teller versorgt wird und Alexander bei der Bewältigung unterstützt.
Alles ist sehr würzig und schmeckt gut. Zusammen mit einem Obi (Apfelschorle) gespritzt und einem kleinen Bier zahlen wir inklusive Trinkgeld € 16.-. Ein günstiger Preis für eine ordentliche Mahlzeit. Draußen vor dem Lokal vertreten wir uns noch kurz die Beine und werfen einen Blick auf den See und eine Kirche mit Friedhof auf dem Hang gegenüber. Im Frühjahr und Sommer ist das Lokal bestimmt ein beliebtes Ausflugsziel.
Weiter geht's nach Zagreb. Wir fahren mit unserem Auto mitten ins Zentrum und bleiben bei einer lang gezogenen Parkanlage stehen. Samstag Nachmittag ist das Parken hier gebührenfrei und wir freuen uns, dass wir so einen guten Startpunkt für unsere Erkundungstour gefunden haben.
Die lang gezogene Grünanlage sind Tomislav Trg und Strossmayerov Trg sowie der über der Straße anschließende Zrinjevac Park, die sich vom Bahnhof bis ins Herz der Stadt erstrecken. Gesäumt von alten Häusern mit schönen Fassaden, die hübsch hergerichtet wurden, strahlt die Gegend hier eine gewisse Eleganz aus.
Zwischen Blumenbeeten und Rasen findet sich auch das eine oder andere Denkmal wie die Statue des reitenden König Tomislav von Ferenc Pfaff oder das Bildnis des Renaissance-Malers Andrija Medulic vor dem Umjetnicki Pavillon. Dieser Kunstpavillon stammt aus dem Jahr 1898, stellt die älteste Kunstgalerie Kroatiens dar und beherbergt noch heute bedeutende Kunstausstellungen.
Zrinjevac-Park |
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Wir schlendern durch mondäne Geschäftsstraßen in Richtung Marien- und Stephanskathedrale. Das Gotteshaus ist nicht nur das größte von Kroatien sondern auch eines der Wahrzeichen Zagrebs. 1024 wurde hier die erste Kathedrale errichtet, die allerdings 1242 von den Tartaren wieder zerstört wurde.
In der Mitte des 13. Jahrhunderts ließ Bischof Stephan die Kirche wieder aufbauen und widmete sie dem Hl. Stephan. Erst gegen Ende des 15. Jahrhundert wurde das Gotteshaus fertig gestellt.
Da die Kathedrale schon fast so etwas wie der christliche Außenposten Europas war, nämlich das dem osmanischen Reich am nächsten gelegene Gotteshaus, wurde sie im 16. und 17. Jahrhundert rundherum befestigt, wovon auch heute noch Reste von Türmen und dicken, burgähnlichen Mauern zeugen. Ein schlimmes Erdbeben 1880 hat dann nochmals maßgeblich das Erscheinungsbild verändert, leider in einer sehr destruktiven Art.
Im Kircheninneren fallen uns vor allem die gotischen Fenster sowie schöne Holzintarsien bei den Gebetsstühlen auf. Vor dem Hochaltar ist Bischof Stephan (auch) nachgebildet in einem Glassarg aufgebahrt.
Der Wiedererbauer nach den Tartareneinfällen fand seine letzte Gedenkstätte hier. An einer Wand sehen wir einen kyrillischen Text, der ein bisschen wie moderne Keilschrift wirkt. Ebenfalls unsere Aufmerksamkeit erwecken die schönen Deckenluster, die das Kirchenschiff sanft erhellen.
Nach mehreren Runden durch das erstaunlich warme Gotteshaus gehen wir wieder hinaus, um noch mehr von der Stadt zu erforschen. Der Dolac, der Markt, hat seine Stände kurz zuvor geschlossen und zwecks Reinigung wird Straße gerade abgespritzt. Zwiebel und Gemüsereste schwimmen uns entgegen und kullern über die Steintreppe weiter bergab.
Hinterm Markt gibt es kleine Gassen, in denen nette alte Häuser stehen und ein Café auf das andere folgt. Hier, wo einst das Bächlein Medvescak floss, ist heute ein bekanntes Ausgehviertel Zagrebs. Wir nehmen in einem bequemen Korbsofa für 2 Personen Platz, das vor einem Lokal im Schanigarten steht.
Karin wickelt sich in eine der bereitgelegten Decken und wir bestellen Espresso beim herbei eilenden Kellner. Angenehm ist es hier zu sitzen, Kaffee zu trinken und den Flanierenden zu zusehen.
Nach der Kaffeepause setzen wir unseren Bummel weiter. Durch die Tkalciceva geht es vorbei am Denkmal der Schriftstellerin Marija Juric Zagorka, die immer schon recht eigenwillig war, historische Romane schrieb und als Kroatiens erste Journalistin gilt. Jetzt steht sie hier in Bronze gegossen, stützt sich auf ihren Schirm und wartet, dass der Schatten auf der Sonnenuhr in ihrem Rücken zeigt, wie die Zeit vergeht.
Am Preradovicev Trg freuen wir uns über die bunten Sträuße, welche vor den Blumenläden ausgestellt sind. Sie stehen in großen Vasen oder hängen sogar in Körben an langen Bändern vom Dach. Was für eine Farbenpracht!
Der Einkaufsstraße mit den Designerläden folgend stehen wir schließlich vor der Standseilbahn, die in die Oberstadt hinauf fährt. Um 4 Kuna pro Person eine Richtung geht's ohne Anstrengung bergauf vorbei an ummauerten Gärtchen mit Feigenbäumen voll blauschwarzer Früchte. Oben angelangt genießen wir einen netten Blick auf die Altstadt.
Ivana Tkalcica Denkmal der Schriftstellerin Marija Jjuric Zagorka |
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Am Markusplatz mit der gleichnamigen Kirche aus dem 15. Jahrhundert hält sich gerade eine Hochzeitsgesellschaft auf. Musikanten spielen mitreißende Tanzmusik, schön gekleidete Gäste gratulieren dem Brautpaar und ein kleiner blonder Bub, dem das weiße Hemd aus der Hose gerutscht ist, stiefelt etwas verloren über das Kopfsteinpflaster.
Durch das einzige noch erhaltene Stadttor, das Kamenita Vrata, gehen wir auf einen Platz, auf welchem der Heilige Georg gerade den Drachen tötet. Natürlich nur als Statue, die durch ein Rosenbeet reitet. Doch zuvor bewundern wir noch die kleine Marienkapelle, die im Dunkel des Durchganges zu finden ist.
Kerzen flackern hier und Gläubige beten zur Jungfrau von Kamenita Vrata. Einer Legende nach soll bei einem Feuer im Jahre 1731 alles, was am Steintor aus Holz bestanden hat, verbrannt sein. Wundersame Ausnahme bildete einzig die Marienstatue mit Jesuskind, welche nun hier verehrt wird.
Auf der Eingangsseite des Stadttors finden wir auch eine feine Frauenstatue in einer Nische. Sie stellt ein schlankes, junges Mädchen dar, das ein Kästchen und einen Schlüssel in Händen hält. Hierbei handelt es sich um Dora, genannt das Goldkind. Das Goldkind ist eine Figur aus dem gleichnamigen Roman von August Senoa, der im Gradec des 16. Jahrhunderts spielt.
Durch alte Gässchen gehen wir wieder bergab, wieder hinunter in Richtung Altstadt. Wir sehen die alte Apotheke, die zu den ältesten pharmazeutischen Betrieben Kroatiens zählt. Sie stammt aus dem Jahr 1355 und Ende des 14. war Dantes Enkel Niccolo Alighiere hier beschäftigt.
Dann entdeckt Karin einen Toreingang und tritt neugierig ein. Er führt zu einem Innenhof mit einem Jeep, Wein, Rosen und einem eigenartigem Puppenstilleben auf Pawlatschen. Es ist zwar alles ziemlich schäbig hier, sieht aber richtig verwunschen aus und hat eine zauberhafte Atmosphäre. Allerdings … wohnen möchten wir hier nicht müssen.
Am Ban Jelacic-Platz angelangt sehen wir eine kleine Menschenansammlung. Was ist denn hier los? Zwei Seilakrobaten tänzeln auf einer zwischen Leitern gespannten Leine und zeigen Kunststücke. Wir sehen ein wenig zu. Die beiden machen das wirklich nett - Akrobat schööööön!
Ein Mann aus der Menge interessiert sich sehr penetrant für unsere Kameras. Er folgt uns sogar ein Stück, als wir die beiden Artisten wieder verlassen. Wir werden misstrauisch, beobachten ihn immer wieder in der Spiegelung der Auslagen, vor die wir uns stellen und schütteln ihn schließlich ab.
Karlovac, Hotel Korana Srakovcic |
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Karlovac, Hotel Korana Srakovcic |
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Wir beschließen zu unserem zurück zu unserem Auto zu gehen und uns außerhalb Zagrebs ein Quartier für die Nacht zu suchen. Karlovac scheint uns dafür geeignet zu sein. In unserem Reiseführer liest Karin von 2 Hotels - ein teureres am Ortsanfang, ein billigeres im Zentrum.
Gleich bei der Ankunft in Karlovac sehen wir das als teurer angegebene Hotel an der Straße und daneben Schild, das zu einem 4*** Hotel nach links weist. Abbiegen! - Wir treffen die Entscheidung in der gleichen Sekunde.
Erst müssen wir etwas suchen, verfahren uns sogar einmal kurz, dann finden wir aber alle Schilder, denen wir zum Hotel folgen. Am Ende stehen wir fassungslos vor etwas, das in der hereinbrechenden Dämmerung wie eine warm abgetragene Ruine mit zerbrochenen Fensterscheiben aussieht. Das ist es? Nein! Eh nicht. Oder?
Das richtige Hotel ist ein paar 100 Meter weiter in einer netten Villa am Fluss Korana. Daher auch der Name Korana Srakovcic. Auf unsere Frage nach einem Zimmer für die Nacht bietet man uns eine Junior Suite um € 139.- die Nacht inkl. Frühstück an, die man uns auch gleich zeigt.
Gebongt! Sehr nett, das nehmen wir. Es wäre schön, wenn wir auf unserer Fahrt ins Blaue lauter solche Hotels fänden wie das Korana hier. Das Abendessen nehmen wir gegen 20:00 im Hotelrestaurant ein.
Alexander bestellt Beefsteak Diavolo, Karin eine Vorspeisenplatte mit dalmatinischen Rohschinken und lokalem Käse. Beide Speisen sind hübsch angerichtet und sehr gut. Dazu trinken wir Karlovac Bier und als Abschluss gibt es für jeden einen Espresso.
Beide sind wir recht müde vom Fahren und Schauen, sodass wir bald ins Bett gehen. Morgen wollen wir uns die Plitwitzer Seen anschauen, denn der Wetterbericht verkündet für Sonntag noch trockene, im Laufe der Woche jedoch immer feuchtere Bedingungen. Na dann schnell schlafen und früh raus. Gute Nacht!