So sehen die ge- suchten Schilder aus |
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Bereits im Jahre 1938 wurde durch die Downtown Association der „49 Mile Scenic Drive” ins Leben gerufen. Ihm konnten die Besucher:innen der Golden Gate International Exposition von 1939 bis 1940 einfach folgen und so die schönsten Aussichtspunkte der Stadt einen nach dem anderen bewundern. Diesen Weg gibt es heute noch, wenn auch in leicht veränderter Form.
An der Rezeption erhalten wir einen Plan und die aufmunternden Worte „Die Strecke ist eigentlich recht gut ausgeschildert, aber ab und zu fehlen die Schilder. Sind wohl von Touristen als Souvenir abmontiert worden. Nehmen Sie daher diesen Plan zur sicheren Orientierung auch mit!”
49 Miles sind fast 79 km - na das ist eine beachtliche Strecke. Da wollen wir den Plan lieber vorher studieren. Also die Gegend um den Union Square, Civic Center und South of Market kennen wir eh schon gut, die lassen wir weg. Der Rest der Route ist relatives Neuland für uns. Das wollen besuchen.
Genug der Vorbereitungen - komm lass uns jetzt losfahren!
Marina |
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Fein, dass der Scenic Drive fast bei unserem Hotel vorbei führt. So finden wir den Faden sehr leicht und folgen ihm in nördlicher Richtung. Vorbei am Telegraph Hill mit dem Coit Tower, weiter über North Beach landen wir in Fisherman's Wharf. Diese Gegend kennen wir schon recht gut - hier haben wir bisher jeden Abend verbracht.
Entlang der Jefferson Street fahren wir westwärts und kommen an Fort Mason vorbei. Das Fort ist ein ehemaliges Militärgelände, welches heute von der Golden Gate National Recreation Area (die lokale Parkverwaltung) als Hauptquartier genutzt wird.
Wir passieren Bay Street, Laguna Street und den Marina Blvd und nur etwas später erreichen wir unseren ersten Stop, die Marina (Small Craft Habor). Nett liegen sie hier, die kleinen Boote und Yachten. Fein säuberlich aneinandergereiht wie Perlen an einer Kette. Der Wind bläst erfrischend und stark hier so nah dem Meer.
Und die Aussicht auf die Golden Gate Bridge ist auch nicht zu verachten. Seufz, ist das Leben schön. Einzig ein passendes Lokal zum Verweilen fehlt noch. Daher setzen wir unsere Fahrt nach einer ¼ Stunde wieder fort.
Ein Schwenk südlich in die Baker Street führt uns zum nächsten Museum - dem Palace of Fine Arts. Dieser ist ein Überbleibsel der Panama Pacific Exposition von 1915. Die Anlage wird von einem klassischen, römischen Rundbau mit gebogenen Kolonnaden und kleinem Teich im Vordergrund gebildet.
Im Inneren findet man eine Kunstsammlung, das Exploration Museum und ein Theater, in dem das jährliche Ethnic Dance Festival abgehalten wird. Leider wird derzeit gerade der Park renoviert und ist daher geschlossen.
Nach einigen links-rechts Kombinationen fahren wir nun auf der Lombard Street, allerdings am nicht ganz so berühmten Ende. Diese und der anschließende Presidio Blvd führen ins Herz des riesigen Areals.
Bereits 1776 wurde hier eine Militärgarnison erbaut. Direkt am Golden Gate war bis 1994 einer der wichtigsten Militärstützpunkte an der Westküste. 1989 entscheidet das Pentagon aus wirtschaftlichen Gründen , das Presidio zu schliessen. Proteststürme aufgebrachter Bürger waren die Reaktion, welche aber die Entscheidung nicht rückgängig machte.
Seit 1994 gehört das Presidio zur Golden Gate National Recreation Area. Seine wechselvolle Geschichte spiegelt sich mannigfach wider: Kanonen aus dem 17. Jahrhundert, viele verschiedene Architekturstile und ein Wald, der Anfang 1880 gepflanzt wurde, der Militärfriedhof, Fort Point uva.
Immer entlang des Lincoln Blvd. fahren wir durch eine romantisch verträumte Gegend. Da spielen Kinder Ball, dort hängt gerade eine Frau Wäsche zum Trocknen auf und wir gleiten langsam fast ohne Verkehr durch die Häuser- und Waldlandschaft. An vielen Punkten ist mit ein wenig Phantasie das ehemalige Militärleben mühelos vorstellbar.
Vorbei an China Beach und entlang El Camino Del Mar treffen wir nun auf den Lincoln Park. Wieder öffnet sich ein atemberaubender Blick auf die Brandung des Pazifik. Man sieht den Häusern an, dass hier nur „wahrlich arme Leute” leben (ein Freund von uns würde bestürzt ausrufen „So a' Ölend” . Dies war aber nicht immer so.
Das Gelände diente einmal als Armen- und Immigrantenfriedhof, in welchem vor allem Chinesen ihre Hinterbliebenen bestatteten. Der Friedhof wurde 1909 aufgelassen und als Park angelegt. Weiter westlich treffen wir auf Cliff House und wieder einen traumhaften Blick aufs weite Meer. Wind, Möwen und das Geräusch der Brandung umgeben uns. Ein stimmungsvoller Ort.
„Apropos, ein Örtchen wäre jetzt sehr nett und Alexanders Magen meldet sich auch deutlich hörbar. Könnten wir vielleicht das Cliff House besuchen?” Und schon sind wir drinnen. Im Bistro ist leider kein Platz frei (¾ Stunde Wartezeit) und so speisen wir einen Stock tiefer bei Sutros.
Das Ambiente hier ist beachtlich. Die dem Meer zugewandte Seite ist ganz und gar verglast und gibt einem fast ds Gefühl mitten in der Brandung zu sitzen. Die Aussicht verkürzt auch die längere Wartezeit aufs Essen auf angenehme Art. Aber das, was wir dann serviert bekommen verwöhnt unseren Gaumen - deliziös!
Das Cliff House (Sutro Heights) und die anschließenden ehemaligen Sutro Baths haben einen lange geschichtlichen Background. Zur Jahrhundertwende machte der Millionär und spätere Bürgermeister der Stadt, Adolph Sutro, aus dem damals eher bescheidenen Haus ein gigantisches Vergnügungszentrum der Luxusklasse. Im Stil eines französischen Schlosses entstand auf 8 Stockwerken ein Restaurant mit Ballsälen, Bars, Galerien und einem Aussichtsturm. Angeschlossen waren die Sutro Baths. Eine riesige mehrstöckige Badeanstalt, von der heute nur noch die weitläufigen Ruinen übrig sind.
Wer jetzt neugierig ist und gerne sehen möchte, wie denn dieses Bad früher ausgesehen hat, der findet in der San Francisco Public Library mehr als 100 Fotos aus dem Jahr 1951 und auch später.
Gestärkt und gut erholt reisen wir jetzt wieder weiter. Stoooop! Schon wenige Meter später sehen wir in der Luft über dem Strand eine bunte Schlange die wildesten Figuren tanzen. Klar ist das ein Lenkdrachen und der zugehörige Drachenkünstler sitzt auf einem Stuhl im Sand und verkauft solche Exemplare.
Da er aber viel Übung hat und sein Können bereitwillig präsentiert, verweilen wir noch ein wenig und schauen dem Schauspiel des tanzenden Drachens begeistert zu.
Immer dem Great Highway entlang und immer einen Blick aufs Meer habend (natürlich nicht Alexander der Fahrer) kommen wir zum südlichsten Punkt des 49 Mile Scenic Drive - San Franzisco Zoo. Dieser wird aber nur umrundet und weiter geht die Route wieder nörlich in Richtung Stadtzentrum. Der Sunset Blvd. (was für ein schöner Name) führt uns direkt in den Golden Gate Park.
Der Golden Gate Park ist einer der größten innerstädtischen Parks der Welt. Mit seinen 4,1 km² (ca. 5 km lang und 800 m breit) ist er sogar größer als der Central Park in New York.
Zum Spazierengehen sind wir jetzt zu faul und so ist es uns gerade recht, dass der Park von einigen Straßen durchzogen ist. Wir kreuzen immer in Richtung Osten durch das weitläufige Areal und kommen so unter anderem am Botanischen Garten vorbei. Na den merken wir uns für morgen - vielleicht geht es sich zeitmäßig aus und wir kommen dann nochmal vorbei - jetzt wollen wir lieber weiterfahren.
die Skyline von San Francisco |
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Im leichtem Zick-Zack-Kurs und einem unbeabsichtigtem Zuschneider nähern wir uns den beiden Hügeln mit dem sprechenden Namen Twin Peaks.
Nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Fernsehserie handelt es sich bei diesen Twin Peaks um einen Zwillingshügel mit der Höhe von ca. 300 m, der den wohl perfektesten Panoramablick auf Stadt und Bucht bieten.
Übrigens nannten die Hügel die spanischen Missionaren auf Grund ihres Aussehens „Los Pechos de la Chola”, zu deutsch „die Brüste des Indianermädchens”.
Der Nebel fällt ein |
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Der spektakuläre Panoramablick auf San Francisco ist wahrlich überwältigend. Von der Golden Gate Bridge über den Financial District mit seinen Wolkenkratzern, bis weit in den Süden breitet sich die Stadt vor uns aus. Minutenlang genießen wir schweigend die imposante Aussicht.
Dann von einer Minute zur anderen - auch das ist ja eine Touristenattraktion San Franciscos - wird die Stadt von Nebelschleiern verhüllt. Futsch ist die ungetrübte Sicht. Schon im Physikunterricht haben wir gelernt: Wenn die kalte Pazifikluft auf die warme Festlandsluft trifft, dann entsteht Nebel. Aber auch vorbeirauschende Wolken sind sehr sehenswert!
Wir verweilen hier noch ein wenig, betrachten die Stadt und beobachten andere Besucher:innen, wie sie mit gestrecktem Arm auf die Stadt zeigen und so ihre Angehörigen auf entdeckte Orte hinweisen. Dieser Aussichtspunkt mitten in der Stadt darf einfach bei keinem Besuch fehlen!
„Wieviel haben wir denn noch vor uns?” will Alexander wissen, bevor es weiter geht. Ein kurzer Blick aud die Karte zeigt, dass wir gerade Mal die Hälfte der Route abgefahren sind.
Hupps - 49 Meilen sind wirklich lang! Shopping, ein wenig ausruhen, Abendessen und die Rundfahrt mit der Golden Gate Bay Cruise steht alles noch unerledigt auf unserem virtuellen Tagesplan. Was nun?
Ok, man soll's nicht übertreiben und wir sind ja im Urlaub (und nicht auf der Flucht) daher lassen wir das Autofahren für heute sein und widmen uns anderen Dingen.
Der Mietwagen ist in der Hotelgarage untergebracht, die Einkaufssackerln verstaut und wir haben uns im Zimmer auch ein wenig erholt. Frisch gestärkt marschieren wir also los, um als krönenden Abschluss des Tages die Bay Cruise zu machen. Die letzte Tour geht um 18:00 und beim Ticket-Kauf hat man uns gesagt, dass 30 Minuten vorher das Boarding beginnt.
Angetan mit unseren neuesten Shopping-Errungenschaften - langärmelige Baumwoll-Sweater, blau-orange geringelt und ärmellose Daunengilets aus dunkelbraunem Samt, natürlich im Partnerlook - gegen die auch im Sommer steife Brise in der Bay, marschieren wir auf unserem mittlerweile schon richtig ausgetretenen Trampfelpfad hinunter zur Fisherman's Wharf.
Bay Bridge |
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Die paar Minuten, die wir zu früh dran sind, vertreiben wir uns mit dem Ansehen der Unglaublichkeiten, die hier unter dem namen „Asiatika” in so manchem Geschäft feilgeboten werden. Stellt sich das wirklich jemand in sein Wohnzimmer?
Als wir wenig später beim Pier 43 ½ ankommen, sind nur wenige andere Passierge vor uns. Sogar ein Bankerl ist noch frei und so lassen wir uns wartend nieder. Das Sitzen vergeht uns aber relativ bald, da andere Touristen, die eindeutig keine Amerikaner sind - erkennt man sofort daran, dass sie nichts von Schlangestehen halten - heran drängeln. Also aufgestanden und vorgerückt. Sonst verlieren wir noch wertvolle Zehntelsekunden!
Während wir so stehen und uns über die unterschiedliche Disziplin im Schlangestehen der einzelnen Nationen unterhalten, macht es plötzlich laut „Platsch!”. Im ersten Moment wissen wir gar nicht, was passiert ist. Der zweite Moment ist dafür umso schlimmer! Ein vorüberfliegender Vogel hatte ein dringendes Bedürfnis und sich sozusagen im Flug erleichtert. Die volle Ladung seiner Tagesmahlzeiten hat er über uns verteilt, wobei der arme Alexander den größeren Teil abbekommen hat.
Während Karin in den Tiefen ihres Rucksacks nach Taschentüchern kramt, werden uns solche schon von allen Seiten gereicht, damit sich Alex wenigstens das Gesicht abwischen kann. Die Lust auf Bootfahren ist uns jedenfalls gründlich vergangen. Wir wollen nur mehr ins Hotel und unsere Sachen auswaschen.
2 Stunden später ist die Kleidung einigermaßen gereinigt und wir gehen noch schnell zu einem Italiener Abend essen. Die Portionen sind zwar amerikanisch-riesig, allerdings reißt uns der Geschmack nicht zu Begeisterungsstürmen hin. Naja, es kann nicht jeder Tag vulminant zu Ende gehen.