Großer Palast und kleiner Sizilianer

Hotel Phoenicia, unser Balkon

 

Guten Morgen! Nach dem aufregend Abend gestern haben wir besonders gut geschlafen. Für heute Vormittag haben wir uns einen Besuch des Groß­meister­palastes vorgenommen, der nun endlich wieder zugänglich ist in dieser Woche. Da ist es fast schon Murphy's Law, dass die Sonne durch unser Balkonfenster lacht, nachdem wir uns zumindest am Vormittag ohnehin im Inneren aufhalten werden.

Egal, bei Sonnenschein ist alles schöner - sei es nun drinnen oder draußen - und so geht es erst mal ab ins Bad und im Anschluss zum Früh­stücks­buffet. Wir suchen uns ein nettes Plätzchen, bestellen Tee und holen uns im Anschluss jeder unsere Leibspeisen vom Buffet. Hmm, schmeckt gut und lässt den Tag angenehm beginnen.

Nach obenGrandmaster's Palace

Grandmasters Palace
IconGrandmasters Palace

 

Grandmasters Palace

 

Grandmasters Palace

 

Alsbald sind wir jedoch fertig und schlendern mit unseren Foto­ruck­säcken durch das nahe Stadt­tor in Richtung Grandmaster's Palace. Il Palazz, der Palast, wie die Malteser den Großmeister­palast nur nennen, ist der größte Profanbau der Insel und hat schon vielen Oberhäuptern als Amtssitz gedient.

1571 hat die Flotte des Ordens, dem man die kleine Insel mit den vielen Steinen und ohne Süßwasser als Ersatz für Rhodos überlassen hatte, in der Seeschlacht von Lepanto einen wesentlichen Anteil am Sieg über die osmanische Seemacht.

Daraufhin erfreuten sich die Malteser einer immer steigenderen Beliebtheit, und Adel und reiche Bürger zeigten ihren Dank mittels materieller Zuwendung. Dies wiederum erlaubte es den Hospitalern, aus einem ehemaligen HolZbau nach und nach einen Palast mit prächtiger Innenausstattung zu machen.

Grandmasters Palace

 

Grandmasters Palace
IconGrandmasters Palace

 

Zu diesem Prunk zählten auch Holzdecken in sämtlichen Räumen. Was sich für uns gar nicht so arg nach Luxus anhört, stellte sich für die Bauleitung des Palastes als besondere logistische Herausforderung dar, da Holz auf Malta ein äußerst rarer Rohstoff war und ist. Alles musste also vom europäischen Festland übers Meer eingeführt werden.

Äußerlich wurde der Palastbau über die Jahre, um nicht zu sagen Jahrhunderte, kaum verändert, in seinem Inneren tat sich jedoch einiges, was seine Pracht noch vergrößerte. So wurden um 1720 die ehemals kargen Flure von Nicolau Nasoni, einem aus Siena in Italien stammenden Maler, ausgeschmückt.

Wie in Renaissance Palästen üblich, war der erste Stock die Ebene, auf der repräsentiert wurde und die daher am schönsten gestaltet war. Hier befindet sich auch der Raum, der unserer und der Meinung vieler anderer Besucher:innen nach, zu den schönsten des Palastes zählt: das Grand Council Chamber, heute auch als Tapestry Hall bekannt.

Der Raum wurde schon auf verschiedenste Art und Weise genutzt, unter anderen auch als Privat­kapelle des Großmeisters.

Grandmasters Palace
IconGrandmasters Palace

 

Grandmasters Palace
IconGrandmasters Palace

 

Grandmasters Palace

 

Es gibt Wandmalerien, sowie eine reich verzierte, geschnitzte Holzdecke, die mehr als hundert Jahre unter einem schlichteren Provisorium verborgen war, doch das schönste und markanteste sind sicherlich die 10 Gobelins, nach denen die Tapestry Hall heute benannt ist.

Die Wandteppiche stammen aus dem 17. Jahr­hundert und sind eine Schenkung des 64. Groß­meisters Ramon Perellos y Roccaful, der damit den zum Amtsantritt üblichen Obulus entrichtete. Die 10 Gobelins wurden in 13 Jahren in einer Pariser Manufaktur hergestellt und zeigen die Bildserie Les Tentures des Indes. Diese wurden nach Erzählungen aus der damaligen Zeit gefertigt, die von einem deutschen Prinzen auf Jagdabenteuern in exotischen Ländern wie Indien, Afrika oder Brasilien handeln.

Viele der Tiere, Pflanzen und Früchte haben die Künstler nie selbst gesehen und so erklärt sich auch das wundersame Aussehen mancher Gestalten oder die eigenwillige Zusammenstellung, die teilweise aber auch von den Geldgebern beeinflusst wurde. So ist beispielsweise die Birne weniger exotisch als einfach ein Bestandteil des Wappens der Perellos y Roccaful. Wer zahlt, schafft an - so ist das eben.

Grandmasters Palace, Waffenkammer

 

Grandmasters Palace, Waffenkammer

 

Weitere Ausstellungsstücke im Großmeisterpalast, die uns auch heute wieder begeistern, sind die alten Folianten und Gebetsbücher, welche in einem eigenen Raum unter Glas ausgestellt sind. Die liebevollen und detailreichen Illustrationen und Verzierungen haben Mönche sicherlich länger als nur ein paar Stunden beschäftigt.

So wandern wir von Raum zu Raum, betrachten Fresken, Gemälde, Kleinodien, Teppiche und andere Kunstgegenstände, welche die Großmeister im Laufe der Jahrhunderte zur Ausschmückung des Palastes zusammengestellt haben.

Zum Abschluss statten wir auch noch der Waffenkammer einen Besuch ab. Ursprünglich waren die mehr als 5.500 Ausstellungsstücke ja im ersten Stock untergebracht, dort, wo heute das Parlament logiert. Die Hospitaler waren ein durchaus wehrhafter Orden und so finden sich viele Ritterrüstungen und alle möglichen Waffen, wie sie im 16. bis 18. Jahrhundert üblich waren. Zu den Zeiten der Kriege mit den Osmanen wurde auch peinlichst genau über das Inventar des Zeughauses Buch geführt.

Nach obenPiazza Regina und Victoria Gate

Republic Square / Piazza Regina

 

Nähzubehör Geschäft
IconNähzubehör Geschäft

 

Nach der Waffenkammer geht es durch die Innenhöfe, deren ohnehin schon sonnengelber Sandstein nun auch tatsächlich mild beschienen wird, wieder hinaus auf die Piazza Regina. Auf einen Kaffee und ein bisschen Leute anschauen, lassen wir uns an einem der eilig trocken gewischten Tisch vor dem Café Cordina nieder.

Gleich nebenan findet auch eine Art Floh- oder Kunsthand­werksmarkt mit einigen, wenigen Ständen, dafür aber umsomehr Besuchern statt. So ist die Ausbeute beim Leuteschauen auf jeden Fall gesichert.

Balkon
IconBalkon

 

Victoria Gate

 

Balkon
IconBalkon

 

Es finden sich dann auch jede Menge interessante Charaktäre, angefangen von der Dame mit dem leuchtend roten Haarschopf und dem archaischen Messing­schmuck um den Hals, über den Verkäufer, der mit dicker Strick­haube vermummelt bunte Armreifen drappiert, bis zu dem Gentlemen mit Sonnenbrille, der direkt neben uns in der Sonne eingedöst ist.

Wir trinken aus, zahlen und lassen uns von der Mensche­nmenge ein Stückchen entlang der Republic Street schieben, biegen dann jedoch in eine ruhigere Gasse ab, die zum Meer abfällt. Über unseren Köpfen türmen sich die typischen maltesischen Erker, die in verschiedenen Farben die Hausfassaden zieren, doch auch auf Augenhöhe findet sich so manche Kuriosität.

Victoria Gate

 

So zum Beispiel ein Kurzwarengeschäft, englisch Haberdashry bezeichnet, aus dessen Auslage unzählige Borten, Spitzen, Litzen, Bordüren, Bänder usw. schon fast hervor zu quellen scheinen. Direkt schade, dass Karin so wenig Handarbeitstalent besitzt (das Genügend im Schulzeugnis hat sich eigentlich auch der Schneider vis-a-vis verdient, der seinerzeit den Hausübungsrock gerettet hat) und daher leider keine Verwendung für die wunderbare Ware hat.

Ebenfalls auf Augenhöhe sind die Marienbildchen, die man neben so vielen Eingangstüren finden kann. Meist ist es eine Keramikfliese oder auch eine kleine Büste, welche die Gottesmutter mit dem Jesuskind im Arm zeigt. Von den kleinen Bildnissen lassen wir uns leiten und erklettern so eines der ältesten und noch recht ursprünglichen Vierteln in Valletta - rund um das Victora Gate. Zu den Haus- und Wohnungseingängen führen steile Treppen, auf denen teilweise mehr oder weniger gepflegte Blumentöpfe aufgestellt sind.

Nach obenPasta Siciliana

Hauseingang

 

Hauseingang

 

Zwischen den Treppen findet sich ein kleiner Platz, der von einem noch kleineren sizilianischen Lokal als Gastgarten genutzt wird. Muss auch so sein, denn im Inneren des Italieners gibt es neben dem Tresen nicht einmal Platz für eine Handvoll Tische.

Uns gefällt der Gedanke an authentische italienische Küche abseits von Pizza Margerita und Spaghetti Bolognese und da ist genau noch ein Tisch in der Sonne frei. Und schon sitzen wir und studieren die handgeschriebene Tafel am Eingang, welche die Karte darstellt.

Frischer Fisch bzw. Meeres­früchte auf hausgemachter Pasta klingt sehr verführerisch, dazu Salat und Getränke und wir sind glücklich und alsbald auch satt. Während wir schmausen und die wärmenden Sonnen­strahlen genießen, haben wir einen Blick auf die Rückseite des Victora Gate. 1884 wurde dieses Stadttor erbaut und ein Jahr später der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Victoria Gate, Rückseite

 

St. Johns Street, Blumengeschaeft

 

Als Hauptzugang vom Grand Harbour ersetzte es die alte Porta Marina, die dem wachsenden Verkehrsstrom an Reitern und Kutschen einen zu geringen Durchlass bot. Entworfen hat das Victoria Gate Emanuel Galizia, ein maltesischer Architekt, der stark von Neogotik und Romantik beeinflusst war.

Zum Abschluss von Kulinarik und Kultur gibt es hier noch je einen Espresso und schon verlassen wir die gastliche Stätte, um noch etwas aus dem Nachmittag zu machen. Über die St. John's Street schlendern wir zurück zum Busterminal und entern ein Gefährt, welches uns nach Siggiewi bringt. Warum gerade dieser Ort? Tja, erstens klingt er lustig und zweitens gibt es dort den Limestone Heritage Park and Garden, den wir uns ansehen wollen.

Nach obenKeine Steine

Siggiewi, San Nikolas Statue

 

Siggiewi, Kirche San Nikola

 

Die Geschichte des Sandsteins ist über 22 Millionen Jahre alt und seine Gewinnung und Verarbeitung ist tief in die Kultur der Insel verankert. Überall auf Malta sieht man das typische gold-beige, das bei jedem noch so trüben Wetter einen Hauch von Sonnenschein auf die Mauer zaubert.

Erwartungsfroh folgen wir also vom Hauptplatz, wo die Bushaltestelle ist, den Schildern Richtung Limestone Park. Es dauert ein paar Minuten und als wir dort ankommen … müssen wir feststellen, dass der Park vor 10 Minuten geschlossen hat, denn Samstag Nachmittag ist leider zu.

Nun gut, kann man nichts machen, gehen wir also wieder zurück zum Hauptplatz. Dort angekommen werfen wir mal einen kurzen Blick auf die Abfahrts­zeiten der Busse. Ahja, besonders häufig fahren die am Samstag Nachmittag nicht gerade und der nächste geht in 20 Minuten.

Diese stellen sich dann als durchaus lang heraus, denn die barocke Kirche San Nikola, die dem Stadtpatron Nikolaus von Bari gewidmet ist, hat ebenso geschlossen wie die meisten Kaffeehäuser.

Siggiewi, San Nikolas Statue, Kirche San Nikola
IconSiggiewi, San Nikolas Statue, Kirche San Nikola

 

Siggiewi

 

Bei der zweiten Haltestelle am Hauptplatz gibt es ein kleines Café, das nicht nur offen, sondern auch kostenloses WiFi hat und so warten wir denn hier bei einem Espresso, bis die verbleibende ¼ Stunde um ist und der Bus uns wieder zurück nach Valletta bringt.

Den restlichen Nachmittag verbringen wir mit Bummeln, Ausruhen am Zimmer, einem etwas opulenteren Abendessen und dem Packen unserer Siebensachen, denn morgen ist der letzte Tag unseres Aufenthalts und am Nachmittag geht es bereits wieder heim nach Wien. Also, bis morgen dann!

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