Hotel Phoenicia, Blick von unserem Balkon |
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Was macht man als Wiener, wenn man Ende Februar Sehnsucht nach dem Frühling und ein bisschen Urlaub hat? Genau, man reist in den Süden! Allzu lang soll die Anreise nicht sein, baden ist kein Muss, dafür darf's ein bisserl Kultur und viel Zeit zu zweit sein. Wohin also? Nach Malta!
Vor 8 Jahren haben wir das felsige Eiland, das 1530 den Johannitern von Karl V. als Ersatz für Rhodos überlassen wurde, bereits einmal besucht. Damals sind wir mit dem Mietauto Malta und Gozo abgefahren und haben uns jeden Stein, der irgendwo erwähnt wurde, angesehen. Diesmal wollen wir es entspannt angehen und uns primär mit dem Bus rund um Valletta bewegen. Schließlich kennen wir das meiste ja schon und das entstresst ungemein.
Republic Street, Tüklopfer |
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Republic Street, gefaltete Werbung |
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So kommt es also, dass wir an einem Mittwoch Ende Februar ins Flugzeug steigen und wenige Stunden später Meeresbrise atmen. Ein Taxi bringt uns vom Flughafen nach Valletta, wo wir uns im Hotel Phoenicia einquartiert haben.
Das altehrwürdige 5-Sterne Hotel direkt vor den massiven Festungsmauern von Valletta, lässt uns Sehenswürdigkeiten wie die St. Johns Co-Cathedral, den Palast des Großmeisters und die Fußgängerzonen mit ihren vielen Läden zu Fuß erreichen und liegt auch gleich gegenüber dem Busterminal. Außerdem gibt es für diese Jahreszeit auch noch attraktivere Arrangements für Zimmer mit Meerblick.
Ein solches beziehen wir denn auch kurz nach Mittag und richten uns für die nächsten paar Tage häuslich ein. Die Einrichtung ist hell, maritim und landestypisch und eine große Flügeltür geht auf einen kleinen Balkon mit Tischchen und zwei Stühlen. Von hier aus haben wir Blick auf den Hafen, den Hotelgarten und die Festungsmauer.
Schade nur, dass das Wetter so unbeständig ist und nicht wirklich zum Verweilen draußen einlädt. Sonnenschein und dunkle Wolken wechseln einander in rascher Folge ab und sogar ein paar Regenspritzer gibt es zwischendurch. Doch die Temperatur ist mild und für einen Spaziergang, zumal wir ja auch Regenkleidung mithaben, ist es gerade recht.
Republic Street |
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Republic Street |
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Wir passieren den Tritonenbrunnen, überqueren den Festungsgraben und schon sind wir durch das Stadttor hindurch und am Beginn der Republic Street. Hier brodelt das Leben!
Sowohl Touristen als auch Einheimische tummeln sich auf dieser Hauptachse von Europas kleinster Hauptstadt. Interessant ist der Kontrast von alten Mauern und modernem Lebensstil, denn in den ehemaligen Palästen und Wohnhäusern sind mitlerweile Geschäfte wie Mc Donalds, Tommy Hilfiger oder andere bekannte Marken eingezogen.
Doch es gibt auch noch kleine Läden, die altes Handwerk oder maltesische Besonderheiten anbieten. So z.B. ein Geschäft, das von oben bis unten vollgeräumt ist mit Türklopfern.
Republic Square |
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Republic Square |
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Die traditionellen und teureren Stücke sind aus Messing und handgefertigt. Sie zeigen typische Motive wie natürlich das Malteser Kreuz, Fische oder andere martitime Symbole. Für das kleinere Börsel gibt es auch günstigere, industriell gefertigte Modelle, aus silberfarbenen Metalllegierungen.
Auch heute noch kann man solche Türklopfer in Mdina, der stillen Stadt und ehemaligen Haupstadt Maltas bewundern. Schade nur, dass diese Souvenirs sich im Gepäck äußerst gewichtig bemerkbar machen.
Als wir uns der Piazza Regina nähern, auf der Queen Victoria vor der Nationalbibliothek thront, glänzt das marmorne Straßenpflaster bereits feucht. Der kleine Platz ist sehr hübsch, voll mit Sesseln und Tischchen von Straßencafés und normalerweise total belebt.
Aufgrund des Regens sind jetzt aber die Sonnenschirme abgespannt und die Besucher:innen alle in die trockene Enge der umliegenden Cafés geflüchtet.
Großmeisterpalast |
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Nur ein paar Minuten später lassen Sonnenstrahlen die Fenster im Prince-Alfred-Courtyard des Großmeisterpalastes aufglänzen, in den wir zwecks Erkundung der Öffungszeiten gegangen sind.
Der Palastbau stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist Maltas größter Profanbau. Vielen Machthabern des maltesischen Inselarchipels hat er im Laufe der Jahrhunderte als Amtssitz gedient und ist heute die wohl meistbesuchte Sehenswürdigkeit von Valletta.
Der Prince-Alfred-Courtyard ist einer von zwei Innenhöfen des Palastes, die sich erst durch die Errichtung eines weiteren Gebäudeflügels ergaben - zuvor war es nur ein großer Hof.
Benannt wurde der Hof nach Prinz Alfred, dessen Mama als Statue ja vor der Türe draußen sitzt, anlässlich seines Besuches 1858.
Es herrscht eine ruhige und beschauliche Atmosphäre hier zwischen den Mauern, in deren Schutz Palmen, Araukarien, ein Jaquaranda-Baum und Klebsamen wachsen. Über all der grünen Pracht sitzt eine Turmuhr aus dem 18. Jahrhundert, die vom maltesischen Uhrmacher Gaetano Vella stammen soll.
Großmeisterpalast |
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Großmeisterpalast |
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Für uns ist der Prince-Alfred-Courtyard der stimmungsvollere der beiden Höfe, in dem wir uns auch länger aufhalten als im zweiten, welcher nach dem Meeresgott Neptun benannt ist. Dieser steht denn auch in Bronze gegossen als Statue hier und hält den Dreizack in der Hand. Sicher fühlt er sich im Palast wohler als auf dem Fischmarkt, wo er eigentlich herkommt.
Achja, die Öffnungszeiten bekommen wir natürlich auch raus und sind froh, dass wir nachgefragt haben. Neben den üblichen Ruhetagen gibt es nämlich auch Zeiten, an welchen der Großmeisterpalast wegen Staatsgeschäften nicht zu besuchen ist - und genau so eine Veranstaltung findet dieser Tage einmal statt.
Merchants Street |
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Engel an der Ecke |
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Draußen vor dem Palasttor befindet sich der Palace Square und genau gegenüber dem Großmeisterpalast steht die Hauptwache. Durch die erst kürzlich erfolgte Neugestaltung des Platzes mit Sitzbänken und offenem Sprinbrunnen hat er enorm an Attraktivität gewonnen.
Im Sommer plantschen die Kinder im Wasser und der Brunnen wird auch schon mal für modern inszenierte Balletaufführungen genutzt. Doch auch jetzt, wo das Wetter nicht zum Spiel mit kühlem Nass einlädt, bietet sich hier ein wunderbarer Anblick: die Spiegelung der Hauptwache in der Wasserfläche!
St. Lucia Street |
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Durch die engen Gässchen folgen wir treppauf-treppab Vallettas Geometrie, nach der Architekt und Festungsbaumeister Francesco Laparelli die Stadt geplant hat. An vielen Ecken der alten Häuser befinden sich Nischen, in denen Maria milde lächelt, Georg grimmig den Drachen zertritt oder Jakob mit Buch und Pilgerhut unter anderen die Hutmacher, Wachszieher und Kettenschmiede beschützt.
Die Heiligen sind typisch für das Stadtbild Vallettas und größtenteils mehrere Hundert Jahre alt. Viele sind mit frischen Blumen geschmückt - ein Zeichen, dass die Menschen auch heute noch an ihre Hilfe glauben - und nächtens beleuchtet. So fühlt sich der nächtliche Spaziergänger nicht einsam und wird von den Heiligen auf seinem Heimweg beschützt.
Grosser Hafen, Regenbogen |
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Unser Weg führt uns zwischen heftigen Regengüssen zu den Upper Barraca Gardens, eine der wenigen Grünflächen in Valletta. Ursprünglich wurde die Anlage von den Johannitern als Übungsplatz genutzt, doch heute gibt es hier Büsche, niedrige Bäume, Blumenbeete und sogar einen Springbrunnen.
Von den äußeren Anlagen, die an einen griechischen Tempel erinnern, hat man einen großartigen Blick auf den Grand Harbour und „The Three Cities”. Diese drei, Valletta gegenüber liegende Städte namens Vittoriosa, Conspicua und Senglea haben uns schon bei unserem ersten Besuch auf Malta zur Verzweiflung getrieben, da sie auch unter den Namen Birgu, Bormla und L'Isla bekannt sind.
Das muss der uneingeweihte Tourist allerdings wissen, denn sonst findet er sich bei den wechselnden Bezeichnungen gar nicht mehr zurecht und gibt die Irrfahrt von einem Wegweiser zum nächsten irgendwann genervt auf.
Upper Barracca Garden |
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Dicke Tropfen tanzen noch lustig um das Denkmal als sich bereits langsam die Sonne zwischen den Wolken hervor wagt und uns gleich darauf ein grandioses Schauspiel bietet. Nicht nur ein einzelner, nein, ein Doppelregenbogen wölbt sich über den Grand Harbour und rahmt ihn schillernd ein. Wie schön!
Natürlich machen wir nicht zu wenig Fotos von diesem Naturschauspiel und lichten den Regenbogen mit allen möglichen Objektiven ab. So etwas bekommt man schließlich nicht alle Tage geboten.
Republic Street, Cafe Cordina, Innenansicht |
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Über die St. James Bastion geht es anschließend zurück auf den Republic Square, wo wir im Café Cordina einkehren. So ein guter, heißer Kaffee ist jetzt gerade das Richtige, um unsere Lebensgeister wieder zu wecken. Und vielleicht gibt's auch ein Stückerl Süßes dazu.
Das Cordina ist das älteste Kaffeehaus Vallettas und eigentlich eine Institution. Seit 1837 ist es in diesem historischen Palazzo untergebracht, dessen Deckengewölbe Malereien des bekannten, maltesischen Malers Guiseppe Cali zieren.
Die Vitrinen wiederum zieren verschiedene Kuchen und Pastizzi, die typisch maltesischen Teigtaschen, die mit Ricotta oder Erbsenmus gefüllt sind, und nicht zu vergessen die legendäre Eiscreme!
Republic Square (Piazza Regina), Nationalbibliothek |
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Zuerst darf's aber eine Mehlspeise sein, die passt am besten zum Kaffee. Wir sitzen also, schmausen, trinken, plaudern und schauen zu, wie Touristen und Einheimische gleichermaßen Cordinas Köstlichkeiten genießen.
Draußen geht doch der eine oder andere heftige Regenschauer nieder, während wir hier im Trockenen warten, dass das Wetter für unseren Heimweg günstig wird. Wenig später scheint der Augenblick gekommen, sodass wir zahlen und aufbrechen.
Natürlich nicht, ohne jeder noch ein Stanitzel Eis als Wegzehrung mitzunehmen. Zwar macht ein Eis noch keinen Sommer, es bringt einen den Frühlingsgefühlen aber eindeutig ein großes Stück näher!
Independence Square, Anglikanischen St. Pauls Cathedral |
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In der hereinbrechenden Dämmerung schlendern wir nun im Zickzack zurück zum Hotel Phoenicia. Am Independence Square mit der St. Paul's Pro-Cathedral sind wir von dem hübschen Ensemble aus Denkmal, Palme und Kirche ganz verzaubert.
Queen Adelaide, die Witwe William IV., verbrachte 1838 den Winter in Malta und war ganz unangenehm berührt, dass die auf der Insel stationierten Anglikaner ihre Gottesdienste nur in einem kleinen Raum im Palast des Großmeisters abhalten konnten. Um dem abzuhelfen erbot sich die betuchte Dame, den Bau eines anglikanischen Gotteshauses zu finanzieren.
Gesagt, getan. Die britische Regierung stellte den Platz zur Verfügung und schon im März 1839 konnte Queen Adelaide den Grundstein für die Kirche legen. Zur Erinnerung an den ersten christlichen Missionar und als freundliche Geste gegenüber dem katholischen Malta wurde das Gotteshaus dem Apostel Paulus gewidmet.
Besonders auffällig ist der spitze Glockenturm, der weithin sichtbar und ein beliebtes Fotomotiv von Valletta ist.
Eine Besonderheit im Inneren der Kirche, die wir jedoch leider nicht zu sehen bekommen, stellen die handbestickten Kissen auf den Bänken dar. Sie wurden 1944 zum 150. Jahrestag eingeführt und repräsentieren die vielen Verbindungen der Kirchengemeinde zu jenen Menschen, welche die Kissen gestickt oder in Auftrag gegeben haben.
St. John Co-Cathedral |
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In der rasch zunehmenden Dämmerung geht es nun weiter zum Hotel, immer wieder mit Ausblicken auf den Hafen und die dunklen Wolken, die sich über der Skyline zusammenbrauen, bis wir schließlich am Tritonenbrunnen angelangt sind. Hell erleuchtet gibt er vor dem nachtblauen Himmel ein besonders dramatisches Bild.
Im Hotel angekommen bringen wir unsere Fotorucksäcke aufs Zimmer und wollen noch auf einen Begrüßungsschluck an die Bar, wo wir ganz zufällig in den Genuß von kostenlosen Getränken und Nüßchen wegen irgendeiner Begrüßungsveranstaltung kommen.
Na dann vielen Dank! Erfreut lassen wir es uns schmecken und gehen alsbald wieder hoch, um nach diesem langen und doch ereignisreichen Tag in einen tiefen und erholsamen Schlaf zu fallen.
Gute Nacht Valletta, morgen sehen wir uns wieder!