Trieste, Parco di Villa Revoltella |
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Kirche |
Trieste, Parco di Villa Revoltella |
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Guten Morgen, wirklich herrlich haben wir geschlafen in dem kühlen Zimmer mit dem frischen Bettzeug und auch das Badezimmer ist großartig. Einer der wenigen Walk-in-Shower in einem Hotel, der wirklich dicht ist und wo nach dem Duschen nicht der halbe Boden überflutet ist.
Dem erfreulichen Aufwachen und Zivilisieren folgt ein mindestens ebenso erfreuliches Frühstück. Schon am Weg zum Frühstücksraum kommen wir aus dem Staunen nicht heraus: holzvertäfelte Wände, Vitrinen mit alten und neuen Kunstgegenständen, ein Highlight jagt das nächste!
Nachdem wir auch im Urlaub zu den Frühaufstehern gehören, sind wir unter den ersten Gästen. Freie Platzwahl, Kaffee und Orangensaft werden uns serviert, für den Rest bitte beim Buffet selbst bedienen. Und hier findet man wirklich alles, was das Herz begehrt, inklusive Räucherlachs und Prosecco.
Wie üblich startet Alexander eher deftig mit Rührei und Speck, während Karin ihr obligates Joghurt mit Früchten nimmt. Danach naschen wir noch dort ein Häppchen Salziges und da ein Stückchen Süßes. Ja, der Mensch ist ein Gewohnheitstier und wir sind auch welche. Warum auch nicht, wenn es schmeckt und der Tag auf diese Weise gut beginnt?!
Nach dem Frühstück holen wir unsere Siebensachen aus dem Zimmer und gehen zur Parkgarage beim Teatro Romano, um unseren Mietwagen zu holen, denn wir wollen heute auch ein wenig außerhalb Triests etwas unternehmen.
Trieste, Parco di Villa Revoltella |
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Glashaus |
Unser erstes Ziel hat Alexander extra für die „Gartenelfe” Karin ausgesucht, den Historischen Garten der Villa Revoltella. Geleitet vom Navi erreichen wir rasch einen kleinen Parkplatz vor dem Park. Kurz suchen wir einen Hinweis, ob der Parkplatz gebührenpflichtig ist.
Es gibt hier wohl einige Schilder, alle in italienischer Sprache, aber keinen eindeutigen Hinweis. Wir gehen das Risiko ein und parken unser Auto neben einem Wagen, der von einer dicken Staub- und Laubschicht bedeckt ist. Der steht hier sicher auch schon länger.
Pasquale Freiherr von Revoltella war ein äußerst erfolgreicher Unternehmer und Bankier in Triest. Eigentlich in Venedig geboren, zog zog der damals zweijährige Pasquale Revoltella 1797 mit seinen Eltern, der Vater war Fleischhauer, infolge einer Wirtschaftskrise nach Triest. Er arbeitete sich vom einfachen Lagerarbeiter in verschiedenen Handelsbetrieben zum Prokuristen hoch, womit er Zugang zu besseren gesellschaftlichen Kreisen erlangte.
Revoltella verstand sich ausgezeichnet auf Networking, gründete ein eigenes Handelsunternehmen, wurde Aktionär der Assicurazioni Generali und Mitgründer der Lloyd Austriaco. So lernte er auch den späteren Handels- und Finanzminister Kaiser Franz Josephs kennen - Triest war damals ja ein Teil der Habsburgischen Monarchie - der ihn später zum Baron ernannte.
Er war ein großer Unterstützer Triests, wo er Mitglied des Stadtrates wurde, beteiligte sich aber auch maßgeblich an der Finanzierung zum Bau des Suezkanals.
Als Pasquale Revoltella 1896 nach schwerer Krankheit in Triest verstarb, leider ohne die Eröffnung des Suezkanals selbst noch miterleben zu können, vermachte er der Gemeinde Triest einen Großteil seines Besitzes. Dazu gehört unter anderem seine Stadtresidenz, der Palazzo Revoltella, samt darin enthaltener Kunstsammlung, aber auch sein Landbesitz, die Villa Revoltella und der umgebende Park.
Beides wurde gemäß den Bedingungen des Erblassers der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, täglich und unentgeltlich. Schön für uns, denn heute sind wir Nutznießer dieses großzügigen Erbes.
Villa und Park liegen in den Hügeln oberhalb der Stadt, von wo aus man einen wunderbaren Blick auf den Golf von Triest hat. Nahe dem Eingang zum Park in der Via de Marchesetti befindet sich die kleine Kapelle zum Hl. Pasquale Baylon, unter der sich auch die Grabstätten von Baron Revoltella und seiner Mutter befinden.
Romantisches Pförtnerhaus, Schildkrötenteich und ein kleiner, gotischer Pavillon bilden gemeinsam mit der kleinen Kirche die perfekte Kulisse für eine romantische Hochzeit. Dafür wird die Location auch sehr gerne genutzt. Leicht von der Morgensonne angestrahlt, liegt das Ensemble vor uns.
Trieste, Parco di Villa Revoltella |
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Villa Revoltella |
Trieste, Parco di Villa Revoltella |
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Bemerkenswert ist die ebenfalls gotisch angehauchte Eisenkonstruktion eines großen Glashauses im oberen Teil des rund 5 Hektar großen historischen Parks, auf die wir einige Minuten später treffen. Na ja, dieses hat die besseren Tage auch schon hinter sich. Die hohen Fenster sind schmutzig und das Innere leer (soweit wir halt etwas sehen können). Nur die hohen Steher aus Gusseisen mit den Verzierungen am Abschluss lassen den ehemaligen Glanz erahnen.
Ob durch die Einschränkungen der Pandemie im letzten und in diesem Jahr verursacht oder nur durch sie verschärft, Glashaus und Parkanlage sind leider in einem etwas desolaten Zustand. So kann man zum Beispiel die Freitreppe, über welche man in die unteren Etagen des Parks käme, nicht betreten, die Brunnen sind etwas baufällig und die Rosenbeete verwahrlost. Hoffentlich kommt wieder Zeit und Geld für eine Restauration, sonst verfällt die Bausubstanz komplett!
Uns gefällt es hier aber trotzdem und wir schlendern im Schatten der alten Bäume bis zur Villa selbst, die im Stil eines Schweizer Chalets erbaut wurde. Vor der Villa ein Wasserbecken mit leise plätscherndem Springbrunnen, umrahmt von teils intakten, teils kopflosen Statuen, zu deren Füßen sich eine grandiose Aussicht auf die Stadt und das Meer ausbreitet. Wir genießen den Ausblick und verweilen ein wenig an diesem ruhigen Ort.
Weiter geht unser Weg an den ehemaligen Stallungen vorbei, bis wir wieder zum Eingang zurückkommen. Ein bisschen schauen noch, ein paar Fotos und wir spazieren weiter, wieder retour zum Parkplatz und zu unserem Wagen. Unser Fazit: Ein netter Park mit viel Potenzial, aber so wie er derzeit aussieht, ist er doch schon ziemlich weit von der in manchen Reiseführern beschriebenen Grandiosität entfernt.
Muggia, Via Dante Alighieri |
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Von den Hügeln oberhalb Triests geht es nun wieder hinunter ans Meer und noch ein wenig in den Süden, in Richtung slowenische Grenze. Hier liegt Muggia, ein äußerst lebendiger Ort mit erstaunlicher Geschichte, den wir etwas mehr als ½ Stunde später erreichen.
Muggia war wahrscheinlich schon in der Frühgeschichte ein bewährtes Dorf mit Festung, ein sogenanntes Castelliere. Später gründeten die Römer hier ein Lager zum Schutz ihrer Verkehrswege.
Das Dorf kam nach dem Untergang des Weströmischen Reiches unter die Herrschaft der Goten, später der Langobarden, Avaren, Franken, der Republik Venedig und wurde 1797 an Österreich übergeben. 1857 wurde hier die größte Schiffswerft der k.u.k. Monarchie gegründet, in der bis 1912 die größten Schlachtschiffe der k.u.k. Kriegsmarine gebaut wurden.
1919 kamen Muggia und ganz Istrien mit dem Staatsvertrag von Saint-Germain, der am Ende des Ersten Weltkrieges die territoriale Aufteilung regelte, zu Italien, unter dessen Verwaltung es als einziges Teilgebiet Istriens auch heute noch verblieben ist.
Aufgrund seiner Lage nah am ehemaligen Eisernen Vorhang gerieten der Schiffsbau und der gesamte Ort in eine Krise. Erst als Slowenien 2004 in die EU eintrat, erholte sich Muggia langsam wieder. Heute finden wir hier ein sehr lebhaftes Städtchen vor, das aber glücklicherweise mehr von Einheimischen als von Touristen bevölkert wird.
Muggia, Via Dante Alighieri |
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Wir parken unseren Wagen in der Parkgarage unter dem örtlichen Supermarkt und begeben uns auf Erkundungstour.
Der Hafen sieht zu 90 Prozent nach Arbeit aus. Zwar gibt es ein Fischrestaurant mit Terrasse, jedoch hat es - wahrscheinlich bedingt durch Lockdowns - offensichtlich schon seit längerem geschlossen.
Dafür sieht man jede Menge kleinere Boote, Geschäfte mit Fischerei- und Bootsbedarf und ältere Herren, die mit ihren Netzen zu Gange sind. Jene, welche den Samstag nicht zum Arbeiten nutzen, finden sich in einer der umliegenden Bars zu Caffé, Prosecco oder beidem plus einem Schwätzchen ein.
Wir kreuzen die dem Meer entlang führende Straße und tauchen ein in das Gewirr aus bunten, alten Häusern und verwinkelten Gässchen, welche den Stadtkern bilden. Neben ein, zwei touristischen Läden befinden sich jede Menge Geschäfte des täglichen Bedarfs hier. Bäcker, Gemüsehändler, Fleischhauer und kleiner Supermarkt werden hier von den Einheimischen für den Wochenendeinkauf frequentiert.
Kaum biegt man von einer dieser Haupteinkaufsstraßen ums Eck, scheint man plötzlich an einem ganz anderen Ort zu sein. Still ist es und menschenleer, Blumentöpfe stehen in schattigen Winkeln vor halbgeöffneten Haustüren, Wäsche flattert über unseren Köpfen auf den Häusern gespannten Leinen und auf einem sonnigen Fensterbrett döst eine dicke Katze in der wohligen Wärme.
Muggia, Stiege |
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Wir bekommen Durst und beschließen, zurück in den quirligen Teil von Muggia zu gehen und uns auf einen Caffé und ein Tonic hinzusetzen und das Treiben zu beobachten. Lange brauchen wir nicht zu suchen, denn die Piazza Marconi, das lebhafte Zentrum des Städtchens, bietet ein Lokal neben dem anderen und dazu noch Rathaus und Dom.
Vor jedem Café stehen kleine Tische, welche alle gut von Einheimischen belegt sind. Erst nach ein wenig Warten, ergattern auch wir einen Platz. Sehr fein! Wir lassen uns an einem Tisch im Schatten der großen Sonnenschirme nieder.
Gleich nebenan ist eine Damenrunde, die sich hier auf eine Art Frühschoppen zusammengefunden hat. Prosecco, Aperol, Einkaufswagerln und Körbe, alles ist genauso durcheinander nebenan, wie die Gespräche und das Lachen. Es ist köstlich, den Damen bei ihrer Unterhaltung zuzusehen und zu hören, auch wenn wir kaum etwas verstehen. Offensichtlich haben sie Spaß.
Nach unserer kurzen Erholungspause machen wir uns auf, das Castello die Muggia, das auf einem Hang über der Stadt thront, zu erkunden. Schon bald verlieren wir in den engen alten Gassen das Castello aus den Augen und sind ein wenig unschlüssig, welche der beiden vor uns liegenden Gassen uns zum Ziel bringt.
Wir kommen nicht einmal zum Herausnehmen unserer Handys, schon fragt uns ein älterer Herr auf Italienisch, ob er helfen kann. Wir antworten mit „Castello?” und einem fragenden Blick. Daraufhin deutet er zur rechten Gasse. Wir bedanken uns - das können wir auch auf Italienisch - und gehen weiter.
Bis ca. 1700 diente die Burg , die eigentlich aus dem 14. Jahrhundert stammt, als Militärfestung. Danach war der kantige Sandsteinbau sich selbst überlassen, bis ihn 1991 der Künstler Villi Bossi aus seinem äußerst verwahrlosten Dornröschenschlaf erweckte. Heute ist das Castello im Privatbesitz ebenjenes Bildhauers und seiner Frau.
Leider kann die Burg ohne Vorkehrungen nur 2x im Jahr besichtigt werden, an den Tagen der „Castelli aperti” (Tag der offenen Burgen). Sonst ist das noch im Rahmen von Veranstaltungen oder in Gruppen nach Voranmeldung möglich. Aber einen ganz netten und ganz kostenlosen Blick auf die Dächer und den Hafen Mandracchio hat man von hier oben.
Als wir wieder hinunter und Richtung Parkgarage gehen, ist es bereits nach 11:00 Uhr und somit langsam Zeit, sich über ein Mittagessen Gedanken zu machen.
Muggia, Azienda Agricola Scheriani |
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Alexander hat bei den Reisevorbereitungen einen Tipp in einem Blog im Web gelesen und so fahren wir mit dem Wagen in die Wein- und Olivengärten, die sich recht steil über den Golf von Triest erheben. Nur mehr vereinzelt gibt es Häuser mit großzügigen Grundstücken. Und hier heroben soll es etwas zu essen geben? Ja, eine sogenannte Hazienda Agricola! Zuhause würden wir vielleicht Buschenschank dazu sagen oder Heuriger, aber mit Meerblick.
Dank Navi finden wir die Azienda Agricola Scheriani tatsächlich, allerdings sieht sie sehr geschlossen aus. Echt jetzt? Sind wir zu früh dran? Oder ist heute ganz geschlossen? Oder ist das Agriturismo sogar ganz geschlossen? Da steht doch, dass mittags geöffnet ist.
Wir parken in der Auffahrt vor dem verschlossenen Tor, hinter dem sich ein großer, geschotterter Parkplatz befindet. Zumindest die Aussicht wollen wir genießen und fotografieren! Wir folgen einem schmalen Grasweg, der zwischen Weingarten und dem Grundstück der Azienda entlang führt und landen schließlich auf der Rückseite des Hauses.
Hier stehen Türen offen. Ob da jemand ist? Langsam und vorsichtig gehen wir zur Terrasse. Wau, der Ausblick hier ist gigantisch
Plötzlich kommt eine junge Frau aus dem Haus und will wissen was wir hier tun? Der darauf folgende Dialog wird wenig in gebrochenem Italienisch und viel und umso flüssiger mit den Händen gestikulierend geführt. Die junke Frau erklärt, dass sie gleich aufsperrt, schließlich ist es noch nicht Punkt 12 Uhr. Achso, sorry, waren wir wohl zu ungeduldig. Kein Problem, wir können gleich durch das Lokal nach vorne gehen und das Auto auf den Parkplatz stellen, sobald sie das Tor öffnet.
Muggia, Azienda Agricola Scheriani |
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Als wir folgen, finden wir die Familie beim Mittagessen vor, wobei wir mit unserem Auftauchen offensichtlich gestört haben. Eigentlich nehmen das alle gelassen hin, bis auf den Nonno, den Großvater. Dieser ist ob der dreisten Störung äußerst ungehalten, maunzt, dass wir Masken aufsetzen sollen und keinesfalls in der Auffahrt parken dürfen. Ok, ok, wir entschuldigen uns lächelnd und zeigen Verständnis für das Ungemach des alten Herren.
Als erste Gäste haben wir freie Platzwahl, ausgenommen die reservierten Tische. Unter großen Sonnenschirmen nehmen wir an einem rustikalen Tisch mit wirklich grandioser Aussicht auf den Golf von Triest Platz. Schon allein dieses Panorama ist die Fahrt in die Weinberge wert, doch auch das Essen und der Wein sind vorzüglich.
Eine junge Kellnerin, die nicht nur sehr freundlich ist sondern auch ausgezeichnet englisch spricht, erklärt uns, was heute ganz frisch aus der Küche kommt und nicht auf der Karte steht. Klingt alles sehr verführerisch! Wir wählen Lasagne mit Riccotta und Kürbis und Schweinenacken mit Rosmarinkartoffeln aus dem Rohr. Dazu den weißen Hauswein, ein Cuvee aus Malvasia und Ribolla, sehr süffig und zwei große Flaschen Wasser.
Die Lasagne schmeckt gleichzeitig ungekünstelt und raffiniert. Letzteres wird wohl dadurch erzielt, dass neben Hobel vom Grana auch ein paar Brösel Cantuccini darüber gestreut sind, was einen Hauch von Süße bringt. Der Schweinenacken war lange bei niedriger Temperatur im Rohr, sodass er nun zart und saftig aber fast gänzlich ohne Fett ist. Die krossen Erdäpfelscheiben und der frische Rosmarin sind perfekte Begleiter. Wir geben uns hemmungslos dem Schlemmen hin. Zum Abschluss noch zwei Caffé und wir sind restlos satt und glücklich!
Auf unserem Weg zurück nach Triest fahren wir durch die Karsthügel wieder hinunter ans Meer. Dabei sehen wir etwas weiter weg einen wirklich bedrohlich wirkenden Gebäudekomplex. Es handelt sich um Il Quadrilatero im Triestiner Stadtteil Rozzol Melara. In den 1970er Jahren hat die italienische Wohnbaugesellschaft ATER hier einen Wohnkomplex im Stil des Brutalismus errichtet, der wie eine Betonfestung wirkt.
Insgesamt 468 Wohnungen, in denen ca. 2.500 Bewohner:innen leben. Dazu Schulen Geschäfte und alles, was man so an Einrichtungen des täglichen Bedarfs braucht. Die Idee geht auf den Architekten Le Corbusier zurück, der mit der Unité dHabitation, umgangssprachlich auch Wohmaschine genannt, einen modernen Wohnhaustyp mit erhöhtem Komfort für die breite Masse schaffen wollte.
Während einige von Le Corbusiers Gebäuden sogar in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurden, ist der gigantische Wohnkomplex in Rozzol Melara meilenweit davon entfernt. Ist ja auch nur inspiriert… Tatsächlich soll er zwar imposant, aber ziemlich heruntergekommen sein. Verwahrloste, wild besprayte Gänge und Flure, zu Hundeklos verkommene Grünflächen sollen leider ein recht trauriges Bild abgeben. Trotzdem haben wir uns vorgenommen stehen zu bleiben und uns vorort davon zu überzeugen, wenn wir wieder einmal in der Gegend sind.
Doch jetzt geht es ins Zentrum von Triest, denn wir wollen das Castello di San Giusto besuchen.
Trieste, Trieste War Memorial |
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Hier, vor dem Castello di San Giusto, waren wir bei unserem Triest Kurzurlaub im März 2010 schon mal. Das Denkmal zur Erinnerung an die Gefallenen von Triest steht genau an der gleichen Stelle und auch am Platz davor, dem Forum Romanum, hat sich nichts verändert. Im Unterschied zum letzten Mal haben wir heute mehr Zeit und so besichtigen wir zunächst die Kathedrale.
Der heilige Justus, italienisch San Giusto, ist der der Schutzpatron der Stadt Triest und ihm ist die Kathedrale auch gewidmet. Es ist ein gedrungener romanischer Bau, der in dieser Form auf das 14. Jahrhundert zurückgeht. In dem Gebäude selbst allerdings Reste vieler verschiedener anderer Gebäude integriert, die hier seit der Römerzeit existierten. Torbogen, Tempel, Basilika, Glockenturm - alles ist unterschiedlichen Ursprungs und alles findet seinen Platz.
Besonders interessant finden wir das sechseckige Taufbecken aus dem 9. Jahrhundert im Baptisterium und den kuriosen Reliquienaltar in der Schatzkapelle. Die Aufbewahrung und Verehrung von Leichenteilen zweifelhaften Ursprungs ist schon etwas makaber und Karin ist stark an Umberto Eccos Roman „Baudolino” erinnert.
Im Anschluss widmen wir uns der mittelalterlichen Festung, die ebenfalls auf dem Stadthügel thront und nach dem Hl. Justus benannt ist.
Hier residierte zwischen Ende des 15. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts der vom Kaiser ernannte Statthalter und kontrollierte die Stadt Triest. Danach wurde das Kastell als Kaserne genutzt, wobei man sagen muss, dass die Festung trotz ihres massiven Aussehens militärisch nur von geringer Bedeutung war.
Trieste, Kathedrale di San Giusto |
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Wir laufen treppauf treppab durch die Räume der Burg, doch die Hitze in Kombination mit der FFP2 Maske lassen uns schon bald wieder ins Freie flüchten, wo wir die Maske abnehmen und uns den Wind um die verschwitzte Nase wehen lassen können. Schau, hier hat man einen guten Blick auf das astronomische Observatorium!
Die Sternwarte hat ihren Ursprung in der nautischen Akademie, die durch Maria Theresia 1753 gegründet wurde. Das Gebäude sieht mit seinem Turm und den Zinnen selbst wie ein kleineres Castello aus. Kein Wunder, es handelst sich ja auch um das Schloss Basevi auf dem Hügel von San Vito, in welchem der Hauptsitz des Observatoriums imme rnoch befindet.
Auch den kolossalen Wohnkomplex in Rozzol Melara kann man vom Wehrgang aus sehr gut sehen. Eine Runde um die umliegenden Wirtschaftsgebäude und wir verlassen San Giusto zu Gunsten einem kleinen Stadtspaziergang wieder.
Trieste, Denkmal Giuseppe Verdi |
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Vom Hügel wieder hinunter haben wir unser Auto in der Parkgarage San Giusto abgestellt. Lass uns aber noch ein bisschen in der Stadt herumlaufen, vielleicht auch irgendwo eine Kleinigkeit essen später, bevor wir zurück ins Hotel gehen.
Triest ist bekannt für seine vielen netten Bars und die Gran Malabar auf der Piazza San Giovanni ist für ihr umfassendes Angebot an gutenWeinen sowie kulinarischen Köstlichkeiten bekannt. Wir spazieren also in diese Richtung und treffen erst einmal auf Giuseppe Verdi, der in Bronze gegossen über den Platz und dessen Besucher:innen wacht.
Schon während der letzten Tage sind uns immer wieder Hinweise auf eine Stadführer-App aufgefallen, die wir uns nun geladen haben: triesteMETRO. Wir wählen eine der Routen etwas abseits der austrampelten Pfade und kommen an einigen sehenswerten Gebäuden bzw. Einrichtungen vorbei. So z.B. beim Sitz der Tageszeitung Il Piccolo, die zu den beudeutendsten Zeitungen der Region Friaul-Julisch Venetien zählt.
Rechter Hand wölbt sich die Scala dei Giganti wirklich riesenhaft mit mehr als 200 Stufen über den Verkehrstunnel, der unter den kapitolinischen Hügel hindurch führt. Hätten wir die Riesentreppe, die 1854 von Ruggero Berlam entworfen wurde, erklommen, wären wir ebenfalls bei der Festung angelangt. Mit dem Auto war es aber sicher weniger anstrengend!
Die Markthalle von Triest war ein Geschenk der Tochter eines reichen englischen Kaufmanns an die fliegenden Händler:innen. Sara Davis hatte wohl ein weiches Herz, denn sie wollte damit das harte Leben der venderigole erleichtern, die bei jedem Wetter draußen ihre Ware feilboten. Der Architekt Camillo Iona entwarf dafür dieses Prototyp eines Einkaufzentrums.
Trieste, Casa Polacco |
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Ebenfalls hier im Largo Barriera Vecchia, dem Stadtteil von Triest, in dem angeblich die Gebäude die Blüte des Spätklassizismus bezeugen, befinder sich Caffé Pasticceria Pirona. Das Innere ist sehenswert, denn hier gibt es nicht nur eine wunderschöne, alte Einrichtung mit tollen Lüstern und Holzvertäfelung, sondern auch unzählige Süßigkeiten nach traditionellen, teilweise hundert Jahre alten Rezepten. James Joyce soll hier übrigens sein berühmtes Werk „Ulysses” zu schreiben begonnen haben.
Die beiden steinernen Damen, welche von der Jugendstilfassade der Casa Polacco am Corso Italia herabblicken, vermitteln fast den Eindruck, als wären Brusto-Ops bereits um 1900 bekannt gewesen. Ansonsten wirkt das Gebäude jedoch leider wenig gepflegt und lädt nicht zum längeren Verweilen ein.
Trieste, Buffet da Pepi |
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Nach so viel Kultur wenden wir uns jetzt wieder dem mit Bars und Caffés dichter besiedelten Börsenviertel zu. In der Via della Cassa di Risparmio gibt es allerfeinste Schweinereien, die weit über die Grenzen Triests und des Friauls hinaus bekannt sind: das Buffet da Pepi.
Man findet Pepi auch mit geschlossenen Augen, denn der Duft nach Stelzen, Ripperln, Würsteln und sonstigen fleischlichen Genüssen vom Schwein, zieht sich durch die Gassen rings um das kleine Lokal. Jetzt im Sommer gibt es einen Schanigarten mit rotwein karierten Plastiktischtüchern, in dem auch wir uns niederlassen.
Nein, das gibt's doch gar nicht! Am Nebentisch sitzt die österreichische Fernsehjournalistin Cornelia Vospernik und unterhält sich mit einer anderen Dame, während sie in ein Semmerl mit deftigem Kaiserfleisch beißt. Erst kürzlich haben wir Frau Vospernik in der Fernsehepisode „Mein Triest” gesehen und freuen uns, dass sie offensichtlich nicht nur fürs Fernsehen bei da Pepi einkehrt.
Obwohl die Küche hier österreichischen Ursprungs ist, gehört Pepi doch zu den ur-triester Bistros. Wir bestellen je ein Semmerl mit Kaiserfleisch und Beinschinken. Dazu gibt es Kren, Sauerkraut und zwei Bier. Sehr, sehr gut!
Trieste, Piazza Unita d'Italia |
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Cafe degli Specchi |
Wir spazieren weiter durch die Altstadt, schauen hierhin und dorthin, bis wir schließlich bei Cemut landen, einer kleinen Osteria. Hier wurlt es im netten Gastgarten. Ein Platz wird schnell für uns gefunden und wir bestellen einen kleinen Teller Geräuchertes und Käse, dazu ein Craft Beer aus Sizilien auf Empfehlung der freundlichen Bedienung. Eine großartige Atmosphäre hier!
Am Heimweg und bevor wir wieder in unsere schöne, kühle Suite zurückkehren, machen wir noch einen Abstecher ins Caffé degli Specchi auf ein Night Cup und eine von diesen winzigen Süßigkeiten. In dieser triester Institution von einem Kaffeehaus zu sitzen und den Leuten beim Spazieren über die Piazza dell'Unitá zuzusehen, gehört einfach zu einem gelungenen Aufenthalt hier.
Die Süßigkeiten sind schnell ausgesucht und der Prosecco dazu rasch geordert. Riesengroß war unsere Überraschung, als wir nicht nur das Bestellte, sondern auch noch ein großes Glas Chips und mehrere Canapes bekommen. Wir dachten schon, das gehört auf einen anderen Tisch, doch nein. So wird Aperitivo im Specchi eben serviert!
Genüsslich schließen wir den Tag hier ab und fallen alsbald in die kühlen Federn unseres nahegelegenen Hotels. Buona notte amici!