Karlskirche |
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Die Wiener und der Tod, das ist fast sowas wie eine bittersüße Liebesgeschichte. Eine ganz eigene Beziehung zum Sensenmann sagt man uns Wienern nach und manch einer meint sogar, ganz wie der Titel einer Dokumentation, dass Wien "dem Tod seine Stadt" sei.
Was hat es denn nun auf sich mit der Wiener Liebe zum Tod? Stimmt sie denn wirklich?
Wir denken, dass viel von diesem „tödlichen Verhältnis” in der Geschichte begründet liegt. Sicher hat die Pest, die von 888 bis 1714 mehrmalig unsere Heimatstadt heimgesucht hat, maßgeblich die Einstellung geprägt. Auch andere Städte Europas waren natürlich betroffen, doch vielleicht gibt es bei uns noch ein bisschen mehr Überliefertes und Erhaltenes aus diesen Schreckensjahren.
Da ist z.B. die Legende vom Lieben Augustin, der die Pest von 1679, bei der 12.000 Menschen der Seuche zum Opfer fielen, aufs makaberste überlebte. Vom ebenfalls legendären wiener Wein trunken, fiel der Spielmann Augustin spät in der Nacht in eine Pestgrube, aus welcher er erst am nächsten Morgen singend wieder herausgezogen wurde.
Der liebe Augustin, Hafnersteig |
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Nicht nur überlebte er, krank wurde er auch nicht, obwohl er doch die Nacht mit dem Tod verbracht hatte. Das Lied vom Lieben Augustin, das allerdings erst später nach dieser Legende entstanden ist, singen wir immer noch.
Die Pestsäule am Graben, einer mittlerweile noblen Meile in der Innenstadt, erinnert ebenfalls an die Epidemie von 1679. Erst stand hier ein hölzernes Kruzifix nahe dem Pestfriedhof von St. Peter, welches später dem Denkmal aus Untersberger Forellenmarmor wich. Heute prägt die Votivsäule das Bild des ehemaligen Wassergrabens.
Und die barocke Karlskirche, die aufgrund der beiden vorgelagerten Säulen schon manch ein Wienbesucher für eine Moschee gehalten hat, wurde von Kaiser Karl VI. errichtet, weil die Pest von 1713 Wien wieder verlassen hat. Sie ist dem sogenannten Pestheiligen Karl Borromäus gewidmet.
Tja und dann haben wir noch so Rituale wie die „schöne Leich”, die uns ganz wichtig waren und teilweise auch immer noch sind. Dass der Wiener so an einer würde- und prunkvollen Bestattungszeremonie hängt mag daran liegen, dass man sie ihm verbieten wollte.
Pestsäule am Graben |
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Pestsäule am Graben |
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Weil's Adel und Hof mit dem Prunk beim Begräbnis recht arg übertrieben - und das Volk eiferte natürlich nach so gut es die eigenen Mittel erlaubten - wollte Kaiser Joseph II. dem gegensteuern, indem er den Sparsarg verordnete.
Na mehr hat er nicht gebraucht! Wenn das Leben schon kein Honiglecken war und die Leut' wie die Fliegen umgefallen sind, sollte doch wenigstens die letzte Ruhestätte würdevoll sein. Die Wiener haben protestiert und sich gegen den Kaiser durchgesetzt.
Solche Geschichten gibt es noch ganz viele rund um Tod und Sterben und auch Zeitzeugnisse wie eben so einen erwähnten Sparsarg, einen romantischen Biedermeierfriedhof auf dem illustre Tote in Fliederduft umwehten Gräbern ruhen, mumifizierte Leichen in gläsernen Särgen in Kapellen und Kirchen, das Herzgrüfterl, wo die Herzen von 54 Monarchen in Silberurnen aufbewahrt werden, etc.
Wien pflegt seine Geschichte und Geschichten, da sie Attraktionen für Besucher darstellen und damit eine Einnahmequelle sind. Schließlich leben wir ja auch vom Tourismus.
Schwer zu sagen… Sicher kokettieren wir ein bisschen mit unserem diesbezüglichen Ruf und natürlich pflegen wir auch heute noch Traditionen die tröstlich sind, uns das Abschiednehmen leichter machen oder die Angst vorm eigenen letzten Stündlein ein wenig mildern.
Gegen Sparsärge würden wir heute wohl genauso protestieren wie zu Joseph II. Zeiten und davon, dass uns eine „schöne Leich” immer noch wichtig ist zeugen jüngste Begräbnisse verstorbener Politiker genauso wie die Möglichkeit der Diamantbestattung.
Doch alles in allem denken wir, dass Wiener im Grunde genommen sehr lebenslustig sind und es einfach mit Alfred Polgar halten, der einst meinte: „Wansd leben wüsd, muaßt übers Sterbn redn”.
sabine (E-Mail-Adresse bekannt) |
hallo! jede menge schöne leichen gibt es auch im wiener kriminalmuseum zu bestaunen (www.kriminalmuseum.at). ganz schön eklig, aber für krimifreunde und gruselliebhaber auf alle fälle lohnend!! lieben gruß sabine |
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Nicht böse sein; alles was hier steht stimmt zwar (relativ), aber dies alles ist nicht der Grund, denn der Grund sind vor allem die alten Wiener Lieder, welche so gut wie immer vom Tod handeln, als auch seine melancholische, mürrische und meckernde Einstellung (man denke an den Wiener Wirt), welche aber doch den Charme des Wieners ausmachen. Zgl. gibt es auch eine hohe Selbstmordrate trotz des Lebensstandards. mfg. |