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Palmenhaus in Schönbrunn |
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Schloss Schönbrunn und der das Schloss umgebende Garten beherbergen eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten: Irrgarten, Gloriette, Neptunbrunnen, Römische Ruine, Tiergarten, Wüstenhaus, Wagenburg, Orangerie, … und das Palmenhaus welches wir heute besuchen werden.
Denn morgen (18.2.2008) heißt es „Baum fällt!” und die 170 Jahre alte Sisi-Palme wird in Stücke zerschnitten. Der Grund für die Schlägerung ist recht profan: Die Palme ist zu groß geworden und drohte das Dach einzudrücken.
Ein paar Worte noch zur Geschichte der Sisi-Palme: Die Sisi-Palme zog 1953 in das Palmenhaus ein und war vorerst in einem riesigen Holzfass eingetopft. Bei der Palmenhaus-Renovierung in den 80er Jahren sprengte die Palme ihre Behausung, wodurch sich die Wurzeln in das Erdreich eingegraben konnten. Dadurch wiederum ist die Pflanze viel schneller als vorher gewachsen und droht nun das Glasdach des Palmenhauses zu sprengen. Als Ersatz wird ein 50 Jahre alter Ableger aufgestellt.
Kaiser Franz Josef I. ließ 1881/1882 das große Palmenhaus im Schlosspark Schönbrunn nach Plänen des Hofarchitekten Franz Xaver Segenschmid auf dem Areal des ehemaligen Holländischen Gartens errichten.
Etwas mehr als 110 Meter lang, ca. 28 Meter breit und an der höchsten Stelle 28 Meter hoch ist die Konstruktion aus Eisen und Glas und somit zu den größten Glashäusern Europas. Gedeckt ist es mit etwa 45.000 Doppel-Glasscheiben
Das Palmenhaus gliedert sich in 3 Abschnitte: den Mittelpavillon und zwei etwas niedrigere Seitenpavillons, welche durch Gänge mit dem Haupthaus verbunden sind. Das Palmenhaus wird in 3 verschiedene Klimazonen unterteilt: Im Norden das Kalthaus (Pflanzen aus China, Japan, der Himalajaregion und aus Neuseeland), in der Mitte ein „temperierter” Abschnitt (Pflanzen des Mittelmeergebietes, der Kanaren, aus Südafrika, Amerika und Australien) und im Süden das Tropenhaus (tropische und subtropische Pflanzen ).
Die jeweils erforderlichen Temperaturen werden mittels Dampfwasserheizung erzielt, dadurch können Raritäten der Pflanzenwelt aus allen Erdteilen gezeigt werden. Aber nicht nur Pflanzen kannst Du hier sehen, sondern auch ein paar wenige Tiere (Frösche, Kröten, Schnecken, …) leben im Palmenhaus.
Unter dem Palmenhaus befindet sich ein Keller, in dem unter anderem auch das Gießwasser aufbereitet wird. So gibt es zwei Zisternen, in denen das Regenwasser, welches vom Dach rinnt, gesammelt wird. Die beiden Behälter fassen je 120.000 Liter.
Nach 2 Jahren Bauzeit eröffnete Kaiser Franz Joseph I. am 19. Juni 1882 das Palmenhaus. Das Bauwerk wurde von der Presse unterschiedlich aufgenommen. Neben überschwänglich-hymnischen Meldungen, wie z.B.
gab es auch Kritik an dem 100.000 Gulden teuren „Glaspalast” der Habsburger. Das Wiener Illustrierte Gartenblatt notierte:
Auch nach der feierlichen Öffnung gab es viele außergewöhnliche Zeiten im Leben des Palmenhauses.
Das Palmenhaus beeindruckt beim Näherkommen zunächst durch seine imposante Größe und die Leichtigkeit der Eisenkonstruktion. Die Proportionen seiner vielen Bögen tragen zum eleganten Aussehen bei. Es wirkt trotz der massiven Konstruktion irgendwie luftig leicht.
Architektonisch besonders aufgefallen sind uns die schmiedeeisenen Wendeltreppen, auf denen man zum Dach empor steigen kann, was leider Besuchern verboten ist.
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Tillandsia |
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Kamelien |
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Grund für unseren heutigen Besuch ist wie schon erwähnt die Sisi-Palme, eine Livistona chinensis oder auch chinesische Fächerpalme, die aus Platzmangel und wegen Überalterung morgen gefällt wird. Doch es gibt noch viele andere sehenswerte Pflanzen in diesem „Palast der Blüten”.
Im Mittelhaus begrüßen uns Frühjahrsblumen wie Märzenbecher, Hyazinthen und Tulpen und vermitteln mit ihren kräftigen, bunten Farben eine sonnige Frühlingsatmosphäre. Auch ein paar Büsche blühenden weißen Flieders sind in dem Raum verteilt und man muss sie gar nicht sehen, um von ihrer Existenz zu wissen. So betörend ist der süße Duft, den sie verbreiten.
Doch die Frühjahrsblumen bieten nur den Vordergrund für den eigentlichen Höhepunkt, den das wohltemperierte Mittelhaus um diese Zeit zu bieten hat: die Azaleen, die gerade in voller Blüte stehen. Die Exemplare, welche wir hier bewundern können, gehören zur botanischen Sammlung der Bundesgärten Wien und manch eine der Topfpflanzen soll schon ein recht unglaubliches Alter von an die 100 Jahren auf dem Buckel - äh, auf dem Stamm - haben.
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Palmenhaus |
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Baumfarn & Azaleen |
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In Weiß, allen Schattierungen von zartem Rosa bis zu feurigem Rot, Orange und sogar in blassem Gelb leuchten die vielen Blüten und scheinen wie blumige Wolken zu schweben. Wer bei diesem Anblick noch Winterblues hat, dem ist nicht zu helfen!
Nebenan im Warmhaus befindet sich unter anderem ein Teich, in welchem die Riesenseerose Victoria regis gedeiht. Bis zu 2 Meter Durchmesser können ihre schwimmenden Blätter erreichen, deren Rand bis zu 6 cm nach oben gebogen ist. Auf so einem Blatt könnte sich Karin nicht nur von ihrer Größe her ausstrecken, sie würde auch nicht untergehen, da es aufgrund seiner Stützrippen ein Gewicht bis 60 kg tragen kann. Willkommen also im Land von Däumelinchen.
Die Blüte dieser außergewöhnlichen, bereits vor 1816 von Thaddäus Haenke entdeckten Seerose, ist ebenfalls etwas Besonderes. Ihre Blüten öffnet Victoria regis in zwei Nächten, meist im September, und das ganz unterschiedlich. Die erste Nacht in unschuldigem Weiß, die zweite Nacht in Rot. Danach kann man die Pracht noch mehrere Wochen lang in den Nächten bewundern.
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Kamelie |
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Auf der gegenüberliegenden Seite, im Kalthaus, gibt es um diese Jahreszeit noch eine weitere Augenweide: den Kamelienpfad.
In dunklem, satten Grün glänzen die wohlgeformten Blätter dieses eng mit dem Teestrauch verwandten Gewächses und bilden einen kontrastreichen Hintergrund zu den zarten, porzellangleichen Blüten.
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Sisi-Palme |
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Ihren Namen verdankt die auch als Chinarose bezeichnete Pflanze Carl von Linné, der sie 1735 nach Georg Joseph Kamel, einem mährischen Jesuitenpater und Apotheker benannte. Die Kamelie ist auch eine dankbare und wandelbare Zuchtpflanze.
An einem Zweig können plötzlich Mutationen auftreten und die Blütenfarbe, Blütenform oder die Belaubung ändert sich. Auch diese prächtigen Exemplare gehören übrigens zur Botanischen Sammlungen der Bundesgärten.
Neben vielen weiteren seltenen und schönen Pflanzen - es gibt hier im Kalthaus z.B. auch noch Baumfarne - fallen uns noch weitere Lebewesen auf, die sich hier ganz atypisch verhalten. Eichkätzchen laufen auf den Gehwegen zwischen den Besuchern umher und sind so zutraulich, dass man sie fast streicheln kann!
Vieles könnte man noch schreiben über die Besonderheit der hier kultivierten Gewächse, doch wollen wir es nun dabei bewenden lassen. Einen Besuch im Palmenhaus - vor allem während die Vegetation draußen noch eine Ruhepause einlegt - werden wir jedoch bestimmt wiederholen. In Anlehnung an einen bekannten Werbeslogan finden wir das nämlich „Narrisch guat fia's Gmiat!”.
Eintrittspreise und viele weitere Informationen zu Schönbrunn (Palmenhaus) findest Du in deutscher, englischer und italienischer Sprache auf der Seite Schloss Schönbrunn, die aktuelle Bepflanzung kannst Du auf den Seiten der Bundesgaerten.at lesen.
![]() Hans F. (E-Mail-Adresse bekannt) |
Gratuliere! Eine ganz besonders liebevolle und gut gelungene Beschreibung diese wiener Juwels.
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![]() Manuel Wastl (E-Mail-Adresse bekannt) |
Hallo! Ich bin oft im Palmenhaus, und frage mich ob man auch auf kauf etwas haben kann? Ich hätte gerne eine große Knolle von Amorphopallus konjac, sie haben immer so viele ausgestellt, und mein wunsch ist so eine Knolle, mit wem muss ich da in Kontakt tretten? Bitte um Info.
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Karin Pöschel (Admin) |
Servus Manuel,
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![]() Andreas Karl (E-Mail-Adresse bekannt) |
Hallo, ich bin auf der Suche nach einer Konstruktionszeichnung (oder unverzerrten Draufsichten) des Schönbrunner Palmenhauses. Wer kann mir einen Tipp geben wo ich so etwas finden könnte? Danke für Hilfe! Andreas |
![]() Robert |
Hallo!
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