Überfahrt nach Gozo |
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Schon beim Aufstehen bemerken wir einen Unterschied - Malta zeigt Farbe! Plötzlich ist es ganz klar, und es herrscht gute Sicht, nicht das typische diesige Licht, wie sonst üblich. Entlang der „Cote de Malta” knattern wir nach Marfa, um mit der Fähre nach Gozo über zu setzen.
Wir kommen in Marfa an und werden schon von einem freundlichen Malteser an Bord gewunken. Er drückt uns nur 2 Tickets in die Hand, bezahlen können wir drüben auch. Wir klettern hinauf aufs Sonnendeck. Huch, was für eine steife Brise hier heraussen herrscht!
Der lieben Karin ist wieder einmal furchtbar kalt und sie geht ins Auto, um sich die Regenjacke zu holen. An Bord ist das „russische Filmteam”, das uns schon beim Frühstück im Hotel aufgefallen ist. Steuerbord zieht das kleine Kümmelinselchen Comino an uns vorbei. Wir sehen eine nette Bucht mit flachem, türkisfarbenen Wasser. Gerade vor uns kommt Gozo immer näher.
Zitadelle |
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Wir sehen die Tafelberge, auf denen hier typischerweise die Dörfer angesiedelt sind, damit die fruchtbareren Täler landwirtschaftlich genutzt werden können. Im Hafen von Mgarr können wir schon die bunten Luzzu erkennen und links davon auf der Anhöhe die mächtige Kirche von Xewkija. Sie übertrifft an Höhe sogar die Kathedrale von Mosta auf Malta und wurde aus Spenden der Gläubigen finanziert, zu denen ein eifriger Gemeindepfarrer immer und immer wieder aufrief.
Beim Ankommen hätte Alexander fast eine Wette verloren. Die Fähre musste nämlich nicht, so wie anfänglich vermutet wenden, sondern hat sowohl am Heck als auch am Bug eine große Ladeluke, durch welche die Autos aus- und einfahren können.
Kathedrale |
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Von Mgarr aus folgen wir einfach der Strasse den Hügel hinauf und landen am wahrscheinlich romantischsten Fleckerl von Gozo - der Citadelle von Victoria/Rabat. Wir schlendern durch die mittelalterlichen Gässchen hinauf bis zum höchsten Punkt, von wo aus man einen wunderschönen Rundblick auf Gozo, Comino und das gegenüber liegende Malta genießen kann. Teile der Citadelle sind schon etwas verfallen und Kakteen, Geißblatt und wilde Feigenbäume zeigen, dass Mutter Natur den Platz zurück erobern will.
Wir klettern die Stadtmauern treppauf, treppab und schauen rund herum. Von überall blinkt uns das Meer unverschämt blau entgegen. Gozo erscheint viel grüner als Malta. Hier und da erblicken wir auch kleine Häuser mit Swimmingpools, das dürften die Razette sein, die man als Feriendomizil mieten kann.
Wieder bergab spazierend gelangen wir auf den Platz vor der Kathedrale. Einige andere Touristen sitzen auf der Treppe davor und scheinen auf das Öffnen des Kirchenportals zu warten. Wir tun es ihnen gleich. Als sich nach etwas mehr als einer Zigarettenlänge noch immer nichts tut, geht Alexander zu einem der nebenan gelegenen Strickwaren- und Souveniergeschäfte und fragt nach der Öffnungszeit. Ganz nett und freundlich wird ihm erklärt, dass am Vormittag immer die Kirche geputzt wird.
Kathedrale |
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Normalerweise ist der Putztrupp um 11:00 fertig und dann wird auch aufgesperrt. Heute scheint es aus unbekannten Gründen etwas länger zu dauern. Also gut - schauen wir uns während des Wartens halt die Strickpullis an. So ein grober Pulli mit schönem Muster aus ungebleichter Schafwolle ist schon was Feines. Karin will für uns beide sowas mitnehmen. Hier finden wir aber nicht das Passende. Entweder zu feminin oder nur in einer Größe vorhanden. Dann halt woanders! Angenehm, dass die Verkäufer freundlich, verständnisvoll und keineswegs aufdringlich reagieren.
In der Zwischenzeit ist auch der Putztrupp mit dem Wachsen des Kirchenbodens fertig und wir können zur Besichtigung eintreten. In der Kirche fällt uns besonders der - frisch gewachste - Boden auf, der über und über mit prächtigen Grabtafeln verstorbener Ordensritter bedeckt ist. Kein Millimeter ist frei. Auch das Deckengemälde, das den Eindruck einer echten Kuppel erweckt und 1732 von Antonio Manuele aus Messina, Sizilien gemalt wurde, ist wirklich sehenswert.
Nach dem Kirchenbesuch verlassen wir die Citadelle und gehen auf den Marktplatz in Rabat. In einer kleiner Gasse finden wir weitere Geschäfte, welche die begehrten Schafwollpullis anbieten. In einem Geschäft werden wir tatsächlich fündig und die Ladeninhaberin erzählt uns, dass sie ihre Ware auch nach Graz exportiert und öfters zu Silvester nach Wien kommt. Ach wie klein ist doch die Welt . Erfreut zeihen wir mit unseren beiden „Schaafen” ab.
Am Marktplatz lädt uns ein Kaffeehaus zum Verweilen ein. Diet Coke und Sandwiches konsumieren wir zu Stärkung und beobachten das bunte Treiben rings um uns. Unser nächstes Ziel ist Ggantija - großer, recht gut erhaltener prähistorischer Tempel.
Ggantija |
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Ggantija trägt seinen Namen, weil die Gozitaner noch bis ins letzte Jahrhundert hinein der Meinung waren, dass dieses Bauwerk von Giganten erschaffen wurde. Die Legende wollte, dass eine Riesin den Tempel in nur einer Nacht errichtet hätte und dabei noch stillend ihr Kind an die Brust gehalten hätte. Mittlerweile weiß man es ein bisschen besser, obwohl die Geschichte schon etwas für sich hat.
1827 wurde die ersten Ausgrabungen im Auftrag des britischen Inselkommandanten durchgeführt. 1848 wurden sie wieder eingestellt und die Funde leider Wind, Wetter und auch den begehrlichen Fingern Vorbeikommender überlassen. Erst 1933 wurden die Arbeiten vom Archäologischen Institut in Valetta wieder aufgenommen und systematisch fortgesetzt.
Besonders auffällig ist an Ggantija eine von Menschen mittels Steinplatten gestaltete Terrasse, sowie das Platten- und Rippenmuster aus längs- und quergestellten Megalithen, welches hier öfter an den Wänden zu bemerken ist.
Nach dem Besuch von Ggantija wollen wir nach Marsalforn. Dabei handelt es sich um ein kleines Fischerdorf in einer romantischen Bucht. Chief Navigator Karin lässt Alexander mitten durch die Aussichtsterrasse eines Lokals fahren, das seine Tische und Stühle zum Meer hin aufgestellt hat. Naja, war ja nicht bös gemeint . Im Retourgang müssen wieder vorsichtig wieder raus aus dem Lokal. Hindurch zwischen den etwas konsternierten Gästen und den lächelnden (oder ist es doch ein hämisches Grinsen?) Kellnern. Der armer Alexander hat sich bei dieser Aktion fast ein steifes Genick geholt!
Danach wollen wir das Azur Window sehen. Über Stock und Stein - die Strassen tragen diese Bezeichnung immer weniger - geht's hinunter Richtung Meer. Wir sehen einen Steinbruch, wo Sandsteinziegel abgebaut werden. Sehr interessant zwar, aber leider das einzig Sehenswerte, bevor der Weg völlig unbefahrbar wird.
Umgedreht und wieder hinauf geholpert. Oberhalb des Steinbruchs sehen wir eine Gruppe von Leuten. Als wir stehenbleiben hören wir, dass einer gerade seine gesammelten Weisheiten über das Bauwesen von Gozo auf Deutsch von sich gibt. Alexander wartet höflich bis eine Pause entsteht - das dauert ziemlich lange.
Endlich werden wir bemerkt. Auf die Frage nach dem Weg zum Azurfenster erklärt der Herr Oberbaumeister uns leicht indigniert „Mit dem Auto kommen Sie hier nicht weiter, da brauchen Sie schon einen Jeep, so wie meinen”. Na vielen Dank auch!
Trotzdem schaffen wir's und sind einige Zeit später an unserem Ziel. Das Azurfenster ist wirklich ein sehr beeindruckender Anblick. Viele Leute sind hier versammelt. Alle gucksen durch das Fenster, fotografieren und verschwinden wieder - wir auch. Aber vorher wollen wir noch ein Eis. Cornetto und Magnum gibt's auch auf Gozo und wir ziehen es dem Eis aus der Maschine vor. Im Schatten einer etwas mickrigen Tameriske schlecken wir genüßlich die kalte Erfrischung.
Pfarrkirche von Xewkija |
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Da man die Pfarrkirche von Xewkija schon von weitem sieht und die Geschichte vom ehrgeizigen Herrn Pfarrer, der so gerne eine höhere Kirche als auf Malta wollte, irgendwie rührend ist, fahren wir sie uns anschauen. Innen ist das Gotteshaus ziemlich karg und schmucklos.
Eine gewiefte Gozitanerin lockt uns ganz kostenlos in die Sakristei, wo man alte Gemälde aus dem Kircheninneren betrachten kann. Dort stellt sich auch heraus, dass man gegen „geringes Entgelt” von Lm 1 pro Kopf die Terrasse per Lift besuchen kann. Na da wollen wir doch rauf und wieder mal alles von oben betrachten.
Der Lift wird fast voll gestopft und rauf geht's. Oben angekommen ist es mehr ein Naja-Erlebnis. Alexander erklimmt tapfer auch noch den Glockenturm, welchen Karin wegen latenter Höhenangst auslässt. Ein paar Fotos, ein Mal runderherum und schon fahren wir wieder hinunter.
Xlendi schauen wir uns auch g'schwind an. Liegt zwar nicht unbedingt am Weg zum Hafen, gehört aber laut Reiseführer wegen Wildromantik besucht. Wir finden es nicht soooo berauschend. Nach kurzem Halt beschließen wir gleich weiter zu fahren.
Da es eh schon wieder so 17:00 herum ist steuern wir den Hafen von Mgarr an, um wieder zurück nach Malta zu gelangen. Diesmal zahlen wir bevor wir an Bord der Fähre fahren die Hin- und Retourfahrt. Auto und Fahrer kosten Lm 5,75, Beifahrer Lm 1,75. Bei der Retourfahrt sind wir schon mit den neuen, kuschelweichen Schafwollpullis angetan, sodass diesmal auch Karin nicht frieren muss und die Aussicht vom Bug aus so richtig genießen kann.
Zurück zum Hotel geht's wieder über die „Cote da Malta”. Parken und ein kleines Abendessen sind aber auch schon alles an Abendprogramm, was wir heute vor dem Einschlafen noch verkraften. Ein schöner Tag war das - gute Nacht!