Ein Palast, Musik & viele Häuser

Bukarest, Stromleitungen
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Bukarest

 

Athenäum
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Egal in welcher Stadt wir gerade unseren Kopf aufs Kissen legen, Iz weckt uns mit „Somewhere over the Rainbow”. So auch heute Morgen in Bukarest. Vorsichtiges Aufstehen… tragen uns unsere Füße trotz des gestrigen Marsches noch? Ja, alles bestens, es kann wieder losgehen!

Nach Duschen und Anziehen geht es erst einmal zum Frühstück. Hier merkt man wirklich, dass wir in einem 5-Sterne-Hotel untergebracht sind. Nicht nur die Auswahl - von der Eierstation, über frische Waffeln bis zu Müsli und Obst ist alles da - sondern auch das Ambiente ist sehr hübsch und sorgt für einen guten Tagesstart. Wir lassen uns also Omelette, Tee und etwas Obst mit Joghurt gut schmecken. So gestärkt, geht es dann auch gleich los mit neuen Erkundungen.

Das schöne Restaurant im Belle Epoque Palais gleich nebenan zieht wieder unsere Blicke auf sich. Autos parken auf der Seite und Angestellte laufen geschäftig aus und ein. Ob es heute einen Event hier gibt? Bestimmt kann man sehr stilvoll speisen, wie uns das mit einem muschelförmigen Vordach beschirmte Eingangsportal und der Blick eine mit Säulen und roten Teppichen geschmückte Halle vermuten lässt.

Nach obenAthenäum - Teil 2

Athenäum
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Athenäum
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Nach dem gestrigen Herumlaufen in Bukarest, sind wir heute schon viel besser orientiert und Alexander findet auf Anhieb den Weg zum Athenäum. Karin hat gestern Abend im Reiseführer nochmals nachgelesen und wir haben beschlossen, dass dieses Gebäude jedenfalls genauer unter die Lupe genommen gehört.

Wir gehen also schnurstracks zum Haupteingang, um das vielgerühmte Innere zu sehen. Wie gestern schon erfahren, wurde das Athenäum, das ursprünglich als Zirkus gedacht und genutzt wurde, erst 1888 als Konzerthaus eingeweiht. Dass dieser Um- und Ausbau überhaupt möglich war, ist den Bukarester:innen selbst zu verdanken.

Bei der Spendenaktion „Geben Sie einen Leu für das Athenäum” griffen sie nämlich wirklich sehr tief in ihre Taschen und es konnte ein wahrer Prachtbau realisiert werden. 1989, nach der Revolution, wurde die Bevölkerung mit dem gleichen Slogan nochmals um Hilfe für die Renovierung gebeten. Und abermals zeigte sich, wieviel das Konzerthaus den Menschen wert war - auch dieser Spendenaufruf wurde ein voller Erfolg.

Athenäum
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Athenäum

 

Durch die von riesigen, ionischen Säulen gestütze Vorhalle schreiten wir also zum Eingang, wo uns erstmal der Mund offen bleibt. Wir sehen einen Marmorboden mit Ornamenten, eine mit goldenem Blattwerk und Ranken verzierte Decke, gedrehte Säulen und Bogentreppen. Wir wollen hinein! Doch schon kommt ein kleiner weiblicher Dragoner mit leicht verkniffenem Gesicht und stampert uns unter einem rumänischem Wortschwall weg. Kann man nicht besichtigen? No! Vielleicht ein Foto? No! Ok, wir gehen ein paar Schritte weg.

Karin schlägt nochmal im Reiseführer nach und findet angegeben, dass man beim Seiteneingang sehr wohl gegen eine Eintrittsgebühr in das Athenäum hinein kann. Schon biegen wir ums Eck, wo wir tatsächlich bei einer Art Bühneneingang jemanden finden, der uns gegen 8.- LEU p.P. einlässt und sogar den Konzertsaal im 1. Stock zeigt.

Was wir am Dragoner vorbei erspähen konnten, wird jetzt, wo wir direkt im Konzerthaus stehen, an Schönheit sogar noch übertroffen. Im Konzertsaal, in dem schon berühmte Dirigenten wie Maurice Ravel, Yehudi Menuhin oder der rumänische Künstler George Enesu ihren Taktstock geschwungen haben, bewundern wir das 70m lange und 3m hohe Fresko, das Szenen aus der rumänischen Geschichte darstellt. Sehr beeindruckend!

Athenäum
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Athenäum
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Athenäum

 

Es dauert viele Fotos, bis wir uns an dem großartigen Gebäude sattgesehen haben, aber schließlich reißen wir uns doch los, um zum Parlamentspalast weiter zu gehen. Am Weg dorthin kommen wir am sogenannten Palastsaal vorbei.

Es handelt sich dabei um eine große Halle direkt hinter dem Kunstmuseum, das als Ausstellungsraum und Konzertsaal dient. Sie wurde in den 1960er gebaut und bietet auf ca. 2.000 m2 Platz für alle möglichen Veranstaltungen. Heute zieht uns nicht nur die kommunistisch-monumentale Architektur an, sondern auch Musik.

Als wir näherkommen, sehen wir auch gleich den Ursprung der Musik - es ist ein Glockenspiel. Aktuell findet gerade eine Messe mit „sakralen Bedarfsartikeln” statt. Es werden Ornate, Weihrauchgefäße, Monstranzen und auch Glockenspiele ausgestellt. Witzigerweise mussten wir nach Bukarest kommen, um die Innsbrucker Firma Grassmayr hier kennenzulernen.

Nach obenParlamentspalast - 2. Anlauf

Park Gradina Cismigiu
IconPark Gradina Cismigiu

 

Park Gradina Cismigiu
IconPark Gradina Cismigiu

 

Durch den Park Cismigiu, der uns auch heute wieder sehr gefällt mit seinem gepflegten Grün, den blühenden Staudenbeeten und den lustigen Dekofiguren, gelangen wir alsbald zum Parlamentspalast. Wir zücken die Pässe - heute haben wir sie ja mit - und wollen im Shop ein Ticket kaufen. Ob wir denn eine Reservierung haben, fragt uns die Dame am Schalter.

Reser-was? Wir werden etwas unentspannt. Bei der Information vis-a-vis erfahren wir dann, das entweder in 2 Stunden oder heute am Nachmittag noch eine englische Führung mit freien Plätzen stattfindet. Schnauf! Am Nachmittag bitte, denn wir wollen wirklich nicht 2 Stunden hier mit Warten zubringen. Wir bekommen einen Schein und können endlich unsere Eintrittskarten für 15:30 kaufen.

Parlamentspalast

 

So, was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Vormittag? Im Reiseführer haben wir etwas vom Muzeul Satului, dem Dorfmuseum im Herastrau-Park, gelesen. Es soll zu den unbedingt besuchenswerten Sehenswürdigkeiten in Bukarest zählen. Gut, dann schauen wir uns das als nächstes an!

Der Weg vom Palasteingang zum Tor kommt einem in der gnadenlos herunter brennenden Sonne besonders lang vor. Nirgends gibt es Schatten und wenn man das Tor erreicht hat, ist man schweißnass. Um zu U-Bahn oder Bus zu gelangen, muss man dann auch noch über die wilde Blumenwiese vom Izvor-Park gehen, ebenfalls ohne Schatten. Schon der Gedanke daran bringt die meisten Tourist:innen zum Stöhnen.

Nach obenMuzeul Satului, das Dorfmuseum

Dorfmuseum (Muzeul National al Satului Dimitrie Gusti)
IconDorfmuseum (Muzeul National al Satului Dimitrie Gusti)

 

Dorfmuseum (Muzeul National al Satului Dimitrie Gusti)

 

Diesen Umstand machen sich ein paar gewiefte Taxifahrer zu Nutze, die hier Kundschaft abpassen, welche dankbar einsteigt, auch wenn der Preis recht hoch ist. Tja, was sollen wir sagen, uns geht's nicht anders. Ein sauberes, klimatisiertes Taxi, welches uns zum Dorfmuseum bringt, ist uns hier und jetzt den doch recht überzogenen Preis einfach wert. Schwupps und schon sitzen wir im Fond und genießen die Kühle.

Nach guten 15 Minuten und einigen Plaudereien mit dem Fahrer, der auch Reiseführer ist und uns zu einem Ausflug ins Umland überreden möchte, klettern wir beim Museumseingang wieder hinaus. Die Gespräche während der Fahrt haben uns einerseits gezeigt, dass wir die wesentlichen Sehenswürdigkeiten auch ganz gut alleine gefunden haben und darüber einiges wissen, andererseits können wir uns aber auch gut vorstellen, dass Rumänien außerhalb Bukarests auch noch einiges zu bieten hätte. Doch für dieses Wochenende haben wir schon genug vor.

Dorfmuseum (Muzeul National al Satului Dimitrie Gusti)
IconDorfmuseum (Muzeul National al Satului Dimitrie Gusti)

 

Dorfmuseum (Muzeul National al Satului Dimitrie Gusti)

 

Dorfmuseum (Muzeul National al Satului Dimitrie Gusti)
IconDorfmuseum (Muzeul National al Satului Dimitrie Gusti)

 

Das Muzeul Satului, das wir nun betreten, wurde 1936 gegründet und wächst seither kontinuierlich. Aus ganz Rumänien hat man hier Bauernhäuser, Kirchen, Mühlen und andere Gebäude zusammengetragen, um die Vielfalt der dörflichen Architektur zu zeigen. Man schlendert durch den Park, genießt die Idylle der dörflichen Ensembles und wenn etwas besonders gefällt oder interessiert, kann man eintreten und sich auch das Innere genauer anschauen.

Besonders schön sind zwei Holzkirchen sowie ein kleines Gehöft mit strahlend blauen Fensterläden, die reich verziert sind. Innen sind die Höfe mit schönen Stickerei- oder Webarbeiten ausgestattet, die von der Kunstfertigkeit der Dorfbevölkerung zeugen. Natürlich lässt der strahlende Sonnenschein und die bunten Blumen alles gleich noch ein Stückchen romantischer erscheinen.

Wir gehen eine Runde durch das Areal. Der Hinweg führt uns oben durch die kleinen Dorfplätze, der Rückweg entlang des Sees, der Bestandteil des Herastrau-Parkes ist. Hier wurden alle Arten von Wassermühlen zusammen getragen und man kann Mühlräder und Mahlsteine ganz aus der Nähe betrachten.

Nach einer Stunde haben wir mehr oder weniger alles gesehen und hätten jetzt auch ein wenig Hunger. Ein Mittagessen wäre fein! Auf dem Gebiet des Dorfmuseums gibt es nur ein Café gleich beim Eingang und das hat leider zu. Macht nichts, wir werden unser Glück draußen im Herastrau-Park versuchen.

Nach obenTriumphbogen & Herastrau-Park

Triumphbogen (Arcul De Triumf)

 

Herastrau Park
IconHerastrau Park

 

Zunächst folgen wir der verkehrsreichen Straße bis zum Bukarester Triumphbogen. 1935/36 wurde das Bauwerk von Petre Antonescu nach dem Vorbild des Arc de Triomphe in Paris errichtet und am 1. Dezember 1936 feierlich eingeweiht. Es wurde zu Ehren des Triumphes im Ersten Weltkrieg aufgestellt. Ganz wie in Paris braust auch hier der Verkehr rund um den Bogen.

Wir halten uns links und biegen in eine grüne Allee ein. Es gibt einen kleinen Markt hier mit allerlei Krimskrams von Modeschmuck über Textilien bis zu Schaffellen. Vor allem letztere finde bei dieser Hitze alles andere als einen reißenden Absatz. Zu Essen gibt's leider nichts, was unsere Mägen nicht wirklich zufrieden macht. Bei einem Stand kaufen wir 2 kleine Flaschen Cola-Zitron und laufen die Allee weiter entlang.

Die Standeln mit Tand und Handwerkskunst werden weniger und hören schließlich ganz auf. Am Wegesrand gibt es irgendeine Aktion, die Gerechtigkeit für Michael Jackson will. In Budapest oder doch hier in Bukarest? Dann sehen wir ein kleines Café mit großem, schattigen Schanigarten. Nichts wie hinein, da gibt es sicher etwas zu essen!

Auf chilligen Möbeln lassen wir uns nieder, bestellen ein Bier und 2 Salami-Sandwiches. Letztere bestehen aus viel Sandwich und wenig Salami, was uns dazu bringt, nur die untere Hälfte des Weckerls und den Belag zu essen. Schmeckt ganz gut und nach einem weiteren Hühner-Sandwich sind wir auch einigermaßen satt. Wir zahlen und gehen weiter durch den Park. Rosenbeete, Springbrunnen, dazwischen moderne Skulpturen - auch hier sind wir über die gepflegte Anlage erstaunt und sehr erfreut.

Herastrau Park

 

Herastrau Park
IconHerastrau Park

 

Herastrau Park
IconHerastrau Park

 

Als wir den Park wieder verlassen, schauen wir uns zunächst nach einem Autobus um. Doch hier ist eine einzige große Baustelle, sodass wir keine Haltestelle finden können und außerdem ist es zwischenzeitlich nicht kühler geworden. Es muss so um die 35 ° haben. Ein Taxi?

Tatsächlich! Hier scheint ein Fahrer seine Mittagspause am Wasser verbracht zu haben und freut sich, in uns Kundschaft zu finden. Die Taxe ist auch gleich viel billiger als vom Parlament weg. Wir lassen uns erst mal in unser Hotel bringen, um Wasser zu tanken und uns ein bisschen frisch zu machen.

Ein wenig Zeit haben wir noch bis unsere Führung im Parlamentspalast beginnt. Was wollen wir inzwischen tun? Im Reiseführer lesen wir über das Café des Hotel Capsa, das einmal Treffpunkt für Bukarester Literaten und Philosophen gewesen ist. Das wollen wir genauer sehen. Wir nehmen uns wieder ein Taxi und lassen uns hinführen. Der Fahrer murmelt etwas von nicht weit und nicht gern. Kundschaft will aber lieber fahren als bei der Hitze laufen also gibt er klein bei.

Nach obenHotel Capsa & Militär-Club

Hotel Capsa Cafe
IconHotel Capsa Cafe

 

Hotel Capsa Cafe
IconHotel Capsa Cafe

 

Beim Hotel Capsa haben wir dafür dann ein Erlebnis der besonderen Art. Wir öffnen zaghaft die Glastüre, auf der groß Brasserie und Café geschrieben steht und treten ein. Es ist kühl hier und es stehen viele Tische im Saal, doch ist hier weder ein Gast noch Personal.

Ist denn geschlossen und hat man vergessen abzusperren? Nein, es kommt ein Kellner, der versichert es sei geöffnet und uns auch ohne mit der Wimper zu zucken 2 kleine Mocca bringt. Wo sind die anderen Gäste, wo die Literaten und Philosphen? Wir fühlen uns direkt ein wenig ungemütlich.

Wir sitzen ganz alleine in dem riesigen Speisesaal, das Servierpersonal hat sich wieder verdrückt, trinken unseren Kaffee und suchen alsbald das Weite. So viel Ruhe halten wir auf Dauer nicht aus.

Schräg gegenüber gibt es ein Palais, das einen Militär-Club mit Restaurant beherbergt. Angeblich soll das Gebäude sehenswert sein und wir versuchen unser Glück. Doch auch dieses Unterfangen ist nicht von Erfolg gekrönt. Kaum haben wir die Türklinke in der Hand, als man uns auch schon wieder hinauskomplimentiert. Nur fürs Militär und nicht öffentlich zugänglich. Sorry!

Nach obenParlamentspalast - jetzt aber wirklich

Macca-Villacrosse-Passage
IconMacca-Villacrosse-Passage

 

Macca-Villacrosse-Passage

 

Langsam wird es ohnehin Zeit zum Parlamentspalast zu gehen, denn wir sollen etwa eine ¼ Stunde vor Beginn der Führung dort sein. Wir spazieren also vorbei an der Macca-Villacrosse-Passage, wo im goldgelben Licht der Glasüberdachung unzählige Lokale ihre Korbsessel und andere Sitzgelegenheit platziert haben. Egal ob Regen oder trockenes Wetter, hier kann man von rumänisch bis italienisch sämtliche nationalen und internationalen Spezialitäten verkosten.

Über die Calea Victoriei geht es weiter und für ein bisschen Abwechslung nehmen wir die Straße hinter dem Bulevardul Natiunile Unite. Und Abwechslung gibt es hier wahrlich! Ist die Front zum Boulevard noch geprägt von Ceausescus Prachtbauten, die er den Besitzern der ehemals hier befindlichen Häuser und Gärten als neue Bleibe aufnötigte, gibt es hier halbverfallene Ruinen. Wäre da nicht die eine oder andere Klimaanlage zu sehen und würde nicht dort und da Wäsche an der Leine flattern, man käme gar nicht auf die Idee, dass die Behausungen noch bewohnt sind.

Die schattenlose Gerade zum Eingang des Parlamentspalastes gilt es noch zu überwinden und schon sind wir - etwas vor der Zeit - im Vorraum, wo wir auf unsere Führung warten. Wir unterhalten uns ein wenig mit einer der Angestellten über die Notwendigkeit von Pass, Reservierung und vor allem den Mangel an Information darüber.

Parlamentspalast
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Parlamentspalast, Theater
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Parlamentspalast, Theater
IconParlamentspalast, Theater

 

Die junge Dame verteidigt alles nach Kräften: das Parlament tagt hier und so muss man schon besondere Vorsicht walten lassen, es könnten ja auch Terroristen unter den Besucher:innen sein. Außerdem ist das Gebäude sooooo riesig. Es scheint fast, als wären hier schon Touristen verloren gegangen.

Pünktlich um 15:30 geht es denn auch los mit unserer Führung. Während wir warten, bis alle ihre Pässe gegen Nummernschildchen getauscht haben, werden wir noch ermahnt, uns ja nicht von der Gruppe zu entfernen, da dies neben dem Verirren auch noch eine Gefängnisstrafe nach sich ziehen kann. Und dann folgen wir unserer Führerin Cristina eine breite Treppe hinauf in den 1. Stock, wo wir in einem Vorraum mit Büsten verschiedener rumänischer Herrscher beginnen.

Parlamentspalast
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Parlamentspalast

 

Parlamentspalast
IconParlamentspalast

 

Der Parlamentspalast ist wirklich ein Bau der Superlative. Neben seinen riesenhaften Ausmaßen von knapp 65.000 m2 verbauter Fläche, verschlang er auch Millionen an Euro bei seiner Errichtung und Innenausstattung. Der Name Casa Poporului, Haus des Volkes, stammt weniger daher, dass es ein Haus für das Volk sein sollte als daher, dass das Volk alles für dieses Haus geben musste. Sämtliche Baumaterialien, Rohstoffe, Handarbeiten etc., alles hier ist Made in Romania oder wird zumindest lautstark als solches gepriesen.

Parlamentspalast

 

Parlamentspalast

 

Ceausescus an Größenwahn grenzendem Plan, mit diesem Gebäude den koreanischen Palast des Volkes noch zu übertreffen, viel ein Fünftel der Bukarester Altstadt zum Opfer. 12 Kirchen, 3 Klöster und 2 Synagogen mussten dem Unterfangen weichen. Es ist kaum vorstellbar, was der Diktator (angeblich) alles während des Baus von diesem zweitgrößten Gebäude der Welt anstellen ließ - das größte ist übrigens das Pentagon in den USA.

So heißt es, dass er jeden Raum als Modell nachbilden ließ, um ihn Probe zu begehen. Cristina, die wir darauf ansprechen, meint vorsichtig: „Naja, er war, was er war - ein einfacher Schuhmacher, der die Zeichnungen der Architekten einfach nicht verstanden hat”. Dann soll Ceausescu angeblich ein riesiges Gemälde anfertigen und am Ende des Boulevard Unirii aufstellen lassen haben, damit er sich die Wirkung der Gebäude besser vorstellen konnte. Und dann ist da noch die ungewöhnlich niedrige Treppenhöhe, weil der Standard den Herrn beim Stiegensteigen zu sehr ermüdete.

Parlamentspalast
IconParlamentspalast

 

Parlamentspalast
IconParlamentspalast

 

Parlamentspalast

 

Die Räumlichkeiten selbst sind bombastisch. Wunderbare Teppiche, die genau zu den Vorhängen und den Tapeten passen, verzierte Wände, gläserne Decken mit raffinierten Kombinationen aus Tages- und künstlichem Licht, tonnenschwere Samtvorhänge, man kann kaum schildern, was es alles zu sehen gibt.

Auffallend ist die Leere der meisten Räume. Außer ein paar Sälen, in denen entweder Seminar- oder Besprechungsbestuhlung und Dolmetscherlogen aufgestellt sind, sind die Räume mehr oder weniger unmöbliert. Dies kommt daher, dass ein Großteil des Palastes für Veranstaltungen wie Messen und Ausstellungen zu mieten ist und erst dann die entsprechende Ausstattung erfolgt.

Etwa in der Hälfte der einstündigen Führung gibt es eine WC-Pause nach dem Motto „now or never”. Das Verlassen der Gruppe ist sonst ja allerstrengstens verboten. Wer sich auch prachtvolle Örtchen erwartet, wird hier allerdings enttäuscht - sie sind eher zweckmäßig schlicht gehalten.

Parlamentspalast

 

Parlamentspalast
IconParlamentspalast

 

Ebenfalls erwähnenswert ist der Besuch des Balkones, mit Blick auf den Bulevardul Unirii. Der erste Besucher, der hier hinaustreten und zum rumänischen Volk sprechen durfte, tat dies auch gleich mit einem ziemlichen Fauxpas. Es war Michael Jackson, der von hier aus sein unrühmliches „Hello Budapest, I mean Bucharest” samt Kusshändchen in die Menge warf. Peinlich!

Die Stunde, die unsere Führung dauert, vergeht schnell mit Staunen, dem Hören kurzweiliger Geschichten und dem Nennen von gigantischen Zahlen. Wenn es auch durchaus langwierig war, hier endlich herein zu kommen, so war es die Unannehmlichkeiten doch wert. Dies versichern wir auch Cristina, bei der wir uns mit einem schallenden Applaus für ihre Begleitung bedanken.

Nach obenCafé Carturesti & Umgebung

Pilze vor dem Carturesti

 

 Pilze vor dem Carturesti
Icon Pilze vor dem Carturesti

 

Wir verlassen Ceausescus Palast der Superlative und schleppen uns entlang der Einzäunung Richtung Stadtzentrum. Es ist immer noch heiß und unser Tag war schon recht lang, mit viel Herumlaufen. Da kommt es uns nur gelegen, dass im Schatten in einer Seitengasse ein Taxi steht.

Wir möchten gerne zum Buchgeschäft und Café Carturesti bitte, ist in der Nähe vom Howard Johnson Hotel. Das kennt unser Fahrer zwar leider nicht, aber zum Hotel findet er. Kurz vorher ist unser Ziel und wir schaffen es, ihn anzuhalten und auszusteigen. Bestens, genau da wollten wir hin.

Wie erwähnt ist das Carturesti eine Mischung aus Buchladen, Teegeschäft und alternativ angehauchtem Café. An der Forderfront fällt zunächst einmal eine Art Arche Noah aus Metall auf, vor der kunterbunt bemalte Pilze stehen.

Eine Installation moderner Kunst, die mit ihrer Farbigkeit richtig fröhlich macht. Das Geschäft selbst ist in einem alten Palais untergebracht. Auf mehreren Etagen gibt es Bücher, Schreibwaren, Tees und Accessoires. Alles von der Art, dass Karin Stunden mit dem Betrachten und Gustieren verbringen könnte.

Draußen im Garten gibt es nette Tische und Bänke, viel Grün sowie coolen Jazz aus der Dose. Wir nehmen Platz und nach einiger Zeit kommt eine junge Kellnerin, die am Tisch hinter uns große Getränkegläser und kleine Süßspeisen serviert.

Carturesti
IconCarturesti

 

Carturesti

 

Carturesti

 

Ganz nach Harry und Sally's „Once what she had” fragen wir, was das ist und ob wir das auch bekommen können. Es resultiert daraus ein Früchteeistee und ein klassisches Tiramisu für Alexander und eine hausgemachte Limonade sowie ein exotisch klingendes Tiramisu für Karin. Exotisch deswegen, weil es nicht mit Kaffee sondern mit »Grinti« gemacht ist. Karin hat zwar keine Ahnung, was das sein könnte, ist aber experimentierfreudig und bestellt das Unbekannte.

Als die Kellnerin weg ist unterhalten wir uns über die bestellt Jause und dabei ergibt sich auch die Lösung der exotischen Zutat. »Grinti« ist schlicht und ergreifend die rumänisch eingefärbte Aussprache von green tea also grünem Tee. Unter schallendem Gelächter harren wir der Dinge, die hoffentlich bald serviert werden. So bald ist es zwar nicht, dafür schmecken Getränke und beide Tiramisu wirklich gut und die Atmosphäre hier lädt zum Ausspannen und Verweilen ein.

Das tun wir gerne ein wenig, zahlen aber dann und schlendern noch der Straße hinter dem Carturesti entlang, in der heute eine Art Straßenfest stattfindet. Auch hier geht es eher alternativ zu mit moderner Kunst, Aktionen für mehr Farbe in der Stadt, Verkostung selbstgekochter Speisen, unplugged Musik etc. Wir drehen eine Runde und kehren schließlich zu unserem Hotel zurück, wo wir erst mal eine ausgiebige Dusche genießen.

Strassenfest neben Carturesti
IconStrassenfest neben Carturesti

 

Strassenfest neben Carturesti

 

Strassenfest neben Carturesti
IconStrassenfest neben Carturesti

 

Nach dieser Erfrischung und der Versorgung unserer Fotoschätze, die wir tagsüber gesammelt haben, machen wir uns für heute ein letztes Mal auf den Weg. Wir gehen ins Restaurant La Mama zum Abendessen.

Der Name ist nicht etwa italienisch, sondern deutet darauf hin, dass hier rumänische Küche wie bei Mama geboten wird. Im Gastgarten sitzen wir und essen Fisch bzw. einen Eintopf und lassen den Tag Revue passieren.

Unseren Abschlusskaffee, übrigens mit Baileys und Vanilleeis, genießen wir dann noch auf der Terrasse der Cafepedia. Ein stimmungsvoller und kulinarisch ansprechender Ausklang eines ereignisreichen Tages. Gut, dass unsere Hotel nur ein paar Schritte entfernt ist, denn nun sind wir wirklich rechtschaffen müde. Morgen wollen wir Bukarest noch einmal für uns erobern und dazu müssen wir uns jetzt dringend ausruhen. Bis morgen!

zu den FAQs und den Kommentaren
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