Fontana dei Trevi |
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Fontana dei Trevi |
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Dinge-ding-dong! Was, schon morgen? Wo ist denn die Nacht so schnell hin? Vom gestrigen Feiern noch etwas müde ribbeln wir uns den Schlaf aus den Augen. Erst mal unter die Dusche, dann wird das schon wieder.
Heute haben wir erst gegen Mittag eine Reservierung für die Terme di Caracalla und können uns somit den Vormittag frei einteilen. Auch ein bisserl Trödeln hat Platz in unserer Zeitplanung.
Frühstück ist nach der gestrigen Völlerei nicht so wirklich ein Thema und so gibt es nur Café Latte und ein Cornetto in einer Bar, an welcher wir beim Verlassen des Hotels immer vorbeikommen. Selbst das ist schon fast zu viel.
Frei nach unserem Motto „Und täglich grüßt der Trevi-Brunnen”, ist selbiger unsere erste Anlaufstelle an diesem Vormittag. In der Morgensonne sieht er wieder anders aus und selbstverständlich finden wir auch diesmal viele sehens- und fotografierenswerte Ansichten.
Fontana dei Trevi |
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Das Gesicht eines Muschel trötenden Tritons kommt im Vormittagslicht besonders gut, ebenso die steinerne Koralle, die auf der rechten Seite des Brunnens „wächst”. Nett ist ein japanisches Pärchen anzusehen, welches verliebt und beseelt auf der Brunnenumrandung liegt und Kopf an Kopf in den blauen Himmel lächelt.
Karin nimmt noch einmal die Schuhgeschäfte rund um den Brunnen in Augenschein. Gibt es denn das, dass sie hier in der Hauptstadt Italiens, dem Land mit der hübschesten Schuhmode, keine Treterchen findet, die ihr gefallen? Nur ein Paar treffen ein wenig ihren Geschmack und werden auf die gedankliche Merkliste gesetzt.
Galleria Sciarra |
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Galleria Sciarra |
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Als nächstes besuchen wir nochmals die Galleria Sciarra, um das schöne Jugendstilgebäude mit seinen Fresken auch bei Tageslicht zu bewundern. Der Palast des Prinzen Maffeo Sciarra wurde vom Architekten Giulio De Angelis entworfen, der auch für die Konstruktion aus Glas und Eisen verantwortlich zeichnet, welche den Innenhof überdacht.
Autor der Fresken aus dem Jahre 1887 ist der Maler Giuseppe Cellini. Die Protagonistin des Gemälde-Zyklus ist die Frau, als Ehefrau, Mutter und Engel des Herzens, porträtiert in einer Serie von Szenen des täglichen Lebens. Sehr schön sieht man auch die Kleidung der damaligen Zeit, wie sie auf Hochzeitsbanketts, zu Hause in der Familie oder auch bei öffentlichen Veranstaltungen getragen wurde.
Die Dekoration der oberen Stockwerke stellt die weiblichen Tugenden wie beispielsweise Treue, Demut oder Rechtschaffenheit dar. Wir freuen uns, dass das Fotografieren dieses römischen Kleinods, dass wir hier fernab der touristischen Trampelpfade gefunden haben, bei Tageslicht doch um einiges ergiebiger ist als zu der Abendstunde unserer Entdeckung.
Campo dei Fiori, Obst und Gemüse |
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Durch die Via del Biscione, in der wir einige alte Häuser mit Heiligenbildchen und liebevoll geschmückten Blumenbalkons sehen, führt unser Weg auf den Campo dei Fiori. Obwohl hier natürlich auch Blumen verkauft werden, hat der Platz seinen Namen jedoch nicht von diesen, sondern vielmehr von der Blumenwiese bzw. dem Feld mit Blumen, das hier im Mittelalter lag, bevor die Römer einen Pferdemarkt darauf errichteten.
Besonders ist am Campo dei Fiori, dass er so ziemlich der einzige Platz in Rom ist, auf welchem keine Kirche steht und dessen Bedeutung nicht mit einem mehr oder weniger großartigen Gebäude verknüpft ist. Doch eine Statue ist immerhin in der Mitte des Marktes zu finden.
Bei dem Mann in Umhang mit Kapuze handelt es sich um Giordano Bruno, einen Dichter, Philosophen und Freidenker. Letzteres musste er im Jahr 1600 mit seinem Leben bezahlen, als ihn die Schergen des Vatikans ergriffen und die Inquisition ihn als Ketzer bei lebendigem Leib verbrennen ließ, da seine Überzeugungen dem Unfehlbarkeitsanspruch der Kirche widersprachen.
Seit der Denkmalenthüllung 1887, die eine politische Demonstration war, wird Brunos Statue von den Linken Roms als Symbol für Aufgeklärtheit und Freidenkertum angesehen. Im Jahr 2000 erklärten der päpstliche Kulturrat und eine theologische Kommission die Verbrennung Giordano Brunos als Unrecht. Davon hat er nun auch nix mehr, der Arme.
Campo dei Fiori, Blumen |
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Heutzutage ist der Campo einer der beliebtesten Märkte in Rom. Bauern verkaufen hier ihr frisches Gemüse und es gibt jede Menge Kräuter und Gewürze. Durch die vielfältigen, frischen Produkte ergibt sich ein lebhaftes und buntes Bild.
Rund um den Markt haben sich verschiedene kleine Lokale angesiedelt, Weinlokale, Clubs, Kaffeehäuser, sodass hier zu jeder Tageszeit auch außerhalb des Marktbetriebes reges Treiben herrscht.
Beim Weitergehen in Richtung jüdisches Viertel, kommen wir an einem recht lustigen Anblick vorbei: in einer Straße parken Vespas typisch italienisch dicht an dicht, während am Portal des Hare Krishna Zentrums der hinduistische Gott mit blauer Hautfarbe die Flöte spielt. Sozusagen Hare Krishna hinter Vespas!
Das römische Judenviertel |
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Das römische Judenviertel gehört nicht unbedingt zu den Sehenswürdigkeiten, die man bei seinem ersten Rombesuch ablaufen muss. Trotzdem ist das ehemalige Ghetto einer jener Plätze, die auch heute noch Vergangenheit atmen. Rund 400 Juden leben und arbeiten hier in den alten Gassen, in denen es viele Kurzwaren- und Schneidereibedarfsläden gibt und die von koscheren Lokalen gesäumt sind.
Seit dem 2. Jahrhundert v.Chr. leben Juden in Rom und gehören damit sicherlich zu den ältesten Einwanderern dieser Stadt. Nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch Kaiser Titus wurden sie teilweise als Kriegsbeute hierher verschleppt. Die Juden gelangten jedoch bei den in Religionsangelegenheiten toleranten Römern zu Einfluss und Ansehen und nahmen einen Platz in der Gesellschaft ein.
Erst als die Vorherrschaft der Päpste in Rom begann und der christliche Eifer keine anderen Religionen mehr tolerierte, wurde das Leben für die Juden in Rom unangenehmer. Papst Innozenz III. erzwang 1215 das Tragen eines gelben Erkennungszeichens und 1555 ließ Papst Paul IV. das Ghetto errichten und grenzte so die jüdische Bevölkerung mittels einer Mauer von den restlichen Römern ab.
1870 wurde das Ghetto im italienischen Nationalstaat abgerissen und die Juden wieder integriert, was jedoch nur bis 1938 gut ging. Unter Mussolini wurden die von den Deutschen erzwungenen Rassengesetze eingeführt, wodurch einige Gemeinden es mit der Angst zu tun bekamen und Tausende Juden in Konzentrationslager deportiert wurden. Keiner von ihnen kehrte von dort zurück.
Das römische Judenviertel |
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Piazza Mattei, Schildkrötenbrunnen |
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Ebenfalls im jüdischen Viertel befindet sich die Piazza Mattei mit ihrem Schildkrötenbrunnen. Das Ensemble wurde im 16. Jahrhundert hier errichtet, als der Anschluss an die römische Wasserleitung Acqua Vergine das Aufstellen eines Brunnens ermöglichte.
Die Schildkröten, die am Rand der Brunnenschale sitzen und der Fontäne ihren Namen verliehen, wurden erst 1658 unter Papst Alexander VII. hinzugefügt. Dieser fand nämlich, dass die Pose der jungen Männer mit ihren nach oben gestreckten Armen unnatürlich wirke und eines Sinns bedürfe. Eben jenen sollten die niedlichen Tortugas verleihen.
Gerüchteweise soll auch Bernini an diesem Brunnen mitgewirkt haben, was jedoch unbestätigt ist.
Einer römischen Legende nach ließ der reiche aber spielsüchtige Conte Mattei den Brunnen über Nacht erbauen um seinen künftigen, ebenfalls schwerreichen Schwiegervater zu überzeugen, dass er keinesfalls ein armer Mann und somit der Hand seiner Tochter würdig sei.
Damit den ersten Anblick des Brunnens aus dem Fenster des Palazzo Mattei kein zweiter Mensch erleben könne, wurde anschließend das Fenster zugemauert. Das vermauerte Fenster kann man heute noch in der Palastwand sehen.
Ponte dei Quattro Capi |
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Pons Aemilius |
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Vorbei an der jüdischen Synagoge gehen wir zur Ponte Fabricio (der ältesten Brücke Roms) und überqueren die Tiberinsel. Von da nehmen wir sofort die nächste Brücke - die Ponte Palatino - und gehen wieder zurück aufs andere Ufer. Die Tiberinsel und Trastevere kommen an einem anderen Tag dran! Wir können hier einen guten Blick auf die Ponte Rotto, die zerstörte Brücke, welche einst der Beginn der Via Aurelia war, werfen und kommen beim Forum Boarium an.
In der Antike nahm der Viehmarkt diesen Platz ein. Wir schauen uns das Haus der Vesta an, einen Rundtempel, der wahrscheinlich aus der Zeit Kaiser Augustus stammt, über dessen genauere Bestimmung man jedoch kaum etwas weiß.
Unweit von hier befindet sich die Kirche Santa Maria in Cosmedin mit dem Wahrheitsmund. Der Sage nach verliert jeder seine Hand, der sie in die Bocca della Verita legt und dabei nicht die Wahrheit sagt. In Wirklichkeit handelt es sich bei diesem berühmtesten Ausstellungsstück der Basilika um einen Kanaldeckel der Cloaca Maxima aus dem 4. Jahrhundert v.Chr.
Bocca della Verita |
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Lungotevere degli Anguillara, Dachterasse |
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Circus Maximus (Circo Massimo) |
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Gleich ums Eck treffen wir auf den Circus Maximus. Seit dem 7. Jahrhundert v.Chr. wurde das trockengelegte Tal zwischen Aventin und Palatin für Wagenrennen genutzt.
In Roms größtem Circus wurden bis ins 6. Jahrhundert n.Chr. neben den Rennen auch sogenannte Zirzensische Spiele, Tierhetzen und Gladiatorenkämpfe abgehalten.
Danach zerfiel der Circus Maximus und die riesige Freifläche wurde teilweise als Acker- und Weideland genutzt.
Bei Megaevents mit Massenandrang wie Popkonzerte oder der Empfang der italienischen Fußballnationalmannschaft nach dem Sieg bei der Weltmeisterschaft 2006, wird der Circus auch heute noch als Veranstaltungsort genutzt.
Caracalla-Thermen |
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Vom Circus Maximus zu den Caracalla-Thermen, die am Stadtrand von Rom liegen, ist es dann doch noch ein rechter Hatscher. An Tennisplätzen und Gartenhäuschen vorbei wechseln wir möglichst auf die schattige Straßenseite und sind froh, genügend Trinkwasser mitzuhaben. Es ist schon fast sommerlich heiß!
Vor dem Eingang der Thermen steht einer dieser Imbisswagen voll mit Getränkedosen und Panini aller Arten. Der kommt uns gerade recht, denn unsere Mägen machen sich durch deutliches Knurren bemerkbar. Zwei Panini mit Mozzarella bitte und ein Sprite für Alexander!
Getoastet und somit leicht erwärmt und gänzlich flach gequetscht werden die Weckerln aus dem Wagen gereicht. Zwar sind sie kein kulinarischer Hochgenuss aber sie machen uns satt und hier im Grünen auf einer sonnigen Mauer gegessen sind uns die Panini eine willkommene Mahlzeit.
Kaum haben wir uns die Brösel aus dem Gesicht gewischt, gehen wir auch schon in die Thermenanlage hinein. Die Caracalla-Thermen, die ihren Namen von Kaiser Caracalla haben, wurden zwischen 212 und 216 erbaut. Es handelt sich dabei um eine wirklich riesige Badeanstalt, deren Wasserversorgung als technische perfekt galt.
Caracalla-Thermen |
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Caracalla-Thermen |
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Caracalla-Thermen |
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Neben verschiedenen Becken, Heiß- und Kalträumen, Gymnastiksälen und Veranstaltungsräumlichkeiten gab es auch eine Bibliothek und Dienstleistungsbetriebe wir Friseure oder Masseure. Nicht zu vergessen die Gärten, die rund um die Thermen angelegt waren.
Nachdem die Badeanstalt am Stadtrand, in einer eher ärmlichen Gegend gelegen war, ist anzunehmen, dass Caracalla sich mit diesem Bau bei der römischen Plebs, also dem einfachen Volke, einschmeicheln wollte. Der Eintritt in diesen antiken Wellnesstempel war zu damaliger Zeit nämlich frei.
Wir schlendern durch die Ruinen, die immer noch das gewaltige Ausmaß erahnen lassen und bewundern die Überreste schöner Mosaike mit Motiven, die allesamt einen Bezug zu Wasser oder körperlicher Ertüchtigung haben.
Von der einstmals vorhandenen Marmorausstattung der Thermen ist so gut wie nichts mehr vorhanden. An ihr hat sich Papst Paul III. Farnese gütlich getan und sie zur Ausschmückung von St. Peter und seines eigenen Palastes abtransportieren lassen. Wie war das mit den Barbaren, den Barberinis und jetzt auch noch den Farneses …?
Manchmal werden heutzutage Freiluftaufführungen der Oper Rom hier veranstaltet und die Römer kommen gerne zum Picknick in die ehemaligen Gärten. Vor allem bei diesem schönen Wetter können wir uns beides sehr stimmungsvoll vorstellen.
Caracalla-Thermen |
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Nach einem ausgiebigen Spaziergang durch Thermen und Parkanlage - wir gehen ja sonst kaum hier in Rom - wandern wir zurück zur Metro am Circus Maximus. Hier lernen wir dann auch gleich die Effektivität der römischen Fahrscheinsysteme kennen.
Erst nach dem Passieren der Fahrscheinentwerter kommen wir drauf, dass wir am Gleis für die falsche Fahrtrichtung stehen. Also wieder hinauf, Straße überqueren und auf der anderen Seite wieder hinunter. Doch mit dem bereits entwerteten Einmalfahrschein können wir nun natürlich nicht mehr durch die Schleuse.
Glücklicherweise gibt es hier ein Hütterl mit Personal und erfreulicherweise sind wir nicht die ersten Touristen, denen das passiert. Nach einem kurzen Blick auf unsere verzweifelt vorgewiesenen Biglietti ernten wir ein mildes Lächeln und die Schleuse wird uns geöffnet. Dankesehr!
Entlang der Fori Imperiali und über die Piazza Venezia gelangen wir schließlich zu unserem letzten Besichtigungspunkt für den heutigen Tag, zu den Trajansmärkten.
Trajansmärkte |
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Trajansmärkte |
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Zwischen Trajansforum und den Ausläufern des Quirinal erbaute Trajans Architekt Apollodoros die Märkte. Dazu ließ er den Hang in Stufen abbauen und errichtete ein recht kompliziertes System an Läden, Gängen und Gebäuden.
Man nimmt heute an, dass die Märkte auch dazu dienten, den Hang abzustützen, damit das Trajansforum nicht denselben hinunterrutschte. Die an eine Stadtmauer erinnernde Anlage legt jedenfalls diesen Schluss nahe.
Mit einem Audioguide bewaffnet begeben wir uns in die antike Shoppingmall, die bereits Anfang des 2. Jahrhunderts hier stand. Von Ausstellungsstück zu Ausstellungsstück lassen wir uns geleiten und erfahren, welche Bedeutung eine Statue hatte, oder was in einem der Tabernae - so heißen die kleinen Läden - verkauft oder angefertigt wurde.
Trajansmärkte |
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Über 150 dieser kleinen Läden gab es hier, nebst Lager- und Verwaltungsräumen und sogar einer Bibliothek. Wir glauben, dass dies wahrlich ein Vorläufer unserer SCS (Shopping City Süd) zu Hause sein könnte.
Von einigen Stellen der Märkte aus hat man auch einen guten Blick auf ein Haus außerhalb der Anlage, das einen sehr starken Kontrast dazu bildet. Es handelt sich um den Palazzo del Grillo, eine üppig mit Stuck verzierte Stadtvilla aus dem 17. Jahrhundert. Während sich manch einer vielleicht nicht entscheiden kann, ob der Palazzo nun kitschig ist oder doch nett, so ist Karin von dem romantischen Bau schlichtweg begeistert.
Gegen Ende unserer Tour durch die Trajansmärkte sinkt die Sonne schön langsam und wir merken, dass es trotz der fast schon sommerlichen Hitze zu Mittag doch erst März ist - es wird nämlich ziemlich frisch. Der Audioguide ist am Ende seiner wirklich interessanten Ausführungen angelangt und wir sind ganz froh, unseren langen Tag hiermit abzuschließen.
Am Heimweg zum Hotel nehmen wir noch eine Kleinigkeit fürs Abendessen mit - die Völlerei von gestern gibt eigentlich immer noch aus - und freuen uns auf ein baldiges Hochlegen der Beine.
Das Notwendigste wie Stichworte und Fotos entladen schaffen wir neben dem Verzehr gerade noch, bevor wir todmüde in unsere Betten fallen. Schon wieder so ein schöner Tag! Gute Nacht und bis morgen.