Vatikan und Engel

Petersplatz, Petersdom

 

Spanische Treppe, Kirche Santa Trinita dei Monti
IconSpanische Treppe, Kirche Santa Trinita dei Monti

 

Dingdong - heute ist der eigentliche Grund unseres Rombesuches: Karin hat Geburtstag!

Zur Feier des Tages wollen wir uns ein Frühstück im Restaurant des Hotels gönnen. Rasch waschen, Jeans und Pulli anziehen und schon hüpfen wir erwartungsfroh die Treppen in den Keller, wo sich das Restaurant befindet.

Ob der frühen Stunde hält sich der Andrang sehr in Grenzen, sodass wir nach Herzenslust goustieren können. Ja bitte, wir nehmen jeder das Buffet. Dazu gehören nicht nur viele Köstlichkeiten, die in kleinen rechteckigen Gefäßen auf verschiedenen Tischen aufgebaut sind, frische Fruchtsäfte, Käse, Lachs, Schinken etc. sondern auch „eggs to your order”.

Begeistert ordern wir also - Karin Spiegelei von einem Ei und Alexander Rührei von 2 Eiern. Es kommt zweimal Rührei von je 2 Eiern mit Schinkenstreifen. Beides liebevoll angerichtet und gut gewürzt. Wir führen's auf das nicht ganz so fließende Englisch des morgendlichen Personals zurück und lassen es uns trotzdem schmecken.

Als wir satt und zufrieden sind und uns an den vielen Leckereien gütlich getan haben, verlassen wir das Restaurant. Jetzt holen wir noch unsere Sachen und dann geht es gemütlich zu den Vatikanischen Museen, die wir heute besuchen werden.

Auf unserem Weg zur Metro-Station Spagna erleben wir sowas wie ein kleines Wunder: die Spanische Treppe in der Morgensonne und gänzlich ohne Leute! Niemand der hier steht und fotografiert oder sitzt und isst, Rosen verschenken will oder einfach nur auf den Stufen läuft. Unglaublich, das müssen wir fotografisch dokumentieren.

Nach obenWo sind die Vatikanischen Museen?

Vatikanische Gärten

 

Petersplatz, Petersdom, Kolonnaden
IconPetersplatz, Petersdom, Kolonnaden

 

Nur 3 Stationen mit der Metro und wir steigen schon wieder aus. Ottaviano - San Pietro heißt die Station hier und lässt keinen Zweifel aufkommen, wohin es geht. Die Via Ottaviano führt schnurgerade zum Petersplatz und wir folgen ihr gespannt. Wir haben ja noch Zeit genug, um den oftmals im Fernsehen gesehenen Platz nun auch in natura zu betreten.

Noch sind recht wenige Gläubige und Touristen unterwegs und der Petersplatz scheint in der Morgensonne fast auf uns zu warten. Die Kolonnaden, die in Berninis Vorstellung die schützenden Arme Gottes symbolisieren sollten, fassen den 340 mal 240 Meter großen Platz ein, in dessen Mitte Caligulas Obelisk steht. Angeblich befindet sich an seiner Spitze ein Behältnis mit einem Splitter vom Heiligen Kreuz.

Auch zu dieser frühen Stunde sind bereits Ordensleute unterwegs und so kommen uns Mönche und Schwestern eiligen Schrittes und wehenden Habits entgegen. Ein Anblick morgendlicher Religiosität.

Nach ein wenig Umsehen und Fotografieren wollen wir nun zu unserem Treffpunkt gegenüber dem Eingang der Vatikanischen Museen. Das müsste sich locker ausgehen, da wir uns mehr oder weniger genau auf der gegenüberliegenden Seite befinden. Dachten wir - und mussten dann feststellen, dass man den Vatikan nicht so ohne weiteres durchqueren darf. Da müsste man schon einen triftigeren Grund vorweisen können als nur den, dass man sich den langen Hatscher rund um die Vatikanische Mauer ersparen möchte.

Vatikanische Museen, Cortile della Pigna, Weltkugel von Arnaldo Pomodoro
IconVatikanische Museen, Cortile della Pigna, Weltkugel von Arnaldo Pomodoro

 

Vatikanische Museen, Gang im Museo Chiaramonti

 

Und der Hatscher ist wirklich lang, wie wir gleich darauf erleben dürfen. Mit einem strammen Marsch, der schon fast Morgensport gleicht, erreichen wir unseren Meeting Point aber dennoch rechtzeitig. Von morgendlicher Kühle wissen wir zu diesem Zeitpunkt auch nichts mehr, denn uns ist inzwischen ganz schön warm geworden.

Marcello unser Guide, ein kleiner New Yorker sowie Mutter und Tochter aus Großbritannien finden sich ein und wir warten nur noch 10 Minuten auf ein weiteres Pärchen. Als dieses nicht auftaucht, starten wir als 5er Gruppe unseren Museumsbesuch.

Nach obenVatikanischen Museen

Museo Pio-Clementino, Kabinett des Apoxyomenos
IconMuseo Pio-Clementino, Kabinett des Apoxyomenos
Werk von Lysipp, Athlet wischt sich Schweiß mit Hautschabeeisen ab

 

Cortile della Pigna, Pinienzapfen aus Bronze
IconCortile della Pigna, Pinienzapfen aus Bronze

 

Museo Pio-Clementino, Cortile Ottagono
IconMuseo Pio-Clementino, Cortile Ottagono

 

Gleich beim Eintritt in die Museen sind wir froh, eine Führung gebucht zu haben, da wir hinter Marcello zügig an der langen Schlange der Wartenden vorbeigehen können. Drinnen angelangt geht es erst mal durch den Security Check und danach gibt es für jeden einen Funkempfänger und ein paar Kopfhörer. So können wir uns in einem gewissen Umkreis rund um Marcello frei bewegen und hören trotzdem, was unser Guide uns zu erzählen hat. Sehr angenehm! Nun geht's also los mit der Führung.

Unseren Rundgang beginnen wir mit einem Blick auf die mächtige Kuppel des Petersdoms und auf die gepflegte Rasenfläche eines Teils der Vatikanischen Gärten. Hier erklärt uns Marcello, dass die Vatikanischen Museen aus den Kunstsammlungen der Päpste entstanden sind, welche diese als eine der ersten Herrschenden aus ihren Palästen der Kultur zur Verfügung stellten und der Öffentlichkeit zugänglich machten.

Angefangen mit Julius II., haben die geistlichen Oberhäupter der Kirche seit dem Jahr 1506 Altertümer und Kunstwerke zusammengetragen, sodass nun eine schier unglaubliche Anzahl an wertvollen Ausstellungsstücken hier zu bewundern ist.

Es folgt ein Besuch des Cortile della Pigna, eines der insgesamt 3 Höfen, die der Papstpalast beherbergt. Dieser Hof verdankt seinen Namen einem riesigen, fast 4 m hohen Pinienzapfen aus Bronze, der eine Gebäudefront ziert. Der Pinienzapfen befand sich im Rom der Antike nahe dem Pantheon und wurde wahrscheinlich im Mittelalter in die Vorhalle der alten Peterskirche gebracht.

Museo Pio-Clementino, Cortile Ottagono, Laokoon Gruppe
IconMuseo Pio-Clementino, Cortile Ottagono, Laokoon Gruppe

 

Museo Pio-Clementino, Cortile Ottagono, Laokoon Gruppe
IconMuseo Pio-Clementino, Cortile Ottagono, Laokoon Gruppe

 

Museo Pio-Clementino, Sala da Rotunda, rundes monolithisches Porphyrbecken
IconMuseo Pio-Clementino, Sala da Rotunda, rundes monolithisches Porphyrbecken

 

Seinen heutigen Standort erhielt der Zapfen im Jahre  1608. Flankiert wird das überdimensionale Bockerl, wie Karin das Kunstwerk despektierlich tituliert, von zwei Bronzepfauen, Kopien der Originale aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., die im Braccio Nuovo, dem neuen Flügel, gut aufgehoben sind.

Wirklich faszinierend ist die Spannung, die in diesem Hof durch eine gegenüberliegende Skulptur aufgebaut wird. „Sphere within a Sphere” nennt sich das von Arnaldo Pomodoro kreierte moderne Kunstwerk, welches er 1990 dem Vatikan schenkte.

Zwei ineinander verschachtelte Bronzekugeln symbolisieren die Erde innen und das Christentum bzw. Religion außen, von noch größerem Ausmaß als die Weltkugel. Schön sind die Reflexionen der umliegenden alten Gebäude in der glänzenden Oberfläche der Skulptur.

Wir folgen Marcello, der uns nun weiter durch die vatikanischen Museen führt. Was wir alles sehen und hören ist kaum wiederzugeben.

Eine Vielzahl an Statuen und Figuren, die teilweise so lebensecht dargestellt sind, als wäre ein Tier oder auch ein Mensch mitten in der Bewegung zu Stein erstarrt, finden wir im Mueseo Chiaramonti vor.

Stanzen des Vatikan, Sala di Costantino, Decke
IconStanzen des Vatikan, Sala di Costantino, Decke

 

Stanzen des Vatikan, Sala di Costantino

 

Galerie der Gobelins

 

Im Cortile Ottagono, dem achteckigen Hof im Museo Pio-Clementino, bewundern wir - natürlich mit Hunderten anderen Besucher:innen - die Laokoon-Gruppe.

Die berühmte Figurengruppe der Bildhauer Hagesandros, Polydoros und Athanadoros aus Rhodos war wohl ursprünglich aus Bronze und ist hier als Marmorkopie zu sehen, die ca. 100 v.Chr. entstand und erst 1506 in den Weinbergen nahe des Domus Aurea wiedergefunden wurde.

Stanzen des Vatikan, Stanza della Segnatura, Die Schule von Athen, Raffael

 

Stanzen des Vatikan, Stanza della Segnatura, Die Schule von Athen, Raffael

 

Stanzen des Vatikan, Stanza della Segnatura
IconStanzen des Vatikan, Stanza della Segnatura

 

Durch die Galerie der Kandelaber, der Gobelins und der Landkarten geht es weiter zwischen den prächtigsten Ausstellungsstücken hindurch. Beeindruckend sind die fein gearbeiteten Details der Wandteppiche und die Leuchtkraft der farbig gestalteten Atlanten, die hier als Wandfresken italienische Regionen und Besitztümer der Kirche zur Zeit Papst Gregors XIII. darstellen, reißt vor allem Karin zu Begeisterungsstürmen hin.

Einer der Höhepunkte in den Vatikanischen Museen sind sicherlich die Stanzen des Raffael. Bei diesen Zimmerfluchten handelte es sich um die Gemächer von Papst Julius II. (1503-1513). Da der Papst nicht in den bereits mit Fresken geschmückten Räumlichkeiten seines Vorgängers Alexanders VI. logieren wollte, zog er kurzer Hand einen Stock höher in den Nikolausflügel, ein Gebäudetrakt, der aus der Mitte des 15. Jahrhundert stammt.

Auch hier waren die Stanzen bereits bemalt und teilweise von zu dieser Zeit sehr berühmten Künstlern wie bspw. Perugino, dem Lehrmeister Raffaels. Doch Julius ließ Raffael gänzlich freie Hand bei der Ausschmückung seiner neuen Zimmer und so entfernte dieser die vorhandenen Werke, um sie - teilweise von seinen Schülern ausgeführt - durch eigene Fresken zu ersetzen.

Stanzen des Vatikan, Stanza della Segnatura, Die Schule von Athen, Raffael
IconStanzen des Vatikan, Stanza della Segnatura, Die Schule von Athen, Raffael

 

Stanzen des Vatikan, Stanza della Segnatura, Parnass

 

Stanzen des Vatikan, Stanza della Segnatura

 

Besonders bemerkenswert ist „Die Schule von Athen”, ein Gemälde, in welchem die griechischen Gelehrten durch Persönlichkeiten damaliger Zeit dargestellt sind. So finden wir Plato in der Gestalt von Leonardo, Heraklit (Michelangelo), Euklid (Bramante)und eine Person mit grüner Mütze, die ein Selbstbildnis Raffaels ist.

Kaum haben wir uns an den vielen Fresken einigermaßen satt gesehen, folgt auch schon das nächste Highlight: die Sixtinische Kapelle!

Nach obenSixtinische Kapelle

Sixtinische Kapelle
IconSixtinische Kapelle

 

Sixtinische Kapelle

 

Papst Sixtus VI. (1471-1484) ist Namensgeber für diesen Raum. Er wollte anstelle der Capella Magna, einem befestigten Saal aus dem Mittelalter in welchem der päpstliche Hof tagte, einen neuen großen Raum schaffen. Keine Frage, dass dieser neben der Wahrnehmung einer Schutzfunktion für die Versammlungen natürlich auch prunkvoll ausgeschmückt werden sollte.

Als 1481 die architektonischen Strukturen fertig waren, berief Papst Sixtus so berühmte Künstler wie Botticelli, Ghirlandaio, Rosselli, Signorelli, Perugino und Pinturicchio zu den Arbeiten in der Kapelle.

Die Seitenwände wurden von ihnen dekoriert und die unteren Bereiche wurden mit kunstvollen Gobelins, welche teilweise von Raffael und seinen Gehilfen gefertigt waren und heute in der Galerie der Gobelins ausgestellt sind, behängt.

Erst der Neffe Sixtus, der als Papst Julius II. (1503-1513) bekannt wurde, kümmerte sich schließlich um die Vollendung der Sixtinischen Kapelle und beauftragte Michelangelo Buonarroti mit der malerischen Gestaltung des Deckengewölbes.

Sixtinische Kapelle

 

Sixtinische Kapelle
IconSixtinische Kapelle

 

Michelangelo, in Florenz bereits ein Künstler von gewisser Berühmtheit, stimmte nach anfänglichem Widerstand schließlich zu und schuf mit Unterbrechungen und unter verschiedenen Päpsten die grandiosen Gemälde, die wir nun bewundern.

Interessant ist es zu sehen, wie sich der Stil des Künstlers im Laufe der Jahre veränderte. Hat Michelangelo zu Beginn seiner Arbeit die Figuren sehr detailgetreu gemalt und vor dunklem Hintergrund fast plastisch hervor gehoben, so ist mit fortschreitender Zeit eine gewisse Leichtigkeit in der Pinselführung zu erkennen.

Bevor wir eintreten erklärt uns Marcello noch die Verhaltensregeln für den Raum: nicht reden, nicht fotografieren. Doch bereits nach wenigen Minuten stellen wir fest, dass sich daran wohl keiner hält. Es wird sogar mit Blitz fotografiert und der Gesprächslärm schwillt immer lauter an, bis die Museumswärter durch ebenfalls lautes „Schsch, silenzio, schschsch!” den Pegel kurzfristig wieder senken.

Bei der Bitte um Ruhe handelt es sich übrigens weniger um die Einforderung von Andacht in diesem Raum, sondern um den Schutz der Fresken. Durch den Schall könnte sich der Putz lösen und abbröckeln. Wär doch schade!

Kurz bevor wir uns die Halswirbel völlig verrenken, verlassen wir die Sixtinische Kapelle und folgen einer von Säulen gesäumten Treppe, die uns zur Peterskirche führt. Im Portikus betrachten wir das zentrale Portal und die Heilige Tür, die vom Papst zu jedem Jubiläum geöffnet und geschlossen wird.

Nach obenPetersdom

Petersdom, Michelangelos Pieta
IconPetersdom, Michelangelos Pieta

 

Petersdom

 

Petersdom

 

Nach einigen erklärenden Worten und dem Hinweis, dass wir uns nun noch solange wir möchten hier im Dom aufhalten können, endet unsere geführte Tour. Wir bedanken uns bei Marcello für seine Begleitung, verabschieden uns von den anderen Teilnehmer:innen unserer Führung und wünschen uns gegenseitig noch einen schönen Aufenthalt.

Als wir in den Dom eintreten sind wir erst einmal sprachlos. Durch die gewaltige Größe der Kirche fühlt man sich als Mensch ganz winzig klein und unbedeutend, eine schiere Demonstration kirchlicher Macht.

Der Petersdom ist 187 Meter lang, in den Seitenschiffen 58 Meter und im Transept 140 Meter breit. An seiner höchsten Stelle ist das Gewölbe des Mittelschiffs so hoch wie ein 15-stöckiges Haus, nämlich 46 Meter.

In der Mitte der Kuppel finden wir den Bronzebaldachin, der den Papstaltar überdacht. Er ist ein Jugendwerk Berninis und wurde von Papst Urban VIII. in Auftrag gegeben, um der Leere unter der Kuppel entgegen zu wirken.

Für seinen Guss wurden Bronzetafeln aus der Vorhalle des Pantheons verwendet und von diesem nicht sonderlich kulturbewussten Recycling rührt auch der bereits zitierte Ausspruch „Was die Barbaren nicht taten, das machten die Barberinis” her.

Petersdom
IconPetersdom

 

Petersdom

 

In einer Seitenkapelle gleich rechts neben der Heiligen Pforte finden wir Michelangelos Pieta. Es ist schon erstaunlich, dass dieses Werk, welches so viel Schmerz und Mitleid im Antlitz Marias ausdrückt, von einem damals erst 25 Jährigen geschaffen wurde.

Viel gibt es in der Basilika zu sehen an Altären, Statuen, Bildern und Kunstgegenständen. Alles wunderschön ausgeführt und von beeindruckender Größe. Unter Michelangelos Kuppel stehend, den Kopf in den Nacken gelegt, haben wir fast den Eindruck in den Himmel hinein zu schauen und bei Berninis Grabmal für Papst Alexander VII. warten wir nur darauf, dass der Tot das Tuch lüpft und drunter hervorblickt.

Bei einem Gang durch die Grotten unterhalb der Ebene der Kirche, finden wir neben Kapellen die Heiligen gewidmet sind, viele Gräber von Königinnen, Königen und Päpsten vor.

Besonders berührend ist der Anblick in brünstig betender und weinender Frauen, die hinter einer Absperrung gegenüber dem Grab Papst Johannes Paul II. knien. Aus den gemurmelten Gebeten schließen wir, dass die Frauen ebenfalls aus Osteuropa kommen und so stand ihnen der 2005 verstorbene und aus Polen stammende Papst wohl besonders nahe.

Petersdom, Bernini Baldachin
IconPetersdom, Bernini Baldachin

 

Petersdom, Bernini Baldachin
IconPetersdom, Bernini Baldachin

 

Petersdom
IconPetersdom

 

Nach einer Runde durch die Grotten finden wir uns ein Stockwerk höher in der Basilika wieder ein, um nun zum Abschluss unseres Besuchs hier im Petersdom zu kommen - dem Aufstieg in die Kuppel!

Entworfen wurde die Kuppel von Michelangelo selbst, doch da dieser bis zu seinem Tod mit 89 Jahren ständig mit dem Inneren der Basilika beschäftigt war, konnte sie erst von seinem Schüler Giacomo Della Porta fertig gestellt werden. Er hob das Gewölbe der Kuppel um ca. 7 Meter an und beendete die Arbeiten 1590 unter Papst Sixtus V. nach einer Bauzeit von nur 22 Monaten.

Der Aufstieg ist vor allem im oberen Abschnitt der Kuppelwölbung recht lustig, da man ganz schief zwischen Außen- und Innenschale entlang geht, was einen mitunter an den eigenen 5 Sinnen zweifeln lässt. Ist's die Wölbung oder war's doch ein Glas Wein zu viel?

Oben angelangt gibt es einen schönen Ausblick über Rom. Besonders interessant finden wir die Metallkonstruktionen entlang des Kuppeldaches, die wir große Kerzenhalter aussehen. Das können sie aber nicht sein, oder? Wofür das wohl gehören mag?

Petersdom, Vatikanische Gärten, Sendemast Radio Vatikan

 

Petersdom, Blick von der Kuppel über den Petersplatz
IconPetersdom, Blick von der Kuppel über den Petersplatz

 

Petersdom, Grabmal Papst Alexander VII. (Bernini)
IconPetersdom, Grabmal Papst Alexander VII. (Bernini)

 

Wir schauen uns das Panorama ausgiebig an und genießen auch den Blick in die Vatikanischen Gärten, die wir auf dieser Tour nicht besucht haben. Erstens wär es uns wahrscheinlich zu viel des Vatikans geworden und zweitens ist März auch nicht gerade das Monat, in dem man sich üppiges Grün und prächtige Blüten erwarten kann. Außerdem müssen wir uns ja auch noch die eine oder andere Sehenswürdigkeit für eine eventuelle Rückkehr aufheben.

Zurück auf dem Boden lassen wir nochmals den Petersplatz auf uns wirken und studieren die 13 überlebensgroßen Statuen, welche die Balustrade zieren. In der Nachmittagssonne lassen die Schatten ihre Gesichter richtig lebendig aussehen. Auch die leere Bestuhlung des Platzes bietet einen faszinierenden Anblick und zeigt, wie viele Menschen hier untergebracht werden können. Riesig!

Petersplatz, Petrus Statue
IconPetersplatz, Petrus Statue

 

Petersplatz, Petersdom
IconPetersplatz, Petersdom

 

Petersplatz, Kolonnaden
IconPetersplatz, Kolonnaden

 

Wir haben für den heutigen Tag genug vom Vatikan gesehen und außerdem meldet sich langsam Hunger bei uns beiden. Die Via della Conziliazione, der wir nun folgen, ist von unzähligen Geschäften gesäumt, die alles, was man sich nur an christlichem Kitsch vorstellen kann, dem mehr oder weniger geneigtem Touristen zum Kauf anbietet. Dazwischen gibt es auch Pizza und Pasta und just in so eine Kombination aus Souvenirladen und Ristorante werden wir nun von einem geschäftstüchtigen Kellner hinein gewunken.

Besser gesagt ködert er uns mit einem extra für uns bereitgestellten Tischchen und zwei Stühlen in der Sonne. Ja, das gefällt uns. Es gibt Pizza und Salat sowie Bier. Das Essen schmeckt dem Ort entsprechend mäßig, entspricht aber unseren Erwartungen und macht satt. Nur beim Zahlen fühlen wir uns wirklich gefrotzelt, als der Herr Kellner nicht und nicht mit dem Wechselgeld rausrücken will und Alexander schon fast zu drastischen Mitteln greifen muss.

Doch schließlich besinnt sich der gute Mann doch noch auf seinen Anstand, gibt das Wechselgeld heraus und wir suchen erleichtert das Weite.

Nach obenEngelsburg & Engelsbrücke

Engelsbrücke
IconEngelsbrücke

 

Engelsburg samt römischer Soldaten
IconEngelsburg samt römischer Soldaten

 

Engelsbrücke

 

Ganz so weit wird es dann doch nicht, da wir uns kurzfristig zum Besuch der Engelsburg entschließen. Schaun wir mal, ob es eine arge Schlange bei den Tickets gibt. Wenn nicht, dann gehen wir hinein. Glück gehabt! Nur wenige andere Besucher:innen sind vor uns und schon wandern auch wir durch die ehrwürdigen Gemäuer.

Von der untersten Ebene aus folgen wir einer spiralförmigen Rampe nach oben. Eine eigenartige Atmosphäre herrscht hier und wir sind uns nicht sicher: ist das eine Festung oder doch eher ein Gefängnis? Bedenkt man, dass der Bau einstmals als Mausoleum für Kaiser Hadrian und seine Nachfolger errichtet wurde, so vermag man sich die Eigentümlichkeit besser zu erklären, da der Stil auf die Grabmäler der Etrusker zurückgeht.

Verschiedene Päpste bauten das Mausoleum später zur Burg um. Den Namen Engelsburg erhielt die Festung 590 von Papst Gregor I. Ihm erschien über der Festung der Erzengel Michael, der zum Zeichen dafür, dass die gerade in Rom wütende Pest zu Ende ginge, sein Schwert in die Scheide steckte.

Engelsburg

 

Engelsburg
IconEngelsburg

 

Engelsburg
IconEngelsburg

 

Da die Seuche wirklich verschwand wurde zum Gedenken an die päpstliche Vision vorerst ein Marmorengel auf die Spitze des Gebäudes platziert, der heute noch im Innenhof zu besichtigen ist. Er wurde später durch die jetzige Bronze ersetzt.

Ebenfalls im Cortile dell'Angelo befindet sich die Armesünderglocke, die an die Vergänglichkeit irdischer Schönheit erinnert. Die eigentlichen Papstappartments, welche man durch den Innenhof mit Marmorengel betritt, sind mit schönen Fresken ausgestattet, die von der Schule Raffaels angefertigt wurden.

Engelsburg
IconEngelsburg

 

Engelsburg

 

Engelsbrücke
IconEngelsbrücke

 

Bewegt ist die Vergangenheit der Engelsburg, denn neben Mausoleum und Papstgemächern beherbergte sie auch das Militär und diente als Gefängnis für die Heilige Inquisition. Wir haben gehört, dass es hier auch nächtliche Spukführungen geben soll, die vor allem jüngeres Publikum ansprechen - das können wir uns wahrlich gut vorstellen!

Die Sonne nähert sich dem Horizont und taucht die Statuen auf der Engelsbrücke in ein magisches Licht. Nichts wie hinunter und ein paar Fotos davon machen. Gedacht, getan und schon knipsen wir die englischen Gestalten wie Models auf dem Laufsteg. Die barocken Engel, die allesamt von Gian Lorenzo Bernini und seinen Schülern geschaffen wurden, sind aber auch wirklich lohnende Motive. Alle 10 Engel tragen übrigens Symbole, welche mit der Passionsgeschichte verbunden sind: Kreuz, Dornenkrone, Lanze etc.

Als wir uns von Berninis Himmelsboten in der Abendsonne losreißen und den Tiber überqueren, steht auf einem Parkplatz vor einem Geschäft mit alten Drucken ein knallroter neuer Fiat Cinquecento. Ist der süß! Sofort ist man bei diesem Anblick an das Italien der 50er Jahre erinnert.

Weiter geht's durch die Via dei Banchi Nuovi, wo im 15. Jahrhundert Bankiers aus Siena, Florenz und Genua die Finanzen des Heiligen Stuhls und die päpstlichen Privatvermögen verwalteten. Hübsche Paläste und Antiquitätengeschäfte zeugen auch heute noch davon, dass das hier eine bessere Gegend war.

Nach obenProsciutto & Parmesan von der Antica Salumeria

Engelsburg, Blick über Rom

 

Engelsburg, Blick über Rom

 

Die Piazza della Rotonda, der Vorplatz des Pantheons, liegt in der Abenddämmerung vor uns. Alexanders Bruder Harald hat uns gebeten, ihm Parmesan und Prosciutto von hier mitzubringen und so rufen wir schnell an, um nach dem richtigen Geschäft zu fragen. Harald lotst uns am Handy in eine Antica Salumeria hier vor dem Pantheon.

Noch telefonierend betreten wir das Delikatessengeschäft, wo eine nette Dame eifrig tratschend einen Kunden bedient. Als wir an der Reihe sind möchten wir bitte 50 dag Prosciutto crudo, aber bitte nur leicht gesalzen für den Herrn Bruder aus Wien, der uns extra hierher geschickt hat. Wir werden an den Hausherren verwiesen, den zuständigen Experten für Schinken.

Auch ihm erklären wir unser Begehr und sind nicht sicher, ob wir Prosciutto di Parma oder San Daniele nehmen sollen. Der Schinkenexperte grinst breit und empfiehlt uns dringend San Gabriele Schinken zu nehmen. Der ist nach ihm benannt und die hauseigene Ausführung der luftgetrockneten Delikatesse. Zum Kosten gibt's für jeden eine hauchdünne Scheibe. Hmmmm! Ja bitte, den nehmen wir.

Während der Hl. Gabriel Rohschinken hobelt und dabei mit Karin über Südtirol plaudert - er versteht zwar Deutsch, spricht es aber nicht - verfüttert Gabriels Frau ein köstliches selbstgebackenes Amarettino an Alexander, der entzückt die Augen verdreht und Karin einen Bissen abgibt.

Engelsburg

 

Engelsbrücke
IconEngelsbrücke

 

Zum Schinken kommt noch ein halbes Kilo Parmesan und anschließend wird von Gabriele alles auch noch vakuumverpackt. Sehr praktisch!

Geld ist dann wieder Frauensache und so entrichten wir den erstaunlich günstigen Betrag an der Kassa. Zum Abschied bekommt auch Karin ein Amarettino zugesteckt, dass sie wiederum mit Alexander teilt. Auch dieses grüne Pistazienkekserl schmeckt himmlisch. Mit Winken und vielen lieben Grüßen an den daheimgebliebenen Bruder, Wünschen für einen schönen Aufenthalt und eine gute Heimreise verlassen wir das nette Ehepaar.

Die Antica Salumeria können wir jedem Rombesucher empfehlen, der neben köstlichen Lebensmitteln zu erschwinglichen Preisen auch noch eine ganz liebe persönliche Bedienung erleben möchte!

Mit ziemlicher Verspätung kommen wir nach diesem laaaangen Tag schlussendlich in unserem Hotel an. Wäre weiter nicht tragisch, aber diesmal haben wir zur Feier von Karins Geburtstag ja einen Tisch im Restaurant reserviert. Wir geben kurz an der Rezeption Bescheid, dass wir später kommen und gehen zum Erfrischen und Kultivieren auf unser Zimmer.

kleiner roter Fiat Nuova 500
Iconkleiner roter Fiat Nuova 500

 

Pantheon, Salumeria

 

irgendwo in Rom
Iconirgendwo in Rom

 

Etwas später tauchen wir dann im Restaurant auf. Karin hat sich mit ihrem neu erworbenen Kostüm fein gemacht und Alexander hat sich ebenfalls in Hemd und Sakko geworfen. Viel los ist nicht im Restaurant, aber wir haben es ohnehin lieber etwas ruhiger.

Da Alexander bei der Reservierung von Karins Jubeltag erzählt hat, lädt uns die Hoteldirektion auf ein Glas Champagner zum Aperitif ein. Sehr nett, vielen Dank!

Das Essen bestehend aus Suppe von grünem Spargel, hausgemachter Pasta und Risotto mundet uns ausgezeichnet. Dazu gibt es ein gutes Glas Wein. Zum abschließenden Espresso kommt ein Kunstwerk aus Selbstgebackenem als Gruß aus der Küche. Wir knabbern schon begeistert am süßen Gebäck, als das Personal „Tanti auguri a te” singend mit einer Torte voll sprühender Wunderkerzen aus der Küche kommt.

Hupps, wie lieb! Alle, auch die neugierig schauenden anderen Gäste, klatschen begeistert und wünschen alles Gute. Karin wird ein bisschen rot. Die Torte besteht aus Schokomousse und Earl Grey-Gelee, ist mit Blattgold verziert und so groß, dass wir sie beim besten Willen nicht aufessen können. Aber auch darauf ist der Koch vorbereitet und packt alles für eine Aufbewahrung in unserem Zimmerkühlschrank ein. Auch Besteck bekommen wir mit.

Am Zimmer gibt's noch einen ganz kleinen Schluck vom Grappa Barrique, der hoffentlich das Völlegefühl ein wenig lindert. Dann fallen wir todmüde ins Bett und sind auch schon eingeschlafen. So ein schöner und langer Karingeburtstag!

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